Adventssonntag

(c) Bundesarchiv, Bild 183-1985-0819-018 / CC-BY-SA 3.0
Introitus zum 1. Adventssonntag: Ad te levavi
Introitus zum 4. Adventssonntag
Rorate caeli

Mit der Vesper am Vorabend des ersten Adventssonntags (in Österreich Adventsonntag) beginnt die Adventszeit und zugleich in den katholischen und evangelischen Kirchen das neue Kirchenjahr.[1] Die Adventszeit endet am Heiligen Abend mit der ersten Vesper von Weihnachten. Die Adventszeit in der Westkirche dauert, je nachdem, wann sie beginnt, 22 bis 28 Tage und hat vier Sonntage. Der im Erzbistum Mailand gebräuchliche ambrosianische Ritus und der mozarabische Ritus, in denen der Advent am Sonntag nach dem Martinstag beginnt, haben hingegen sechs Adventssonntage. Auch in den Ostkirchen dauert die Adventszeit – hier Weihnachtsfasten genannt – sechs Wochen.

Name, Introitus, liturgische Farbe

Die Sonntage im Advent werden sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche in Deutschland vom ersten bis zum vierten Sonntag durchgezählt. Traditionell wurden sie früher nach den Anfangsworten des Introitus, des Eingangsgesangs der heiligen Messe benannt. In der katholischen Liturgie ist davon die lateinische Bezeichnung des dritten Adventssonntags (Gaudete) gebräuchlich geblieben, im Evangelischen Gesangbuch sind keine lateinischen Namen angegeben, die evangelische Liturgie feiert am vierten Advent den freudigen Charakter (Gaudete).

1. Sonntag im Advent (1. Advent)

Am Vorabend des 1. Sonntags im Advent beginnt das Kirchenjahr.
Katholisch: Ad te levavi (Ad te levavi animam meam: „Zu dir erhebe ich meine Seele“, Ps 25,1 )
Evangelisch: Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. (Sach 9,9 )
Liturgische Farbe: violett

2. Sonntag im Advent (2. Advent)

Katholisch: Populus Sion (Populus Sion, ecce Dominus veniet ad salvandas gentes: „Volk von Zion, siehe, der Herr wird kommen, zu retten die Völker.“, (Jes 30,19.30 ))
Evangelisch: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht, Lk 21,28 
Liturgische Farbe: violett

3. Sonntag im Advent (3. Advent)

Katholisch: Gaudete (Gaudete in Domino semper: „Freut euch im Herrn allezeit“, Phil 4,4 )
Evangelisch: Bereitet dem Herrn den Weg, denn siehe, der Herr kommt gewaltig. (Jes 40,3.10 )
Liturgische Farbe: violett, in der katholischen Liturgie auch rosa (aufgehelltes Violett wegen des freudigen Charakters des Sonntags Gaudete)

4. Sonntag im Advent (4. Advent)

Katholisch: Rorate (Rorate, caeli desuper, et nubes pluant iustum: aperiatur terra, et germinet salvatorem: „Tauet, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor“, Jes 45,8 )
Evangelisch: Gaudete: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! (Phil 4,4–5 )
Liturgische Farbe: violett, in der evangelischen Liturgie auch rosa (aufgehelltes Violett wegen des freudigen Charakters des Sonntags Gaudete)

Evangeliumslesungen an den vier Adventssonntagen

Im Mittelpunkt der Verkündigung an den vier Adventssonntagen stehen die Lesungen aus den Evangelien, die den Gottesdiensten eine bestimmte Thematik verleihen. Diese ist je nach Konfession unterschiedlich.

In den evangelischen Kirchen blieb am ersten Sonntag im Advent das alte stadtrömische Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem erhalten. In der katholischen Liturgie korrespondiert seit der Liturgiereform von 1970 das Christkönigsfest mit dem 1. Advent; es wird begangen am Sonntag vor dem 1. Advent, dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, und steht im Zeichen des als König wiederkommenden Christus.

evangelisch (EKD)evangelisch (SELK)[2]katholisch, Lesejahr Akatholisch, Lesejahr Bkatholisch, Lesejahr Ckatholisch bis 1970
1. AdventEinzug nach Jerusalem
(Mt 21,1–11 )
Der kommende Herr
(Mt 21,1–9 )
Wiederkunft des Herrn
(Mt 24,37–44 )
Wiederkunft des Herrn
(Mk 13,33–37 )
Wiederkunft des Herrn
(Lk 21,25–28.34–36 )
Wiederkunft des Herrn
(Lk 21,25–33 )
2. AdventWiederkunft des Herrn
(Lk 21,25–33 )
Der kommende Erlöser
(Lk 21,25–33 )
Johannes der Täufer
(Mt 3,1–12 )
Johannes der Täufer
(Mk 1,1–8 )
Johannes der Täufer
(Lk 3,1–6 )
Johannes der Täufer
(Mt 11,2–10 )
3. AdventJohannes der Täufer
(Lk 1,67–79 )
Johannes der Täufer
(Mt 11,2–10 )
Johannes der Täufer
(Mt 11,2–11 )
Johannes der Täufer
(Joh 1,6–8.19–28 )
Johannes der Täufer
(Lk 3,10–18 )
Johannes der Täufer
(Joh 1,19–28 )
4. AdventMaria und Elisabet
(Lk 1,26–38(39–56) )
Maria
(Lk 1,38–56 )
Verkündigung an Josef
(Mt 1,18–24 )
Verkündigung an Maria
(Lk 1,26–38 )
Maria und Elisabet
(Lk 1,39–45 )
Johannes der Täufer
(Lk 3,1–6 )

Weblinks

Commons: Die vier Adventssonntage – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Adventssonntag – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Franz-Rudolf Weinert: Der Weihnachtsfestkreis. Liturgie und Brauchtum. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1993, ISBN 978-3-7867-1713-3.
  • Evangelisches Gottesdienstbuch: Agende für die EKU und die VELKD. Verlagsgemeinschaft Evangelisches Gottesdienstbuch, Berlin, 1999; Altarausgabe: ISBN 3-7461-0139-5, Loseblattausgabe: ISBN 3-7461-0140-9, Taschenausgabe: ISBN 3-7461-0141-7.
  • Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr: Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. C.H. Beck, München 2005

Einzelnachweise

  1. Julia Martin: Das bedeuten die vier Adventssonntage. In: katholisch.de. 1. Dezember 2018, abgerufen am 5. Januar 2019.
  2. Advent. In: Lexikon. Selbständig Evangelisch-lutherische Kirche, abgerufen am 26. November 2018.

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Rorate.ogg
Introit of the fourth Advent
Introit Rorate.png
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Introït "Rorate" (4° D. Adventus), exemple du premier mode
Bundesarchiv Bild 183-1985-0819-018, Illustration, mittelalterliches Messbuch.jpg
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Illustration, mittelalterliches Messbuch ADN-ZB Ludwig-19.8.85-se-Bez. Erfurt-Literarische Entdeckung Blick in ein Missale (Meßbuch) aus dem 14. Jahrhundert, das zur umfangreichen Handschriftensammlung der Gothaer Forschungsbibliothek gehört. Wichtige Einzelheiten in den mittelalterlichen Schriften sind manchmal nur mit der Lupe erkennbar. Durch die sorgfältige wissenschaftliche Erschließungsarbeit wurde jetzt ein Gedicht des italienischen Dichters und Humanisten Francesco Petrarca (1304 - 1374) entdeckt. (s.auch 16,17 und 19N)
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Das Evangelische Kirchenjahr mit den liturgischen Farben nach der Perikopenreform