Adliswil

Adliswil
Wappen von Adliswil
Staat:Schweiz Schweiz
Kanton:Kanton Zürich Zürich (ZH)
Bezirk:Horgen
BFS-Nr.:0131i1f3f4
Postleitzahl:8134
Koordinaten:682184 / 240749
Höhe:435 m ü. M.
Höhenbereich:436–868 m ü. M.[1]
Fläche:7,77 km²[2]
Einwohner:i19'707 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte:2536 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
40,9 %
(31. Dezember 2023)[4]
Gemeindepräsident:Farid Zeroual (Die Mitte)
Website:www.adliswil.ch
Adliswil und das Sihltal
Adliswil und das Sihltal
Lage der Gemeinde
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Karte von Adliswil
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Adliswil (früher auch Adlisweil,[5] in zürichdeutscher Mundart Atlischwiil/Adlischwiil [ɑtliʒ̊ʋiːl/ɑd̥liʒ̊ʋiːl],[6] mit schwankender Betonung[7]) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Horgen des Schweizer Kantons Zürich. Sie ist seit den 1950er Jahren zu einer Kleinstadt in der Agglomeration der Stadt Zürich gewachsen.

Geographie

Adliswil liegt im unteren Sihltal zwischen Albis und Zimmerberg an der Grenze zur Stadt Zürich. Der Wald umfasst ein Drittel der Gemeindefläche, das Siedlungsgebiet und der Verkehr beinahe die Hälfte, 20 % dienen noch der Landwirtschaft.

Geschichte

Adliswil, historisches Luftbild vom 5. Oktober 1931, aufgenommen aus 600 Metern Höhe von Walter Mittelholzer

Hinweise auf Siedlungen geben die Gräber aus dem Frühmittelalter, die im Grüt nahe der Grenze zur Stadt Zürich gefunden wurden. Die Abhänge von Zimmerberg und Albis wurden zuerst besiedelt, da der Talgrund entlang der Sihl immer wieder durch Hochwasser gefährdet war.

Der Ortsname ist seit dem 11./12. Jahrhundert urkundlich belegt (um 1050 [cop. 16. Jh.] Adelenswile; vor 1140 ad Adololdiswile) und beruht auf einer Zusammensetzung aus dem althochdeutschen Personennamen Adalolt, älter Adalwalt, und dem bei alamannischen Gründungen häufigen Hinterglied -wīlāri zur Bezeichnung neuer Hofsiedlungen. Der Ortsname bedeutet damit «bei dem Gehöft des Adalwalt».[7]

Seit 1475 ist eine Brücke über die Sihl belegt. Auch im 15. Jahrhundert ist die erste Mühle mit Wehr erwähnt. Die Grundherrschaft lag beim Gross- und Fraumünster Zürich sowie bei den Klöstern Muri und Rüti und ging 1406 an die Stadt Zürich über.

In den Jahren 1942 bis 1945 lag in Adliswil das zweitgrösste Internierungslager der Schweiz, das als Folge der deutschen Besetzung Südfrankreichs eingerichtet wurde. Es war in den Räumen einer stillgelegten mechanischen Seidenstoffweberei untergebracht. Insbesondere deutsche Juden, die zuvor in Südfrankreich Zuflucht gefunden hatten, versuchten sich danach in die Schweiz zu retten. Das Durchgangslager, das trotz seiner Grösse wegen der Abschirmung durch das Militär in der Bevölkerung wenig bekannt war, bot Platz für rund 500 Personen.[8]

Wappen und Fahne

Blasonierung:

Geteilt von Blau und Gold. Oben ein halber goldener Adler an der Teilung, unten ein halbes blaues Mühlerad

Adliswils Wappen und Fahne besteht aus einem gelben Adler auf blauem Grund und einem halben blauen Mühlerad auf gelbem Grund. Diese beiden Symbole beziehen sich auf zwei der ersten Gebäude, die es in Adliswil gab, nämlich das Restaurant «Adler» und die Mühle, die lange Zeit ein bisschen weiter flussaufwärts stand.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr16341836190019411960199020102012201620212022
Einwohner3159414'7175'1019'07815'77616'48817'99718'65119'02819'243
  • Bevölkerungsdichte: 2476,78 Einw./km²
  • Anzahl Haushalte: 8745 (Stand: 2023)[9]
  • Konfessionszugehörigkeit: 18,02 % evangelisch-reformiert, 25,84 % römisch-katholisch, 56,14 % andere oder keine konfessionelle Zugehörigkeit (Stand: 2022)[10]

Politik

Sitzverteilung im Grossen Gemeinderat Adliswil ab 2022
Insgesamt 36 Sitze

Von der Einführung der Stadtordnung im Jahre 1974 bis ins Jahr 2010 leitete ein neunköpfiger Stadtrat die Verwaltung, seit 2010 sind es nur noch sieben Stadträte. Der Stadtrat (Exekutive) bestimmt mit der Legislative, dem 36-köpfigen Grossen Gemeinderat, das politische Geschehen.

