ABC4ü Bay 11

ABC4ü Bay 11
ABC4ü Bay 11/30
ABC4ü Bay 13
Nummerierung:1448–1450, 14001–14031
Anzahl:34
Hersteller:MAN / Rathgeber
Baujahr(e):1908 / 1912
Ausmusterung:bis 1957
Bauart:Durchgangswagen
Gattung:ABCCü (ABC4ü)
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer:20.175 mm
Länge:18.900 mm
Höhe:4.000 mm
Breite:2.900 mm
Drehzapfenabstand:13.800 mm
Drehgestellachsstand:3.500 mm
Gesamtradstand:17.300 mm
Leermasse:42.900 kg bis 44.600 kg
Raddurchmesser:bayerische Form 39 mit 1.014 mm
Bremse:Handbremse, Westinghousebremse,
Zugheizung:Dampf
Kupplungstyp:Schraubenkupplung VDEV
Sitzplätze:8 / 27
Klassen:1. / 2. / 3.

Der ABC4ü Bay 11 war ein Drehgestell-Durchgangswagen mit Seitengang, der mit der Blatt-Nr. 93 für die K.Bay.Sts.B. für den Einsatz im internationalen Schnellzugverkehr gebaut wurde. Unter der Blatt-Nr. 6032 1 erfolgte 1913 eine weitere Beschaffung dieses Typs.

Beschaffung

Als dritte Generation der bayerischen Schnellzugwagen wurden zwischen 1908 und 1924 insgesamt 169 Wagen der Gattung AB4ü, ABC4ü, BC4ü und C4ü beschafft. Diese wurden zur Verbesserung der Laufruhe mit den längeren bayerischen Regeldrehgestellen mit 3.500 mm Achsstand ausgestattet.

Verbleib

Bis auf zwei (Reparationslieferungen an Frankreich und/oder Belgien) wurden die Wagen alle von der DRG übernommen. Von insgesamt neunzehn Wagen können nach 1945 keine mehr nachgewiesen werden. Bis 1953 wurden die Wagen bei der DB ausgemustert.

Konstruktive Merkmale

Untergestell

Der Grundrahmen des mit dem Wagenkasten verbundenen Untergestells wurde komplett aus Holz aufgebaut, welches teilweise – z. B. für die äußeren Längsträger – mit aufgeschraubten Winkeleisen verstärkt wurde. Für die Querträger wurden ebenfalls hölzerne Profile verwendet. Man versprach sich durch diese Bauweise für hochwertige Wagen einen ruhigeren Lauf[1]. Die hölzernen Querträger zur Aufnahme der Drehschemelpfannen wurden ebenfalls mit Winkeleisen armiert. Zur Unterstützung der äußeren Längsträger wurde wegen des großen Radstandes auf beiden Seiten ein Sprengwerk mit nachstellbaren Zugstangen angebaut. Die Pufferbohlen waren komplett aus Walzprofilen aufgebaut. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen mit Sicherheitshaken nach VDEV, die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen Stangenpuffer mit einer Einbaulänge von 650 mm, die Pufferteller hatten einen Durchmesser von 370 mm.

Laufwerk

Zur Verbesserung der Laufkultur hatten die Wagen die langen Drehgestelle bayerischer Bauart mit einem Radstand von 3.500 mm. Die Rahmen der Drehgestelle waren aus Blechen und Winkeln zusammengenietet. Gelagert waren die Achsen in Gleitachslager. Die Räder hatten Speichenradkörper der bayerischen Bauart 39. Die auf neun Blättern bestehenden Längsfedern hatten eine Länge von 1.250 mm bei einem Querschnitt von 90 mm × 13 mm. Wegen des großen Drehgestellabstands wurde das Untergestell durch ein räumliches Sprengwerk in der Ebene der äußeren Längsträger unterstützt. Dieses konnte nachgestellt werden. Alle Wagen hatten eine Handbremse im geschlossenen Übergang an einem Wagenende und Druckluftbremsen des Typs Westinghouse. Für den Übergang auf fremde Gesellschaften wurden die Wagen teilweise auch mit automatischen Saugluftbremsen des Systems HARDY ausgestattet.

Wagenkasten

Das Wagenkastengerippe bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Es war außen mit Blech und innen mit Holz verkleidet. Die Seitenwände waren glatt und bis zur Oberkante der äußeren Längsträger heruntergezogen. Die Wagen besaßen ein Tonnendach süddeutscher Bauart. Die Dachabschlüsse über den eingezogenen Einstiegen waren gerundet.

Ausstattung

Der Innenraum hatte insgesamt acht Abteile. Eines der 1.-Klasse, drei der 2.-Klasse und vier der 3.-Klasse. Diese waren mit Schiebetüren zum Seitengang hin abgeschlossen. Die Abteile der 1.- und 2.-Klasse hatten Polstersitze, die der 3.-Klasse Holzlatten-Bänke. An beiden Wagenenden befanden sich die mit einer Waschgelegenheit kombinierten Toiletten. Die Beheizung der Wagen erfolgte über eine Dampfheizung. Die Belüftung erfolgte über Dachlüfter bzw. über die versenkbaren Fenster. Die Beleuchtung erfolgte durch Gaslampen. Ein großer Vorratsbehälter hing in Wagenlängsrichtung am Rahmen. Ab den 1930er Jahren erfolgte eine Umrüstung auf elektrische Beleuchtung. Für den Übergang nach Österreich und/oder der Schweiz waren die Wagen mit entsprechenden Signalstützen ausgestattet.

