Addedomarus

Die Trinovanten lebten nördlich der Themse-Mündung
Goldmünzen des Addedomarus

Addedomarus war ein Fürst oder König der Trinovanten, eines Stammes der Kelten in Britannien, zum Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. Historisch ist er lediglich durch Münzlegenden belegt.[1]

Addedomarus war der erste britische Fürst oder König, der nördlich der Themse eigene, beschriftete Münzen ab circa 30 v. Chr. prägen ließ. Das Stammesgebiet der Trinovanten umfasste die heutigen englischen Grafschaften Essex und südliches Suffolk. Um 25 v. Chr. verlegte er die Hauptstadt des Stammes von Braughing in Hertfordshire nach Camulodunum (Colchester) in Essex. Nach den Münz-Seriationen wird seine Regierungszeit bis 15 v. Chr. mit seinem mutmaßlichen Tod datiert, wobei diese Datierungen in der Forschung divergieren und Näherungswerten entsprechen. Um 10 v. Chr. besiegte wahrscheinlich der König der Catuvellaunen, Tasciovanus, die Trinovanten, da dieser zu dieser Zeit Münzen in Camulodunum prägte. Vielleicht auf römischen Druck musste er bald wieder abziehen und etwa um 5 v. Chr. folgte Addedomarus’ Sohn Dubnovellaunus nach, doch bald darauf wurde das Reich der Trinovanten entweder von Tasciovanus oder seinem Sohn Cunobelinus endgültig erobert. Der Tumulus von Lexden wird von einem Teil der britischen Forschung als mutmaßlicher Grabhügel für Addedomarus betrachtet.[2]

Name

Die Münzlegenden zeigen die Formen AÐÐOMAROS, ADDEDOMAROS, ADDIIOM, AθθIIDO(M) und werden auf die Bildung *Ad-sedo-marus rekonstruiert.[3] Diese sind gut belegt durch analoge, kontinentale Belege wie durch die Formen Addedomari, Assedomaros, Assedo, Asesdo.[4] Für die zweigliedrige Komposition aus addedo- und -mari wird für das erste, bestimmende Glied (ad)-sed-o- angesetzt, -sed = „sitzen, Sitz“, welches das Spektrum von „Standfestigkeit“, „feststehend“ und sowohl – gemäß keltischer Namengebung der Determinativkomposita – über die Charaktereigenschaft einer Person aussagt als auch über die physische Eigenschaft als Kämpfer mit dem Speer oder als Kampfwagenführer. Das zweite Glied mit dem Grundwort -maro bedeutet „groß“. Daher deutete Alfred Holder den Namen als „der einen großen Speer hat“. David Ellis Evans ging von einem beschreibenden, sprechenden Namen aus mit der Bedeutung „der mit großer Standhaftigkeit“. Die gegenwärtige Forschung, vertreten durch Xavier Delamarre und John T. Koch, ausgehend von Joseph Vendryes, deutet den Namen als „großer Wagenkämpfer, Wagenlenker“.

Literatur

  • Joseph Vendryes: Deux nouvelles inscriptions gallo-romaines. In: Études Celtiques. Band 5, 1950, S. 237–247 (online).
  • Malcolm Todd: Trinovantes. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12/1, Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01482-7, Sp. 822.
  • John T. Koch: Llawr en assed (ca 932) “the laureate hero in the war-chariot”. Some recollections of the Iron Age in the Gododdin. In: Études Celtiques. Band 24, 1987, S. 253–278 (online).
  • Karl Horst Schmidt: Die Komposition in gallischen Personennamen. In: Zeitschrift für celtische Philologie. Band 26, Heft 1–4, 1957, S. 33–331, zugleich Sonderabdruck: Die Komposition in gallischen Personennamen. Max Niemeyer, Tübingen 1957.
  • Miranda J. Green: The Celtic World. Routledge, Oxford 1995, ISBN 0-415-05764-7.
  • Patrizia de Bernardo Stempel: Die Sprache altbritannischer Münzlegenden. In: Zeitschrift für celtische Philologie. Band 44, 1991, S. 36–55.
  • Xavier Delamarre: Dictionnaire de la langue Gauloise. Une approche linguistique du vieux-celtique continental. 2. Auflage. Errance, Paris 2003.
  • David Ellis Evans: Gaulish personal Names. A Study of some Continental Celtic Formation. Clarendon Press, Oxford 1967.
  • Alfred Holder: Altceltischer Sprachschatz. Erster Band A – H. B. G. Teubner, Leipzig 1896, Sp. 39.
  • C. F. C. Hawkes, Philip Crummy: Camulodunum II (= Colchester Archaeological Reports. Report 11). Colchester Archaeological Trust, 1995 (PDF).

Weblinks

Anmerkungen

  1. Zuletzt im Jahr 2000 ein Gold-Stater möglicherweise aus dem Kontext des Hortfundes von Alton, Hampshire. A. P. Fitzpatrick: Roman Britain in 2000; 8. South-Western Counties. In: Britannia 32 (2001), S. 372.
  2. Hawkes, Crummy: Camulodunum II. S. 91.
  3. Karl Horst Schmidt: Die Komposition in Gallischen Personennamen. In: zeitschrift für celtische Philologie 26, 1 (1957), S. 116, 236, 265.
  4. AE 1952, 37, CIL 3, 5291, CIL 3, 5087

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