A. Lange & Söhne

Lange Uhren GmbH

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RechtsformGesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung1845 / 1990
SitzGlashütte, Deutschland Deutschland
LeitungWilhelm Schmid
Mitarbeiterzahl750 (weltweit)[1]
BrancheUhrenmanufaktur
Websitewww.alange-soehne.com

A. Lange & Söhne ist heute die geschützte Marke der deutschen Uhrenmanufaktur Lange Uhren GmbH aus Glashütte in Sachsen. Die Lange Uhren GmbH gehört wiederum zur Richemont-Gruppe.

Geschichte

Ab 1845

© 1971markus@wikipedia.de / Cc-by-sa-4.0
Der Firmengründer Ferdinand Adolph Lange
Taschenuhr mit Echtheitszertifikat der Fa. A. Lange & Söhne
Taschenuhr der Fa. A. Lange & Söhne
Marinechronometer der Firma A. Lange & Söhne Glashütte (1948), GeoForschungsZentrum, Potsdam
Firmengebäude in Glashütte (1905)
© 1971markus@wikipedia.de / Cc-by-sa-4.0
A. Lange & Söhne-Stammhaus (2018)

Am 7. Dezember 1845 gründete der sächsische Uhrmacher Ferdinand Adolph Lange, ein Schüler und Schwiegersohn des sächsischen Hofuhrmachers Johann Christian Friedrich Gutkaes senior, in Glashütte bei Dresden die Uhrenmanufaktur „A. Lange & Cie.“. In einem frühen Beispiel von staatlicher Strukturpolitik erhielt Lange als finanzielle Hilfe des königlich-sächsischen Innenministeriums einen Kredit von 7800 Talern für die Firmengründung und zur Ausbildung von 15 Lehrlingen im strukturschwachen Glashütte bei Dresden. Über längere Zeit kämpfte das Unternehmen mit Startschwierigkeiten, aber bereits 1875 verfügte der Betrieb über 70 Mitarbeiter. Ferdinand Adolph Lange brachte so einen Impuls für die Entwicklung des strukturschwachen, im sächsischen Erzgebirge gelegenen Ortes als Zentrum der deutschen Feinuhrmacherei und in Konkurrenz zu den etablierten Schweizer Herstellern. Die beiden ältesten Söhne von Ferdinand Adolf Lange, Richard und Emil Lange, traten ab 1868 in das väterliche Unternehmen ein, welches daraufhin den Namen „A. Lange & Söhne“ erhielt. Unter der Regie von Langes Söhnen gelangte die Manufaktur zu Weltruhm.

Das 1886 in Hannover gegründete Unternehmen M. Stellmann wurde gleich zu Beginn zur Haupt-Zweigniederlassung der Firma aus Glashütte.[2]

A. Lange & Söhne bestand bis 1948, als das Unternehmen von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet wurde, genau 103 Jahre. Bis zu diesem Zeitpunkt leiteten die Söhne von Emil Lange, Otto, Rudolf und Gerhard, die Geschicke. Mehr als 30 Uhrenpatente entstanden unter Ferdinand Adolf Lange und seinen Nachfahren.

Bis 1877 waren der Firmenname und der Markenname „A. Lange & Söhne“ identisch. 1877 erschien eine zweite, etwas vereinfachte Taschenuhrbaureihe mit der Markenbezeichnung „Deutsche Uhrenfabrikation“. Die Firma A. Lange & Söhne war ab diesem Zeitpunkt Inhaber von zwei renommierten Uhrenmarken, später kam als dritte Uhrenmarke die Marke „OLIW“ (Original Lange Internationales Werk) hinzu, mit der der Schritt zur industriemäßigen Taschenuhrenherstellung gegangen wurde. Den Trend zur Armbanduhr verpasste die Firma, bis 1945 wurden bei Armbanduhren zugekaufte Uhrwerke überwiegend Schweizer Ursprungs verbaut. Erst nach 1945 wurde das erste und – bis zur Neugründung der Firma 1990 – einzige Lange-Armbanduhrwerk (Kaliber 28) entwickelt.

