A-Turm

Erweiterter A-Turm auf dem Totenstein

A-Turm ist die Bezeichnung für einen Fernmeldeturm, wie er Ende der 1950er Jahre in allen Bezirken der DDR für das Richtfunknetz der SED errichtet wurde. Die Bauweise und die Typen der A-Türme sind unterschiedlich. Die Höhe der rechteckigen A-Türme beträgt maximal 20 Meter plus einem bis zu 10 Meter hohen Antennenträger. Die Höhe der Spannbetontürme beträgt bis zu 60 Meter. Die meisten der rechteckigen Türme waren grün gestrichen. Einige waren auch holzverschalt.

Zweck

Das ZK der SED begann in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre mit dem Aufbau eines eigenständigen und von allen anderen Kommunikationsnetzen unabhängigen Schmalbandrichtfunknetzes (RFN) mit zwei Netzebenen:

  • Netzebene 1
Ausbau der Verbindungen vom ZK in Berlin zu allen Bezirksleitungen der Partei und
  • Netzebene 2
von den letztgenannten zu allen Kreisleitungen

Die Errichtung war eine Folge der Ereignisse des Volksaufstandes am 17. Juni 1953 in der DDR. In allen Bezirken der DDR, abseits von Ballungsgebieten entstanden die Bezirksrichtfunkzentralen (BzRFuZ), anfangs in alten Baracken, später eben in den Türmen.

Alle BzRFuZ erhielten die Kennung als A1-Objekte mit der zuständigen Bezirkskennzahl, so z. B. für den Totenstein bei Karl-Marx-Stadt die Kennung 14A1. In das Netz klinkte sich Mitte der 1960er Jahre auch die NVA mit einem eigenen Schmalbandrichtfunknetz ein. Beide Netze waren reine Kommunikationsnetze, über die Fernsprech- und Fernschreibverbindungen betrieben wurden. Die Türme dieser Netze waren keine Aufklärungstürme.

Infolge der Aufklärung dieser Netze durch die Fernmeldeaufklärung des Heeres der Bundeswehr in den 1960er Jahren wurde der Betrieb in beiden Netzen technisch stark eingeschränkt. Der Spezialfunkdienst des Ministeriums für Staatssicherheit könnte für seine Aufklärungstätigkeit die gleichen Türme verwendet haben. Das Gelände rund um A-Türme des Schmalbandrichtfunknetzes galt als militärisches Sperrgebiet und war gegen unbefugtes Betreten gekennzeichnet, gesichert und geschützt. Zuwiderhandlungen und bildliche Darstellung (fotografieren) waren unter Strafandrohung gestellt.

Nach der politischen Wende wurden die Bauwerke zunächst durch das Bundesministerium für Post und Telekommunikation übernommen. Teilweise wurden sie von Anbietern der Mobilfunknetze genutzt. Danach erfolgte die Abwicklung oder Umrüstung und Nutzung als Telekommunikationseinrichtung.

Neben A-Türmen gab es auch B-Türme und C-Türme.

Standorte

Nachfolgende Auflistung stellt eine Auswahl verschiedener Standorte dar.

