Aenne Schmücker

Aenne Schmücker (eigentlich Anna Schmücker; * 2. Juli 1893 in Berleburg; † 1986) war eine deutsche Lehrerin, Ethnologin und Übersetzerin. Sie war eine anerkannte Expertin für die Kultur der Eskimos.

Leben

Aenne Schmücker legte ihre Reifeprüfung 1914 in Kassel ab. Von 1917 bis 1923 studierte sie Geografie, Geschichte und Deutsche Sprache in Frankfurt am Main, Münster und Freiburg im Breisgau. Nach einer Reise durch Skandinavien verbrachte sie ihr Referendariat von 1924 bis 1926 an der Schillerschule in Frankfurt. Anschließend lehrte sie am dortigen Lyzeum Philanthropin. Nachdem sie 1928 Island besucht hatte, reiste sie vom 27. Juli bis 2. November 1929 mit dem Geographen Walter Böhme (1904–1969) nach Westgrönland,[1] wo sie Alfred Wegener traf.[2] 1930/31 wurde Schmücker nach Breslau versetzt und nach weiteren vier Jahren an der Schillerschule in Frankfurt schließlich nach Wiesbaden, wo sie bis zu ihrer Pensionierung als Studienrätin am 1. Oktober 1958[3] blieb. Sie starb 1986.

Leistung

Über ihren Schuldienst hinaus war Aenne Schmücker wissenschaftlich tätig. Prägend für ihren Werdegang war ihre Reise nach Grönland, wo sie den dänischen Ethnologen und Polarforscher Knud Rasmussen kennenlernte und seine enge Mitarbeiterin wurde. Er wählte die anerkannte Expertin für die Kultur der Eskimos 1933 als Teilnehmerin an seiner siebten Thule-Expedition aus. Nach seinem plötzlichen Tod besorgte sie eine Teilherausgabe seines Nachlasses. Sie bearbeitete vier seiner Werke und übersetzte sie in die deutsche Sprache.

Am Ende der 1930er Jahre beriet sie Johannes Georgi bei der Planung einer von der Senckenberg-Gesellschaft finanziell unterstützten Arktisexpedition. Die für 1939 geplante „Senckenbergische Grönlandexpedition“ sollte parallel vier voneinander unabhängige Forschungsstationen betreiben. Aenne Schmücker war für die Leitung der volkskundlichen Arbeiten der sogenannten „Thule-Gruppe“ vorgesehen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit sollten systematische anthropologische Untersuchungen unter den Polareskimos stehen. Darüber hinaus wollte sie die von der Expedition Alfred Wegeners 1930/31 begonnenen Forschungen unter den Inuit Tasiilaqs in Ostgrönland fortführen. In Fortsetzung der Ausgrabungen des dänischen Archäologen Erik Holtved (1899–1981) wollte sie klären, ob die Wikingergegenstände in der alten Thule-Kultur durch Handel dorthin gelangten, oder ob die Wikinger selbst nach Labrador gefahren waren.[4] Außenpolitische Gründe führten zu einer Verschiebung der Expedition auf das Jahr 1940. Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Durchführung schließlich ganz.

Werke (Auswahl)

Monografien

  • Die Frankfurter Heimatlandschaft dargestellt an Exkursionsbeispielen, Verlag Engelert und Schlosser, Frankfurt am Main 1927 (= Rhein-Mainische Forschungen, Heft 1).

Zeitschriftenartikel

Übersetzungen

  • Knud Rasmussen: Die Gabe des Adlers. Eskimoische Märchen aus Alaska, Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1937
  • Knud Rasmussen: Mein Reisetagebuch. Über das grönländische Inlandeis nach dem Peary-Land, S. Fischer, Berlin 1938
  • Knud Rasmussen: Die grosse Schlittenreise, Chamier, Essen 1944 (mit einem Vorwort von Aenne Schmücker: Knud Rasmussen, ein Heldenleben der Arktis)
  • Knud Rasmussen: Schneehüttenlieder. Eskimoische Gesänge, Chamier, Essen 1947
  • Humayun Kabir: Menschen am Strom, Europäische Verlags-Anstalt, Frankfurt am Main 1955

Literatur

  • Frank Berger: Friedrich Sieburg und Änne Schmücker als Propagandisten Grönlands. In: Frankfurt und der Nordpol. Forscher und Entdecker im ewigen Eis (= Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main Nr. 26), Michael Imhof Verlag, Petersberg 2007, ISBN 978-3-86568-285-7, S. 161–166.

Einzelnachweise

  1. Manfred Hitzeroth: 1000 Reichsmark waren Reisekapital für die Expedition in Oberhessische Presse am 28. Januar 2016, abgerufen am 11. Dezember 2017.
  2. Deutsche Gesellschaft für Polarforschung, Arbeitskreis Geschichte der Polarforschung,Rundbrief 12/03 (Memento vom 30. August 2016 im Internet Archive) (PDF; 622 kB), S. 32.
  3. Personalnachrichten im Bereich des Hessischen Ministers für Erziehung uns Volksbildung vom 21. August 1958. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1958 Nr. 52, S. 1572 ff., Punkt 1259; F. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,6 MB]).
  4. Cornelia Lüdecke: Die deutsche Polarforschung seit der Jahrhundertwende und der Einfluß Erich von Drygalskis (PDF; 11,0 MB). (= Berichte zur Polarforschung Nr. 158), Bremerhaven 1995, S. 96 f.