Achdut haAwoda (1919)

Achdut haAwoda (hebräisch אחדות העבודה, deutsch Einheit der Arbeit) war eine linke und zionistische Partei, die im Mandatsgebiet Palästina von 1919 bis 1930 bestand. Sie entstand aus dem gemäßigten („rechten“) Flügel der marxistisch-zionistischen Poale Zion und fusionierte schließlich mit HaPoel HaZair zur Mapai. Wichtigste Führungsfigur war David Ben-Gurion.[1]

Geschichte

Entwicklung der linken Parteien in Palästina bis 1948

Achdut haAwoda entstand infolge der Spaltung der ältesten sozialistisch-zionistischen Partei Poale Zion 1919/20. Hintergrund war die weltweite Spaltung sozialistischer Parteien nach der Oktoberrevolution in Russland in Kommunisten und Sozialdemokraten. Während der linke Flügel der Kommunistischen Internationale zuneigte, wollte der „rechte“, d. h. sozialdemokratische, Flügel der Zionistischen Weltorganisation beitreten (die dem linken Flügel zu bürgerlich war).[2]

Der sozialdemokratische Flügel in Palästina gründete dann zusammen mit zuvor parteilosen Arbeitern die Partei Achdut haAwoda. Diese initiierte zusammen mit der ebenfalls linkszionistischen HaPoel HaZair den Gewerkschaftsbund Histadrut, der die ökonomische und kulturelle Arbeit beider Parteien übernahm und in den folgenden Jahrzehnten größten Einfluss im Jischuv (jüdische Bevölkerung Palästinas) hatte. Zudem war die Partei mit der ebenfalls einflussreichen linken Kibbuzbewegung Kibbutz HaMeuchad verbunden.[3] Bei den Wahlen zur Repräsentantenversammlung, dem Parlament der jüdischen Bewohner Palästinas unter britischem Mandat, wurde Achdut haAwoda 1920 und 1925 stärkste Kraft.

Während HaPoel HaZair eine Fusion mit Achdut haAwoda aufgrund deren marxistischen Wurzeln zunächst abgelehnt hatte, war dies nach der weiteren Entradikalisierung der Partei Ende der 1920er-Jahre kein Hindernis mehr. So verschmolzen beide Parteien 1930 zur Partei der Arbeiter des Landes Israel (Mapai),[1] die die politische Landschaft Palästinas bzw. Israels über die Unabhängigkeit hinaus bis in die 1960er-Jahre dominierte und aus der schließlich die heutige Arbeitspartei Awoda hervorging. Der am weitesten links stehende Teil der Mapai, die sogenannte Siya Bet („Fraktion B“) spaltete sich 1944 ab und nahm wieder den Namen Achdut haAwoda an, bevor sie 1948 in der linkssozialistischen Mapam aufging.[3]

Literatur

  • Yonathan Shapiro: The Formative Years of the Israeli Labour Party. The Organization of Power, 1919-1930. Sage Publications, London/Beverly Hills (CA) 1976
  • Josef Gorni: אחדות העבודה 1919-1930 : היסודות הרעיוניים והשיטה המדינית [Aḥdut-ha-ʻavodah 1919-1930 : ha-yesodot ha-raʻayoniyim ṿeha-shiṭah ha-medinit; Achdut HaAwoda 1919–1930 – Ihre ideologische Grundlage und politisches System]. Tel Aviv 1973.

Einzelnachweise

  1. a b Michael Wolffsohn: Israel. Politik — Gesellschaft — Wirtschaft. 2. Auflage, Leske + Budrich, Opladen 1987, S. 92–93.
  2. Ralf Hoffrogge: Emanzipatorische Identitäten – Judentum und Revolution: Der Weltverband »Poale Zion« zwischen Zionismus und Kommunismus. In: Neues Deutschland, 8. Mai 2017, S. 10.
  3. a b Myron J. Aronoff: Power and Ritual in the Israel Labor Party. A Study in Political Anthropology. 2. Auflage, M.E. Sharpe, 1993, S. 22–23.

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  • Wolffsohn, Michael: Israel. Polity, Society, Economy 1882-1986, Atlantic Highlands (NJ) 1987.
  • Asher, Arian: The Second Republic. Politics in Israel, Chatam (New Jersey) 1998.