Agum II. Kakrime

Agum II. (mAg-gu-um) oder Agum II.-Kakrime war der zweite kassitische König von Babylon. Er trug den Titel šar Kaššī[1] und šar Ak-ka-di-i[2].

Quellen

Von Agum II.-Kakrime sind keine Originalinschriften erhalten, sondern nur spätere Kopien. Es liegen mehrere Datierungsansätze zwischen 1530 v. Chr. und 1450 v. Chr. vor, wobei unklar bleibt, ob es einen weiteren Herrscher mit Namen Agum III. gab.[3]

Assurbanipal-Text

In einer Zusammenstellung für die Bibliothek des Aššur-bani-apli werden die Leistungen von Agum-kakrime beschrieben. Er brachte danach die Statuen von Marduk und Ṣarpanitu aus dem Land Ḫani zurück nach Babylon.
8 "Den König Šamaš durch ein Lamm des Opferschauers befragte ich und
9 einem fernen Lande, matḪa-ni-i,
10 schickte ich [Boten] und den Gott Marduk
11 und die Göttin Sarpanitum geleiteten sie hierher und
12 Marduk und Sarpanitum,
13 die meine Regierung lieben,
14 nach Esagila
15 und Babylon
16 brachte ich zurück."[4]
Er stellte den Esagila wieder her, den er mit Gold, Silber, Kupfer und Edelsteinen beschenkte. Außerdem erhielten ein Priester, ein Schmied und eine weitere Person Steuerbefreiung.

Agum nennt sich Sohn von UR-ši-gu-ru-maš, Nachkomme von A-bir-[Ataš], Sohn von Kaš-til-ia-šu, Sohn von Agum dem Großen (ša A-gu-um ra-bi-i), reiner Same des Šuqamuna, eingesetzt von Anu und Enlil, Ea und Marduk, Sin und Šamaš, der starke Mann der kriegerischen Ištar[5]. Marduk, hatte damals noch nicht die Bedeutung, die ihm in Neu-Babylonischer Zeit zukommen sollte. Benno Landsberger hält die Inschrift allerdings für eine spätere Fälschung, eine Ansicht, der sich auch Gelb und Borger anschlossen („apokryphisch“). Dagegen argumentiert Na'Aman, dass selbst eine Fälschung sich an die überlieferten Fakten halten würde, die Angaben also verwertbar sind[6].

Gewöhnlich wird angenommen, dass diese Götterbilder im Zuge des hethitischen Überfalls auf Babylon unter Muršilis I. entführt worden waren. Nach einem Orakeltext aus der Bibliothek von Assurbanipal ist die Herrschaft von Agum 24 Jahre nach der Plünderung von Babylon ansetzen[7]. Ḫani wird verschieden gedeutet. Na’Aman[6] interpretiert es als Ḫana, unklar bleibt dann allerdings, warum die Statuen in Ḫana verblieben oder wie sie nach dort gelangten. Brinkman[8] schlägt dagegen eine Lesung als Hati, Hatti vor, was auch mit der Beschreibung als „fernes Land“ übereinstimmen würde, die Rückgabe wäre dann ein Staatsakt. Ist die Zeitangabe des Orakeltextes zuverlässig, liegt die Thronbesteigung Agums um 1545[9], sonst kann man sie nur in der Zeit nach den Fall Babylons, für den ebenfalls kein Fixdatum vorliegt, ansetzen.

Weitere Quellen

Ein Agum führte auch einen Feldzug gegen das Meerland. Die entsprechende Chronik weist ihm allerdings keinen königlichen Titel zu, so dass die Gleichsetzung mit Agum II. nicht völlig gesichert ist. Aus Qalʿat al-Bahrain auf Dilmun liegen zwei Schulübungen vor, die in die Regierungszeit von Agum datiert sind. Hier handelt es sich vermutlich um Agum III.[10]

9. Kassitenherrscher

Weidner (1926) identifizierte Agum kakrime als den 9. Herrscher der synchronistischen Königsliste (Lesung mag-gu-[u]m), zog diese Interpretation aber wieder zurück. Astour liest die entsprechende Stelle als Kak-ri-i[m-m]e, was ein Epithet von Agum II. ist. Astour nimmt Agum-kakrime an. Wie Boese betont[11], ist diese Deutung „sehr verführerisch“, aber letztlich nicht belegbar. Na'Aman hält Agum für den 8. Kassittenherrscher[6].

Der betreffende König regierte 22 Jahre.

