Admiral der norwegischen Polarküste

Admiral der norwegischen Polarküste, ab Februar 1943 Kommandierender Admiral der norwegischen Polarküste, war die Bezeichnung einer militärischen Dienststelle der deutschen Kriegsmarine und ihres Befehlshabers. Sie wurde im August 1940 nach der deutschen Besetzung Norwegens im Zweiten Weltkrieg aufgestellt. Das Hauptquartier befand sich in Tromsö. Vorgesetzte Dienststelle war der Kommandierende Admiral Norwegen, der am 1. Februar 1943 umbenannt wurde in Oberbefehlshaber des Marineoberkommandos Norwegen.

Der Aufstellung der Dienststelle ging im April 1940 die Einrichtung eines Hafenkapitäns- bzw. Hafenkommandanten und am 14. Juni 1940 der Aufstellung des Stabes des Seekommandanten Narvik vorweg. Diese unterstanden zunächst dem Admiral der norwegischen Nordküste.

Im August 1940 wurden die Bereichsgrenzen der Marinebefehlshaber in Norwegen neu festgelegt. Der Stab der aufgelösten Dienststelle Admiral der norwegischen Südküste wurde nach Tromsö verlegt, wo er die neue Dienststelle des Admirals der norwegischen Polarküste aufbaute. Der Befehlshaber wechselte ebenfalls von Kristiansand-Süd nach Tromsö.

Der Befehlsbereich erstreckte sich zunächst von Bodø bis zur finnisch-norwegischen Grenze. In den letzten Kriegsmonaten gingen die nördlichen und östlichen Teile des Befehlsbereichs verloren.

Der Admiral norwegische Nordküste war zugleich Küstenbefehlshaber und Befehlshaber der in seinem Bereich eingesetzten Sicherungskräfte. Außerdem war ihm die dort stationierte Heeresküstenartillerie taktisch unterstellt. Nach der deutschen Kapitulation 1945 blieb die Dienststelle noch für einige Monate bestehen, um die deutschen Truppen in die Heimat zurückzuführen.[1]

Führung

Als Admiral bzw. ab Februar 1943 Kommandierender Admiral der norwegischen Westküste waren eingesetzt:

Chefs des Stabes:

  • Fregattenkapitän Wilhelm Töttcher: von der Aufstellung der Dienststelle bis September 1942
  • Kapitän zur See Gottfried Krüger: von September 1942 bis Oktober 1943
  • Kapitän zur See Hermann Land: von Oktober 1943 bis September 1944
  • Kapitän zur See Albert Liesmann: von September 1944 bis Dezember 1944
  • Kapitän zur See Bodo Friedrich von Bülow (in Vertretung): von Dezember 1944 bis Februar 1945
  • Kapitän zur See Albert Liesmann: von Februar 1945 bis zur Auflösung der Dienststelle

Gliederung 1944

  • 5. Minensuchflottille
  • 9. Minensuchflottille
  • 7. Räumbootflottille
  • 21. Räumbootflottille
  • 12. U-Bootsjagdflottille
  • Minenräumschiff 3

Dienststellen

Dem Admiral norwegische Polarküste waren folgende Dienststellen unterstellt:

  • Kommandant der Seeverteidigung Narvik (ab August 1940, anfangs unter dem Admiral der norwegischen Nordküste)
  • Kommandant der Seeverteidigung Tromsö (aufgestellt im Juli 1940 als Kommandant der Seeverteidigung Polarküste, anfangs unter dem Admiral der norwegischen Nordküste)
  • Kommandant der Seeverteidigung Kirkenes (im März 1941 aus dem Bereich des von Kommandanten der Seeverteidigung Tromsö ausgegliedert)
  • Kommandant der Seeverteidigung Hammerfest (ab März 1942)
  • Kommandant der Seeverteidigung Harstad (ab Januar 1945)
  • L-Einsatzstab (Landungseinsatzstab) Polarküste (1942 zur Aufstellung geplant, dann aufgegeben und doch im September 1944 aufgestellt):
    • 5. Landungsflottille (vom Kommandant der Seeverteidigung Kirkenes)
    • 6. Landungsflottille (Hammerfest, später zum Kommandant der Seeverteidigung Harstad)
    • 8. Landungsflottille (Bergen)
    • 9. Landungsflottille (Narvik)
  • Seekommandant T, vorgesehen als Seekommandant Murmansk, jedoch nicht realisiert
  • Kommandant Altafjord (März – Oktober 1944, dann Verantwortungsbereich an den Kommandanten der Seeverteidigung Hammerfest)
  • Marineartilleriezeugamt Tromsö, ab 1943 Marineartilleriearsenal, ab März 1945 Artilleriewaffenkommando
  • Marineausrüstungs- und Reparaturbetrieb Narvik (ab Juni 1942)

