Abiturientenquote

Mit der Abiturientenquote[1] (Deutschland) oder der Maturitätsquote[2] (Österreich und Schweiz) wird der Anteil der Inhaber einer Hochschulreife (Hochschulzugangsberechtigte) an einem Geburtsjahrgang angegeben. Nach Bedarf werden auch die Inhaber einer Fachhochschulreife (FHR) mitgezählt, wodurch sich eine deutlich höhere Gesamtquote ergibt. Wenn dies (etwa in Presseberichten) nur ungenau angegeben wird, drohen leicht Missverständnisse. Die Studienberechtigtenquote ist minimal größer als die Absolventenquote der entlassenden Schulen, da immer eine kleine Zahl von Studienberechtigten nicht an einer Prüfung zur Allgemeinen Hochschulreife (AHR), Fachgebundenen Hochschulreife oder Fachhochschulreife (FHR) teilgenommen hat, sondern etwa durch eine Zugangsprüfung der Hochschulen berechtigt worden ist. Diese Zahl ist in den letzten Jahren aber auf 3 Prozent (2020) gewachsen.[3]

Deutschland

Studienberechtigte und Studienberechtigtenquote

In Deutschland kommen die Studienberechtigten zu etwa 70 Prozent aus den Allgemeinbildenden Schulen und zu 30 Prozent aus den Beruflichen Schulen, wo jeweils sowohl die Allgemeine als auch die Fachhochschulreife erworben werden können. Die überwiegende Zahl der Abgänger mit Fachhochschulreife kommt aus den Fachoberschulen der Beruflichen Schulen. Man kann auch nach einem Jahr in der Qualifikationsstufe der gymnasialen Oberstufe mit dem schulischen Teil der FHR abgehen und den beruflichen Anteil beginnen. Diese kleine Gruppe wird seit 2012 nicht mehr als studienberechtigt gezählt.

Die Berechnung der Studienberechtigtenquote durch das Statistische Bundesamt erfolgt nach der Bildung des Durchschnittswertes der Zahl von in Deutschland gemeldeten Personen zwischen 18 und 20 Jahren (drei Altersjahrgänge) für ein Jahr (Methodik).[4]

Jahrgangsquote in % Hochschulzugangsberechtige BRD 2010-2020[5]
JahrGesamt
(in %)
AHR
(in %)
FHR
(in %)
201048,533,415,1
201253,537,316,2
201452,841,011,8
201553,041,211,8
201652,142,111,1
201751,040,310,7
201850,640,110,6
201950,640,210,4
202046,837,29,6

Die Quoten der Bundesländer fallen dabei unterschiedlich aus. Seit 2006 wird eine Entwicklung sichtbar:

Studienberechtigten-Quote in Prozent, Deutschland 2006, alphabetisch nach Bundesländern[6][7]
BundeslandBWBYBEBBHBHHHEMVNINWRPSLSNSTSHTHBund Ø
Allgemeine Hochschulreife33,622,136,932,535,435,230,927,627,83228,7263025,8303229,9
Fachhochschulreife12,212,497,411,511,418,14,613,621,49,422,17,18,210,88,413,6
Gesamtquote45,834,545,9404746,649,132,241,453,43848,137,13440,940,343,4
Studienberechtigten-Quote in Prozent, Deutschland 2014, geordnet nach Rangfolge in der AHR[6][7]
BundeslandHHBEHBHENWBBBWTHSHMVSNRPNISLSTBYBund Ø
Allgemeine Hochschulreife55,848,248,147,2[8]46,043,042,240,740,639,438,137,837,635,831,831,441,0
Fachhochschulreife6,88,68,016,68,18,516,09,25,52,37,78,915,523,96,314,711,8
Gesamtquote62,656,856,163,854,151,558,249,946,141,745,846,753,159,938,146,152,8

In Deutschland gab es 2014 434.809 neue Studienberechtigte, davon 76,5 % mit Allgemeiner Hochschulreife und 23,5 % mit Fachhochschulreife.[9]

