Acker-Kratzdistel
Acker-Kratzdistel | ||||||||||||
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Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cirsium arvense | ||||||||||||
(L.) Scop. |
Die Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) oder Ackerdistel ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Kratzdisteln (Cirsium) innerhalb Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie fällt vor allem wegen ihrer bedornten Blätter und ihrer violett gefärbten Blüten auf. Man findet sie an Weg- und Feldrändern, deshalb wird sie auch oft als „Ackerunkraut“ bezeichnet.
Beschreibung
Die Acker-Kratzdistel ist extrem variabel in Unterschieden in der Wuchshöhe, der Ausgestaltung der Laubblätter und der Größe der Blütenkörbchen. Sie wurde deshalb von manchen Autoren in zahlreiche Unterarten und Varietäten untergliedert, die jedoch schwer trennbar sind.
Vegetative Merkmale
Die Acker-Kratzdistel ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 150 Zentimetern erreicht. Sie bildet waagrecht verlängerte, kriechende Rhizome aus. Der Stängel ist reich beblättert, meistens rispig verzweigt und nicht geflügelt.
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind buchtig gezähnt und weisen eine dornige Bewimperung auf. Die weichen bis starren Dornen sind etwa fünf Millimeter lang und spitz. Im oberen Stängelbereich sind die Laubblätter jedoch nicht stachelig.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juli bis Oktober. Die Acker-Kratzdistel ist gynodiözisch. Die Blütenkörbchen weisen einen Durchmesser von etwa zwei Zentimetern auf und enthalten etwa 100 meist zwittrige, vormännliche Blüten. Daneben gibt es aber auch rein weibliche Pflanzenexemplare mit kleineren Körbchen und Blüten mit nur zwei bis drei Millimeter langen Kronzipfeln. Der Blütenstand enthält wie bei allen Arten der Tribus Cardueae nur Röhrenblüten. Ihr farbiger Blütenkronensaum ist bis zum Grund fünfspaltig. Die Blüte ist rötlich bis lilafarben.
Die Achäne besitzt einen federigen Pappus aus weißen Pappusborsten.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.[1]
Ökologie und Inhaltsstoffe
Die Acker-Kratzdistel ist ein Wurzelknospen-Geophyt und ein Tiefwurzler, der bis 2,8 Meter tiefe Wurzeln treibt. Die vegetative Vermehrung der Acker-Kratzdistel erfolgt durch Wurzelsprosse, die aus den tief im Boden liegenden, annähernd waagerecht verlaufenden Ausläuferwurzeln hervorgehen. Es liegt demnach ein Wurzelpionier vor, der auf Äckern und Weiden ein gefürchtetes „Unkraut“ darstellt. Sogar aus kleinen abgehackten Wurzelstückchen können neue Pflanzenexemplare austreiben.
Die Blüten duften nach Honig. Die Griffeläste sind auf der Außenseite dicht mit Fegehaaren besetzt. Diese herauswachsende Griffelbürste schiebt den Pollen aus der sich nach innen entleerenden Staubblattröhre hinaus. Der Nektar steigt in der bis über 10 Millimeter langen Kronröhre bis zum Ausgang. Dadurch ist er Insekten aller Art zugänglich, insbesondere für Tagfalter ist die Acker-Kratzdiste eine wichtige Nektarquelle. Bei schlechtem Wetter findet in den Zwitterblüten spontane Selbstbestäubung statt. In den Blüten ist Cynarin (1,3-O-kaffeoylchinasäure) enthalten.
Die Achänen besitzen einen hygroskopischem Haarkelch (Pappus): Es liegt also ein Schirmchenflieger vor. Dessen Sinkgeschwindigkeit beträgt nur 26 cm/Sekunde, daher werden bei Aufwind Flugweiten über 10 km möglich. Die Früchte sind im August bis Oktober reif, jeweils bereits etwa vier Wochen nach Blühbeginn. Die Acker-Kratzdistel ist bezüglich ihrer Standortwahl sehr anspruchsvoll, nur an geeigneten Standorten keimen ihre Samen aus.
Am Stängel der Acker-Kratzdistel findet man nicht selten bis über 2 Zentimeter dicke Gallen, hervorgerufen durch die Larven der Distelbohrfliege (Urophora cardui).
Mehrere Rüsselkäferarten entwickeln sich an der Acker-Kratzdistel, häufig etwa der Distelkurzrüssler oder der Kratzdistelrüssler.