Namen

I. M. Diakonoff deutete den Beinamen Agum als akkadisch kak rīme, Schwert des Mitleids[12], Astour als „Waffe des Donners“ oder Donnerkeil.

Literatur

  • Ernst Weidner: Die älteren Kassiten-Könige. In: Archiv für Orientforschung. Band 19, 1959/1960, S. 138, JSTOR:41637106.
  • Albrecht Goetze: The Kassites and near Eastern chronology. In: Journal of Cuneiform Studies. Band 18, Nr. 4, 1964, S. 97–101, doi:10.2307/1359248.
  • Hermann Gasche: La fin de la première dynastie de Babylone: une chute difficile. In: Akkadica. Band 124, 2003, ISSN 1378-5087, S. 205–220.
  • John A. Brinkman: Materials and Studies for Kassite History. Band 1: A catalogue of cuneiform sources pertaining to specific monarchs of the Kassite dynasty. University of Chicago Press, Chicago IL 1976.
  • Ernst F. Weidner: Die große Königsliste aus Assur. In: Archiv für Orientforschung. Band 3, 1926, S. 66–77, JSTOR:41662852, (Umschrift).
  • Benno Landsberger: Das gute Wort. In: Mitteilungen der altorientalischen Gesellschaft. Band 4, 1928/1929, ZDB-ID 501175-9, S. 294–320, hier S. 312.
  • Benno Landsberger: Assyrische Königsliste und „Dunkles Zeitalter“. In: Journal of Cuneiform Studies. Band 8, Nr. 2, 1954, S. 47–73, hier S. 65 n. 160, S. 67, 116.

Anmerkungen und Belege

  1. Albrecht Goetze: The Kassites and near Eastern chronology. In: Journal of Cuneiform Studies. Band 18, Nr. 4, 1964, S. 97–101, hier S. 97.
  2. Albrecht Goetze: The Kassites and near Eastern chronology. In: Journal of Cuneiform Studies. Band 18, Nr. 4, 1964, S. 97–101, hier S. 98.
  3. Michael Lichtenstein (Red.): Texte zum Rechts- und Wirtschaftsleben (= Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Neue Folge Band 1). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, ISBN 3-579-05289-6, S. 361.
  4. Benno Landsberger: Assyrische Königsliste und „Dunkles Zeitalter“. In: Journal of Cuneiform Studies. Band 8, Nr. 2, 1954, S. 47–73, hier S. 65.
  5. Peter Stein: Die mittel- und neubabylonischen Königsinschriften bis zum Ende der Assyrerherrschaft. Grammatische Untersuchungen (= Jenaer Beiträge zum Vorderen Orient. 3). Harrassowitz, Wiesbaden 2000, ISBN 3-447-04318-0, S. 151.
  6. a b c Nadav Na’Aman: Statements of Time-Spans by Babylonian and Assyrian Kings and Mesopotamian Chronology. In: Iraq. Band 46, Nr. 2, 1984, S. 115–123, hier S. 122, doi:10.2307/4200220.
  7. I 3353+, Rykle Borger: Gott Marduk und Gott-König Sulgi als Propheten. Zwei prophetische Texte. In: Bibliotheca Orientalis. Band 28, 1971, ISSN 0006-1913, S. 3–24, hier S. 5, 16, 21.
  8. John A. Brinkman: Chronologies in old World Archaeology: Archaeological Seminar at Columbia University 1970–1971. Foreign Relations of Babylonia from 1600 to 625 B.C.: The Documentary Evidence. In: American Journal of Archaeology. Band 76, Nr. 3, 1972, S. 271–281, hier S. 274, doi:10.2307/503920.
  9. Nadav Na’Aman: Statements of Time-Spans by Babylonian and Assyrian Kings and Mesopotamian Chronology. In: Iraq. Band 46, Nr. 2, 1984, S. 115–123, hier S. 123, doi:10.2307/4200220.
  10. Niek Veldhuis: Kassite Exercises: Literary and Lexical Extracts. In: Journal of Cuneiform Studies. Band 52, 2000, S. 67–94, hier S. 70, doi:10.2307/1359687.
  11. Johannes Boese: „Ḫarbašipak“, „Tiptakzi“ und die Chronologie der älteren Kassitenzeit. In: Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie. Band 98, Nr. 2, 2008, S. 201–210, Anm. 26, doi:10.1515/ZA.2008.012.
  12. Michael C. Astour: The Name of the Ninth Kassite Ruler. In: Journal of the American Oriental Society. Band 106, Nr. 2, 1986, S. 327–331, hier S. 130.