Adela von Frankreich

Adela von Frankreich (genannt die Heilige; * wohl 1009[1] oder um 1014[2]; † 8. Januar[3] 1079[4] im Benediktinerkloster Messines bei Ypern) stammte aus der Dynastie der Kapetinger, die zu ihrer Zeit die Könige von Frankreich stellten. Sie war von 1035 bis 1067 als Gemahlin von Balduin V. Gräfin von Flandern. Sie wird in den Urkunden am häufigsten Adela genannt, es treten aber auch die Namen Adala, Addela, Addele, Adelaidis, Adele, Athela, Aelide[5] und Alix[6] auf.

Abstammung

Adelas Vater war der Kapetinger Robert II. der Fromme, König von Frankreich von 996 bis 1031[7], ihr Bruder war König Heinrich I. (regierte 1031–1060)[8]. Wie alle überlebenden Kinder Roberts ging Adela aus dessen dritten Ehe mit Konstanze von der Provence hervor.[9]

Verlobung/Ehe mit Richard III. von Normandie

Adela wurde mit Richard III. (* um 1001; † 6. August 1027), Herzog der Normandie seit dem 23. August 1026, verlobt. Ob die Ehe im Januar 1027[10] tatsächlich zustande kam[11], ist umstritten, da Richard III. noch im selben Jahr verstarb.[12] Sie wird 1027 als Gräfin von Contenance in der Normandie bezeichnet, ein Besitz, den sie im Zusammenhang mit der (geplanten) Hochzeit von Richard erhalten haben muss, und der die pagi Saire, Hague und Bauptois im äußersten Norden des Cotentin umfasste.[13]

Als Tochter von Richard III. und Adela wird gelegentlich Judith von Flandern angesehen, die Herzogin von Bayern als Ehefrau von Welf IV.; diese Ansicht ist umstritten.[14]

Ehe mit Balduin V. von Flandern

Nach Richards Tod heiratete Adela 1028[15] in Paris[16] Graf Balduin V. von Flandern (genannt der Fromme[17] oder von Lille bzw. Insulanus[18]; * wohl 1013; † 1. September 1067 in Lille)[19], der von 1035 bis 1067 Graf von Flandern und von 1060 bis 1067 Regent von Frankreich für seinen unmündigen Neffen Philipp I. war. Ihr Vater gab ihr als Heiratsgut die Herrschaft Corbie. Aus dieser Ehe stammten drei Kinder:

  • Balduin VI. (* wohl 1030; † 17. Juli 1070), der 1067 seinem Vater als Graf von Flandern nachfolgte
  • Mathilde (* wohl 1032; † 3. November 1083), die 1053 den Herzog Wilhelm II. von der Normandie heiratete. Dieser eroberte 1066 England, wurde als Wilhelm I. König von England und ging so als Wilhelm der Eroberer in die Geschichte ein.
  • Robert der Friese (* wohl 1035; † 13. Oktober 1093), der 1062 bis 1071 Graf von Holland und 1071 Graf von Flandern wurde

Nach dem Regierungsantritt Roberts zog König Philipp I. die Herrschaft Corbie wieder ein und gab sie in die Domaine royal zurück.[20]

Wirken

Adelas Einfluss wird zugeschrieben, dass ihr Bruder, der französischen König Heinrich I., kurz vor seinem Tod Balduin die Vormundschaft über seinen siebenjährigen Sohn Philipp I. gab, und der Graf von Flandern somit von 1060 bis kurz vor seinem Tod 1067 Regent von Frankreich war.

Auch hat Adela einen großen Anteil an der Kirchenpolitik Balduins V., vermutlich sind zahlreiche kirchliche Stiftungen des Grafen auf sie zurückzuführen, so die Errichtung der Stifte von Aire-sur-la-Lys (1049), Lille (1050) und Harelbeke (1064) sowie der Abteien von Messines bei Ypern (1057) und Ename (1063).

