ANZAC Day

Letzter Gruß: ANZAC-Day-Feier in Port Melbourne, Victoria, Australien am 25. April 2005

Der ANZAC Day (ANZAC: Akronym für Australian and New Zealand Army Corps, Maori Rā o Ngā Hōia) am 25. April ist ein nationaler Gedenktag in Australien, Neuseeland und Tonga. Der 25. April 1915 ist der Tag der ersten Militäraktion von australischen und neuseeländischen Truppen sowie Soldaten aus Tonga im Ersten Weltkrieg – der Landung auf Gallipoli. Die Schlacht von Gallipoli führte zu erheblichen Verlusten unter den australischen, neuseeländischen und tongaischen Soldaten, die in einer Streitmacht geführt wurden.

Australien

Am Anzac Day finden in Australien Paraden der australischen Landstreitkräfte und Flugdemonstrationen der Luftstreitkräfte und weiterer Organisationen sowie auch Märsche mit Kriegsveteranen statt. Die Paraden werden im Fernsehen übertragen. 1935 wurde zur Erinnerung an diesem Tag erstmals eine Briefmarke herausgebracht. Der Anzac Day ist aber auch der Tag, an dem traditionelle Testspiele von Australian Football und Rugby League Football stattfinden.

Der Feiertag wurde schon 1916 offiziell als ANZAC-Day bezeichnet. In den 1920er Jahren wurde dieser Tag zum Gedenktag für die gefallenen australischen Soldaten des Ersten Weltkrieges. 1927 war er zum ersten Mal landesweit Feiertag, und in den 1930er Jahren hatten sich dann feste Rituale herausgebildet, die bis heute andauern. Zentrale Orte für die Gedenkfeiern sind das Australian War Memorial und die ANZAC Parade in Canberra. Die Idee eines Nationalmuseums zur Erinnerung an die australischen Kriegsopfer kam jedoch schon 1915 auf. 1917 erfolgte die Gründung des Australian War Records Section (AWRS), um Aufzeichnungen und Relikte zu sammeln.

Für das Nationalbewusstsein des erst 13 Jahre zuvor unabhängig gewordenen Australien war dieser Militäreinsatz von erheblicher Bedeutung und wurde als eine Art „Blutopfer“ verstanden. Die anfängliche Kriegsbegeisterung ließ bald nach, denn die Wirtschaft ging hernieder, weil die Absatzmärkte für die Holzwirtschaft und Rohstoffe in Europa wegbrachen, die Arbeitslosigkeit anstieg und eine Inflation einsetzte. Während des Krieges versuchte die australische Bundesregierung, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen, weil die Freiwilligenzahlen zurückgingen. Die Australier verwarfen im Oktober 1916 das Conscription Referendum (Volksentscheid über die Wehrpflicht in Australien) und in einem zweiten Referendum erneut am 21. Dezember 1917.

Nahezu jeder zehnte Australier war Soldat. Fast jeder fünfte Soldat fiel im Kriegseinsatz und fast jeder zweite wurde verwundet. Die Bevölkerung Australiens betrug in den Kriegsjahren ungefähr 4 Millionen Menschen und die Australier stellten etwa 330.000 Soldaten, wovon 53.993 in kriegerischen und 7.227 in nicht kriegerischen Handlungen im Verlauf des Ersten Weltkriegs getötet wurden. 137.013 australische Soldaten wurden verwundet, 3.647 kriegsgefangen und in Kriegsgefangenschaft starben 109. Da die gefallenen australischen Soldaten größtenteils Zehntausende von Kilometern entfernt in Übersee beigesetzt wurden, entstand in Victoria im Jahre 1915 der Gedanke, für jeden gefallenen Soldaten an Mahnstätten, den Avenues of Honour, einen Baum zu pflanzen. Es gibt auf dem australischen Festland, vor allem in Victoria, etwa 130 und in Tasmanien etwa 40 „Alleen der Ehre“.

Der Anzac Day wird in Australien seit dem Jahre 1960 durch die Friedensbewegung kritisiert.[1][2] In den 1960er und 1970er Jahren gab es am ANZAC Day Proteste gegen den Vietnamkrieg[3] und in den 1980er Jahren protestierten Feministinnen.[4] Neuerdings wird die Bedeutung dieses Tages für Australien kritisch diskutiert.[5]

Neuseeland

Niederlegung von Erinnerungs-Poppies am Cenotaph in Wellington im Jahre 2007 in Neuseeland