Der Rostpilz Puccinia punctiformis befällt die Acker-Kratzdistel[2] und wird daher auch in Nordamerika und Neuseeland zur Biologischen Schädlingsbekämpfung der Acker-Kratzdistel erfolgreich eingesetzt.[3]
Vorkommen
Die Acker-Kratzdistel kommt vor allem an Wegrändern und Ruderalstellen in ganz Mitteleuropa vor. Selten wächst sie in Höhenlagen oberhalb 2000 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt sie an der Alphütte der neuen Piesenalpe bei Rohrmoos in Bayern bis in eine Höhenlage von 1480 Meter auf.[4]
Die Acker-Kratzdistel ist in Mitteleuropa ein sogenannter Apophyt, da die ursprünglich auf trockenen Waldgrenzstandorten heimische Art auf anthropogene Standorte wechselte, als in Mitteleuropa vor etwa 7000 Jahren Wälder durch Menschen gerodet wurden, um Platz für Äcker zu schaffen. Diese Standorte waren offener als die meisten natürlichen und sie wurden regelmäßig gestört und boten damit der Acker-Kratzdistel optimale Lebensbedingungen. Sie gedeiht am besten auf trockenen Standorten, gelegentlich findet man sie aber auch an feuchteren, halbschattigen Standorten, sowie häufig in Gebüschen und Hecken. Sie gedeiht in Mitteleuropa in Pflanzengesellschaften der Klassen Artemisietea, Agropyretea, Epilobietea und Secalietea.[1]
Taxonomie
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Basionym Serratula arvensis durch Carl von Linné in Species Plantarum, Band 2, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae, Seite 820.[5] Das Artepitheton arvensis/arvense bedeutet „auf Äckern wachsend“. Die Neukombination zu Cirsium arvense(L.) Scop. wurde 1772 durch Giovanni Antonio Scopoli in Flora Carniolica ..., 2. Auflage, Band 2, Seite 126 veröffentlicht. Es gibt viel Synonyme.[6]
Trivialnamen
Für die Acker-Kratzdistel bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Dästel (Siebenbürgen), Tästel (Siebenbürgen), Danoisa (Memmingen), Danoise (Memmingen), Diessel (Ostfriesland), Distel (Österreich), Haberdistel, Landschnecht (St. Gallen), Klein Margendistel (Schlesien), Mausdistel (Göttingen), Ruchdistel (St. Gallen am Oberrhein), Saudistel, Stechdistel (St. Gallen), Stikel (Ostfriesland), Tissel (Helgoland), Tässel (Siebenbürgen) und Warzendistel.[7]
Bilder
- (c) Kadereit, CC-BY-SA-3.0
Fruchtstand und Pappus
Quellen
- Cirsium arvense (L.) Scop., Acker-Kratzdistel. FloraWeb.de
- David J. Keil: Cirsium. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 19: Magnoliophyta: Asteridae, part 6: Asteraceae, part 1 (Mutisieae–Anthemideae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530563-9, S. 109 (englisch). , textgleich online wie gedrucktes Werk. (englisch)
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 222–224.
Einzelnachweise
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 966–967.
- ↑ George Baker Cummins: Rust Fungi on Legumes and Composites in North America. University of Arizona Press, Tucson 1978, ISBN 0-8165-0653-1.
- ↑ R. C. French, A. R. Lightfield: Induction of Systemic Aecial Infection in Canada Thistle (Cirsium arvense) by Teliospores of Puccinia punctiformis. In: Phytopathology. Band 80, Nr. 8, 1990, S. 872–877, DOI:10.1094/Phyto-80-872.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW-Verlag, Eching bei München, 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 643.
- ↑ Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 820. eingescannt bei biodiversitylibrary.org. (Erstveröffentlichung unter dem Basionym Serratula arvensis L.)
- ↑ Werner Greuter, 2006+: Compositae (pro parte majore). In: Werner Greuter, E. von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. Datenblatt In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 101. (online).
Weblinks
- Cirsium arvense bei Plants For A Future
- Cirsium arvense (L.) Scop. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Günther Blaich: Datenblatt mit Fotos.
- Gerhard Nitter: Steckbrief mit Fotos.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Acker-Kratzdistel. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber:
André Karwath aka Aka
, Lizenz: CC BY-SA 2.5Dieses Bild zeigt den Pappus einer Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense).
Autor/Urheber: Jerzy Opioła, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ramularia cirsii on Cirsium arvense. Location: Poland, Chyszówki
Autor/Urheber: Richard Bartz, Munich aka Makro Freak , Lizenz: CC BY-SA 2.5
2 Bees on a Creeping Thistle Cirsium arvense
Cirsium arvense (L.) Scop., syn. Carduus arvensis (L.) Robson
- Original Description
- "Acker-Distel", Carduus arvensis
Autor/Urheber: Benjamin Zwittnig, Lizenz: CC BY 2.5 si
Njivski osat na ljubljanskem barju.
Autor/Urheber: 4028mdk09, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Blühende Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), fotografiert in Nordbaden (Deutschland)
(c) Rasbak, CC-BY-SA-3.0
zelfgemaakte foto van de vrucht van de Akkerdistel Cirsium arvense; begin oktober
Autor/Urheber: Holger Gröschl, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Rapsweißling (Pieris napi) auf Cirsium arvense
Autor/Urheber: Bj.schoenmakers, Lizenz: CC0
Urophora cardui (Thistle Gall Fly) gall, induced in Cirsium arvense (Creeping Thistle), Arnhem, the Netherlands