Afrikanische Bereitschaftstruppe

Karte der fünf Regionen der ASF

Die Afrikanische Bereitschaftstruppe (englisch African Standby Force, ASF) ist ein afrikanischer Militärverband, der von der Afrikanischen Union (AU) gesteuert wird.

Geschichte

Beschluss

Die ASF ist Teil der Afrikanischen Friedens- und Sicherheitsarchitektur (APSA) und entstand im Kontext blutiger Konflikte der 1990er-Jahre auf dem afrikanischen Kontinent, vor allem des Genozids in Ruanda. Vor diesem Hintergrund beschloss die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) die Gründung der AU als starkes kontinentales Bündnis. Im Rahmen dieser Neugestaltung der politischen Organisation des Kontinents entstand auch die APSA mit der Afrikanischen Bereitschaftstruppe als einer von fünf Säulen für die Wahrung des Friedens in Afrika.[1] Im Jahr 2003 wurde das Protokoll über die Einrichtung des Friedens- und Sicherheitsrats (PSC) ratifiziert, das auch die Einrichtung der Afrikanischen Bereitschaftstruppe vorsah.

Umsetzung

Die fünf APSA-Säulen mit dem Rat für Frieden und Sicherheit als zentraler Institution

Der Aufbau der ASF soll in zwei Phasen ablaufen:

  • Ugandische Soldaten bei einem Manöver der Ostafrikanischen Brigade im November 2009 in Dschibuti
    Phase 1 (planmäßig bis 30. Juni 2005): Die ASF soll in der Lage sein, einige der möglichen Missionstypen zu bewältigen. Außerdem soll eine verstärkte strategische Ausbildung der Truppe erfolgen. Auf regionaler Ebene sollen die Brigaden aufgebaut und ausgebildet werden.
  • Phase 2 (planmäßig bis 30. Juni 2010): Die ASF soll zum Ende dieser Phase bereits komplexere Friedenssicherungsmission übernehmen können. Zudem soll der Rang eines Generalmajors zur Lenkung der Truppe eingeführt werden. Die regionalen Brigaden soll vor allem einen schnellen Aufmarsch in Krisensituationen ermöglichen.

Zur Umsetzung von Phase 2 wurden Fahrpläne mit konkreten Maßnahmen erarbeitet, Fahrplan I für die den Zeitraum Juni 2006 bis März 2008 und Fahrplan II für April 2008 bis Dezember 2010. Nachdem die volle Einsatzbereitschaft der Truppe 2010 nicht erreicht werden konnte, wurde Fahrplan III bis Dezember 2015 aufgestellt.

Im Oktober 2015 wurden die regionalen Brigaden erstmals zu einem Manöver der ASF in Südafrika zusammengezogen. Das Manöver, das zuvor aus politischen Gründen von Lesotho nach Südafrika verlegt werden musste, galt als wichtiger Test für die Einsatzbereitschaft der ASF.[2] Im Jahr 2016 wurde die vollständige Einsatzbereitschaft der ASF offiziell verkündet. 2017 untersuchte eine Expertenkommission im Auftrag des AU-Sicherheitsrats die regionalen Brigaden der ASF auf ihre Einsatzbereitschaft hin und stellte erhebliche Mängel in zwei der fünf Brigaden fest. Am 5. Januar 2018 wurde das logistische Zentrum der ASF im kamerunische Douala offiziell eingeweiht. Im Oktober 2018 fanden mehrere Workshops zur Ausrichtung der afrikanischen Union statt, insbesondere im Hinblick auf veränderte Anforderungen wie den Terrorismus, beispielsweise durch Boko Haram.[3]

Gliederung

Logo der Ostafrikanischen Brigade

Wie die gesamte Afrikanische Union setzt auch die Afrikanische Bereitschaftstruppe auf die Zusammenarbeit mehrerer regionaler Bündnisse. Diese entsprechen den bedeutendsten Wirtschaftsbündnisse des Kontinents: (Mehrfachnennung)