Der Stadtrat als Kollegialbehörde mit 7 Mitgliedern ist vollziehendes Organ der Stadt Adliswil. Die stimmberechtigten Adliswiler wählen den Stadtrat alle vier Jahre nach dem Majorzwahlverfahren. Stadtpräsident ist seit dem 10. Juli 2018 Farid Zeroual (Die Mitte). Die übrigen Mitglieder des Stadtrates sind: Felix Keller (1. Vizepräsident, Ressort Bau und Planung, parteilos), Karin Fein (2. Vizepräsidentin, Ressort Finanzen, Freie Wähler), Markus Bürgi (Ressort Bildung, FDP), Carmen Marty Fässler (Ressort Werkbetriebe, SP), Mario Senn (Ressort Sicherheit, Gesundheit und Sport, FDP) und Marianne Oswald (Ressort Soziales, Grüne).

Bei der Nationalratswahl 2019 erreichten die Parteien folgende Wähleranteile: SVP 28,52 %, SP 17,62 %, FDP 14,43 %, glp 11,18 %, Grüne 11,06 %, CVP 8,98 %, EVP 3,06 %, BDP 1,99 % und andere (9) 3,16 %.[11]

Die Wähleranteile bei der Nationalratswahl 2023: SVP 27,82 % (−0,70 %), SP 20,24 % (+2,62 %), FDP 16,07 % (+1,64 %), Die Mitte 12,38 % (+1,42 %), Grüne 8,29 % (−2,87 %), glp 8,19 % (−2,99 %), EVP 3,22 % (+0,15 %) und andere (14) 3,89 % (−0,73 %).[12]

Wirtschaft

Einen starken Wachstumsschub erlebte die Gemeinde im 19. Jahrhundert durch die Industrialisierung, während der ein grosser Spinnereibetrieb, die Mechanische Seidenweberei Adliswil (MSA), aufgebaut wurde. Im Ort befand sich auch der Schokoladenhersteller Norma, der später in der Firma Cima-Norma S.A. in Dangio-Torre aufging.

Heute arbeiten viele der Einwohner in Zürich. Der überwiegende Teil der ansässigen Unternehmen ist im tertiären Sektor tätig. Insbesondere haben Versicherungen (Generali, Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft) einen Teil ihrer Verwaltung in Adliswil angesiedelt. Der liechtensteinische Werkzeughersteller Hilti hat seinen Schweizer Geschäftssitz in Adliswil. Es arbeiten in allen Sektoren insgesamt rund 5000 Personen in Adliswil.

Infrastruktur

Gas

Für den Ausbau und den Unterhalt des örtlichen Gasnetzes ist Energie 360° zuständig.[13]

Kanalisation

Die Stadt Adliswil unterhält über 100 Kilometer Kanalisation, wodurch täglich rund 8 Millionen Liter Abwasser in die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Sihltal befördert wird. Das geklärte Abwasser wird anschliessend in die Sihl eingeleitet. Zu den Verbandsgemeinden gehören neben Adliswil auch Langnau am Albis und Thalwil (Gattikon).[13][14][15]

Stromnetz

Für den Netzstrom und die öffentliche Beleuchtung sind die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) zuständig.[13]

Wasserversorgung

Für den Betrieb und den Unterhalt der örtlichen Wasserversorgung ist Energie 360° zuständig.[13]

Verkehr

Der Bahnhof Adliswil liegt an der Sihltalbahn S 4 Zürich HBAdliswilLangnau-Gattikon (– Sihlwald) der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn (SZU), die Teil des Zürcher Verkehrsverbundes ist. Parallel dazu führt eine Hauptstrasse von Zürich durch Adliswil über Sihlbrugg in den Kanton Zug.

Auf dem Gemeindegebiet der Stadt Adliswil wird die 1954 erbaute Luftseilbahn Adliswil–Felsenegg (LAF) im Auftrag der Eigentümer von der SZU betrieben. Die LAF ist die einzige öffentliche Luftseilbahn im Kanton Zürich.

Kirchen und Tempel

In Adliswil gibt es vier christliche Kirchen und einen hinduistischen Tempel:

Vereine

Angefangen vom 1911 gegründeten Fussballverein FC Adliswil[16] über den Turnverein, die Musik- und Gesangsvereine, Theater Adliswil bis zu den vielen ethnischen Bevölkerungsgruppen, die sich organisiert haben, sind in Adliswil über 130[17] Vereine zu finden. Der Ort ist Sitz des Autismus Forum Schweiz und von Radio Maria.

