Agostino Marchetto

Agostino Marchetto, 2016

Agostino Marchetto (* 28. August 1940 in Vicenza, Italien) ist ein Kurienerzbischof der römisch-katholischen Kirche.

Leben

Nach dem Studium der Katholischen Theologie und Philosophie empfing Marchetto am 28. Juni 1964 das Sakrament der Priesterweihe. Seit 1968 war er im diplomatischen Dienst des Vatikans tätig, unter anderem in Sambia, Kuba, Algerien und Mosambik.

Am 31. August 1985 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularerzbischof von Astigi und bestellte ihn zum Pro-Nuntius in Madagaskar und Mauritius. Am 1. November 1985 spendete ihm Sebastiano Kardinal Baggio die Bischofsweihe; Mitkonsekratoren waren die Bischöfe Arnoldo Onisto und Carlo Fanton. Am 7. Dezember 1990 als Pro-Nuntius nach Tansania versetzt, wurde er am 18. Mai 1994 Apostolischer Nuntius in Belarus.

Papst Johannes Paul II. berief ihn am 8. Juli 1999 als Ständigen Beobachter bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen nach Rom und ernannte ihn am 6. November 2001 zum Sekretär des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs. 2010 wurde seinem altersbedingten Rücktrittsgesuch durch Papst Benedikt XVI. stattgegeben.

Marchetto gilt als einer der wichtigsten Analytiker des 2. Vatikanischen Konzils. Marchetto ist als Vertreter jener Interpretationslinie, die Benedikt XVI. als „Erneuerung in der Kontinuität der einzigen Kirche“ bezeichnete. In diesem Sinn griff er mit scharfer Dialektik immer wieder die linksliberale theologische Schule von Bologna um Giuseppe Alberigo an. Am 7. Oktober 2013 schrieb Papst Franziskus ihm einen ausführlichen Brief. Darin bezeichnete er Marchetto "als den besten Hermeneutiker des Zweiten Vatikanischen Konzils"[1].

Agostino Marchetto galt in seinem Amt als „Einwanderungsminister“ der römischen Kurie als unbequemer Mahner. Er beklagte lautstark sowohl den Umgang der französischen Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy gegen Roma aus Rumänien und Bulgarien, wie auch die italienische Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi bei den Bestrebungen gegen illegale Einwanderung. Hingegen wurde er für sein Engagement durch den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen gelobt.[2][3]

Schriften

  • The Second Vatican Ecumenical Council. A Counterpoint for the History of the Council. Übersetzung: Kenneth D. Whitehead, University of Scranton Press 2009, ISBN 978-1-58966196-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Giuseppe Nardi: „Schule von Bologna“ von „ihrem“ Papst verraten? – Papst Franziskus lobt „besten Hermeneutiker des Konzils“. 15. November 2013, abgerufen am 1. Januar 2014.
  2. Kritiker der Einwanderungspolitik Italiens im Vatikan tritt ab, NZZ, 1. September 2010
  3. Ein Feldzug gegen die Einwanderer, FAZ, 13. Juli 2009

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Agostino Marchetto a les Jornades Castelldaura del 2018.