Abdi-Hepa

Abdi-Hepa (auch Abdi-Heba oder Abdi-Hepat) war ein Stadtfürst in Urusalim (späterer Name: Jerusalem), der um 1350 v. Chr. regierte und aus den Amarna-Briefen bekannt ist.

Etymologie

Der Personenname Abdi-ḫepa wird in den Amarna-Briefen ÌR-ḫe-pa geschrieben. Das Zeichen ÌR ist ein Logogramm mit der Bedeutung „Sklave / Diener“. Wegen der geographischen Lage scheint es sinnvoll, dieses Zeichen als ’abdi (kanaanäisch für „Diener / Sklave“) zu lesen. Ebenso könnte aber auch purame (aus dem hurritischen), arta (aus dem hethitischen) oder ardu (aus dem akkadischen) gelesen werden. Bei Chepa handelt es sich um ein theophores Element der Hauptgöttin des hurritischen und später auch des hethitischen Pantheons. Dadurch lässt sich der Namensträger in diesem Fall einer mitannisch-hurritischen Oberschicht zuordnen. Der Name bedeutet dann „Diener Chepas“.[1]

Das Kleinfürstentum des Abdi-Hepa

Urusalim galt in der Amarna-Zeit als Residenzsitz Abdi-Hepas und hatte die Größe eines kleinen Dorfes. Archäologische Untersuchungen belegen nur einige Gräber und Tonscherben. Urusalim besaß vermutlich gegenüber den umliegenden Orten nur einen bescheidenen Palast, einen kleinen Tempel und wenige Wohnhäuser der Oberschicht, die hauptsächlich von der Familie des Stadtfürsten bewohnt wurden.

Sein Regierungsbereich erstreckte sich in Nord-Süd-Ausdehnung von Bethel bis zum Tal von Be’er Scheva und östlich von der Wüste Juda bis zur westlichen Schefela. Damit regierte Abdi-Hepa über ein Gebiet, das in etwa mit dem Kernland des späteren Juda übereinstimmte. Hauptsächlich bestand die Region aus kleinen Dörfern, die regelmäßig von den nomadisierenden Schasu und Hapiru geplündert wurden, die im bevölkerungsarmen Berggebiet in direkter Nähe zu Urusalim ansässig waren.

Die Amarna-Briefe

Bei den Amarna-Briefen handelt es sich um Korrespondenz des ägyptischen Hofes aus der dann auch nach ihnen benannten Amarna-Zeit. Erhalten sind sechs Briefe des Abdi-Hepa an den ägyptischen König, der Abdi-Hepa in sein Amt eingesetzt hatte. Zuvor herrschte bereits Abdi-Hepas Vater über das Kleinfürstentum: „Siehe, mich hat weder mein Vater noch meine Mutter an diesem Ort eingesetzt, der mächtige Arm des Königs hat mich eingeführt in das Herrscherhaus meines Vaters“.[2] Ob Abdi-Hepas Vater vom ägyptischen König als Stadtfürst abgesetzt wurde, lässt sich aus den Amarnabriefen nicht erschließen.

Im Brief EA 290 bittet der Herrscher um militärische Hilfe aus Ägypten, angesichts der Bedrohung Urusalims durch andere Städte (Gezer, Askalon, Gaza und Lachisch). Zudem fürchtete Abdi-Hepa, dass desertierende Soldaten und Söldner ihn umbringen wollten. Die Reaktion des ägyptischen Königs ist unbekannt.

Aus den Briefen EA 279 und EA 280 seines Gegners Suwardatta geht hervor, dass er mit diesem um die Stadt Kelte (Khirbet Qila) kämpfte.[3]

Liste der Briefe des Abdi-Hepa

  1. EA 285 Der ägyptische König soll Botschafter senden
  2. EA 286 Bericht über Unruhen
  3. EA 287
  4. EA 288
  5. EA 289 Bericht über Angriffe der Hapiru in den umliegenden Gebieten
  6. EA 290 Angriff von drei Städten auf Urusalim, nachdem zuvor die Hapiru die drei Städte unter ihre Kontrolle gebracht hatten.[4]

Literatur

  • Israel Finkelstein, Neil Asher Silberman: David und Salomo: Archäologen entschlüsseln einen Mythos. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54676-5, S. 41–42.
  • Wolfgang Helck: Abdi-Ḫepa. In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie (LÄ). Band I, Harrassowitz, Wiesbaden 1975, ISBN 3-447-01670-1, Sp. 2–3.
  • Manfried-Dietrich, Oswald Loretz: Briefe des Abdi-Hepa (EA 286 und EA 289) aus Jerusalem. In: Otto Kaiser: TUAT. Band 1: Rechts- und Wirtschaftsurkunden und Historisch-chronologische Texte. Mohn, Gütersloh 1982, S. 512–516.
  • William Moran: The Amarna Letters. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1992, ISBN 978-0-801-84251-1.
  • Eckart Otto: Das antike Jerusalem. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56881-7, S. 32–34.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Max Küchler, Klaus Bieberstein: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt (= Orte und Landschaften der Bibel. Band 4, Nr. 2). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-50170-2, S. 1097.
  2. Manfried Dietrich, Oswald Loretz: Brief des Abdi-Hepa (EA 286) aus Jerusalem. Gütersloh 1982, S. 513.
  3. Wolfgang Helck: Lexikon der Ägyptologie. Wiesbaden 1975, S. 2–3.
  4. W. Moran: The Amarna Letters. Baltimore 1992, S. 325–334.