206. Infanterie-Division (Wehrmacht)

206. Infanterie-Division

206th Infantry Division logo 1.svg
Aktiv17. August 1939 bis 18. Juli 1944 (Auflösung)
StaatDeutsches Reich NS Deutsches Reich
StreitkräfteWehrmacht
TeilstreitkraftHeer
TruppengattungInfanterie
TypInfanterie-Division
GliederungGliederung
Stärke15.000 Soll
SpitznamePik As
Kommandeure
Liste derKommandeure

Die 206. Infanterie-Division (206. ID) war ein militärischer Großverband der Wehrmacht und wurde zwischen 24. und 28. Juni 1944 bei Witebsk in Weißrussland während des Zusammenbruchs der Heeresgruppe Mitte vollständig vernichtet.

Divisionsgeschichte

Die Division wurde am 17. August 1939 als Teil der 3. Aufstellungswelle in Insterburg/Ostpreußen im Wehrkreis I aufgestellt. Der erste Kriegseinsatz erfolgte an der Westfront in Frankreich, danach wurde die Division für mehrere Monate beurlaubt.

Am 22. Juni 1941 wurde die 206. ID im Rahmen des Unternehmens Barbarossa als Teil der Heeresgruppe Nord von Gumbinnen aus in Marsch gesetzt und erreichte Wilna, Polazk, Newel und Welikije Luki.[1] Im August 1941 führte der Vormarsch die Division an die westlichen Düna. Von dort aus kam sie über Olenino in den Raum der oberen Wolga bei Rschew.[1] Der Großverband wurde dort schwerpunktmäßig in den Schlachten um Rschew (Winterschlacht von 1941/42[1]) und am Tudowka-Bogen[2] eingesetzt.

Im Dezember 1943 wurde die 206. ID im Norden Weißrusslands eingesetzt[1] und dem LIII. Armeekorps zugeteilt, das den „festen Platz“ Witebsk verteidigen sollte. Hitler hatte zuvor befohlen, Witebsk als festen Platz unbedingt zu halten. Es sollten drei Divisionen des LIII.Armeekorps in die weißrussische Stadt verlegt werden, um sowjetische Kräfte zu binden.[3] Im April 1944 wurde die Division als Division neuer Art 44 umgestellt. Bereits am 20. Juni 1944 deutete sich an, dass sich die Rote Armee zu einer Schwerpunktbildung bei Witebsk zusammenballte.[4] Witebsk wurde mit zwei Zangenangriffen umgangen und dabei das LIII. Korps vollständig eingeschlossen. Im Zuge der sowjetischen Sommeroffensive Operation Bagration, die am 22. Juni 1944 begann, brach die deutsche Frontline nördlich und südlich von Witebsk aufgrund der Übermacht der Roten Armee schnell zusammen. Als am 24. Juni 1944 die Heeresgruppe Mitte angesichts der zehnfachen Überlegenheit der Roten Armee ihren Frontabschnitt großflächig aufgeben musste und zurückwich, befahl Hitler General Gollwitzer vom LVIII. Korps, dass der Ausbruch vom letzten „festen Platz“ Witebsk im Osten genehmigt sei. Generaloberst Georg-Hans Reinhardt hatte bereits mehrfach gefordert, den Frontbogen von Witebsk zugunsten der rückwärtigen, ausgebauten Sehnenstellung, der „Tigerstellung“ taktisch zurückzunehmen.[5] Die Verteidigung von Witebsk sollte aufrechterhalten werden und eine Division hätte in der Stadt zu verbleiben, dabei sei der Name des Kommandeurs unverzüglich zu melden. Gollwitzer wählte die 206. Infanterie-Division unter Generalleutnant Hitter für dieses Himmelfahrtskommando aus. Noch am 26. Juni 1944 erhielten die Generäle Gollwitzer und Hitter von Generalfeldmarschall Busch den Durchhaltebefehl, Witebsk auf keinen Fall zu räumen, Dabei gäbe es „keine Freiheit im Entschluss“.[5] Am gleichen Tag wurde Witebsk erobert. 8.000 Wehrmachtsoldaten gelang der Ausbruch aus der Stadt, nach sowjetischen Quellen fielen über 20.000 Soldaten. Der General der Infanterie Friedrich Gollwitzer und sein Generalstabschef Oberst Schmidt gerieten in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Hitter hatte den Ausbruchsbefehl am 26. Juni 1944 auf eigenem Entschluss für die letzten überlebenden Soldaten erteilt, nachdem keine Gegenwehr mehr möglich war. 15 Kilometer von Witebsk entfernt, wurden die Reste der GR 301, 312 und 413 in einem Waldstück eingekreist und vernichtet. Am 29. Juni 1944 existierte die Division nicht mehr.[1] Nur wenige überlebten die Schlacht von Witebsk und schlugen sich nach Westen durch. Da Ostpreußen bereits von der Roten Armee besetzt war, richtete man im thüringischen Rudolstadt eine Abwicklungsstelle ein, um die Namen der 12.000 gefallenen Angehörigen der 206. ID zu ermitteln und deren Familien zu informieren, da sämtliche Dokumente der Division in Witebsk untergingen. Am 18. Juli 1944 wurde die 206. ID für aufgelöst erklärt, sie erhielt die Feldpostnummer 18744, um an diesen Tag zu erinnern.

