Aheda Zanetti

Aheda Zanetti (geb. 1967[1] in Tripoli im Libanon) ist eine libanesisch-australische Modedesignerin von Bekleidung für Frauen, die auch bei der Sportausübung die Regeln konservativer Islam-Auslegungen befolgen. Zanetti erfand unter anderem den Hijood als Kopfbedeckung beim Sport und den Burkini als Schwimmbekleidung für muslimische Frauen.

Leben und Werk

Ruqaya Al Ghasra aus Bahrain bei den Olympischen Spielen 2008 mit einem Hijood

Zanetti wurde in Tripoli im Libanon geboren, im Alter von zwei Jahren ging sie mit ihrer Familie nach Australien und lebte in Bankstown City, einem Vorort von Sydney.[2] Heute lebt und arbeitet sie in Sydney und hat vier Kinder.[3]

Als Modedesignerin entwickelte Zanetti den Hijood (auch hijjod, ein Kofferwort aus „hijab“ und „hood“ für Kapuze), einen haubenförmiger Hidschāb, der es muslimischen Mädchen erlauben soll, Sport zu treiben.[2] 2004 brachte Zanetti eine Serie von Sportbekleidung für Muslima unter dem Markennamen Ahiida heraus[2] und gründete das Unternehmen Ahiida Pty Ltd. Der Hijood wurde von mehreren Sportlerinnen bei öffentlichen Wettkämpfen getragen, unter anderem von Ruqaya Al Ghasra aus Bahrain, die 2008 als erste Sportlerin bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking mit dieser Bekleidung am 200-Meter-Lauf der Frauen teilnahm und damit viel Aufsehen erregte.[4][3]

Burkini

Unter der Marke Ahiida entwickelte sie 2004 auch den Burqini bzw. Burkini (ein Kofferwort aus Burka und Bikini) für muslimische Schwimmerinnen. Aufgrund massiver Probleme zwischen weißen und muslimischen Australiern in Folge der Terroranschläge am 11. September 2001 und den Cronulla Riots war sie anfangs mit dieser Idee wenig erfolgreich. Sie konnte den Burkini jedoch erfolgreich einbringen, als die australische Rettungsschwimmerorganisation Surf Life Saving Australia vermehrt nach muslimischen Frauen suchte und entsprechende Schwimmkleidung benötigte.[2] Nach eigenen Schätzungen verkaufte Zanetti danach bis 2016 mehr als 700.000 Burkinis, auch an nicht-muslimische Frauen. Darüber hinaus wurde der Burkini auch international interessant für Modehäuser wie Marks & Spencer in Großbritannien.[2]

(c) Science History Institute, CC BY-SA 3.0
Ein Burkini an einer Kleiderpuppe im Rahmen der Ausstellung Second Skin: The Science of Stretch am Science History Institute, 2016.

Die Begriffe Burqini wie auch Burkini sind Wortschöpfungen Zanettis und registrierte Handelsmarken (Registered Trade Mark) ihres Unternehmens, haben sich jedoch alsbald international als Gattungsnamen für Schwimmkleidung für muslimische Frauen etabliert.[2] Über die Verbote des Burkini und die Debatten um die Bekleidung muslimischer Frauen in Europa und speziell in Frankreich äußerte sich Zanetti irritiert. Sie betont, dass die Wahl, einen Schwimmanzug zu tragen, eine persönliche Entscheidung sei und dass sich der Burkini international nicht nur bei Muslimas durchsetzt. Sie wolle muslimischen Frauen mit dem Burkini zudem Freiheiten und Möglichkeiten geben, die sie vorher nicht hatten, und bewertet die Debatte entsprechend als destruktiv. In ihren Augen ist der Burkini ein Zeichen von Freiheit, nicht des Islam.[5][6] Die Debatte in Europa führe zugleich zu einem deutlich erhöhten internationalen Interesse an Burkinis, wobei etwa 45 Prozent der Anfragen von nicht-muslimischen Interessenten stammen, die sich zum Beispiel mit einem solchen Ganzkörperanzug vor dem UV-Licht schützen wollen.[7][8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aheda Zanettis Twitter-Account (Archivlink). Abgerufen am 20. April 2023.
  2. a b c d e f Adam Taylor: The surprising Australian origin story of the ‘burkini’. In: Washington Post. ISSN 0190-8286 (washingtonpost.com [abgerufen am 20. April 2023]).
  3. a b Islamkonforme Sportausrüstung (Memento vom 24. Juni 2009 im Internet Archive) Süddeutsche Zeitung, 19. August 2008; abgerufen am 20. April 2023.
  4. Pauline Askin: Aussie "burqini" designer creates athletic veil. In: Reuters. 18. August 2008 (reuters.com [abgerufen am 20. April 2023]).
  5. Aheda Zanetti: I created the burkini to give women freedom, not to take it away. The Guardian, 24. August 2016; abgerufen am 27. August 2016.
  6. 'It's just a swimsuit': Australian burkini designer mystified by ban. In: ABC News. 18. August 2016 (net.au [abgerufen am 20. April 2023]).
  7. Boomendes Burkini-Geschäft: Burkini-Erfinderin sieht den Ganzkörperbadeanzug als Zeichen der Freiheit. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 20. April 2023]).
  8. Daisy Dumas: Non-Muslims flock to buy burkinis as French bans raise profile of the modest swimwear style. In: smh.com.au. 19. August 2016, abgerufen am 20. April 2023 (englisch).

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Burkini modesty swimsuit PROP 178 MG 2016 01.jpg
(c) Science History Institute, CC BY-SA 3.0
Modesty swimsuit or burkini, displayed on mannequin as part of the museum exhibition Second Skin: The Science of Stretch at the Chemical Heritage Foundation, on view from November 4, 2016 to May 6, 2017. The four piece modesty swimsuit set is made of 80% polyester and 20% spandex. It consists of pants, tunic, hair cap and swim hijab.

The navy blue legging-style pants have stirrups to go under the feet.

The teal and navy blue tunic is soft to the touch and has long sleeves. The tunic has ties on the inside to tie to the bottom pieces. The teal blue swim cap/underscarf covers the hair and is worn under the swim hijab. The swim hijab is a navy blue hood which covers neck and hair with an opening for the face. The hijab is to be placed over a swim cap/underscarf.
Birdsnest action 2.jpg
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women's 200 meters semi-final at the bird's nest, Beijing, august 20th 2008. Roqaya Al-Gassra