20. Panzer-Division (Wehrmacht)

20. Panzer-Division

Divisionskennzeichen 1943/45
Divisionskennzeichen 1943–1945
Aktiv1941 bis 1945
StaatDeutsches Reich NS Deutsches Reich
StreitkräfteWehrmacht
TeilstreitkraftHeer
TruppengattungPanzertruppe
TypPanzer-Division
GliederungGliederung
GarnisonJena
Zweiter WeltkriegKrieg gegen die Sowjetunion 1941–1945
Kommandeure
ListeKommandeure
Insignien
Truppenkennzeichen 1940–1943Truppenkennzeichen 1940–1941

Die 20. Panzer-Division war ein Großverband der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Sie wurde während des gesamten Krieges an der Ostfront eingesetzt.

Geschichte

1940

(c) Bundesarchiv, Bild 101I-213-0267-13 / Gebauer / CC-BY-SA 3.0
Panzer 38(t) der Division (Truppenkennzeichen am Heck und Turmnummer 9) mit Infanterie, Nordrussland, Oktober 1941.

Die 20. Panzer-Division wurde ab 15. Oktober 1940 im Wehrkreis IX in Erfurt hauptsächlich aus Teilen der 19. Infanterie-Division und verschiedener Ersatz-Einheiten aufgestellt, was am 1. Mai 1941 abgeschlossen war. Während der Aufstellungsphase war die Division der Heeresgruppe C unterstellt.

1941

Während des Deutsch-Sowjetischen Krieges gehörte die Division überwiegend zur Heeresgruppe Mitte. Die Division war von Mai 1941 bis August 1941 bei der Panzer-Gruppe 3, wechselte dann in der Folge zwischen den unterschiedlichen Panzereinheiten der Heeresgruppe. Am 22. Juni 1941 überschritt sie im Rahmen des XXXIX. Armeekorps (mot.) zusammen mit der 7. Panzerdivision die Grenze bei Kalvarija und bildete bei Alytus einen Brückenkopf über den Njemen. Ende Juni/Anfang Juli war die Division maßgeblich in der Kesselschlacht bei Białystok und Minsk eingebunden, drang am 28. Juni in Minsk ein und stellte die Verbindung zur Panzergruppe 2 her. Die Division errichtete am 8. Juli bei Ulla einen Brückenkopf über die westliche Düna, drang am 9. Juli in Witebsk ein und näherte sich am 13. Juli der Stadt Welisch. Danach war die Division Ende Juli im Raum von Demidow an der Kesselschlacht bei Smolensk beteiligt. Ab 2. Oktober griff die Division im Verband des LVII. Armeekorps aus dem Raum Roslawl gegen Juchnow an. Im November und Dezember 1941 kämpfte die Division während der Schlacht um Moskau im Verband des LVII. Armeekorps im Raum Borowsk.

1942

Die 20. Panzerdivision hat vom März bis April 1942 an der Beseitigung eines Kessels im rückwärtigen Raum der Heeresgruppe Mitte mitgewirkt.[1]

Von August 1942 an kämpfte die Division für ein Jahr im Bereich um Orel.

1943

Während der Schlacht im Kursker Bogen (Juli 1943) griff die 2. und 20. Panzer-Division im Verband des XXXXVII. Panzerkorps in Richtung Olchowatka an, konnte aber den Widerstand der Roten Armee nicht brechen. Im Mai und Juni 1944 wurde die Division bei Cholm aufgefrischt.

1944

Bei der am 21. Juni 1944 von der Roten Armee eingeleiteten Operation Bagration stand die 20. Panzerdivision als Reserve der 9. Armee an der Linie Titowka-Girowka im Raum Bobruisk. Sie wurde nach dem Durchbruch der sowjetischen 48. Armee geteilt nach Schlobin und in Richtung Rogatschew eingesetzt und konnte daher dem gefährlicheren Einbruch bei Paritschi nicht entgegenwirken. Dieser Umstand führte zur eigenen Abschneidung und später mit den Divisionen des XXXV. Armeekorps zum Untergang im Kessel von Titowka. Die Masse der Division wurde zerschlagen, Reste der Gruppe Kessel konnten über den Swislotsch-Abschnitt ausbrechend, Anfang Juli bei Pogoreloje die Verbindung zur 12. Panzerdivision herstellen und wurden dann nach Rumänien zur Heeresgruppe Südukraine verbracht. Hier erfolgte bis Oktober 1944 die Auffrischung der Division.[2] Anschließend wurde die Division zur Neuaufstellung nach Arys (Ostpreußen) transportiert und wieder der Heeresgruppe Mitte unterstellt.