Als Witwe reiste Adela 1067 Adela nach Rom, wo sie „aus den Händen von Papst Alexander II. den Witwenschleier erhielt; sie verbrachte den Rest ihres Lebens im Kloster Messine, wo sie 1079 starb und beerdigt wurde“[21]. Nicht bekannt ist, wann sie heiliggesprochen wurde; ihr Gedenktag ist der 8. September.[22]

Literatur

  • Père Anselme: Histoire de la maison royale de France… Band I, 1674, S. 72
  • Père Anselme: Histoire généalogique… Band I, 1726, S. 72
  • Erich Brandenburg: Die Nachkommen Karls des Großen. 1935, Tafel 41, S. 82
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln. Band II, 1984, Tafel 11 (für Adela) und Tafel 5 (für ihren Ehemann und ihre Kinder)
  • Winfried Glocker: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. 1989, VII, 63 S. 328
  • Adriaan Verhulst: Adela von Flandern. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 1. Artemis & Winkler, München/Zürich 1980, ISBN 3-7608-8901-8, Sp. 141.
  • Patrick Van Kerrebrouck: Nouvelle histoire de l’auguste maison de France. Band II (Les Capétiens, 2000) S. 58/59

Anmerkungen

  1. Schwennicke unter der Annahme einer vorhandenen Heiratsfähigkeit im Jahr 1027
  2. Glocker unter der Annahme einer nicht vorhandenen Heiratsfähigkeit im Jahr 1027
  3. Nekrolog der Abtei Saint-Denis: "VI Id Jan" starb "Adelaidis comitissa"
  4. Nach den Annales Formolenses, während der Nekrolog der Abtei Messines ihren Tod bereits für das Jahr 1071 verzeichnet (Kerrebrouck, Fußnote 77)
  5. Kerrebrouck, Fußnote 74
  6. Père Anselme
  7. Genealogiæ Scriptoris Fusniacensis: "Alam comitissam Flandrensem" als Tochter von König Robert (MGH Scriptores (in folio) 13, S. 252)
  8. Alberich von Trois-Fontaines: "soror…regis Henrici Adela" als Ehefrau von "Balduino Insulano" (Chronica Albrici Monachi Trium Fontium 1060, MGH Scriptores (in folio) 23, S. 792)
  9. Schwennicke gibt fälschlich eine gleichnamige ältere Schwester an (* um 1003, † nach 1063), die um 1015 mit Renaud, Graf von Nevers († 1040) verheiratet wurde; diese Schwester hieß Avoie (Hadwig) oder Alais, heiratete im Jahr 1006 und starb ebenfalls 1079 (Kerrebrouck).
  10. Januar 1026 [wohl alter Stil] bei Père Anselme, Band I, S. 72
  11. So Verhulst, Brandenburg und Schwennicke
  12. Glocker, S. 328: "Die von Pfister, Etudes S. 78f. [Christian Pfister, Études sur le règne de Robert le Pieux (1885)], und von Brandenburg X, 245, angenommene 1. Ehe der Adelheid, Tochter König Roberts II. von Frankreich, und Herzog Richard III. von der Normandie war in Wirklichkeit nur eine Verlobung, die wegen des Todes Richards III. nicht mehr in eine Ehe einmünden konnte; vgl. Cleve-Hlawitschka, Judith S. 19 ff. [Hartwig Cleve, Eduard Hlawitschka, Zur Herkunft der Herzogin Judith von Bayern (1982)], und die Ausstattungsurkunde Richards für seine Braut (gedruckt in [Marie Fauroux (Hrsg.),] Recueil des Actes des ducs de Normandie de 911 à 1066 [1961], Nr. 58). Das oben gegebene ungefähre Geburtsjahr [1014] ist durch die Überlegung bestimmt, dass Adelheid zur Zeit ihrer Verlobung mit dem ersten Bräutigam noch nicht das heiratsfähige Alter erreicht haben dürfte."
  13. David C. Douglas: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. 1994, S. 37
  14. Siehe Hauptartikel
  15. Bei Père Anselme: 1027 (1674) bzw. 1028 (1726)
  16. Verhulst und Schwennicke; Kerrebrouck: Amiens
  17. Le Pieux oder le Débonnaire, siehe Artikel „Baudouin V (comte de Flandre)“ von Joseph-Jean De Smet in: Biographie Nationale de Belgique, Band 1 Biographie nationale de Belgique/Tome 1/BAUDOUIN V (comte de Flandre)
  18. Balduinus Insulanus = Baudouin de l’Isle = Balduin von Lille, siehe Ernst Steindorff: Balduin V. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 7–9.
  19. Diese Ehe wird bezeugt bei Wilhelm von Jumièges, VI caput 6, sowie in der Genealogia comitum Flandriae Bertiniana und der zugehörigen Continuatio Leidenseis et Divionensis, (MGH Scriptores (in folio) 9, S. 306 bzw. 307)
  20. Kerrebrouck, Fußnote 76
  21. Père Anselme
  22. M. Benedictine Monks: The Book of the Saints. 1928, S. 4