Aaron Beer (Kantor)

Aron Beer (1808)
Schabkunstblatt von Benedict Heinrich Bendix

Aaron Beer Gabriel, auch Aron Beer (* 10. Februar 1739 in Poppenlauer, Unterfranken; † 3. Januar 1821 in Berlin[1]) war ein deutscher Chasan (Kantor) des 18. Jahrhunderts und Beglaubigter (Sekretär und Notar).

Biografie

Aaron Beer war ein Tenor von beträchtlichem Stimmumfang.[2] Seine erste Kantorenstelle fand er in Paderborn. 1765 kam er nach Berlin, erhielt am 6. Juli 1774 seine Approbation zum Kantor der Großen Synagoge in der Heidereutergasse als Nachfolger des Oberkantors Hartog Leo und wurde schließlich 1786 deren Oberkantor. Am 15. Juli 1807 heiratete er die verwitwete Cheiche (Hannchen) Burg geb. Sachs in Berlin (geboren ca. 1755; gestorben 25. Mai 1822 in Berlin), die Mutter von Meno Burg.[3] Beer „genoß während seines jahrzehntelangen Wirkens dort hohes Ansehen“[4] und war „eine Lichtgestalt jüdischer Kantoren im 18. Jahrhundert“.[5]

Beer komponierte selbst, vergab auch Auftragskompositionen und sammelte auf diese Weise über 1200 Musikstücke, die er in der Liturgie verwandte. Dabei war er bestrebt, die Gemeinde durch immer neue Melodien vom Mitsingen abzuhalten.[6] Beers musikalischer Nachlass befand sich 1914 in den Händen von Sanitätsrat Dr. Hugo Schlesinger in Berlin. Eine Sammlung von 447 Gottesdienstliedern kam über alle Amtsnachfolger zuletzt an Kantor Eduard Birnbaum (1855–1920), der sie schließlich der Bibliothek des Hebrew Union College in Cincinnati (USA) vermachte, wo sie sich noch heute befindet.[6]

Der Berliner Hofmaler Johann Christoph Frisch fertigte ein Porträt von ihm[7], ebenso Benedict Heinrich Bendix (1770–1828).

Literatur

  • Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809-1851, Walter de Gruyter, 1962 (Online)
  • Evi Butzer: Die Anfänge der jiddischen purim shpiln in ihrem literarischen und kulturgeschichtlichen Kontext, Buske Verlag, 2003 (Online)
  • Raphael Posner, Uri Kaploun, Shalom Cohen: Jewish liturgy. Prayer and synagogue service through the ages, Verlag Keter Pub. House Jerusalem, 1975, ISBN 0706514149
  • Judah Gribetz, Edward L. Greenstein, Regina Stein: The timetables of Jewish history. A chronology of the most important people and events in Jewish history, Seite 230, Verlag Simon & Schuster, 1993, ISBN 0671640070 (Auszug)
  • Tina Frühauf: The organ and its music in German-Jewish culture, Verlag Oxford University Press, 2009, ISBN 0195337069
  • Art. Beer, Aaron. In: Geoffrey Wigoder (Hrsg.): Everyman’s Judaica. An encyclopedic dictionary. Keter, Jerusalem 1975, ISBN 0-7065-1412-2, S. 68.
  • Emanuel Rubin, John H. Baron: Music in Jewish history and culture, Ausgabe 47 von Detroit monographs in musicology/Studies in music, Verlag Harmonie Park Press, 2006, ISBN 0899901336
  • Moritz Stern: Geschichte der Alten Synagoge zu Berlin. In: Hermann Simon, Harmen Thies (Hrsg.): Schriftenreihe des Centrum Judaicum. Band 1, Verlag Hentrich & Hentrich, 2007, ISBN 3938485663.

Einzelnachweise

  1. Jacob Jacobson (Hrsg.): Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809-1851, Walter de Gruyter, 1962, ISBN 9783110004489, S. 121
  2. Encyclopaedia Judaica, Band III / (Ba-Blo), 2. Aufl., Keter Publishing House Ltd., 2007, S. 250 und 251
  3. Jüdische Trauungen in Berlin 1759 bis 1813 - Mit Ergänzungen für die Jahre 1723–1759 Jacob Jacobson Verlag De Gruyter (ISBN 9783110829877, ISBN 3110829878) S.285
  4. Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Vierte, erweiterte und aktualisierte Auflage. München 2003. Band 1: Aarden–Castles, S. 313. ISBN 3-598-11598-9
  5. Hans Herzfeld: Jüdische Trauungen in Berlin 1759-1813, mit Ergänzungen für die Jahre von 1723 bis 1759, Verlag de Gruyter, 1968, Seite 170 (Auszug)
  6. a b Aaron Beer. In: Thesaurus of Jewish Music. Jewish Music Research Center, abgerufen am 10. Mai 2020 (englisch).
  7. Arthur Czellitzer: Jüdische Familien-Forschung, Ausgaben 35-50, Gesellschaft für Jüdische Familien-Forschung, Verlag G. Sauer Reprint, 1934, Seite 784 (Auszug)

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Aaron Beer (1739-1821), jüdischer Kantor (Chasan) und Gemeindesekretär in Berlin; Schabkunstblatt von Benedict Heinrich Bendix von 1808