Studienberechtigten-Quote in Prozent, Deutschland 2016, geordnet nach Rangfolge in der AHR[10][11]
BundeslandSHHHBEHBNWBBBWRPTHMVSNHESLNISTBYBund Ø
Allgemeine Hochschulreife62,7[12]57,451,745,544,944,642,740,939,939,938,637,337,136,833,131,141,2
Fachhochschulreife4,98,38,07,77,27,714,88,08,93,37,715,025,515,26,014,211,0
Gesamtquote67,665,759,753,252,152,357,848,948,843,246,352,362,35239,145,352,2

In Deutschland gab es 2016 453.888 neue Studienberechtigte, davon 353.901 (78 %) mit Allgemeiner Hochschulreife und 99.561 (22 %) mit Fachhochschulreife.[13]

Studienberechtigten-Quote in Prozent, Deutschland 2018, geordnet nach Rangfolge in der AHR[14][15]
BundeslandHHBEBBNWBWSHMVRPHBTHSLHESNNISTBYBund Ø
Allgemeine Hochschulreife54,851,047,044,142,441,640,940,039,537,937,737,637,136,233,532,141,1
Fachhochschulreife6,47,37,07,013,28,54,08,26,68,022,913,97,014,46,214,19,5
Gesamtquote61,258,354,051,155,650,144,948,246,145,960,651,544,150,639,746,250,6

In Deutschland gab es 2018 432.414 neue Studienberechtigte, davon 338.700 (78,4 %) mit Allgemeiner Hochschulreife und 93.714 (21,6 %) mit Fachhochschulreife.[16] Damit sind die absoluten und relativen Zahlen in einer Trendwende gesunken.[17]

Sie setzte sich im Jahr 2020 fort: Es gab rund 382 500 Studienberechtigte mit Hochschul- oder Fachhochschulreife. Der Rückgang lag am meisten an der Rückkehr Niedersachsens zum G9. Die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife erwarben rund 300 200 Schüler (78,6 % der Studienberechtigten), rund ein Fünftel der Studienberechtigten (82 300 Schüler oder 21,4 %) die Fachhochschulreife.[18] 64,7 % der Studienberechtigten erwarben ihren Abschluss an einer allgemeinbildenden Schule, 35,3 % an einer beruflichen Schule.[19] Hamburg und Berlin hatten bei der AHR erneut die höchsten Werte mit 55,7 % und 49,1 %, Bayern und Sachsen-Anhalt die niedrigsten mit 30,7 % und 32,7 %.[20]

Wieder mit den Schülern aus Niedersachsen gab es 2021 rund 395 000 Studienberechtigte, davon vier Fünftel (79,6 %) mit AHR, ein Fünftel (20,4 %) mit Fachhochschulreife. Zwei Drittel (66,6 %) der Studienberechtigten erwarben ihre Allgemeine Hoch- bzw. Fachhochschulreife an einer allgemeinbildenden Schule, ein Drittel (33,4 %) an einer beruflichen Schule. Der Frauenanteil an den Studienberechtigten ist 2021 mit 54,1 % wiederum leicht angestiegen.[21]

Chronologische Übersicht für Deutschland

Deutschland[22][23][24]
JahrQuote der Studien-Promo-
tions-
quote
Quelle
BerechtigtenAnfängerAbsol-
venten

(HS+FH)

WestOstGes.
195055
196076
19701112 (mit FH)8
19721518 (mit FH)
19802219,513
198527,919,3
199031,430,414
199233,122,931
199535,53736,426,8
19963636,136
199736,93536,516,4
199837,534,136,729,216,4
199938,73437,531,316,8
2000383437,233,516,92,0
200138,728,136,136,117,0
200239,434,238,237,117,4
200339,238,918,4
200441,537,119,5
200542,53721,1
200643,435,722,2
200744,537,124,1
200845,140,326,22,2
200946,543,029,2
201049,046,029,92,6
201157,055,630,9
201259,655,931,6
201357,858,531,3
201452,858,331,7
201553,058,231,22,9
201652,156,731,8
201751,057,032,0
201850,657,331,5
201950,657,630,7[25]
202046,856,628,52,4[26]
202155,8[27]

Österreich

In Österreich betrug die Reifeprüfungsquote 2016/17 42,8 %.[28] Dies waren 18.900 Maturanten in der allgemeinbildenden AHS-Form und 24.500 Maturanten in der allgemeinbildenden BHS-Form. Der weibliche Anteil liegt deutlich höher als der männliche. Auch in Österreich ist die Quote stark gestiegen, 1986/87 lag sie erst bei 24,9 %.