Sehenswürdigkeiten

Persönlichkeiten

  • Stefan Bachmann (* 1993), Schriftsteller
  • Emil Bär (1859–1932), Lehrer und Historiker
  • Margrit Baur (1937–2017), Schriftstellerin
  • Patrick Biagioli (* 1967), Sänger, Schauspieler und Musicaldarsteller
  • Dominik Blum (* 1964), Musiker und Dirigent
  • John Brack (1950–2006), Musiker
  • Bettina Bunge (* 1963), deutsche Tennisspielerin
  • Franz Fassbind (1919–2003), Schriftsteller, Dramatiker und Journalist
  • Mario Fehr (* 1958), Politiker
  • Raymond Fein (* 1950), Musiker und TV-Showmaster
  • Rolf Fringer (* 1957), Fussballtrainer
  • Dennis Furrer (* 1980), Mundart-Reggae-Sänger
  • Sophie Gasser (1892–1978), Schriftstellerin
  • Thomas Greminger (* 1961), Diplomat, wuchs in Adliswil auf
  • Hannes Gruber (1928–2016), Kunstmaler
  • Alois Günthard (1913–1976), Gemeindepräsident und Zürcher Regierungsrat
  • Hansueli Gürber (1951–2022), Jugendanwalt, wohnte in Adliswil
  • Heinrich Hunziker (1879–1982), Mediziner
  • Peter Holenstein (1946–2019), Journalist und Buchautor
  • Alex Hug (* 1943), Chorleiter und Organist
  • Max Janser (* 1943), Radrennfahrer
  • Jürgmeier (bürgerlich Jürg Meier, * 1951), Publizist und Schriftsteller
  • Pjotr Kraska (1946–2016), Aktionskünstler, Autor und Behördenkritiker
  • Kamil Krejčí (* 1961), Schauspieler, Regisseur, Autor
  • Ferdy Kübler (1919–2016), Radrennfahrer
  • Thomas Maier (* 1975), Physiker und Politiker
  • Felix Mettler (1945–2019), Schriftsteller
  • Peter Müller (* 1957), Skirennfahrer
  • Che Peyer (* 1950), Musiker
  • Emil Ruh (1884–1946), Komponist und Dirigent
  • Johannes Schmid-Kunz (* 1964), Volksmusiker, Tanzleiter und Kulturmanager
  • Simone Wild (* 1993), Skirennfahrerin
  • Lionel Spitz (* 2001), Leichtathlet
  • Wasiliki Goutziomitros (* 1977), Journalistin
Kugelpanorama am zentralen Bahnhofplatz
Als Kugelpanorama anzeigen

Literatur

Commons: Adliswil – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Brockhaus: Kleines Konversations-Lexikon. 5. Auflage, Band 1, Leipzig 1911, S. 16.
  6. Heinz Gallmann: Zürichdeutsches Wörterbuch. Hrsg.: Grammatiken + Wörterbücher des Schweizerdeutschen in allg. verständl. Darstellung, begleitet vom Verein Schweizerdeutsch. 1. Auflage. Band III Zürichdeutsches Wörterbuch. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2009, ISBN 978-3-03823-555-2, S. 668.
  7. a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuchâtel unter der Leitung von Andres Kristol. Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5, und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, S. 76. Angegebene Lautschrift: [ˈɑdliöʋiːl, ɑdliöˈʋiːl] (ö offensichtlich Druckfehler).
  8. Hans-Heiri Stapfer: Kampf im Dickicht der Geschichte. In: Thalwiler Anzeiger. 23. August 2008, abgerufen am 22. Januar 2023 (PDF; 725 kB; via geschichtsverein.ch).
  9. Gemeindeproträts. Privathaushalte. Statistisches Amt des Kantons Zürich, abgerufen am 8. September 2023.
  10. Gemeindeporträts. Konfession. Statistisches Amt des Kantons Zürich, abgerufen am 8. September 2023.
  11. Nationalratswahl 2019. Abgerufen am 1. August 2020.
  12. Nationalratswahl 2023. Abgerufen am 25. Oktober 2023.
  13. a b c d Werkleitungen. In: adliswil.ch. Abgerufen am 18. April 2022.
  14. Pascal Münger: Spatenstich in Adliswil: Die Kläranlage im Sihltal wird modernisiert. In: Zürichsee-Zeitung. 14. April 2022, abgerufen am 18. April 2022.
  15. Zweckverband ARA Sihltal. In: arasihltal.ch. Abgerufen am 18. April 2022.
  16. FC Adliswil (Memento vom 26. Mai 2011 im Internet Archive). Abgerufen am 13. März 2011.
  17. Vereine. Gemeinde Adliswil, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Mai 2016; abgerufen am 12. Mai 2016. Fussballverband Region Zürich.

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Adliswil
Adliswil Sihl Felsenegg 20200205.jpg
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Adliswil seen from the bed of the river Sihl, with Felsenegg in the background.
Adliswil.JPG
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Aussicht von Adliswil, Sihl Tal, von der LAF Straßenbahn.
Adliswil Hauptplatz panosphere 20200205.jpg
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This shows the main square in Adliswil in a spherical panorama (in equirectangular projection).
Karte Gemeinde Adliswil 2019.png
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Stadt Adliswil
Adliswil Werdsteg dawn.jpg
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The Werdsteg is a foot and bicycle bridge crossing the Sihl river in Adliswil. The picture shows it with lights still on during dawn.
Fallätsche Adliswil and Sihl valley 20200818.jpg
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Adliswil and the Sihl valley (Leimbach in the front, Langnau and Albispass in the back) from the northern side of Fallätsche (near the Teehüsli). This panorama was blended from two exposure layers with 19 images each, and thus consists of a total of 38 individual exposures.