Adolf Simatschek
Adolf Simatschek (* 16. Februar 1874 in Wien; † 8. Oktober 1919 in Düsseldorf) war ein österreichischer Bildhauer, der dem Jugendstil zuzuordnen ist.
Leben
Adolf Johann Simatschek (Simaczek) wurde als Sohn eines Beamten in Wien geboren. Im Alter von vierzehn Jahren trat er in die Kunstgewerbeschule in Wien ein. Ab 1889 studierte Simatschek bei Edmund von Hellmer an der Akademie der bildenden Künste Wien und bekam dort 1892 die Silberne Füger-Medaille für die beste Lösung der Aufgabe „Herkules bei der Höhle des Pholos mit Kentauren kämpfend“ (siehe Pholos)[1] und im Juli 1893 die Goldene Füger-Medaille für den Entwurf „Arbeiter, beim Baue der Pyramide beschäftigt“[2] Von Oktober 1893 bis 1899 besuchte Simatschek die Meisterklasse für höhere Bildhauerei unter Caspar von Zumbusch. 1898 erhielt er von der Akademie den „Hof-Preis erster Klasse“, die bekannteste und renommierteste Schulpreis-Auszeichnung, für die gestellte Aufgabe „Heimkehr“.
Im Jahr 1900 siedelte Simatschek nach Düsseldorf über. 1901 zeigte er, im Kreise der Düsseldorfer Malerschule, seine Portalfigur „Hermes“ in der Galerie Eduard Schulte.[3] 1904 war er auf der Internationale Kunst-Ausstellung und Grosse Gartenbau-Ausstellung im Kunstpalast leitend im Gartenbau-Ausschuss vertreten[4] und fertigte für die Ausstellung unter anderem eine Kolossalstatue der Demeter im der Mutter Erde gewidmeten Tempeldiorama.[5] Über den Bildhauer Adolf Simatschek, der laut der Autorin Sarah Czirr, nicht zu denjenigen gehörte, die einen großen nationalen Auftrag im Deutschen Kaiserreich ausführen durften, ist aufgrund dessen so gut wie nichts bekannt. Seine Tätigkeit in Düsseldorf ist fast ausschließlich im Bereich der Bauplastik nachzuweisen, vornehmlich an Bauten des Baurats und Architekten Johannes Radke. Von 1910 bis zu seinem Tod lebte Simatschek in der Moselstraße 13 bzw. in der Stromstraße 13 in Düsseldorf-Unterbilk.[6][7]
Werke (Auswahl)
- 1901–1903: Eckfiguren Die Hüterin des häuslichen Glücks und Herdflamme an der Villa Bestgen, Kölner Neustadt
- 1904–1905: Zuschreibung Bauplastik am AOK-Gebäude Kasernenstraße 63, Düsseldorf-Stadtmitte
- 1905: Bauplastiken an der Städtische Realschule Luisenstraße 73, Düsseldorf-Friedrichstadt
- 1905–1906: Bauplastiken an der Volksschule Friedenstraße, heute Leo-Statz-Berufskolleg, Düsseldorf-Unterbilk
- 1905–1907: Bauplastiken an der Luisenschule Bastionstraße, heute Luisen-Gymnasium, Düsseldorf-Stadtmitte
- 1907: Bauplastiken an der Volksschule Lindenstraße 128–130, Düsseldorf-Flingern
- 1906–1908: Bauplastiken am Stahlhof, Düsseldorf-Stadtmitte
- 1908: Skulpturen der Todesengel am Hauptportal der Kapelle des Südfriedhofs, Düsseldorf-Bilk
- 1912: Grabmonument Mutter Erde für die Familie Dernen – von Wittgenstein auf dem Burgfriedhof in Bad Godesberg. Die Familie Dernen besaß den Turmhof in Plittersdorf. Die sieben Meter lange und vier Meter hohe Darstellung aus Sandsteinquadern zeigt, wie Mutter Erde, der ägyptischen Sphynx sehr ähnelnd, mit ihren weit ausgebreiteten Armen die Menschen birgt, die in den Schoß der Erde zurückkehren.
