Acker-Trespe

Acker-Trespe

Acker-Trespe (Bromus arvensis), Illustration

Systematik
Ordnung:Süßgrasartige (Poales)
Familie:Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie:Pooideae
Tribus:Bromeae
Gattung:Trespen (Bromus)
Art:Acker-Trespe
Wissenschaftlicher Name
Bromus arvensis
L.

Die Acker-Trespe[1][2] (Bromus arvensis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Trespen (Bromus) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Sie ist in Eurasien verbreitet.[2]

Beschreibung

Ausschnitt eines rispigen Blütenstandes mit den Ährchen und Grannen
Ährchen

Erscheinungsbild und Blatt

Die Acker-Trespe wächst als überwinternd grüne,[1] einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 40 bis 100[2][3] (20 bis 120) Zentimetern.[4] Es werden lockere Horste gebildet. Die Halme besitzen zwei bis fünf kurz behaarte Nodien.[3] Die wechselständig am Halm angeordneten Laubblätter sind in Blattscheide und Blattspreite gegliedert.[5] Die unteren Blattscheiden sind dicht und angedrückt weich behaart[5], die oberen sind abstehend behaart (Indument). Die 1,5[5] bis 4[3] Millimeter langen und 1,5 bis 5 Millimeter breiten[5] Blatthäutchen sind gefranst.[2] Die parallelnervigen, einfachen Blattspreiten sind 8 bis 25 Zentimeter lang sowie 2 bis 6 (bis 10) Millimeter breit, behaart und rau.[2][3][4]

Blütenstand, Blüte und Frucht

Die Blütezeit liegt in der Schweiz im Juni sowie Juli[2], in Deutschland zwischen Mai und Juli.[6] Der relative große, allseitswendige, rispige Blütenstand ist locker und meist 15 bis 20 (10 bis 30) Zentimeter lang sowie 10 bis 20 cm breit.[3] Der Gesamtblütenstand besteht aus mit einer Länge von 3 bis 10 Zentimeter relativ langen, dünnen Verzweigungen, die viel länger sind als die vielen Ährchen.[2] An jeder Verzweigung befinden sich fünf bis sieben Seitenzweige.[4] Die 15 bis 30 Millimeter langen[4] und im Durchmesser 3 bis 4 mm messenden, länglich-lanzettlichen[3] oder schmal-lanzettlichen,[7] meist violett-getönten[5] Ährchen[2] sind auch zur Fruchtzeit ausgebreitet sind und in der Spätphase etwas nickend. Die geraden oder leicht aufwärts gebogenen, dünnen Grannen sind 7 bis 10 Millimeter lang und treten mehr oder weniger am oberen Ende der Deckspelze aus.[7] Die Ährchen enthalten meist vier bis acht, seltener bis zwölf Blüten, die sich überlappen.[3][4] Die untere Hüllspelze ist 4 bis 6 Millimeter lang sowie meist drei-, selten bis zu fünfnervig; die obere ist 6 bis 8 Millimeter lang sowie fünf- bis neunnervig.[2][4] Mit einer Länge von 7 bis 9 Millimeter sind die lanzettlichen Deckspelzen etwa so lang wie die Grannen und besitzen zwei winzige Zähne.[4] Die Vorspelze ist fast so lang wie Deckspelze und ihr Kiel ist bewimpert.[3] Die Staubbeutel sind 3 bis 5 Millimeter lang.[2]

In China reifen die Früchte zwischen Juni und August. Die schwärzlich-braunen Karyopsen weisen eine Länge von 7 bis 9 Millimeter sowie einen Durchmesser von etwa 1 Millimeter auf.[3]

Chromosomensatz

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[3]

Ökologie

Die Acker-Trespe ist ein Therophyt[1] und Hemikryptophyt.

Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.[1] Es erfolgt Windausbreitung und Klettausbreitung.[1]

Vorkommen und Gefährdung

Das Verbreitungsgebiet der Acker-Trespe erstreckt sich von Ost- und Südeuropa bis zum Iran.[8] Es umfasst die meridionale und boreale Zone. In China kommt sie in den Provinzen Gansu sowie Jiangsu vor. Die Acker-Trespe ist in vielen Gebieten der Welt, beispielsweise in den nordöstlichen USA und in Kalifornien ein Neophyt.[5] In Europa kommt sie in fast allen Ländern vor und fehlt nur in Irland und in Nordmazedonien.[9]

Die Acker-Trespe kommt in Deutschland zerstreut auf Ruderalflächen und nährstoffreichen Äckern vor. Sie gilt in Deutschland als Archäophyt. Pflanzensoziologisch ist sie eine Charakterart der Klasse Chenopodietea.[6] In Deutschland gilt die Acker-Trespe als gefährdet.[1] In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil bei Holzgau bis zu 1100 Metern Meereshöhe auf.[10][4] In Graubünden erreicht sie bei St. Moritz 1885 Meter.[4]