Eingliederung und Unterstellung der 206. ID während des Zweiten Weltkriegs[6]
DatumArmeekorpsArmeeHeeresgruppeOrt
September 1939zur Verfügung--NordPolen
Oktober 1939im Grenzschutzabschnitt
Januar 1940
Juni 1940zur VerfügungOKH--Eifel
Juli 1940BdE--
August 1940beurlaubt--
Mai 1941XXVIII16. ArmeeCOstpreußen
Juni 1941XXIIINord
Juli 1941zur VerfügungOKHDünaburg
August 1941XXIII9. ArmeeMitteWelikije Luki
September 1941VI
Oktober 1941XXIIIKalinin
Januar 1942Rschew
15. März 1942XXXXVI
28. April 1942XXVII
15. Juli 1942VI
14. Oktober 1942XXIII
Januar 1943
9. Januar 1943Gruppe Burdach
6. Februar 1943XXIII
12. März 1943XXVII
18. März 1943XXXIX. Panzerkorps
22. März 1943VI3. PanzerarmeeDemidow, Rückzug nach Witebsk
Januar 1944LIII. ArmeekorpsWitebsk

Gliederung

Die 206. Infanterie-Division gliedert sich wie folgt:[6]

  • Grenadier-Regiment 301
  • Grenadier-Regiment 312
  • Grenadier-Regiment 413
  • Artillerie-Regiment 206
    • I.–IV. Abteilung
  • Füsilier-Bataillon 206
  • Pionier-Bataillon 206
  • Nachrichten-Abteilung 206
  • Nachschubtruppen 206

Personen

Kommandeure

DienstzeitDienstgradName
26. August 1939 bis April 1942Generalmajor/GeneralleutnantHugo Höfl
April 1942 bis 3. Mai 1942OberstAlbrecht Baron Digeon von Monteton
3. Mai 1942 bis 13. Juli 1943Oberst/Generalmajor/GeneralleutnantAlfons Hitter
13. Juli bis 15. Juli 1943OberstCarl André
14. September 1943 bis 28. Juni 1944GeneralleutnantAlfons Hitter

Erster Generalstabsoffizier (Ia)

DienstzeitDienstgradName
26. August bis 28. Dezember 1939MajorWalter Nagel
10. August 1940 bis 1. März 1942OberstleutnantWalter von Bogen und Schönstedt
12. Juli 1942 bis 10. Mai 1944OberstleutnantMoritz Liebe
Mai bis Juni 1944MajorAxel Ribbentrop

Divisionsarzt (IVa)

DienstzeitDienstgradName
26. August 1939 bis 10. Januar 1941OberstarztHermann Kayser

Literatur

  • Ernst Payk: Die Geschichte der 206. Infanterie-Division 1939–1944. Podzun Bad Nauheim 1952.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Maparchive.ru/ 206. Infantry Division
  2. Abwehrkämpfe an der Wolga-Tudowka-Linie.
  3. Michael Salewski, Guntram Schulze-Wegener: Kriegsjahr 1944: Im Großen und im Kleinen. (Historische Mitteilungen – Beihefte). Franz Steiner Verlag, 1994, ISBN 3-515-06674-8, S. 78.
  4. Michael Salewski, Guntram Schulze-Wegener: Kriegsjahr 1944: Im Großen und im Kleinen. (Historische Mitteilungen – Beihefte). Franz Steiner Verlag, 1994, ISBN 3-515-06674-8, S. 80.
  5. a b Michael Salewski, Guntram Schulze-Wegener: Kriegsjahr 1944: Im Großen und im Kleinen. (Historische Mitteilungen – Beihefte). Franz Steiner Verlag, 1994, ISBN 3-515-06674-8, S. 85.
  6. a b Vgl. Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 8: Die Landstreitkräfte 201–280. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1979, ISBN 3-7648-1174-9., S. 23 f. sowie Angaben des Lexikons der Wehrmacht

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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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