Agfa Isolette

Isolette bezeichnete eine vom Agfa Camerawerk München produzierte Mittelformatkamera mit Faltbalgen. Auf ihrer Basis entstand 1956 in Gestalt der Automatic 66 auch die erste Kamera mit automatischer Belichtungssteuerung.

Modelle

Isolette mit Apotar 1:4,5 8,5cm

Als moderne Mittelformat-Klappkamera für die Formate 6x6 und 4,5x6 kam im Herbst 1937 die Isorette heraus und wurde bereits nach wenigen Monaten in Isolette umbenannt. Im Gegensatz zum Modell Billy war die Klappe unten am Gehäuse angeschlagen, bewegte sich beim Öffnen also nach unten anstatt zur Seite. Die Isolette kostete mit dem Objektiv Igestar 6,3 zu Beginn 38 RM, mit Solinar 4,5 und dem aufwendigeren Verschluss Compur Rapid 86 RM. Die Isolette ist während ihrer Bauzeit häufig verändert worden, es sind unterschiedliche Oberteile, Objektive und Gehäuseklappen bekannt.

Die ersten Modelle besaßen eine schwarze Kappe aus Trolit, dem gleichen, leicht zerbrechlichen Material, aus dem auch die Trolix-Box bestand, man ging aber sehr bald zur üblichen Metallkappe über.

Auf den Exportmärkten hieß die Kamera teilweise Ventura. So gibt es zum Beispiel eine AGFA Ventura 66 V.

Isolette 4.5

Die Isolette 4.5 war ein Übergangsmodell und wurde von 1946 bis 1950 hergestellt. Interessant an diesem Modell ist die obere Gehäuseabdeckung aus Aluminium-Guss-Material (Nüral) sowie die Doppelbelichtungssperre, erkennbar an einem Sichtfenster hinter dem Auslöser.

Isolette V

Das V in der Bezeichnung Isolette V wies auf den Vario-Verschluss hin, ein einfacher Verschluss mit nur drei Zeiten, nämlich 1200 s, 150 s und 125 s, sowie Langzeitbelichtung. Dafür kostete die Kamera aber auch nur 66 DM. Agfa stellte sie im April 1950 in Köln auf der Leistungsschau der deutschen fotografischen Industrie vor, der Vorläufer der Photokina.

Wie üblich wurde auch dieses Modell mit mehreren verschiedenen Optiken und Verschlüssen gebaut, so dass es auch spätere Isoletten V mit Prontor-Verschluss gibt.

Isolette I und II

Agfa Apotar und Prontor-S mit Selbstauslöser (roter Hebel unten rechts)

Die Modelle I und II sind die bekanntesten. Als Objektive wurden angeboten das dreilinsige Apotar f/4,5 85 mm und das vierlinsige Solinar f/3,5 75 mm. In der Kombination mit den Verschlüssen Pronto, Prontor und Prontor SVS ergaben sich die angebotenen Varianten:

  • Apotar f/4,5 85 mm mit Verschluss Pronto
  • Apotar f/4,5 85 mm mit Verschluss Prontor S
  • Apotar f/4,5 85 mm mit Verschluss Prontor SVS
  • Solinar f/3,5 75 mm mit Verschluss Prontor SVS

Da die Zentralverschlüsse wie üblich mit der Optik fest verbunden waren, sprach man vereinfachend von vier zur Wahl stehenden Objektiven.

Isolette III

Agfa Isolette III, 1951 bis 1959

1951 ergänzte die Isolette III das Programm, sie ließ sich an zwei Fenstern in der Gehäusekappe erkennen, eins für den Sucher und eins für den Entfernungsmesser. Letzterer war ungekoppelt, er hatte also ein eigenes Einstellrad, an dem man die ermittelte Entfernung ablesen konnte, um sie anschließend auf die Objektiv-Fokussierung zu übertragen.

Super-Isolette

Die 1954 erschienene Super-Isolette besaß einen Mischbildentfernungsmesser, der mit der Objektiveinstellung gekoppelt war. Infolgedessen wies ihr Sucher ebenfalls zwei Fenster auf. Die Super-Isolette hatte auch nicht das bei Rollfilmkameras übliche Rotfenster in der Rückwand, sondern ein aufwendiges Transportwerk, das den Film transportierte, ohne auf die Bildnummer achten zu müssen, wobei der Verschluss wie bei den anderen Isolette-Modellen extra gespannt werden musste. Sie wurde bis 1957 produziert und noch bis in die frühen 1960er Jahre zum Kauf angeboten. Als weitgehender Weiter- oder Nachbau erschien ebenfalls in den frühen 60er Jahren in der UdSSR die Iskra, von KMZ hergestellt.