1945

Bis Januar 1945 blieb die Division zur Verfügung und wurde dann beim Kampf um Ungarn am Hron-Abschnitt eingesetzt. Ein Gegenangriff der 20. Panzerdivision bei Ersekuj konnte am 11. Januar die sowjetische 6. Garde-Panzerarmee kurzfristig aufhalten.[3]

Ab 24. Januar 1945 kämpfte die Division unter Oberst von Oppeln-Bronikowski in Schlesien (Raum nordöstlich von Gleiwitz), sie war im Februar 1945 erst bei der Niederschlesischen Operation und dann im März 1945 bei der Oberschlesischen Operation eingebunden.[4] Bis April 1945 war die Division der 17. Armee zugeteilt, im Mai 1945 kam sie zur 4. Panzerarmee. Ende April 1945 kämpfte die Division in der Schlacht um Bautzen und zu Kriegsende in Sachsen.

Kriegsverbrechen Osaritschi

Als Reserve der 9. Armee war die 20. Panzerdivision im März 1944 an einem Kriegsverbrechen beteiligt. Unter der deutschen Besetzung Weißrusslands waren die arbeitsfähige Bevölkerung versklavt und die Arbeitsunfähigen deportiert worden. Die zurückgebliebenen Familienmitglieder, die sich nicht mehr selbst versorgen konnten – Frauen, Alte und Kinder –, wurden in drei eigens errichtete Sammellager bei Osaritschi verbracht. Die Lager befanden sich in einem Sumpfgebiet im Niemandsland zwischen deutscher und sowjetischer Frontlinie und sollte eine mögliche sowjetische Offensive stören. Insgesamt ca. 40.000 Menschen waren hier ohne jegliche Gebäude und Einrichtung interniert und ein bis zwei Wochen unversorgt gelassen. Mindestens 9000 als arbeitsunfähig eingestufte Zivilisten fanden den Tod. Die 20. Panzerdivision errichtete wie die 35. ID, 110. ID und die 129. ID Zwischenlager in Dörfern für die Unterbringung der Deportierten auf ihrem Weg in die Endlager ein. Auch an der Erfassung und dem Transport der Zivilisten im Divisionsbereich war die sie beteiligt. Dabei ging sie im Vergleich zu den anderen Divisionen besonders übereifrig beim Zusammentreiben der Menschen vor, so dass sie 7000 Zivilisten mehr als vorgesehen zusammengetrieben hatte, die nicht mehr per Eisenbahn abtransportiert werden konnten und in extra zu diesem Zweck geräumten Ortschaften im Bereich des LV. Korps verbleiben mussten.[5]

Kommandeure

Gliederung

1940/41

  • Schützen-Brigade 20 mit
    • Schützen-Regiment 59
      • I. und II. Bataillon aus Infanterie-Regiment 59 aufgestellt
      • I. und III. Bataillon aus Teilen der 19. Infanterie-Division aufgestellt
    • Schützen-Regiment 112
      • I. und II. Bataillon mit neuem Stab aufgestellt
      • I. aus III./Infanterie-Regiment 74 aufgestellt
      • II. aus II./Infanterie-Regiment 59 aufgestellt
    • Krad-Schützen-Bataillon 20 aus III./Infanterie-Regiment 115 der 33. Infanterie-Division aufgestellt
  • Panzer-Regiment 21 mit 3 Abteilungen; aus der Panzer-Ersatz-Abteilungen 7 (Vaihingen) und 35 (Bamberg) gebildet
  • Artillerie-Regiment 92 mit 3 Abteilungen
    • I. aus III./Artillerie-Regiment 19 aufgestellt
    • II. aus III./Artillerie-Regiment 697 aufgestellt
    • III. aus Schwerer Artillerie-Abteilung 648 aufgestellt
  • Divisions-Einheiten 92

1942

Aufgrund hoher Verluste werden folgende Änderungen vorgenommen:

  • I. und II. Abteilung des Panzer-Regiments 21 aufgelöst, Stab des Panzer-Regiments 21 in neuen Brigade-Stab überführt
  • II./Schützen-Regiment 112 aufgelöst
  • Aufklärungs-Abteilung 92 aufgelöst
  • Schützen-Regimenter werden in Panzer-Grenadier-Regimenter umgewandelt