Regionale Brigaden der Afrikanischen Bereitschaftstruppe
Nordafrika (NARC)Westafrika (ESF)Zentralafrika (CASF)Ostafrika (EASF)Südliches Afrika (SASF)
Agypten ÄgyptenBenin BeninÄquatorialguinea ÄquatorialguineaAthiopien ÄthiopienBotswana Botswana
Algerien AlgerienBurkina Faso Burkina FasoKamerun KamerunDschibuti DschibutiLesotho Lesotho
Libyen LibyenElfenbeinküste ElfenbeinküsteKongo Republik Republik KongoEritrea EritreaEswatini Eswatini
Mauretanien MauretanienGambia GambiaSao Tome und Principe São Tomé und PríncipeKenia KeniaMadagaskar Madagaskar
Tunesien TunesienGhana GhanaZentralafrikanische Republik Zentralafrikanische RepublikKomoren KomorenMalawi Malawi
Westsahara WestsaharaGuinea-Bissau Guinea-Bissau(Angola Angola)Ruanda RuandaMauritius Mauritius
Marokko MarokkoKap Verde Kap Verde(Burundi Burundi)Seychellen SeychellenMosambik Mosambik
Liberia Liberia(Kongo Demokratische Republik Demokratische Republik Kongo)Somalia SomaliaNamibia Namibia
Mali MaliSudan SudanSambia Sambia
Nigeria NigeriaUganda UgandaSimbabwe Simbabwe
Niger Niger(Burundi Burundi)Sudafrika Südafrika
Senegal SenegalTansania Tansania
Sierra Leone Sierra Leone(Angola Angola)
(Kongo Demokratische Republik Demokratische Republik Kongo)

Den Planungen zufolge, soll jede dieser Regionen eine Brigade aus circa 5.000 Mann stellen, die insgesamt die Afrikanische Einsatztruppe mit 25.000 bis 30.000 Soldaten bilden. Eine interne Untersuchung im Jahr 2017 ergab, dass die Brigaden aus Nordafrika und Zentralafrika den Ansprüchen nicht entsprechen und in ihrer Entwicklung deutlich hinter den drei anderen Heeresteilen zurückstehen.

Kompetenzen

In der Gründungsakte der Afrikanischen Union wird explizit festgehalten, dass die AU das Recht hat, nach einem Beschluss der Versammlung in einem Mitgliedsstaat zu intervenieren, um Kriegsverbrechen, Genozide und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu bekämpfen und Frieden und Sicherheit wiederherzustellen.[4][5] Für ein Eingreifen der ASF wurden sechs Szenarien festgeschrieben:

  1. Militärische Beratung einer politischen Mission
  2. Beobachtungsmission in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen
  3. Alleinige Beobachtungsmission
  4. Präventive Mission zur Friedenssicherung
  5. Komplexe Mission zur Friedenssicherung
  6. Intervention der Afrikanischen Union, z. B. um einen Genozid zu verhindern

Für die Szenarien 1 bis 5 soll die ASF innerhalb von 30 Tagen eine Einsatztruppe formiert werden können, für Szenario 6 soll bereits nach 14 Tagen eine schlagkräftige Truppe zur Verfügung stehen.

Organisation

Smail Chergui, aktuell Kommissar für Frieden und Sicherheit

Das Hauptquartier der ASF befindet sich in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, das logistische Zentrum (LOGBASE) in Douala, Kamerun. Von großer Bedeutung für die Organisation der ASF ist der Friedens- und Sicherheitsrat (PSC) der Afrikanischen Union.[6] Der PSC ist als einzige Institution befugt, Missionen der ASF anzuordnen oder zu beenden. Dabei wird der PSC von einem Komitee des militärischen Stabes der ASF in militärischen Fragen beraten. Allgemein steht die Truppe unter direkter Kontrolle der Kommission der Afrikanischen Union, wobei vor allem der Kommissar für Frieden und Sicherheit eine zentrale Rolle in der ASF spielt. Die Mitgliedstaaten geben die Befehlsgewalt über ihre Truppenkontingente an die Kommission ab.

Die Afrikanische Union insgesamt soll dabei die Aktivitäten der fünf Regionen steuern und koordinieren, beispielsweise, um die Standardisierung des Materials voranzutreiben. Außerdem dient sie als Kontrollinstanz für die Entwicklung und Leitung der regionalen Brigaden. Um der internationalen Natur der Truppe gerecht zu werden, sollen Führungsposition in einem rotierenden System, das die Kompetenz und den Beitrag der Staaten berücksichtigt, besetzt werden.