Schweiz

In der Schweiz lernen alle Schüler sechs Jahre gemeinsam. Etwa 20 % aller Schüler machen eine gymnasiale Matura. Daneben gibt es weitere Hochschulzugangsberechtigungen durch Berufs- und Fachmaturitäten. Insgesamt erreichen etwa 40 % eine Matura, davon mehr Frauen als Männer. In den lateinischen Kantonen liegt die Quote höher als in den deutschsprachigen.[29]

Betriebliche Berufslehre und staatliche Berufsschule sind eng verzahnt („duales Bildungssystem“). Anders als in Deutschland hat die Schweiz eine zentrale Qualitätssteuerung in der Berufsbildung, die sich gleichwohl stark an den Bedürfnissen der Betriebe orientiert.[30]

International

Die OECD veröffentlicht jährlich internationale Daten zur Bildung auf einen Blick. Aufgrund der verschiedenen Bildungssysteme (besonders der Zuordnungen im Tertiärbereich) sind diese nur mit großen Einschränkungen vergleichbar. So weisen einzelne Länder hohe Quoten internationaler Studierender auf. Auch bestehen Unterschiede zu den nationalen Datenkriterien.

Quoten im Tertiärbereich (A)[31]
LandStudienanfänger-
quote[32]
200020072015
OECD485657
Australien6586
Belgien30
Dänemark525772
Deutschland303447
Finnland7171
Frankreich37
Großbritannien475561
Irland3244
Italien395244
Japan404680
Niederlande536057
Österreich344257
Schweden677355
Schweiz293971
Spanien4741
USA4365
Struktur der formalen Bildung der 25- bis 64-jährigen Wohnbevölkerung in ausgewählten Ländern Europas, in % (nach ISCED-Level)
LandISCED 1–3 ohne ZuordnungISCED 3B, 3C lang, 4ISCED 3AISCED 5BISCED 5A, 6
(formal gering Qualifizierte)(Berufs-
abschluss
)
(allgemein-
bildender A.
)
(Berufs-
qualifikation
)(1)
(Hochschul-
abschluss
)
Belgien Belgien3510241713
Danemark Dänemark1845050820
Deutschland Deutschland1656021015
Frankreich Frankreich3531101014
Finnland Finnland2300431717
Irland Irland3710241117
Italien Italien52092811
Luxemburg Luxemburg3724150913
Niederlande Niederlande2920220226
Norwegen Norwegen1144120230
Osterreich Österreich2056060909
Polen Polen50043116
Portugal Portugal75011213
Schweiz Schweiz1748061018
Slowakei Slowakei1636360112
Spanien Spanien5506120719
Schweden Schweden1700481519
Tschechien Tschechien11433312
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Kgr.3521150920
Quelle: OECD, Stand 2004.[33]
(1) tertiäre, nicht hochschulische Bildung
Nicht erfasst sind in solchen ISCED-Beurteilungen über die Berufsqualifikation Personen, die sich innerberuflich weiterbilden (On-the-job-Bildung), sie stellen nur die Rolle des Schulsystems in der Bildungsqualifikation dar.

Literatur

  • Rainer Geißler: Die Sozialstruktur Deutschlands, Die gesellschaftliche Entwicklung vor und nach der Vereinigung, Westdeutscher Verlag, 3. Aufl., Wiesbaden 2002 (zur Bildung S. 333–371).
  • Rainer Geißler: Die Sozialstruktur Deutschlands. Springer-Verlag, 2014, ISBN 978-3-531-19151-5, S. 273–300 (google.de [abgerufen am 19. Februar 2022]).
  • Kai S. Cortina, Jürgen Baumert, Achim Leschinsky, Karl Ulrich Mayer: Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen und Entwicklungen im Überblick. Rowohlt Taschenbücher, Reinbek 2003; vollständig überarbeitete Neuauflage, Reinbek 2008, ISBN 978-3-499-62339-4 google-books
  • Oskar Anweiler u. a.: Bildungspolitik in Deutschland 1945–1990, Ein historisch-vergleichender Quellenband, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1992 google-books-online Vorschau