Entwicklung seit den 1950er Jahren

In der Zeit der sowjetischen Besetzung ab 1945 und ab 1949 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurden sieben noch verbliebene und in Glashütte befindliche Uhrenfabriken und Zulieferbetriebe verstaatlicht und 1951 zum Volkseigenen Betrieb VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) zusammengefasst.

Die beiden Söhne von Rudolf Lange und Urenkel von Ferdinand Adolph Lange (I), Ferdinand Adolph Lange (II) (1922–1989) und Walter Lange (1924–2017), flohen in den westlichen Teil Deutschlands. Ferdinand Adolph (II) gründete in Würm bei Pforzheim die Uhrenfabrik „A. Lange Pforzheim“ und führte deren Geschäfte. Hier wurden Uhren mit zugekauften deutschen und Schweizer Uhrwerken hergestellt, die Firma bestand bis 1987. Walter Lange arbeitete in der Firma als Werkstattleiter und wechselte später in die Schmuckindustrie.

Aus dem Volkseigenen Betrieb GUB ging nach der deutschen Wiedervereinigung 1993 die Glashütter Uhrenbetrieb GmbH als unmittelbarer Nachfolger des VEB hervor.

Neugründung

Walter Lange gründete am 7. Dezember 1990 – auf den Tag genau 145 Jahre nach der Erstgründung durch seinen Urgroßvater – im 66. Lebensjahr die „Lange Uhren GmbH“ als neue Uhrenmanufaktur und erwarb dann die Markenrechte für „A. Lange & Söhne“, die durch die sowjetische Enteignung zunächst an den volkseigenen Betrieb GUB und nach der Wiedervereinigung zwischenzeitlich an die Treuhandanstalt gegangen waren. Es existiert keine direkte rechtliche Firmentradition, dennoch setzt die „Lange Uhren GmbH“ die Geschichte der traditionsreichen Uhrenmarke fort. Der Wiederaufstieg der Marke ist dem damaligen Präsidenten der International Watch Company (IWC) Günter Blümlein zu verdanken. Mit finanzieller und personeller Hilfe der LMH Holding (Les Manufactures Horlogères), die damals – als gleichzeitige Eigentümerin von Vacheron Constantin und einer Mehrheit von Jaeger-LeCoultre – zur VDO gehörte und ab 1994 unter dem Dach der Mannesmann AG geführt wurde, gelang es, die Neugründung am Markt zu etablieren. 2001 ging die Firma neben einigen Schweizer Uhrenmarken zum Konzern Richemont mit Sitz im Kanton Genf über.

Am 24. Oktober 1994 präsentierten Blümlein und Lange gemeinsam die ersten vier Uhrenmodelle: die LANGE 1, den TOURBILLON „Pour le Mérite“, die SAXONIA sowie die ARKADE. Die Lange 1, die Saxonia und die Arkade waren mit dem mittlerweile markentypischen patentierten Großdatum ausgestattet – einer Großdatumsanzeige nach dem optischen Vorbild der einst von Gutkaes erbauten Bühnenuhr der Dresdner Semperoper. Weitere bekannte Modelle sind der Datograph, das Cabaret, die Langematik Perpetual, der Double Split Chronograph, die Richard Lange, der Tourbograph Pour le Mérite, die Zeitwerk und die Saxonia mit dem Automatikwerk „Sax-0-Mat“.

Im zweijährlichen vom Magazin Wirtschaftswoche erstellten Ranking der 30 wichtigsten deutschen Luxusmarken erreichte die Uhrenmarke „A. Lange & Söhne“ 2007 den ersten Platz, noch vor der Maybach-Automobilmanufaktur.[3] Im Juli 2008 wurde der 500. Mitarbeiter eingestellt.[4]

Am 26. August 2015 wurde in Glashütte ein neues, größeres Manufakturgebäude von Kanzlerin Angela Merkel eingeweiht. Die 5.400 Quadratmeter Fläche bieten Platz für 200 Mitarbeiter.[5] Die Uhrmacher arbeiten in hellen Ateliers in einer fast staubfreien Atmosphäre. Dabei entstand zugleich die größte Geothermieanlage Sachsens. Das mit Erdwärme klimatisierte Gebäude arbeitet vollkommen CO2-neutral.[6]

Am 17. Januar 2017 starb der Wiederbegründer Walter Lange im Alter von 92 Jahren.[7]