Altes AOK-Verwaltungsgebäude, Kasernenstraße, Architekt Hermann vom Endt (Foto 1905)
Literatur
- Wolfgang Funken: Ars Publica Düsseldorf. Geschichte der Kunstwerke und kulturellen Zeichen im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt. Band 1, Klartext Verlag, Essen 2012, ISBN 978-3-8375-0775-1, Adolf Simatschek, S. 284
- Sarah Czirr: „Arbeitende Bilder“. Die Skulptur im Deutschen Kaiserreich zwischen künstlerischer Aneignung und sozialer Wirklichkeit, transcript Verlag, Bielefeld, 2018, ISBN 978-3-8376-4373-2, Die Skulptur im Deutschen Kaiserreich. Fallbeispiel: Adolf Simatschek, Bauskulptur Stahlhof, Düsseldorf, S. 210
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Das Professorenkollegium der Wiener k. k. Akademie der bildenden Künste hat für das abgelaufene Studienjahr folgenden 31 akademischen Schülern Preise zuerkannt. Allgemeine Bildhauerschule (Professor Edmund Hellmer): Die goldene Fügermedaille Herrn Siegfried Popper aus Brünn; die silberne Fügermedaille Herrn Adolf Simatschek aus Wien. In Kunstchronik. Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe, Neue Folge. III. Jahrgang. 1891/92. Nr. 2. 22. Oktober. S. 27 (Kunstchronik. Vermischte Nachrichten)
- ↑ Kunstchronik. Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893, S. 529 (uni-heidelberg.de)
- ↑ Permanente Kunst-Ausstellung von Eduard Schulte, Alleestrasse 42. Neu Ausgestellt: „Hermes“ (Portal-Figur) v. Adolf Simatschek, Wien. In Bürger-Zeitung für Düsseldorf und Umgebung. No. 143. vom 25. Mai 1901 (uni-duesseldorf.de)
- ↑ Heinrich Frauberger: Internationale Kunst- und große Gartenbau-Ausstellung Düsseldorf 1904, Bagel, Düsseldorf, 1905. Die Leitung. Gartenbau-Ausschuß: Bildhauer A. Simatschek, Düsseldorf. S. 50 (uni-duesseldorf.de)
- ↑ „Das Bild der Göttin, eine vom Bildhauer A. Simatschek modellierte Kolossalstatue, hatte an der bevorzugtesten Stelle im Inneren des säulenumgebenen Hofes Aufstellung gefunden.“ In Heinrich Frauberger: Internationale Kunst- und große Gartenbau-Ausstellung Düsseldorf 1904, Bagel, Düsseldorf, 1905. Diorama S. 226 (uni-duesseldorf.de)
- ↑ Simatschek, Adolf, Kunstbildhauer, Moselstraße 13. In Adreßbuch für die Stadtgemeinde Düsseldorf 1911, S. 450 (uni-duesseldorf.de)
- ↑ Simatschek, Adolf, Stromstraße 13. In Adreßbuch für die Stadtgemeinde Düsseldorf 1920, S. 487 (uni-duesseldorf.de)
Personendaten | |
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NAME | Simatschek, Adolf |
ALTERNATIVNAMEN | Simatschek, Adolf Johann; Simatschek, Adolph; Simaczek, Adolf |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 16. Februar 1874 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 8. Oktober 1919 |
STERBEORT | Düsseldorf |
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Autor/Urheber: Jula2812, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Eingangsportal der 1908 fertiggestellten Friedhofskapelle auf dem Südfriedhof in Düsseldorf-Bilk; Hauptfenster in Form des Lebensbaumes, flankiert von zwei Todesengeln von dem österreichischen, damals in Düsseldorf ansässigen Bildhauer Adolf Simatschek
Autor/Urheber: unbekannter Fotograf im Auftrag der Stadt Düsseldorf, 1907, Lizenz: CC0
Luisenschule an der Bastions- und Kasernenstraße, Foto von 1907
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Knabenmittelschule an der Luisenstraße, Foto von 1908
Autor/Urheber: unbekannter Fotograf im Auftrag der Stadt Düsseldorf, 1908, Lizenz: CC0
Rektorwohnhaus und Volksbadeanstalt am Hermannplatz (Abbildung des Gebäudes Volksschule Lindenstraße 128), Foto von 1908. Die Badeanstalt gab den Volksschulkindern der Schule an der Lindenstraße die Gelegenheit unentgeltlich ein Wannen- und Brausebad zu nehmen.
Innenhof des Diorama (1904): "Das Bild der Göttin, eine vom Bildhauer Adolf Simatschek modellierte Kolossalstatue, hatte an der bevorzugten Stelle im Inneren des säulenumgebenen Hofes Aufstellung gefunden. Auch der von demselben Künstler ausgeführte Schmuck der Giebelfelder folgte in der symbolischen Darstellung der Fruchtbarkeit der Erde und ihrer Vegetation diesem Gedanken, und ebenso hatte er in dem, nach antiken Vasenbildern vom Maler Carl Hemming (Hemming war seit 1893 Mitinhaber der Firma Carl Hemming u. Witte) komponierten und gemalten Festzuge, der sich an den Wänden des Umgangs entlang dem Bilde der Göttin nahte, Ausdruck gefunden."
Düsseldorf Stahlhof, Bastionstr. 39, Architect Johannes Radke.
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Adolf Simatschek: Grabmonument Erde (1912) für die Familien Dernen und Wittgenstein auf dem Burgfriedhof in Bad Godesberg; die Figurengruppe aus Sandstein (unterhalb der Straße, die an der Michaelskapelle zur Godesburg hinaufführt) ist ca. 7 m breit und 5 m hoch. Die Inschrift lautet: Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden (1. Mose 3, 19). Im Zentrum erhebt sich eine Frauengestalt, eine Mischung aus Sphinx und Schutzmantelmadonna (daher auch die Bezeichnung Mutter Erde). Eine ausführliche Beschreibung steht in der Dissertation von Ulrike Evangelia Meyer-Woeller: Grabmäler des 19. Jahrhunderts im Rheinland zwischen Identität, Anpassung und Individualität, Bonn 1999. Die Lebensdaten des österreichischen Bildhauers, der u.a. in Wien, Düsseldorf und Köln tätig war, scheinen in Vergessenheit geraten zu sein.
Autor/Urheber: unbekannter Fotograf im Auftrag der Stadt Düsseldorf, 1908, Lizenz: CC0
Volksschule an der Friedenstraße mit Badeanstalt und Turnhalle (Seite zur Konkordiastraße), Foto von 1908
Altes AOK-Verwaltungsgebäude an der Kasernenstraße 67 A, Architekt H. vom Endt, Düsseldorf