Adapazarı

Adapazarı
Adapazarı (Türkei)

Stadtpark in Adapazari
Basisdaten
Provinz (il):Sakarya
Koordinaten:40° 47′ N, 30° 24′ O
Höhe:31 m
Fläche:324 km²
Einwohner:279.127[1] (2020)
Bevölkerungsdichte:862 Einwohner je km²
Telefonvorwahl:(+90) 264
Postleitzahl:54 100
Kfz-Kennzeichen:54
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021)
Gliederung:84 Mahalle
Bürgermeister:Mutlu Işıksu (AKP)
Postanschrift:Cumhuriyet Mahallesi
Kolağası Sokak No:3
54100 Adapazarı
Website:
Landkreis Adapazarı
Einwohner:279.127[1] (2020)
Fläche:324 km²
Bevölkerungsdichte:862 Einwohner je km²
Kaymakam:Yusuf Ziya Çelikkaya
Website (Kaymakam):
Vorlage:Infobox Ort in der Türkei/Wartung/Landkreis

Adapazarı ist die Provinzhauptstadt der türkischen Provinz Sakarya. Sie ist eine Stadtgemeinde (Belediye) im gleichnamigen İlçe (Landkreis) der Provinz Sakarya und zugleich eine Gemeinde der 2000 geschaffenen Büyükşehir Belediyesi Sakarya (Großstadtgemeinde/Metropolprovinz) in der Türkei. Seit der Gebietsreform 2013 ist die Gemeinde flächen- und einwohnermäßig identisch mit dem Landkreis.

Geschichte

Ursprünglich war Adapazarı ein kleines Dorf, das an einer Verzweigung des Flusses Sakarya lag und deshalb nach der türkischen Einnahme unter Sultan Orhan I. 1324 schlicht Ada / آدا (Insel) genannt wurde. Es wird erstmals in einem Dokument von Orhan I. über eine Vaḳıf-Gründung erwähnt. 1795 erwähnt ein Dokument das Dorf erstmals unter dem modernen Namen Ada Pāzārı / آدا پازارى (Insel-Marktplatz) als Sitz eines Verwaltungsbeamten. Im Jahr 1852/1853 wurde das Dorf zu einer Stadt erhoben. Um 1890 hatte die Stadt 24.000 Einwohner, bei der Volkszählung von 1950 war die Einwohnerzahl auf 36.210 angestiegen.[2]

Verwaltung

Adapazari kam als Hauptstadt der neugegründeten Provinz Sakarya 1955 von der Provinz Kocaeli. Die Stadt (Şehir) bildete zusammen mit 134 Ortschaften (Dörfern, Köy) den zentralen Kaza (Merkez Kazası), einem Vorläufer des Kreises (Ilçe). Zum Census 1955 zählte man in der Stadt 55.622 Einwohner, verteilt auf die vier Nahiye:
Merkez Nahiye (75 Dörfer mit 49.904), Kâzimpaşa (14 Dörfer mit 6.924), Sapanca (24 Dörfer mit 15.874) sowie Söğütlü (21 Dörfer mit 15.606 Einw.) — zusammen 79.398 Einwohner.[3]

Im Jahr 2008 wurde durch das Gesetz Nr. 5747 dieser zentrale Landkreis (Merkez Ilçe) der Provinzhauptstadt Adapazari aufgelöst und in vier Kreise aufgeteilt:

  • Arifiye im Süden: 5 Köy, 1 Belediye,
  • Erenler im Osten: 6 Köy, 1 Belediye,
  • Serdivan im Westen: 10 Köy, 1 Belediye sowie
  • Adapazari: zentral und im Norden: 26 Köy, 1 Belediye.

Diese vier Belediye/Stadtbezirke zählt man zur „Kernstadt“, da sie der ungefähren Fläche der „alten“ Provinzhauptstadt (vor 2008) entsprach. Das „neue“ Adapazari nimmt davon etwa die knappe Hälfte ein.

Demographie

Stadtentwicklung

Nachfolgende Tabelle gibt Auskunft über die Entwicklung der Einwohnerzahlen von Stadt (Adapazari Şehir), Kreis (Merkez İlçe) und Provinz (Sakarya İl). Die Zahlen wurden den als PDF-Dateien veröffentlichten Ergebnisse der Volkszählungen der angegebenen Jahre entnommen, abrufbar über die Bibliothek des TURKSTAT (TÜİK)[4]

Jahr200019901985198019751970196519601955
Stadt283.752171.225152.291130.977114.130101.28386.12479.42074.255
Landkreis340.825316.307301.067258.561223.046199.839182.073162.508135.020
Provinz756.168683.061610.500548.747495.649459.052404.078361.992297.108

Bevölkerungsentwicklung

Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die gesamte Provinz, den zentralen Landkreis (Merkez) bzw. die Kernstadt (Adapazarı, Arifiye, Erenler und Serdivan) sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[5]