Bemerkung

1930 wurden insgesamt 18 Wagen zu ABC4ü Bay 11/30 umgebaut. Dabei erfolgten Änderungen im WC-Bereich und die Wagen erhielten einen Schaltschrank für die Elektrik. Zudem wurden die Seitenwandbleche erneuert.

Skizzen, Musterblätter, Fotos

Wagennummern

Die Daten sind den amtlichen Wagenpark-Verzeichnissen (siehe Literaturnachweis) der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen sowie den Büchern von Emil Konrad (Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen, Band II) und Alto Wagner (Bayerische Reisezugwagen) entnommen.

Blatt-Nr.
Herstelld.
Gattungszeichen je Epoche
Wagennummern je Epoche
Fahrwerk / Ausstattung
(siehe jeweilige Legende)
Zusatzinfos
Bau-
jahr
Her-
steller
Anz.ab
1907
Rep.
(1919)
DR
(ab 1923)
DRG
(ab 1930)
DRG
n. Umbau
Ausge-
mustert
letzt.
Heimat-Bf.
Brem-
sen
Bl.Hz.Art u.Anz. Abteile
(Sitze je Klasse)
Mil.Sig-
nal-
hlt.
Bemer-
kung
Blatt-Nr.
aus WV von
Gattung
93
1913
ABCCü


ABC4ü Bay 11


ABC4ü Bay 11


ABC4ü Bay 11/30
A1.2.3.4.OM
1911MAN31 448 Mü23 035 Mü14 917 Müxx/193xMünchenPl; Wsbr;GgD21
(4)
3
(18)
4
(32)
2224
1 449 Mü23 036 Mü14 918 Mü04/1953RBD MzAltschadwagen
1 450 Mü23 037 Mü14 919 Mü01/1951RDB MzAltschadwagen
1912MAN314 001 Mü23 038 Mü14 920 Müxx/1945?MünchenPl; Wsbr;GgD21
(4)
3
(18)
4
(32)
2224
14 002 Mü23 039 Mü14 921 Müxx/1945?Nürnberg
14 003 Mü23 040 Mü14 922 Mü10/1948NürnbergAltschadwagen
1912Rathg.614 004 MüX11/1919Pl; Wsbr; Ahbr;GgD21
(4)
3
(18)
4
(32)
2224
14 005 Mü23 041 Mü14 938 Mü10/1948München Hbf.Altschadwagen
14 006 Mü23 042 Mü14 939 Mü??München Hbf
14 007 Mü23 043 Mü14 940 Müxx/193xMünchen Hbf.
14 008 Mü23 044 Mü14 941 Mü02/1950LindauAltschadwagen
14 009 Mü23 045 Mü14 942 Müxx/193xMünchen Hbf.
1913MAN2214 010 Mü23 046 Mü14 943 Mü?München Hbf.Pl; Wsbr; Ahbr;GgD21
(4)
3
(18)
4
(32)
2224
14 011 Mü23 047 Mü14 944 Mü?München Hbf.
14 012 Wü23 001 Wür14 945 Nür?Würzburg
14 013 Mü23 048 Mü14 946 Mü?München Hbf.
14 014 Mü23 049 Mü14 947 Müxx/193xMünchen Hbf
14 015 Mü23 050 Mü14 948 Mü08/1951GarmischAltschadwagen
14 016 Mü23 004 Au14 949 Mü?München Hbf.
14 017 Mü23 005 Au14 950 Mü?München Hbf.
14 018 Mü23 007 Nür14 951 Nür?München Hbf.
14 019 Mü23 008 Nür14 952 Mü02/1950PassauAltschadwagen
14 020 Mü23 051 Mü14 953 Mü?München Hbf.Pl; Wsbr;
14 021 MüX11/1919
14 022 Mü23 052 Mü14 954 Mü10/1950LindauAltschadwagen
14 023 Mü23 053 Mü14 955 Mü?München Hbf.
14 024 Nü23 009 Nür14 956 Lu?Ludwigshafen
14 025 Nü23 010 Nür14 957 Lu?Ludwigshafen
14 026 Nü23 011 Nür14 958 Lu?Ludwigshafen
14 027 Nü23 012 Nür14 959 Lu11/1951KarlsruheAltschadwagen
14 028 Nü23 013 Nür14 960 Nür?Nürnberg
14 029 Wü23 002 Wür14 961 Nür?Nürnberg
14 030 Wü23 003 Wür14 962 Nür?Nürnberg
14 021 Wü23 004 Wür14 963 Nür?München Hbf.

Anmerkungen

  1. WV steht für Wagenstandsverzeichnis

Einzelnachweise

  1. Lutz Übel, 150 Jahre Schienenfahrzeuge aus Nürnberg, Lieferbedingnisse für 4-achsige Personenwagen

Literatur

  • Alto Wagner: Bayerische Reisezugwagen. 1. Auflage. Kiruba Verlag, Mittelstetten 2015, ISBN 978-3-945631-00-3.
  • Emil Konrad: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen. 1. Auflage. Franckh’sche Verlagshandlung W. Keller & Co., Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen nach dem Stande vom 31. März 1913. 1913.

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