StandortGeografische KoordinatenObjekt­bezeich­nungFunktion im Schmalband­netz der SEDBemerkungenA-TurmB-TurmC-TurmBetonturm
Stralsund54° 18′ N, 13° 2′ O01A3×
Rostock-Stadtweide54° 4′ N, 12° 5′ O01A1×
Passee-Alt Poorstorf53° 58′ N, 11° 45′ O01A2×
Schwerin Hütterberg53° 41′ N, 11° 18′ O02A1Bezirksrichtfunk­zentrale Schwerin×
Ruhner Berg / Marnitz53° 18′ N, 11° 54′ O02A2×
Neubrandenburg / Datzeberg53° 34′ N, 13° 16′ O03A1×
Malchin-Retzow / Bobenberg53° 47′ N, 12° 43′ O03A4Technikgebäude abgerissen×
Feldberg53° 20′ N, 13° 25′ O03A3Technikgebäude abgerissen×
Neu Falkenhagen53° 33′ N, 12° 42′ O03B2×
Woldzegarten53° 24′ N, 12° 28′ O03B3abgerissenStahlbetonturm
Güstrow-Klein Upahl53° 43′ N, 12° 4′ O02B2abgerissen×
Matzdorf53° 35′ N, 13° 40′ O03A5×
Neustrelitz-Usadel / Keulenberg53° 25′ N, 13° 11′ O03A2Bezirksrichtfunk­zentrale Neubrandenburg×
Rheinsberg-Zühlen53° 4′ N, 12° 47′ O04A5×
Bad Freienwalde-Platzfelde52° 45′ N, 13° 59′ O05A2×
Fleetmark-Lüge52° 45′ N, 11° 21′ O07A5×
Kamern-Rehberg52° 44′ N, 12° 8′ O07A2×
Vehlefanz52° 42′ N, 13° 3′ O04B3Zwischenstation unbewacht×
Klein Behnitz / Heineberg52° 34′ N, 12° 41′ O04A4abgerissen×
Dolle52° 26′ N, 11° 38′ O07A3Turm abgerissen, Technikgebäude erhaltenRp-Dreibein
Werder (Havel)-Phöben52° 25′ N, 12° 53′ O04A1Bezirksrichtfunk­zentrale Potsdam×
Rosengarten05B2×
Fürstenwalde-Rauen52° 19′ N, 14° 2′ O05A1Bezirksrichtfunk­zentrale Frankfurt/Oder×
Birkholzaue05B4Stahlbetonturm
Trebbin52° 13′ N, 13° 11′ O04A2auf dem Hinteren Löwendorfer Berg×
Eisenhüttenstadt-Diehlo52° 7′ N, 14° 34′ O05A3×
Schönebeck / Frohser Berg52° 2′ N, 11° 40′ O07A1Bezirksrichtfunk­zentrale Magdeburg×
Raben52° 2′ N, 12° 35′ O04B2×
Brocken51° 48′ N, 10° 37′ O07A4„Pfeffi-Turm“ 1998 abgerissen×
Finsterwalde-Crinitz51° 43′ N, 13° 47′ O06A2×
Gräfenhainichen-Ochsenkopf51° 43′ N, 12° 34′ O08A4×
Cottbus-Klein Oßnig / Schwarzer Berg51° 42′ N, 14° 16′ O06A1Bezirksrichtfunk­zentrale Cottbus×
Halle / Petersberg51° 36′ N, 11° 57′ O08A1Bezirksrichtfunk­zentrale Halle×
Belgern51° 27′ N, 13° 4′ O13A4×
Schönheide05B2×
Machern / Sorgenberg51° 22′ N, 12° 38′ O13A1Bezirksrichtfunk­zentrale Leipzig×
Nebra (Unstrut)-Wangen51° 15′ N, 11° 33′ O08A2×
Weißenfels-Pettstädt51° 14′ N, 11° 52′ O08A3×
Blankenheim08B2abgerissen×
Sandersleben08B3abgerissen×
Wilthen-Tautewalde / Picho51° 7′ N, 14° 21′ O12A2×
Döbeln-Hartha51° 6′ N, 12° 58′ O13A2×
Dresden-Gompitz51° 2′ N, 13° 38′ O12A1Bezirksrichtfunk­zentrale Dresdenabgerissen[1]×
Rotstein / Löbau51° 7′ N, 14° 45′ O12B2×
Polenz12B3×
Weimar / Ettersberg51° 1′ N, 11° 16′ O09A1Bezirksrichtfunk­zentrale Erfurt×
Sondershausen09B3×
Kallmerode09B2×
Ebersbach-Walddorf / Kottmar51° 1′ N, 14° 40′ O12A3×
Neustadt / Unger12B4abgerissen×
Altenburg51° 0′ N, 12° 27′ O13A3×
Großer Inselsberg50° 51′ N, 10° 28′ O09A2×
Chemnitz / Totenstein50° 50′ N, 12° 47′ O14A1Bezirksrichtfunk­zentrale Karl-Marx-Stadt×
Gera-Bocka / Hohe Reuth50° 48′ N, 11° 58′ O10A1Bezirksrichtfunk­zentrale Gera×
Jena-Oßmaritz10B2abgerissen×
Gera10B3abgerissen×
Frauenstein (Erzgebirge)50° 48′ N, 13° 31′ O14A2×
Zschopau-Krumhermersdorf50° 44′ N, 13° 6′ O14A4×
Werda14B4abgerissen×
Grünhain14B5abgerissen×
Klingenthal / Kiel50° 24′ N, 12° 28′ O,14B3×
Suhl / Schneekopf50° 40′ N, 10° 46′ O11A1Bezirksrichtfunk­zentrale Suhl×
Suhl / Erleshügel10B1abgerissen×
Zwickau-Ebersbrunn50° 38′ N, 12° 26′ O14A3×
Saalfeld-Eyba50° 37′ N, 11° 21′ O10A2×
Netzschkau/ Kuhberg50° 36′ N, 12° 13′ O14A5Sprengung 1991×
Arnstadt / Pfenningsberg09C2abgerissen×
Eisenach09C3×
Heiligenstadt09C4abgerissen×
Gera / Bieblach10C3abgerissen×
Lobenstein / Sieglitzberg10C2×
Suhl / Steinsburg11C4×
Suhl / Erleshügel11C5abgerissen×
Meiningen11C2abgerissen×
Schmalkalden / Wolfsberg11C3abgerissen×
Schmölln13C2abgerissen×
Hoyerswerda06C2abgebaut, Reflektor auf Hochhaus×
Halle08C2abgebaut, Reflektor am Wasserturm Süd×

Karte aller Standorte der A-, B- und C-Türme


A-Turm (DDR)
A-Turm (DDR)
01A1
01A2
01A3
03A5
04A2
04A4
04A5
05A2
05A3
06A2
07A4
07A2
07A5
08A2
08A4
08A3
09A2
10A1
10A2
11A1
12A2
12A3
13A2
13A4
13A3
14A2
14A3
14A5
14A4
05A1
07A1
08A1
09A1
12A1
14A1
03A2
04A1
13A1
02A2
03A1
03A3
03A4
06A1
03B3
02A1
07A3
06C2
08C2
09C2
09C3
09C4
10C3
10C2
11C4
11C5
11C2
11C3
13C2
01B2
02B2
03B2
04B2
04B3
05B2
06B2
08B2
08B3
09B2
09B3
10B3
10B2
1041
11B2
11B3
12B2
12B3
12B4
14B2
14B5
14B3
14B4

Ähnliche Türme

In anderen osteuropäischen Ländern wurden ebenfalls an diversen Standorten hochhausartige Fernmeldetürme errichtet. Ein Beispiel in Polen ist der Fernsehturm Bytków. In Ungarn befindet sich ein ähnlicher Turm neben dem Sendemast des Senders Széchenyihegy bei Budapest und in Rumänien auf dem Berg Lapoș.

Siehe auch

Commons: A-Turm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Annett Heyse: Landmarke an der Autobahn verschwindet. Sächsische Zeitung, 19. Januar 2021, abgerufen am 19. Januar 2021.

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Positionskarte der Deutschen Demokratischen Republik im Gebietsstand von Juli 1952 bis Oktober 1990
Funkturm Totenstein.jpg
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Das Foto zeigt einen Funkturm auf dem Totenstein bei Chemnitz.