Automatic 66

Vorgeschichte

Da Agfa vor allem daran interessiert war, mit seinen Kameras den Filmabsatz zu steigern, hatte man schon seit Beginn des Agfa Camerawerks München die fotografischen Laien vor Augen. Da ihnen die Einstellung von Blende und Zeit große Schwierigkeiten bereitete, begnügten sie sich häufig mit einer einfachen Box-Kamera, auch wenn sie sich eine teurere Kamera leisten konnten. Mit der zunehmenden Verbreitung der Farbfotografie kam der präzisen Belichtung eine erhöhte Bedeutung zu, da die zugehörigen Filme genauer belichtet werden mussten, was insbesondere für Diafilme galt. So galt das Hauptaugenmerk in den 1950er Jahren einer selbsttätigen Belichtungssteuerung, für deren Entwicklung Agfa dann auch größere Summen bereitstellte.

An eine elektronische Lösung war zu dieser Zeit noch nicht zu denken, eine solche konnte erst 1970 mit dem Paratronic-Verschluss herausgebracht werden. So blieb nur die Möglichkeit, das Problem mit einer Selenzelle und einer aufwendig zu entwickelnden Mechanik zu lösen.

Kamera

1956 brachte Agfa mit der Mittelformatkamera Automatic 66 die erste automatische Kamera heraus, was unter Fachleuten als Sensation galt. Die Kamera baute auf der Super-Isolette auf, war also eine Faltkamera, und besaß ein Color Solinar 3,5, ein Vierlinser mit ausgezeichneter Abbildungsleistung. Bei der Belichtungssteuerung, einer Erfindung des Südtiroler Ingenieurs Julius Durst, handelte es sich um eine Zeitautomatik. Der Fotograf musste lediglich Filmempfindlichkeit und Blende einstellen, die zugehörige Verschlusszeit ermittelte die Kamera mit ihrer Selenzelle und einem patentierten pneumatisch-mechanischen System selbsttätig. Die Einleitung der Gebrauchsanweisung beschrieb den Ablauf wie folgt:

„Es ist mit der Konstruktion der Agfa Automatic gelungen, den Zeigerausschlag eines Belichtungsmessers zum Ausgangspunkt der automatischen Verschlußzeitenregelung zu machen. Man kann den Vorgang mit der Wirkungsweise einer Luftpumpe vergleichen, deren Lufteintrittsöffnung regelbar ist und deren Kolben unter Federspannung steht. Im Moment des Auslösens wird der Zeigerausschlag arretiert und regelt damit gleichzeitig die in einen Zylinder einströmende Luft. Bei kleinem Zeigerausschlag wird die Luftöffnung klein sein und eine Verzögerung des Verschlußablaufes verursachen; bei größerem Zeigerausschlag wird die Luftöffnung vergrößert und sinngemäß ein rascher Verschlußablauf erfolgen.“

Verbreitung

Obwohl Agfa die Automatic 66 für zwar nicht wenige, aber noch akzeptable 498 DM Verkaufspreis anbot, wurde sie kaum gekauft. Mittelformat-Sucherkameras waren nämlich vollkommen aus der Mode geraten, man konnte das System aber nicht in dem engen Raum einer Kleinbildkamera unterbringen. Deswegen lag die Produktionszahl bei nur etwa 5000 Exemplaren. Agfa hatte die fünf Millionen Mark Entwicklungskosten dennoch gut eingesetzt, da die Erfahrungen für die extrem erfolgreiche Optima mit ihrer Programmautomatik genutzt werden konnten.

Der Sammlerwert der Automatic 66 überstieg den ehemaligen Verkaufspreis später zeitweise mit bis zu 1200 Euro um ein Mehrfaches.

Galerie

Literatur

  • Günther Kadlubek, Rudolf Hillebrand: AGFA – Geschichte eines deutschen Weltunternehmens von 1867 bis 1997. 2. Auflage, Verlag Rudolf Hillebrand, Neuss 1998, ISBN 3-89506-169-7.
Commons: Agfa Isolette – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Agfa Isolette III Kamera/camera, 1960er/1960s
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An Agfa Isolette camera with bag.
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Agfa Isolette III Kamera/camera, 1960er/1960s
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Das ist die Königin der Isoletten - und eines der edelsten Stücke meiner Sammlung. Nichts könnte sie besser beschreiben als der Text im zeitgenössischen Katalog:

All die Vorteile, die sich bei den einzelnen Modellen der Agfa-Isolette-Serie schon vieltausendfach bewährt haben, sind in der Super Isolette vereint. Dazu aber kommt noch als wertvolle Ergänzung der mit dem Objektiv gekuppelte Mischbild-Entfernungsmesser. Er ist einblicksgleich mit dem optischen Fernrohrsucher, das heißt, in der Mitte des Sucherbildes ist ein helles, quadratisches Meßfeld mit verschobenen Konturen zu sehen. Nun dreht man am Objektiv den griffigen Einstellring, und die Konturen schieben sich übereinander. Bei voller Deckung ist dann die größtmögliche Bildschärfe erreicht.