In Neuseeland wird dieser Tag in ähnlicher Form wie in Australien seit 1920 durch den Anzac Day Act abgehalten.[6] Allerdings finden seit dem Anzac Day Act 1966 Feiern lediglich in Halbtagesform statt. Paraden der neuseeländischen Streitkräfte, der Polizeikräfte, Feuerwehr und anderer Organisationen werden abgehalten. Im Ersten Weltkrieg sind 16.302 Soldaten aus Neuseeland gefallen, 40.362 wurden verwundet und 102 sind vermisst.[7]

Den Anzac Day in Neuseeland nutzten politische Gruppen auch als Protesttag, wie beispielsweise im Jahre 1967, als zwei Mitglieder der linksorientierten Progressive Youth Movement die feierliche Veranstaltung in Christchurch störten und ihren Protest gegen den Vietnam-Krieg zum Ausdruck brachten. Protestaktionen gab es 1978 durch eine Frauengruppe und weitere ähnliche Proteste in den 1980er Jahren.[8]

Türkei

Während die Invasionsmächte, wie Australien und Neuseeland, am 25. April den Beginn ihrer ersten Militäraktion an Gallipoli feiern, gedenkt die Türkei als Verteidigungsmacht (damals als Osmanisches Reich) jeweils am 18. März mit dem „Şehitler Günü ve Çanakalle Zaferi“, dem Tag der Gefallenen und dem Sieg von Çanakkale (Sieg in der Schlacht von Gallipoli).

Vor allem in Çanakkale, aber auch in der gesamten Türkei, wird mit verschiedenen Veranstaltungen der Sieg und die Verteidigung von Çanakkale gefeiert und an die gefallenen türkischen Soldaten erinnert.[9]

Zur Erinnerung an die Gefallenen dieser Schlacht steht in Çanakkale das Denkmal „Çanakkale Şehitleri Anıtı“ und eine Grabrede von Atatürk, die sowohl den gefallenen türkischen (-osmanischen) als auch den feindlichen Soldaten gewidmet ist:

„Diese Helden, die ihr Blut vergossen und ihr Leben ließen… nun liegt ihr in dem Boden eines freundlichen Landes. Darum ruhet in Frieden. Da gibt es keinen Unterschied zwischen den Johnnies und den Mehmets, dort wo sie Seite an Seite in diesem unserem Lande liegen… Ihr, die Mütter, die ihre Söhne aus weit entlegenen Ländern schickten, wischt weg eure Tränen. Eure Söhne liegen nun an unserer Brust und sind in Frieden. Ihr Leben in diesem Land verloren zu haben, machte sie genauso zu unseren Söhnen.“

Andere Länder

In Ländern wie Kanada, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Indonesien, Thailand, Samoa, Tonga, Papua-Neuguinea, Korea, Japan, Irland und Israel gibt es Organisationen und Veranstaltungen, die an diesem Tag erinnern oder Veranstaltungen abhalten.

Weblinks

Commons: Anzac Day – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Patriot Act, The Australian: Information vom 6. Juni 2007, abgerufen am 25. April 2015
  2. An Alternative ANZAC Day commemoration, Peace Movement Aotearoa (PDF-Datei; 699 kB), abgerufen am 20. Februar 2010
  3. Conflicts: Vietnam War: Opposition to the Vietnam War. In: South Australiens at War. Australian Government - Department of Veterans Affairs, abgerufen am 3. Dezember 2015 (englisch).
  4. Shane Cahill, "Don’t mention the anti-war feeling", The University of Melbourne Voice Vol. 3, No. 1 (Memento vom 7. Januar 2011 im Internet Archive)
  5. Nick Bryant, The revitalisation of Anzac Day, BBC News, 24. April 2009, abgerufen am 20. Februar 2010
  6. A Guide to Anzac Day for New Zealanders auf anzac.govt.nz, abgerufen am 20. Februar 2010
  7. Information auf nzhistory.net.nz, abgerufen am 20. Februar 2010
  8. Modern Anzac Day, New Zealand History online - Nga korero aipurangi o Aotearoa, History Group, Ministry for Culture & Heritage, Wellington, New Zealand, abgerufen am 20. Februar 2010.
  9. dtj-online: „Çanakkale geçilmez“ – Çanakkale ist unpassierbar. In: DTJ Online. 18. März 2014, abgerufen am 8. Juni 2023 (deutsch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Anzac1.JPG
The Last Post is played at an ANZAC Day ceremony in Port Melbourne, Victoria, 25 April, 2005. Ceremonies like this are held in virtually every suburb and town in Australia and New Zealand on ANZAC Day each year. Photo by User:Adam Carr, 25 April 2005.
Anzac poppies.JPG
Autor/Urheber: Nankai, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Artificial poppies left on the Waitati cenotaph on Anzac Day 2009. Most are poppies of the Royal New Zealand returned and Services Association Inc; the white one is promoted by 'White Poppies for Peace', a New Zealand peace group.