286. Sicherungs-Division (Wehrmacht)
286. Sicherungs-Division | |
---|---|
Truppenkennzeichen | |
Aktiv | 15. März 1941 bis 17. Dezember 1944 |
Staat | Deutsches Reich |
Streitkräfte | Wehrmacht |
Teilstreitkraft | Heer |
Truppengattung | Sicherungstruppe |
Typ | Sicherungs-Division |
Standort | Altkirch, Wehrkreis VIII |
Zweiter Weltkrieg | Krieg gegen die Sowjetunion |
Leitung | |
Liste der Kommandeure | Kommandeure |
Die 286. Sicherungs-Division war ein deutscher Großverband, der als Infanteriedivision des Heeres im Zweiten Weltkrieg durch den Wehrkreis VIII aufgestellt wurde. Sie war mehrfach an Kriegsverbrechen beteiligt.
Geschichte
Aufstellung
Die Division wurde am 15. März 1941 aufbauend zu einem Drittel aus Abgaben der Ende August 1939 aufgestellten 213. Infanterie-Division und weiteren Truppenteilen durch den Wehrkreis VIII gebildet.[1] Hierbei wurden folgende Einheiten der Division unterstellt:[2]
- verstärktes Infanterie-Regiment 354 (Liegnitz)
- Landesschützen-Regiment-Stab 61
- II./Artillerie-Regiment 213 (mit 3 Batterien)
- Wach-Bataillon 704
- Divisionseinheiten 354
Für die Aufstellung verblieb der Verband bis Mai 1941 im Wehrkreis und verlegte mit Beginn des Unternehmen Barbarossa in die Sowjetunion.[2]
Unternehmen Barbarossa
Bei Beginn des Angriffs am 22. Juni 1941 bildet die Division eine Reserve der 4. Armee bei der Heeresgruppe Mitte. Bis zum Juli stand die Division im Großraum Bialystok.[2]
Rückwärtiges Heeresgebiet Raum Orscha
Im August 1941 wurde der Verband dem „Kommandierenden General der Sicherungstruppen und Befehlshaber im Heeresgebiet Mitte“ der Heeresgruppe Mitte unterstellt.[2] Den Fronttruppen folgend, war die Division ca. 600 Kilometer weit nach Osten in den Großraum Orscha marschiert.
Die Division wurde in den folgenden Kriegsjahren bis Juli 1944 im Bereich dieser weißrussischen Stadt Orscha eingesetzt.[3] Dort befand sich auch das Hauptquartier des Verbands, der nun für Sicherungsaufgaben bis November 1943 im rückwärtigen Heeresgebiet eingesetzt wurde.
Unter Sicherungsaufgaben wurde damals die Bekämpfung von Partisanen und die Unterstützung der mit der Vernichtung der weißrussischen Juden beauftragten Verbände der SS verstanden. Die Division wurde selten als geschlossener Verband, sondern meistens regiments- oder gruppenweise eingesetzt. Aufgrund des Aufgabenspektrums waren Angehörige der Division häufig an Kriegsverbrechen der Wehrmacht in der Sowjetunion beteiligt.
Bereits ab August 1941 hatte die Division, wie auch die 221. Sicherungs-Division, angefangen z. T. unter der Vorwand der Vergeltung kleine Gruppen der jüdischen Landbevölkerung umzubringen.[4] In diesem Zuge wurden Razzien und sogenannte Judenjagden durchgeführt. Auch das Infanterie-Regiment 354 war wohl an solchen beteiligt.[5]
Zwischen Anfang August 1941 und Ende Dezember 1941 hatte die Division über 800 sogenannte Feindtote, über 400 „Erledigte“, fast 9000 gefangen genommene Rotarmisten und über 3000 weitere Gefangene gemeldet.[6]
Im Dezember wurde die am 1. Dezember aus der Feldnachrichten-Kommandantur 41 gebildete Nachrichten-Abteilung 825 in die Division eingegliedert. Am 10. Dezember 1941 erhielt der Verband zudem die Reiterhundertschaft 286, die später in Ost-Reiter-Schwadron 286 umbenannt wurde. Im Februar 1942 wurde das verstärkte Infanterie-Regiment 354 der 403. Sicherungs-Division bei der Heeresgruppe Süd angegliedert, wofür das Landesschützen-Regiment 122 aus dem Westen zur Division kam.[2]
Es folgte eine Umgliederung der Landesschützen-Regimenter zu Sicherungs-Regimenter, wodurch sich folgende Gliederung ergab:[2]
- Sicherungs-Regiment 61
- Sicherungs-Regiment 122
- III./Polizei-Regiment 8 (aus dem Polizei-Bataillon 134)
Im August 1942 waren weitere Regimenter der Division unterstellt:[2]
- Sicherungs-Regiment 2 (Radf.)