Herkunftsbezeichnung „Glashütte“ für Uhren

Am 22. Februar 2022 trat die Verordnung zum Schutz der geographischen Herkunftsangabe Glashütte in Kraft[8] Damit gilt: Die Herkunftsangabe „Glashütte“ darf im geschäftlichen Verkehr nur für solche Uhren verwendet werden, die im Herkunftsgebiet hergestellt worden sind. Das Herkunftsgebiet umfasst folgende Gebiete im Freistaat Sachsen: die Stadt Glashütte, die Ortsteile Bärenstein und Lauenstein der Stadt Altenberg für die Zulieferung und Veredlung sowie Dresden für bestimmte Veredlungsschritte.

Besondere Modelle

Literatur

  • Harry Niemann: Die Schönheit der Zeit: Die Uhren von A. Lange & Söhne. Delius Klasing, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-7688-3456-8.
  • Kurt Herkner: Die Glashütter Armbanduhren bis 1945 von A. Lange & Söhne. In: Schriften der Freund Alter Uhren. Band 20, Ulm 1981, S. 125–129.
  • Reinhard Meis: A. Lange & Söhne. Eine Uhrmacher-Dynastie aus Dresden. 3. Auflage. Callwey, München 2001, ISBN 3-7667-1286-1.
  • Andreas Dunte: Der Uhren-König von Glashütte. Ein Name, eine Familie, eine Tradition: Lange-Urenkel Walter feiert heute 90. Geburtstag. In: Leipziger Volkszeitung. 29. Juli 2014, S. 5.
  • Walter Lange: Als die Zeit nach Hause kam. Erinnerungen. 2. Auflage. Econ, Berlin 2008, ISBN 978-3-430-15976-0.
  • Frédéric Remade: 100 legendäre Uhren. Moewig, Rastatt 2000, ISBN 3-8118-1599-7, S. 73–76.
  • Martin Huber: Die Uhren von A. Lange & Söhne Glashütte/Sachsen. 5. Auflage. Callwey, München 1988; Unveränderte 6. Auflage ebena 1997, ISBN 3-7667-1266-7.
  • Henning Mützlitz: A. Lange & Söhne Highlights. Heel, Königswinter 2010, ISBN 978-3-86852-231-0.
  • Hans Heinrich Schmid: Lexikon der deutschen Uhrenindustrie 1850 - 1980., 3. erweiterte Auflage, 2 Bände, Berlin 2017. ISBN 978-3-941539-92-1.

Weblinks

Commons: Lange & Söhne – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Peter Braun (Hrsg.): Armbanduhren-Katalog 2021/2022, Heel Verlag, Königswinter 2021, ISBN 978-3-96664-297-2, S. 14.
  2. Paul Siedentopf (Hauptschriftleiter): M. Stellmann, in ders.: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927, unter Mitwirkung von Karl Friedrich Leonhardt (Zusammenstellung des Bildmaterials), Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig 1927, S. 305
  3. Versteckte Finessen (Memento vom 24. Mai 2010 im Internet Archive) (PDF, 686 kB) In: Wirtschaftswoche. 12. März 2007.
  4. Uhrenmanufaktur A. Lange & Söhne stellt fünfhundertsten Mitarbeiter ein, Pressemitteilung A. Lange & Söhne vom 15. Juli 2008.
  5. A. Lange & Söhne: Manufaktureröffnung. In: Goldschmiede-Zeitung.
  6. Uhren-Magazin | Kompendium 2018, S. 10, ISBN 978-3-87188-265-4.
  7. Luxusuhren-Legende Walter Lange gestorben. In: Handelsblatt. 17. Januar 2017.
  8. Verordnung zum Schutz der geographischen Herkunftsangabe 'Glashütte abgerufen am 17. März 2022

Koordinaten: 50° 51′ 5,58″ N, 13° 46′ 54,35″ O

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Marine-Chronometer.A.Lange&Soehne.1948.jpg
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Marine-Chronometer der Firma A. Lange & Soehne Glashütte (1948), GeoForschungsZentrum, Potsdam, Exponat der Ausstellung 2017 vom GeoForschungsZentrum Potsdam
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Taschenuhr A.Lange & Söhne, selbst photographiert 2005 Johann H. Addicks
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