Auch auf regionaler Ebene sollen Strukturen zur Organisation der Brigaden entstehen. So sieht der Gründungsvertrag der ASF vor, dass in jeder der fünf Regionen ein Hauptquartier und eine ständige Planungseinheit entstehen sollen. Außerdem sind Einrichtungen für Logistik und Training der Soldaten vorgesehen.

Literatur

  • Policy Framework for the Establishment of the African Standby Force and the Military Staff Committee, Afrikanische Union, Addis Abeba, 2013
  • Alhaji Sarjoh Bah, Elizabeth Choge-Nyangoro, Solomon Dersso,  Brenda Mofya und Tim Murithi: The African Peace and Security Architecture, 2014

Einzelnachweise

  1. ISSAfrica.org: African Standby Force: how the AU can get it right. 30. Oktober 2015, abgerufen am 22. April 2019 (englisch).
  2. Deutsche Welle (www.dw.com): African Standby Force – Starke Truppe oder Luftschloss? | DW | 19.10.2015. Abgerufen am 22. April 2019 (deutsch).
  3. ISSAfrica.org: Is the African Standby Force any closer to being deployed? 2. November 2018, abgerufen am 19. April 2019 (englisch).
  4. Constitutif Act of African Union. 6. Juli 2013, archiviert vom Original am 6. Juli 2013; abgerufen am 19. April 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.au.int
  5. Bundeszentrale für politische Bildung: Zehn Jahre Afrikanische Union | bpb. Abgerufen am 22. April 2019.
  6. Auswärtiges Amt: Auswärtiges Amt – Die Afrikanische Union. Abgerufen am 22. April 2019.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of Ethiopia.svg
Flag of Ethiopia
Flag of Burkina Faso.svg
Die Flagge Burkina Fasos
Flag of Mauritania.svg
Flag of Mauritania, adopted in 2017. The National Assembly added red stripes to the top and bottom edges to represent “the blood shed by the martyrs of independence”.
Flag of São Tomé and Príncipe.svg
Flag of São Tomé and Príncipe
Flag of Guinea-Bissau.svg
Flagge Guinea-Bissaus
Flag of the Democratic Republic of the Congo.svg
Flagge der Demokratischen Republik Kongo. Erstellt laut den Angaben der Staatsverfassung von 2006.
Flag of Namibia.svg
Flagge Namibias
Flag of Niger.svg
Flagge von Niger (7:6)
Flag of South Africa.svg

Flagge Südafrikas

Verwendete Farbe: National flag | South African Government and Pantone Color Picker

     Grün gerendert als RGB 000 119 073Pantone 3415 C
     Gelb gerendert als RGB 255 184 028Pantone 1235 C
     Rot gerendert als RGB 224 060 049Pantone 179 C
     Blau gerendert als RGB 000 020 137Pantone Reflex Blue C
     Weiß gerendert als RGB 255 255 255
     Schwarz gerendert als RGB 000 000 000
Flag of Senegal.svg
Flagge von Senegal
APSA Säulen Grafik.png
Autor/Urheber: Ingoushka, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die fünf Säulen (pillars) der APSA auf Ebene der AU
Eastern Africa Standby Force Coordination Mechanism highway sign.JPG
Autor/Urheber: Nimba-travellor, Lizenz: CC BY 3.0
Eastern Africa Standby Force Coordination Mechanism highway sign at turnoff to Westwood Park Road, Karen, Nairobi. Taken 24 July 2014.
Ugandan soldiers on parade.jpg
Soldiers of the Uganda People's Defence Forces stand in formation as the multi-national, Eastern African Standby Force Field Training Exercise begins Nov. 29, 2009 with an opening ceremony in Djibouti.
Map of the partitioning of RECs and RMs of the ASF.jpg
Autor/Urheber: JappaaNairobi, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Map of the partitioning of Regional Economic Communities and Regional Mechanisms of the African Standby Force in the African Continent in April 2014.
Smail Chergui African Union Commissioner For Peace And Security October 2014.jpg
Autor/Urheber: Foreign and Commonwealth Office, Lizenz: CC BY 2.0
Smail Chergui African Union Commissioner For Peace And Security October 2014