JahrProvinzLandkreisStadt
absolutproz.absolutproz.absolut
20201.042.64954,20565128Stadt

und

Landkreis

sind

identisch
20191.029.65054,23558.388
20181.010.70053,69542.622
2017990.21454,06535.261
2016976.94854,00527.571
2015953.18153,62511.102
2014932.70653,07494.977
2013917.37352,57482.290
2012902.26752,47473.457
2011888.55652,03462.295
2010872.87251,26447.420
2009861.57050,47434.867
2008851.29249,66422.772
2007835.22249,45412.99450,74209.563

Einwohnerentwicklung seit 2008 in der „Kernstadt“

Die Tabelle vergleicht die Bevölkerungsfortschreibung der vier Kreise/Stadtbezirke der „Kernstadt“ am Ende des angegebenen Jahres. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[6]

2008200920102011201220132014201520162017201820192020
Adapazarı237.259243.204245.458251.680257.826259.516263.408269.079274.898272.901271.515276.385279.127
Arifiye37.29037.24537.86437.88938.29338.90539.02439.63240.56843.23444.31545.37546.344
Erenler72.62172.47573.41875.68276.09078.09479.93481.66083.98485.64987.19789.12890.855
Serdivan75.60281.94390.68097.044101.248105.775112.611120.731128.121133.477139.595147.500148.802
„Kernstadt“424.780436.876449.430464.306475.469484.303496.991513.117529.587537.278544.640560.407567.148
Provinz Sakarya851.292861.570872.872888.556902.267917.373! 953.181976.948990.2141.010.7001.029.6501.042.649

Wirtschaft und Infrastruktur

Bahnhof Adapazarı

Adapazari liegt in einer der wirtschaftlich aufsteigenden Regionen der Türkei und profitiert dabei von der Nähe zum großen Absatzmarkt Istanbul und den Häfen in İzmit. Wichtige Wirtschaftszweige sind die Textilindustrie, Industriezulieferer sowie Dienstleistungen. Zudem profitiert die Stadt von den fruchtbaren Böden (Marschböden) im Umkreis. Neben der Landwirtschaft, welche immer mehr in den Hintergrund rückt, nimmt die Industrie einen immer größeren Stellenwert ein.[7] Eine Mehrheit der Bevölkerung arbeitet in der industriellen Produktion, unter anderem in der Autofabrik Toyota, beim Reifenhersteller Goodyear, in der Schnellzugfabrik EUROTEM sowie der LKW-Fabrik Otokar. Des Weiteren sind mehrere große Unternehmen der Türkei, wie die Toprak Holding, in Adapazari ansässig. Verkehrstechnisch günstig liegt Adapazari auf der Strecke zwischen Istanbul und Ankara. Wichtige Bahnlinien und Fernstraßen zwischen den beiden Metropolen verlaufen durch Adapazari.

Erdbeben

Museum des Erdbebens von 1999

Adapazarı fand aufgrund des Erdbebens am 17. August 1999 international Beachtung. Die Innenstadt wurde zu einem sehr großen Teil zerstört, wobei mehrere tausend Menschen starben. Adapazarı gehörte wie Gölcük und Izmit zu den vom Erdbeben am schlimmsten betroffenen Städten.

Dabei trugen hauptsächlich zwei Faktoren zu den großen Zerstörungen bei: Einerseits liegt Adapazarı an der Nordanatolischen Verwerfung, zum anderen wurde das Zentrum der Stadt auf relativ losem Untergrund errichtet. Heute erinnert eine ständige Ausstellung an die Opfer und die Folgen des Bebens. Durch die Tragödie starben damals mehr als 18.000 Menschen in der Türkei.

Durch zahlreiche Spenden aus aller Welt konnte die Stadt wieder aufgebaut werden. Dazu trug auch ein 26 Millionen schwerer Kredit der Europäischen Kreditanstalt für Wiederaufbau bei.

Klimatabelle

Adapazarı (30 m)
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
92
 
10
3
 
 
77
 
11
3
 
 
71
 
14
5
 
 
62
 
19
8
 
 
50
 
24
12
 
 
69
 
28
16
 
 
55
 
29
18
 
 
45
 
30
19
 
 
47
 
26
15
 
 
92
 
21
12
 
 
86
 
16
7
 
 
101
 
12
5
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, Normalperiode 1981-2010
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Adapazarı (30 m)
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Mittl. Temperatur (°C)6,26,38,513,017,421,823,623,519,815,711,28,214,6
Mittl. Tagesmax. (°C)9,810,613,618,823,627,729,429,626,421,416,211,719,9
Mittl. Tagesmin. (°C)3,22,94,68,212,216,018,418,514,811,57,45,210,3
Niederschlag (mm)91,676,571,261,549,769,155,444,547,192,186,2101,0Σ845,9
Sonnenstunden (h/d)2,33,03,64,66,37,78,17,86,44,33,12,35
Regentage (d)15,714,013,211,69,88,86,36,27,312,413,015,9Σ134,2