Seekommandant T

Die Dienststelle des Seekommandanten T war vorgesehen zum Einsatz in Murmansk. Diese Planung konnte jedoch nicht realisiert werden. Für den Dienstposten vorgesehen war Kapitän zur See Günther von der Forst, dessen Stab von Juni bis Dezember 1941 bestand.[1]

Kommandant der Seeverteidigung Harstad

Britischer Luftangriff auf den deutschen U-Boot-Stützpunkt in Kilbotn am 4. Mai 1945 im Rahmen der Operation Judgement

Die Dienststelle des Kommandanten der Seeverteidigung Harstad wurde im Januar 1945 aus der Seekommandantur Narvik herausgelöst. Der Befehlsbereich bestand aus der Insel Hinnøya, der Stadt Andenes und der Hälfte der Insel Senja, die zuvor zur Seekommandantur Tromsö gehört hatte. Als Seekommandanten waren eingesetzt:[1]

Dem Seekommandanten waren unterstellt:[1]

  • 6. Landungsflottille (Harstad, vom aufgelösten Kommandant der Seeverteidigung Hammerfest, später zum L-Einsatzstab (Landungseinsatzstab) Polarküste)
  • Hafenkapitän Harstad
  • Marineartillerieabteilung 511 (Harstad)
  • Marineflakabteilung 709 (Harstad)
  • Marineflakabteilung 823 (Kilbotn)
  • Marineausrüstungsstelle Harstad

Küstensicherungsverbände

Im Oktober 1940 wurde der Küstensicherungsverband norwegische Polarküste aufgestellt, der dem Admiral der norwegischen Polarküste truppendienstlich und dem Seekommandanten Tromsö taktisch unterstellt wurde. Ab September 1941 war der Kommandeur des Verbandes mit seinem Führerboot Nordwind in Kirkenes stationiert. Von September 1941 bis zur Auflösung im Juni 1944 war Fregattenkapitän d. R. z. V./Kapitän z. S. d. R. z. V. Paul Koslik Chef des Verbands, welcher anschließend bis August 1944 den 1. KSV übernahm.

Im Juni 1944 wurde der Verband in den 1. und 2. Küstensicherungsverband (KSV) geteilt. Der 1. KSV blieb in Kirkenes und wurde dem dortigen Seekommandanten zeitweise taktisch unterstellt (→ Gliederung).[2] Der 2. KSV erhielt Tromsö als Basis.[3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine 1939–1945. Sammelwerk in drei Bänden. O.O. 1956. Band II, Hauptkapitel XII, Kapitel 5, S. 1 f.
  2. Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine 1939–1945. Sammelwerk in drei Bänden. O.O. 1956. Band II, Hauptkapitel XII, Kapitel 5, S. 10 f.
  3. Walter Lohmann, Hans H. Hildebrand: Die deutsche Kriegsmarine 1939–1945. Sammelwerk in drei Bänden. O.O. 1956. Band I, Hauptkapitel VI, Kapitel 4, S. 1 ff.

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Operation Judgement 1945.jpg
Operation Judgement, May 4, 1945, an attack on the U-boat base at Kilbotn, near Harstad, Norway. This proved to be the last offensive operation by the Home Fleet, as the war in Europe ended just a few days later.

The main targets of the attack are, in fact, hidden behind water columns and smoke in the center of the photo. They were the depot ship Black Watch and the Type VIIC submarine U-711 — they were both sunk. The ship visible in the center of the pic is in all probability the motor vessel Senja, also sunk in this attack but raised and repaired after the war. U-711 was the last U-boat sunk by the Fleet Air Arm in WW2.

The attack was carried out by Avenger torpedo-bombers and Wildcat fighters from Squadrons 846 (HMS Trumpeter, Capt. K. S. Colquhoun), 853 (HMS Queen, Capt. K. J. D'Arcy), and 882 (HMS Searcher, Capt. J. W. Grant).