- Sicherungs-Regiment 36
- Sicherungs-Regiment 183
Von Januar 1943 bis März 1943 war die Division bei einer Aktion (Operation Waldwinter) im Raum nördlich Witebsk und Polozk eingesetzt. Die Aufgabe der Division bestand in der Erfassung der landwirtschaftlichen Produkte in dem Raum. 2041 Zwangsarbeiter, 670 Tonnen unterschiedlichster Güter, über 100000 Tagesportionen Fleisch und Gemüse und 8000 Stück Vieh wurden durch die Deutschen gestohlen, wobei über 1600 Weißrussen starben. Am Ende der Aktion waren über 11800 Menschen getötet und über 9800 in die Zwangsarbeit deportiert worden.[7]
Im Februar 1943 erfolgten weitere Unterstellungen u. a.:[2]
- Grenadier-Regiment 931
- Kommandant der Osttruppen 700
Unternehmen Cottbus
Im Mai 1943 war die Division Bestandteil der Kampfgruppe von Gottberg[8] und war für die Ermordung von ca. 10.000 bis 20.000 Personen, u. a. als Unternehmen Cottbus bekannt, mitverantwortlich. Der Historiker Dieter Pohl konstatiert, dass zwar in erster Linie die eingesetzten SS-Truppen, aber auch die 286. Sicherungs-Division bei diesem „Unternehmen Cottbus“ mit großer Brutalität vorgingen.[9] Die Division wurde im Bereich Lepel gegen Partisaneneinheiten später zum Ende des Jahres 1943 zusammen mit der Brigade Kaminski, eingesetzt.[10][11]
Der Kriegsverlauf führt zu ab November 1943 bis Juni 1944 zu einer erneuten direkten Unterstellung als Reserve der 4. Armee. Wobei der Verband weiterhin im Raum Orscha verbleibt.[2]
Im Februar 1944 wurden weitere Einheiten unterstellt:[2]
- französisches Infanterie-Regiment 638
- Sicherungs-Regiment 44
- Sicherungs-Regiment 78
- Regiment z. b. V. 631
- Regiment z. b. V. 632
- Grenadier-Regiment 931 (welches jedoch von der 4. Armee eingesetzt wird)
Im Bereich der Heeresgruppe Mitte waren einige Städte am 8. März 1944 von Hitler persönlich als „feste Plätze“ definiert worden, hierzu gehörte auch Orscha. Dies führte in den folgenden Monaten zu Schanzarbeiten, für welche in diesen Städten teilweise die örtliche Bevölkerung in der Form von Zwangsarbeit herangezogen wurde.
Operation Bagration – Vernichtung
Während der sowjetischen Operation Bagration griffen Einheiten der sowjetischen 11. Garde-Armee, der 5. Garde-Panzer-Armee und der 31. Armee im Großraum Orscha an. Den Anfang machte ein Vorstoß der 11. Garde-Armee am 23. Juni der noch abgewehrt werden konnte. Dann am 25. Juni gelangen Durchbrüche und ein deutscher Gegenstoß misslang, woraufhin Orscha ab dem 26. Juni von den deutschen Kräften geräumt wurde. Die nicht motorisierte Sicherungs-Division war deutlich langsamer als die für den Angriff zusammengezogenen, motorisierten sowjetischen Kräfte und in den folgenden Tagen wurden die Divisionstruppen praktisch völlig zerschlagen, sodass die Division im Juli 1944 mit dem Vermerk „Verbleib unbekannt“ geführt wurde.[2]
Wiederaufstellung
Reste der Division gelangten in den Raum Osowiec-Twierdza am oberen Narew. Hier sollte die Division erneut unter Nutzung von Sicherungstruppen der 4. Armee aufgestellt werden. Von August 1944 bis Oktober 1944 war die Division beim VI. Armeekorps der 4. Armee und kam im November des gleichen Jahres in der Heeresgruppe Mitte zum XXVII. Armeekorps.[2]
Umgliederung in Infanterie-Division
Am 17. Dezember 1944 wurde die Division in die 286. Infanterie-Division umgegliedert, wobei die beiden ursprünglichen Sicherungs-Regimenter bereits aufgelöst waren.[2]
Verurteilung wegen Kriegsverbrechen
Im Rahmen des Minsker Prozesses 1946 wurde Divisionskommandeur Johann-Georg Richert wegen Kriegsverbrechen der Division in Weißrussland zum Tode verurteilt.