Adapazarı befindet sich am Rande der gemäßigten Zone und der subtropischen Zone und hat nach Köppen ein feucht-subtropisches Klima (effektive Klimaklassifikation: Cfa). Die Sommer sind sehr warm bis heiß mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und mit erheblichen Regenfällen, die oft als Starkregen fallen. Trotzdem weist Adapazarı im Sommer viele Sonnenstunden auf. Die Winter sind kühl und feucht mit höheren Niederschlägen als in den anderen Jahreszeiten, die oft als Schnee fallen. Im Winter sind zwar Nachtfröste häufig, aber Eistage mit einer Tageshöchsttemperatur unter 0 °C sind selten. Aufgrund der starken Bewölkung im Winter, ist die Anzahl der Sonnenstunden niedrig. Der wärmste Monat ist der Juli mit 23,6 °C, der kälteste der Januar mit 6,3 °C im Durchschnitt. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 14,9 °C. Durch die geographische Lage in einem Talkessel ist es in Adapazarı öfters einige Grad wärmer als in der umliegenden Landschaft.

Sonstiges

Unweit der Stadt befindet sich die spätantike Sangariusbrücke mit einer beträchtlichen Länge von 429 m. Bei Erholungssuchenden sind die umliegenden Seen wie Sapanca und Poyraz Gölü sehr beliebt sowie Karasu am Schwarzen Meer. Keltepe (1610 m) ist bei Wanderern und Skifans beliebt.

Sport

Yeni Sakarya Stadyumu

Adapazarı ist die Heimat des Fußballclubs Sakaryaspor. Dieser gewann einmal den Türkischen Fußballpokal und hat bis heute 11 Saisons in der ersten türkischen Liga gespielt. Sie treten seit 2017 im Yeni Sakarya Stadyumu an. Seit der Saison 2007/08 war der Verein jedoch aufgrund struktureller Probleme und finanzieller Schwierigkeiten bis in die vierte türkische Liga abgestiegen. Heute befindet sich der Club in der drittklassigen TFF 2. Lig (Stand: Februar 2022). Viele ehemalige Fußballnationalspieler wie Tuncay Şanlı, Hakan Şükür oder Oğuz Çetin sind in Adapzarı geboren. Auch der Gewinner der Supersport-Weltmeisterschaft Kenan Sofuoğlu ist in der Stadt geboren.

Im 2018 eingeweihten Radsport-Park Ayçiçeği Bisiklet Vadisi finden regelmäßig Wettbewerbe im BMX-Rennsport und Mountainbikesport statt.

Partnerstädte

Söhne und Töchter der Stadt

Einzelnachweise

  1. a b Adapazarı Nüfusu, Sakarya, abgerufen am 5. April 2021
  2. Robert Anhegger Ada Pazarı in Encyclopaedia of Islam
  3. Genel nüfus sayımı, 23 Ekim 1955 - Population Census 1955, PDF-Dokument, 62 MB. S. 433–435
  4. Bibliothek des TÜİK
  5. Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 5. April 2021
  6. Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 5. April 2021
  7. Wilfried Heller: Eine Provinzstadt als Hoffnungsträger: Migration und Arbeitsplatzmobilität in Adapazarı (NW-Anatolien). In: Beiträge zur angewandten Sozialgeographie (Universität Augsburg), 1989, Heft 21, S. 13–52.
Commons: Adapazarı – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Turkey adm location map.svg
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte der Türkei
Sakarya districts.png
Map of the districts of Sakarya province in Turkey. Created by Rarelibra 17:12, 4 December 2006 (UTC) for public domain use, using MapInfo Professional v8.5 and various mapping resources. Edited by One Homo Sapiens Corrected text where İ,Ş,ı,ğ,or ş occurs in name. Source: [statoids-com]. Increased font size and enhanced color differences among adjacent districts.
TR Sakarya asv2021-10 img10 Adapazarı station.jpg
Autor/Urheber: A.Savin, Lizenz: FAL
Adapazarı railway station in Sakarya/Adapazarı, Turkey
Adapazari-logo.jpg
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: PD-Amtliches Werk

Wappen der Gemeinde Adapazarı

TR Sakarya asv2021-10 img27 New Stadium.jpg
Autor/Urheber: A.Savin, Lizenz: FAL
New Sakarya Stadium (a.k.a. Atatürk Stadium) in Sakarya/Adapazarı, Turkey
TR Sakarya asv2021-10 img21 Urban Park.jpg
Autor/Urheber: A.Savin, Lizenz: FAL
Derivation canal (Çark Suyu) from Lake Sapanca to Sakarya River in Sakarya/Adapazarı, Turkey
TR Sakarya asv2021-10 img08 Earthquake Museum.jpg
Autor/Urheber: A.Savin, Lizenz: FAL
Museum of the Year 1999 Earthquake in Sakarya/Adapazarı, Turkey