Ebenfalls neu für die Isolette-Modelle ist das automatische Filmzählwerk. Wenn Sie den Film in die Kamera eingelegt haben, dann brauchen Sie nur die Rückwand zu schließen und den Aufzugsknopf bis zum Anschlag zu drehen. Ihre Super Isolette ist dann für die erste Aufnahme bereit. Das Zählwerk wird dabei gleichzeitig auf die erste Bildnummer eingestellt. Nachdem Sie dann ausgelöst haben, drehen Sie den Aufzugsknopf einfach wieder bis zum Anschlag weiter, und Sie können die nächste Aufnahme machen.

Das alles geht schnell vor sich und vor allem, ohne daß Sie den Film durch ein Filmfenster beobachten müssen. Deshalb wurde bei der Super Isolette das sonst übliche Filmfenster auf der Rückseite der Kamera weggelassen. (Für Sie bedeutet das eine wesentlich schnellere Aufnahmebereitschaft!)

Der Wert einer Kamera hängt nicht unwesentlich von ihrem Objektiv ab. So wurde auch bei der Super Isolette besonderer Wert auf die optische Ausstattung gelegt und das bereits bekannte und bewährte Agfa-Objektiv Solinar 1:3,5 eingebaut. Das Spitzenmodell besitzt den Synchro-Compur-Verschluß mit Lichtwertskala, der das gemeinsame Einstellen von Blende und Zeit ermöglicht.

Ein weiterer, wichtiger Vorteil: die neue Agfa Kamera besitzt Schneckengangführung des Gesamtobjektivs. Gerade bei dem größeren Format und der dadurch bedingten längeren Objektivbrennweite ist das wichtig. Die hohe Leistung des vergüteten, vierlinsigen Solinars bleibt so für alle Entfernungseinstellungen bestehen. Kleinste Aufnahmeentfernung: 1 m (mit dem optischen Vorsatzgerät Proximeter mit parallaxenfreier Meßsucher-Einstellung bis 33 cm).

Bei all diesen Vorteilen aber, die dazukommen, ist die Super Isolette das geblieben, was die Isolette vom ersten Modell an so beliebt gemacht hat: eine handliche und elegante 6x6-Kamera, die jedermann ohne große Vorkenntnisse einfach und leicht bedienen kann.

1954 kostete die Super Isolette 298,- DM.
Agfa Isolette V (2062202317).jpg
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Die einfache Nachkriegs-Isolette (1950). Sie hatte den simplen Vario-Verschluss (daher das ?V?) und weder einen Gehäuse- noch einen Selbstauslöser. Der Auslösehebel war am Objektiv (Agnar 1:4,5/85) angebracht. Immerhin konnte man einen Drahtauslöser einschrauben und einen Blitz anschließen. Hier ist der Blitzschuh über dem Sucher, es gab auch Ausführungen mit seitlich versetztem Zubehörschuh.

Erwähnenswert ist auch noch ein beim Auslöser angebrachtes Hebelchen für die "T"-Einstellung. Wenn man bei Einstellung "B" den Verschluss öffnete, dann mit dem T-Hebel blockierte, blieb der Verschluss so lange offen, bis die Blockade wieder gelöst wurde.

Bei dem abgebildeten Modell wurde die Isolette auf dem Klappdeckel mit "J" geschrieben, also "JSOLETTE".

Der Preis von zunächst 66,- DM nahm ?Rücksicht auf die geschwächte Kaufkraft der Photoliebhaber? ? so ein damaliger Katalogtext.

Andere Isoletten:

Die Isorette, die Jsolette, die Isolette I, die Isolette II die Isolette III und die Isolette L.
Agfa-Isolette-2-CTH.JPG
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Agfa Isolette
Agfa Isolette II von 1955 - Objektiv Prontor-S (2022-02-28 Sp).JPG
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Agfa Isolette II von 1955. Objektiv Agfa Apotar 1 : 4,5/85; Verschluss: Prontor-S, Verschlusszeiten: B, 1, ½, 1/5, 1/10, 1/25, 1/50, 1/100, 1/300; Selbstauslöser (roter Hebel unten rechts)