In der Schweiz gedeiht von der kollinen bis zur montanen, selten bis zur subalpinen Höhenstufe.[2] In der Roten Liste der gefährdeten Arten der Schweiz ist Bromus arvensis im Westjura, Mittelland, an der Alpennordflanke, in den westlichen Zentralalpen, östlichen Zentralalpen sowie im Bergell stark gefährdet; als verletzlich gilt sie an der Alpensüdflanke, im Tessin sowie Puschlav; im Ostjura ist sie regional ausgestorben.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[2]

Taxonomie und Systematik

Die Erstveröffentlichung von Bromus arvensis erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 77.[11] Synonyme für Bromus arvensisL. sind: Avena arvensis(L.) Salisb., Bromus arvensis var. phragmitoides(A.Nyár.) Borza, Bromus billotiiF.W.Schultz, Bromus erectus var. arvensis(L.) Huds., Bromus fragilisSchur, Bromus hyalinusSchur, Bromus japonicusHoutt., Bromus mollissimusHornem., Bromus multiflorusWeigel, Bromus patulusMert. & W.D.J. Koch, Bromus phragmitoidesA.Nyár., Bromus versicolorPollich, Bromus verticillatusCav., Forasaccus arvensis(L.) Bubani, Serrafalcus arvensis(L.) Godr., Serrafalcus billotii(F.W.Schultz) Rouy, Serrafalcus duvaliiRouy, Serrafalcus verticillatus(Cav.) Amo.[12] Viele beschriebenen Subtaxa sind heute alle Synonyme.[13]

Von Bromus arvensis können folgende Unterarten unterschieden werden:[9]

  • Bromus arvensis subsp. arvensis
  • Bromus arvensis subsp. parviflorus(Desf.) H.Scholz: Sie unterscheidet sich von Bromus arvensis subsp. arvensis durch kürzere, nur 1 bis 3 Millimeter lange Staubbeutel und Deckspelzen, die nur 6 bis 7 Millimeter lang sind.[14]

Sie kommt in Frankreich, Deutschland, in der Schweiz, in Schweden, Griechenland und Kroatien vor.[9]

  • Bromus arvensis subsp. segetalisH.Scholz: Sie ist in den meisten Gebieten verschollen. Sie kam in Deutschland, in Österreich in Osttirol[14] und vielleicht auch in Italien vor.[9] Sie wurde erst 1970 als eigenständige Sippe erkannt.[4]

Trivialnamen

Ein weiterer für diese Pflanzenart belegter deutschsprachiger Trivialname ist für die Region Kärnten Hudelgras.[15] Ein französischer Trivialname ist Brome des champs und ein italienischer Forasacco dei campi.[2] Ein englischer Trivialname ist Field Brome.[7] Ein chinesischer Name ist 田雀麦 tian que mai[3].

Literatur

  • Jeffery M. Saarela, Paul M. Peterson: Bromus Brome, Chess: Datenblatt bei Jepson eFlora.
  • Liang Liu, Guanghua Zhu, Klaus Ammann: Bromus. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 22: Poaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2006, ISBN 1-930723-50-4, Bromus arvensis, S. 383 (englisch, online). (Abschnitte Beschreibung und Verbreitung)
  • Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 14. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1988, ISBN 3-06-012539-2, S. 570.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Acker-Trespe. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g h i j k l m n Bromus arvensis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 21. August 2023.
  3. a b c d e f g h i j k Liang Liu, Guanghua Zhu, Klaus Ammann: Bromus. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 22: Poaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2006, ISBN 1-930723-50-4, Bromus arvensis, S. 383 (englisch, online).
  4. a b c d e f g h i j Hans Joachim Conert: Familie Poaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 3, S. 743–745. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1997, ISBN 3-489-52020-3.
  5. a b c d e f Jeffery M. Saarela, Paul M. Peterson: Bromus Brome, Chess: Datenblatt bei Jepson eFlora.
  6. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 203–204.
  7. a b c Datenblatt bei Blumen in Schwaben
  8. Bromus arvensis. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 5. November 2016.
  9. a b c d B. Valdés, H. Scholz, unter Mitwirkung von E. von Raab-Straube, G. Parolly: Poaceae (pro parte majore). Bromus arvensis. In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2009.
  10. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 205.
  11. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 77 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D77%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Bromus arvensis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  13. Bromus arvensis bei Tropicos.org. In: Catalogue of New World Grasses. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  14. a b Michael Koltzenburg: Bromus. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 275.
  15. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 68, online.
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