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Duden | Abiturientenquote | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  2. Bundesamt für Statistik: Sekundarstufe II: Maturitätsquote. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  3. Dritter Bildungsweg: Mehr Studienberechtigte als offiziell angegeben. In: Der Spiegel. 10. März 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 10. März 2022]).
  4. Studienberechtigten-, Studienanfänger- und Absolventenquote. Abgerufen am 27. Juni 2020.
  5. Anteil der Studienberechtigten an der altersspezifischen Bevölkerung (Studienberechtigtenquote) nach Art der Hochschulreife. Statistisches Bundesamt, abgerufen am 19. Oktober 2014 (englisch).
  6. a b Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Nr. 173 und Statistisches Bundesamt
  7. a b Statistisches Bundesamt: Schulen auf einen Blick, Wiesbaden 2016, S. 32 (Hessen mit zwei Abiturjahrgängen)
  8. Doppeljahrgang
  9. Bildungsbericht 2016. (PDF) DIPF, 2016, S. 296, abgerufen am 27. August 2017.
  10. Schulen auf einen Blick. (PDF) Statistisches Bundesamt, 2018, S. 32f., abgerufen am 7. Juli 2018.
  11. Bildung in Deutschland — Bildungsbericht - DE Tabelle D9-1A. 2018, abgerufen am 19. Februar 2022.
  12. Doppeljahrgang
  13. Zahl der Studienberechtigten im Jahr 2016 um 1,9 % gestiegen. Abgerufen am 19. Februar 2022.
  14. Zahl der Studienberechtigten im Jahr 2018 um 1,8 % zurückgegangen. Abgerufen am 19. Februar 2022.
  15. Studienberechtigtenquote - in Prozent. In: Deutschland in Zahlen. Nordmetall, abgerufen am 19. Februar 2022.
  16. Zahl der Studienberechtigten. (PDF) 2018, abgerufen am 19. Februar 2022.
  17. Der Trend zu Abitur und Studium ebbt ab. Abgerufen am 29. Juni 2020.
  18. Team Datenportal des BMBF: Tabelle 2.3.14 - Datenportal des BMBF. Abgerufen am 2. August 2022.
  19. Zahl der Studienberechtigten 2020 um 8,9 % gesunken. Abgerufen am 16. März 2021.
  20. Anteil der Schulabsolventen mit allgemeiner Hochschulreife nach Bundesländern 2020. Abgerufen am 17. Februar 2022.
  21. Zahl der Studienberechtigten 2021 um 3,5 % gestiegen. Abgerufen am 2. August 2022.
  22. 1950-1990, Amtliche Statistik gesis
  23. 2003. In: Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Fachserie /11/4 /2. 2004 (statistischebibliothek.de [abgerufen am 27. Juni 2020]).
  24. Hochschulstatistische Kennzahlen 1980-2018. Statistisches Bundesamt, abgerufen am 27. Juni 2020.
  25. Studienanfängerquote in Deutschland bis 2019. Abgerufen am 29. Juni 2020.
  26. Team Datenportal des BMBF: Tabelle 2.5.85 - Datenportal des BMBF. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  27. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Publikationen/_publikationen-innen-hochschulen-kennzahlen.html Nichtmonetäre hochschulstatistische Kennzahlen
  28. Statistik Austria: Bildung in Zahlen 2017/18, S. 40–43
  29. Bundesamt für Statistik: Sekundarstufe II: Maturitätsquote. Abgerufen am 15. Juli 2020.
  30. Martin Beglinger: Niedrige Abiturquote – na und? In: Die Zeit. 8. Dezember 2008, abgerufen am 19. Juli 2020 (kostenfreie Anmeldung erforderlich).
  31. Abschluss- und Studienanfängerquoten im Tertiärbereich. In: OECD Factbook 2010: Economic, Environmental and Social Statistics. OECD Publishing, Parisonline, abgerufen am 19. Juli 2020 (dort abrufbar als PDF).
  32. Bildung auf einen Blick 2017 online. Abgerufen am 19. Februar 2022.
  33. zitiert nach Arthur Schneeberger: Qualifikationsentwicklung und -forschung für die berufliche Bildung – EQF als Transparenzinstrument und Erfahrungen komparativer statistischer Bildungsforschung. Hrsg.: ibw – Österreichisches Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (= Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online. Nr. 11). November 2006, ISSN 1618-8543, Tabelle 1 (online [abgerufen am 8. März 2012]).

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