1943

  • Stab und II./Panzer-Grenadier-Regiment 112 wird durch Grenadier-Regiment 890 (ehem. Wehrkreis-Unterführerschule IV) ersetzt

1944

  • Stab Panzer-Regiment 21 wird aus dem Stab der Panzer-Brigade 101 gebildet
  • II./Panzer-Regiment 21 wird aus Panzer-Abteilung 2101 gebildet

Bekannte Divisionsangehörige

Literatur

  • 20. Panzer-Division. In: Veit Scherzer (Hrsg.): Deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg. Band 5. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2009, ISBN 978-3-938845-22-6, S. 468–500.
  • Percy Ernst Schramm (Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1940–1945, im Auftrag des Arbeitskreises für Wehrforschung, geführt von Helmuth Greinert.
  • Thomas L. Jentz: Die deutsche Panzertruppe * 1933-1942 * Band 1. 1. Auflage. Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt 1998, ISBN 3-7909-0623-9.
  • Samuel W. Mitcham: The Panzer Legions: A Guide to the German Army Tank Divisions of World War. Stackpole Books, 2000, S. 153–156.
  • Thomas L. Jentz: Die deutsche Panzertruppe * 1943-1945 * Band 2. 1. Auflage. Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt 1999, ISBN 3-7909-0624-7.

Band I: 1940/41 bearbeitet von Hans-Adolf Jacobsen, Bernard & Graefe Verlag für Wehrwesen, Frankfurt am Main 1965.

  • Rolf Stoves: Die gepanzerten und motorisierten deutschen Großverbände 1935-1945. Nebel Verlag, Eggolsheim 2003, ISBN 3-89555-102-3.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 4: Die Landstreitkräfte 15–30. Biblio-Verlag, Osnabrück 1976, ISBN 3-7648-1083-1, S. 138–139.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Während der Rschew-Wjasmaer Operation kämpfte Generalmajor Pavel Alekseevic Belov mehr als 5 Monate lang tief hinter den feindlichen Linien. Zusammen mit Partisanen und Fallschirmtruppen durchschnitt und bedrohte, die „Gruppe Below“, die beiden Lebensadern der 4 Armeen der Heeresgruppe Mitte. Generalmajor Pavel Alekseevic Belov, Kommandeur einer aus Teilen des I. Gardekavalleriekorps, Luftlandetruppen und Partisanen zusammengesetzten Kampfgruppe in Stärke von circa 20.000 Mann, der im Zuge der sowjetischen Winteroffensive im Raum zwischen Smolensk und Kirov hinter den deutschen Linien eingeschlossen worden war. Vgl. Bernd Wegner, Der Krieg gegen die Sowjetunion 1942/43, in: DRZW, Bd. 6: Der Globale Krieg. Die Ausweitung zum Weltkrieg und der Wechsel der Initiative 1941–1943, Stuttgart 1990, S. 865 f.; Rolf Stoves, Die gepanzerten und motorisierten deutschen Großverbände 1935–1945. Divisionen und selbständige Brigaden 1935–1945, Friedberg 1986, S. 138; Rolf Hinze, Hitze, Frost und Pulverdampf. Der Schicksalsweg der 20. Panzer-Division, Bochum 1981, S. 124–128. Zur Organisation der Verbände Belovs vgl. John A. Armstrong (Hrsg.), Soviet Partisans in World War II, Madison 1964, S. 177f.; Neitzel, Sönke: Abgehört – Deutsche Generäle in britische Kriegsgefangenschaft 1942–1945 - Eine Auswahledition der Abhörprotokolle des Combined Services Detailed Interrogation Centre UK. - Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 52(2004)2, Seite 306–307
  2. Rolf Hintze: Das Ostfrontdrama 1944, Stuttgart 1987, S. 30
  3. Peter Gosztony: Endkampf an der Donau, Molden Verlag 1969, S. 123 f.
  4. Georg Gunter: Letzter Lorbeer, Bläschke Verlag 1974, S. 151 f.
  5. Christoph Rass: „Menschenmaterial“. Deutsche Soldaten an der Ostfront. Innenansichten einer Infanteriedivision 1939–1945. Schöningh, Paderborn 2003, S. 386–402 (= Kapitel Anatomie eines Kriegsverbrechens), besonders S. 395f. (online)

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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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