Kommandeure
- Generalleutnant Kurt Müller: März 1941 bis Juni 1942
- Generalmajor/Generalleutnant Johann-Georg Richert: Juni 1942 bis März 1943
- Generalmajor Hans Oschmann: November 1943 bis August 1944
- Generalleutnant Friedrich-Georg Eberhardt: August 1944 bis Dezember 1944, vormals Kommandeur der 174. Reserve-Division
Bekannte Divisionsangehörige
- Generalmajor Rudolf Bächer (1880–1947): als Kommandeur des Artillerie-Regiments 213 von März 1941 bis August 1941
- Oberst Heinrich Scherhorn: im Stab der Division und später als Kommandeur des Sicherungs-Regiments 36 (Mitte 1942 bis Anfang 1943 der Division unterstellt, dann zur 221. Sicherungs-Division) eingesetzt, kam im Juni 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft
Literatur
- Mitcham, Samuel W., Jr. (2007). German Order of Battle. Volume One: 1st – 290th Infantry Divisions in WWII. PA; United States of America: Stackpole Books. S. 335+336, ISBN 978-0-8117-3416-5.
- George F. Nafziger, (2000). The German Order of Battle Infantry in World War II; Greenhill Books, S. 305.
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 9. Die Landstreitkräfte 281 – 370, Biblio-Verlag, Bissendorf 1974, S. 17+18.
Weblinks
- 200th through 370th German Infantry, Security, and Panzer Grenadier Divisions. Organizations and Histories 1939–1945 ( vom 10. Februar 2014 im Internet Archive) (PDF; 461 kB), Nafziger Collection, Combined Armed Research Library.
- 286. Sicherungs-Division / 286. Infanterie-Division auf EHRI-Portal aus dem Bundesarchiv
Einzelnachweise
- ↑ Tessin: Die Landstreitkräfte Band 9 1974 S. 17
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Tessin: Die Landstreitkräfte Band 9 1974 S. 18
- ↑ Norbert Kannapin: Die deutsche Feldpost: Organisation u. Lokalisation 1939-1945. Biblio-Verlag, 1979, ISBN 3-7648-1169-2, S. 98 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 11. Oktober 2018]).
- ↑ Christian Gerlach: Kalkulierte Morde: Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944. Hamburger Edition HIS, 2013, ISBN 978-3-86854-568-5, S. 602.
- ↑ Christian Gerlach: Kalkulierte Morde: Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944. Hamburger Edition HIS, 2013, ISBN 978-3-86854-568-5, S. 603.
- ↑ Christian Gerlach: Kalkulierte Morde: Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944. Hamburger Edition HIS, 2013, ISBN 978-3-86854-568-5, S. 604.
- ↑ Christian Gerlach: Kalkulierte Morde: Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944. Hamburger Edition HIS, 2013, ISBN 978-3-86854-568-5, S. 1012.
- ↑ Hannes Heer und Birgit Otte, Hamburger Institut für Sozialforschung (Hrsg.): Vernichtungskrieg: Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944. Hamburger Edition, 1996, ISBN 3-930908-24-7, S. 170 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 11. Oktober 2018]).
- ↑ Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944. Oldenbourg, München 2009, ISBN 978-3-486-59174-3, S. 293.
- ↑ Heinz Kühnrich: Der Partisanenkrieg in Europa 1939-1945. S.n., 1968, S. 171 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 11. Oktober 2018]).
- ↑ Rolf Michaelis: Die Brigade Kaminski: Partisanenbekämpfung in Russland, Weissrussland, Warschau. Michaelis-Verlag, 1999, ISBN 3-930849-24-0, S. 142 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 11. Oktober 2018]).
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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