Aichholzhof (Markgröningen)
Der Aichholzhof ist eine kleine landwirtschaftliche Siedlung am Standort des wüst gefallenen Weilers Aicholtz auf der Markung der Stadt Markgröningen im baden-württembergischen Landkreis Ludwigsburg.
Geschichte
Die ehemalige württembergische Domäne Aichholzhof auf einer lössbedeckten Hochfläche westlich der Glems wurde früher auch Katharinenhof genannt. Wie andere alemannische Siedlungen ist der Weiler offenbar aus einem römischen Gutshof hervorgegangen, von dem im 19. Jahrhundert zahlreiche Überreste in unmittelbarer Nachbarschaft und auf dem Gelände der damals königlichen Domäne entdeckt wurden.[2] Der von Grüningen durch den ehemaligen Weiler über Pulverdingen und unterhalb der Burg Dauseck nach Enzweihingen verlaufende „Alte Vaihinger Weg“ soll zudem auf eine Römerstraße zurückgehen. Der Alte Weg verlor bereits im 18. Jahrhundert durch den Bau einer neuen „Chaussee“ zum „Gröninger Hochgericht“ an der heutigen Bundesstraße 10 seine ursprüngliche Bedeutung und wurde im 19. Jahrhundert aufgegeben.[3]
1393 übertrug die Esslinger Spitalnonne Dorothea von Steig einen der Höfe des für 1480 noch belegten Weilers „Aicholtz“ an das Katharinenhospital Esslingen. Ein weiteres Hofgut war bis zu deren Aussterben im 16. Jahrhundert im Besitz der Herren von Sachsenheim und fiel wie das Gut des Katharinenspitals an Württemberg. Im Dreißigjährigen Krieg ist der Weiler vermutlich abgegangen. 1752 ist er auf der Markgröninger Aussfeld-Karte noch als Wüstung beim „Aicholtzer Bronn“ zu erkennen.[4]
Seit 1799 erwarb der Kameralverwalter Karl Amandus Friedrich Stockmaier verschiedene Grundstücke auf der Markung Markgröningen. In den Jahren 1811/12 wurden ein Wohnhaus mit Scheune und Stall errichtet. Apotheker Speidel kaufte 1835 das Gut, um es nach einem Jahr an den Hohenheimer Professor Karl Pistorius weiterzuverkaufen. Dieser ließ von 1837 an weitere Gebäude auf dem Gut errichten: einen Stall, ein Backhaus und einen Getreidespeicher. Später wurde für die Landarbeiter noch ein Gesindehaus gebaut. Im Jahr 1846 kaufte die Hofdomänenkammer als private Vermögensverwaltung der württembergischen Königsfamilie den Aichholzhof von Professor Pistorius um 40.000 Gulden. Als erster Pächter zog Friedrich Josenhans aus Markgröningen auf und bewirtschaftete die Domäne bis 1870. Dann pachtete Jakob Bayha mit einer kurzen Unterbrechung den Hof bis 1900. Schließlich bewirtschaftete die Pächterfamilie Marstaller den Aichholzhof bis zur Lösung des Pachtverhältnisses.
Wegen seiner günstigen Lage wurde der Aichholzhof als sehr gute Domäne betrachtet. Die Deutsche Bundesbahn benötigte jedoch so viel Gelände für die Schnellbahnstrecke von Stuttgart nach Mannheim, dass eine weitere Verpachtung nicht mehr in Frage kam. Deshalb wurde das Pachtverhältnis 1976 aufgelöst. Im folgenden Frühjahr verkaufte die Hofkammer das Domänengelände an die Deutsche Bundesbahn und an die Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH.
Der Aichholzhof ist heute vor allem für sein Reitturnier des auf dem Hof ansässigen und mittlerweile über 60 Jahre alten Reit- und Fahrvereins Markgröningen-Möglingen bekannt.[5] Außerdem gibt es eine Besenwirtschaft und einen Hofladen.
Literatur
- Markgröningen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 39). Karl Aue, Stuttgart 1859, S. 247–275 (Volltext [Wikisource]).
Anmerkungen
- ↑ Ausschnitt aus der Aussfeld-Karte von 1751/52.
- ↑ Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Hrsg.: Königlich Statistisch-Topographisches Bureau. Stuttgart 1859. Reprint: Bissinger, Magstadt, 1975, ISBN 3-7644-0038-2, Wikisource.
- ↑ Siehe Signatur für dreibeinige Galgen auf der Aussfeld-Karte.
- ↑ Siehe Aussfeld-Karte von 1751/52 zur Rekultivierung und Wiederbesiedlung erstellt. Das „Aussfeld“ wurde damals unter den drei Lehnsherrschaften Württemberg, Heilig-Geist-Spital und Kirchenheiliger neu aufgeteilt, deren Gebiete sich am Standort des ehemaligen Weilers berührten.
- ↑ Siehe Website des Reit- und Fahrverein Markgröningen-Möglingen.
Weblinks
- Der Aichholzhof auf leo-bw.de
- Website des Reit- und Fahrvereins Markgröningen-Möglingen
Koordinaten: 48° 54′ N, 9° 3′ O
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Wüstung Aichholzhof beim "Aicholzer Bronn" auf der Markgröninger "Außfeldkarte" von 1752. Das Gelände des ehemaligen Hofes ist weitestgehend dem Kirchenheiligen abgabepflichtig. Angrenzend Markungsteile der württembergischen Kellerei und des Markgröninger Spitals.
Aichholzhof auf der Markgröninger Urflurkarte von 1832
Kartenblatt NO XXXVIII 1, Stand 1832, Bild 1.
Zu sehen ist der Aichholzhof, die Papiermühle, Talhausen, die Untere Mühle, alles auf Markgröninger Gemarkung. Zusätzlich sind die Gewanne Brunnquill (Bronnquill), Eichholzer Feld, Lehle, Mühlberg, Mühlweg, Roll, Alte Vaihinger Weg und Vaihinger Straße und Kühlenbronnen aufgeführt.Autor/Urheber: P. Fendrich, Lizenz: CC BY 3.0
Aichholzhof (Markgröningen) Panorama von Nordwesten