Adolf Weißler

Adolf Weißler (* 16. Oktober 1855 in Leobschütz, Schlesien; † 25. Juni 1919 in Halle (Saale)) war ein deutscher Jurist, Notar und Rechtsanwalt.

Das Grab von Adolf Weißler mit Gedenkstein für seine Ehefrau Auguste auf dem Gertraudenfriedhof in Halle.

Leben und Wirken

Adolf Weißler wurde 1855 als jüngstes Kind der Tuchhändler Salomon und Rosalie Weißler (geb. Hayn) im schlesischen Leobschütz geboren. Der Großvater Nathan Weißler war Rabbiner in Myslowitz (heute Mysłowice). Nach dem Abitur am Gymnasium in Leobschütz studierte Weißler von 1873 bis 1876 Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, gegen den Willen der Eltern, die ihn gern als Nachfolger im Rabbinat gesehen hätten. Nach vier Jahren Referendariat und Staatsprüfung ließ er sich ab 1882 in Königshütte als Rechtsanwalt nieder, eine Tätigkeit, die ihn weder ausreichend finanziell versorgen konnte, noch ihn zufriedenstellte. Der Zugang zu dem ersehnten Richteramt wurde ihm – nach seiner eigenen Darstellung – auf Grund seiner jüdischen Herkunft verwehrt. 1887 erhielt er in Königshütte ein Notariat. 1883 heiratete er seine Kusine Auguste Hayn, mit der er drei Söhne hatte, darunter den Juristen Friedrich Weißler.

Weißler wandte sich früh vom Judentum ab, da er sich nicht mit den strengen Ritualen und dem Gedanken an einen strafenden Gott identifizieren konnte. Zwar tat er selbst nicht den entscheidenden Schritt zur Taufe, ließ jedoch seine drei Söhne ohne Wissen seiner Familie schon als Kinder taufen. Er besuchte nie eine Synagoge, hielt keinen der alten Bräuche und Festtage und empfand das Judentum als eine Last, die er nicht abschütteln konnte.[1]

1893 zog die Familie nach Halle an der Saale. Weißler war dabei vor allem der Zugang zur Universitätsbibliothek für seine schriftstellerische Tätigkeit wichtig. Hier wirkte er zunächst als Rechtsanwalt, ab 1899 auch als Notar. Außerdem publizierte er zu Themen des Rechtsgebietes und befasste sich schriftstellerisch auch mit der Frage des Zionismus bzw. der Integration der Mitbürger jüdischen Glaubens in Deutschland. In einem in einer juristischen Fachzeitschrift veröffentlichten Aufsatz (1900) sowie einem unter dem Pseudonym Benedictus Levita 1912 erschienenen utopischen Roman Der König von Juda[2] vertrat er einen dem Zionismus gegenüber kritischen Standpunkt und stellte als Ideal einen Staat vor, der sich durch Glaubensfreiheit und Toleranz auszeichnet, besonders zwischen Muslimen, Juden und Christen, aber auch zwischen orthodoxen und liberalen Juden. Beide Publikationen wurden kritisch aufgenommen und fanden, trotz der offenbar am Geschmack der breiten Masse der Bevölkerung ausgerichteten Gestaltung des Romans, keine große Verbreitung.

Den Ersten Weltkrieg verfolgte Weißler von Anfang an mit „vaterländischer Anteilnahme“. Im August 1914 legte er im Anschluss an die Familiengeschichte ein Kriegs-Tagebuch an. Als sich das Ende des Krieges abzeichnete, wuchs bei Weißler die Verzweiflung. Sie verstärkte sich noch unter dem Eindruck der Versailler Friedensverhandlungen. Mit Bezug auf diese notierte er am 24. Juni 1919: „Man hat bedingungslos angenommen. Nein, ich ertrage dieses Leben nicht.“ Nach der von der Kriminalpolizei der Stadt Halle ausgefertigten Todesanzeige erschoss sich Weißler am 25. Juni 1919 auf der Peißnitzspitze.

Veröffentlichungen zum Thema Recht

  • Das preußische Notariat im Geltungsgebiete der Allgemeinen Gerichts-Ordnung. 1888.
  • Die Umbildung der Anwaltschaft unter Friedrich dem Großen. (Zu Gunsten der Hilfskasse für Deutsche Rechtsanwälte). Königshütte 1891 (Digitalisat).
  • Das Notariat der preußischen Monarchie. Verlag C. E. M. Pfeffer, Leipzig 1896 (Digitalisat).
  • Preussisches Landesprivatrecht: Sammlung der neben dem Bürgerlichen Gesetzbuche in Kraft bleibenden Quellen des preußischen Privatrechts, mehrere Bände. Verlag C. E. M. Pfeffer, Leipzig, ab 1897 (Digitalisat).
  • Das deutsche Nachlassverfahren. 1900.
  • Formularbuch für Freiwilligen Gerichtsbarkeit. ab 1900.
  • Geschichte der Rechtsanwaltschaft. Verlag C. E. M. Pfeffer, Leipzig, 1905 (Digitalisat).
  • Die Rechtsanwaltschaft. In: Handbuch der Politik, Berlin und Leipzig 1914

Literatur

  • Wolf-George Harms: Adolf Weißler. Rechtsanwalt – Notar – Justizrat (1855–1919). Bonn 2017.
  • Armin Höland, Heiner Lück (Hrsg.): Notariat im Wandel. Dem Notar Adolf Weißler (1855-1919) anlässlich seines 100. Todestages zum Gedächtnis. Bonn 2020.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Handgeschriebene Familiengeschichte und Kriegstagebuch (im Familienbesitz)
  2. Benedictus Levita: Der Koenig von Juda. Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1912 (Digitalisat).

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Autor/Urheber: Harvey Kneeslapper, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Grab des deutschen Juristen Adolf Weißler mit Gedenkinschrift für seine in Theresienstadt ermordete Ehefrau Auguste auf dem Gertraudenfriedhof Halle.