155 (Flugzeug)

155
Jetliner 155 (Cut out).jpg
Modell des Verkehrsflugzeuges 155 im Verkehrsmuseum Dresden
TypVerkehrsflugzeug
Entwurfsland

Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik

HerstellerVEB Flugzeugwerke Dresden
ErstflugProjekt wurde abgebrochen
Modell der Variante SP-22A vom 30. September 1960 des Studienprojekts 155, Ausstellung FIZ von Wilfried Bergholz[1]

Die 155 war eine in den späten 1950er Jahren entwickelte Studie eines deutschen Passagierflugzeugs mit Strahltriebwerk (TL-Antrieb). Es war neben der 152 und der 153 das am weitesten vorangetriebene Projekt des Flugzeugbaus in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Der VEB Flugzeugwerke Dresden (FWD) plante es und fertigte eine Attrappe im Maßstab 1:1. Nach dem Ausbleiben von Bestellungen aus der Sowjetunion und anderen Ländern sowie Verzögerungen in der Entwicklung des Flugzeugs und des vorgesehenen Triebwerks wurde das Projekt eingestellt.

Geschichte

Neben der Lizenzproduktion der Il-14 und der Entwicklung der 152 beschäftigte sich das Flugzeugwerk im Dresdner Stadtteil Klotzsche bereits frühzeitig mit der Entwicklung von Nachfolgemustern. Die 155 sollte nach einer ersten Konzeption Strecken bis 3900 km abdecken und je nach Ausstattung 56 (Luxusausführung) bis 70 (Touristenklasse) Passagiere befördern können. Die Möglichkeit zur schnellen Umrüstung in eine Frachtmaschine war vorgesehen.

Zunächst sollte der Typ mit sowjetischen Turboprop-Triebwerken (PTL) ausgerüstet werden, später wurde mit dem PTL-Triebwerk Pirna 018 geplant. Nachdem es bei der Erprobung des zweiten Exemplars dieses Triebwerks am 7. Februar 1958 zu einer Havarie mit der Zerstörung des Triebwerkes und des gesamten Prüfstandes[2] gekommen war, entschloss man sich, um weitere Verzögerungen zu vermeiden, stattdessen das TL-Triebwerk Pirna 014 einzusetzen, das auch in der 152 verwendet wurde. Da dies über eine deutlich geringere Leistung verfügte, wurden die Abmessungen des Flugzeugs und damit auch die Leistungsparameter stark reduziert. Später sollte auf das noch zu entwickelnde Triebwerk Pirna 020 umgestellt werden, das nach den Planungen aber erst ab 1966 zur Verfügung gestanden hätte.

Verschiedene Vorstudien und Windkanalmodelle wurden erstellt. Man entschied sich für einen Tiefdecker. Da der Bodenabstand der Tragflächen zu niedrig war, um das vorgesehene Triebwerk darunter unterzubringen, wurden die Triebwerke auf die Tragflächen aufgesetzt, ähnlich wie später bei der VFW 614. Schließlich wurde eine 1:1-Attrappe des Flugzeugs gebaut. In den Plänen des Flugzeugwerkes war die Einzelteilfertigung bereits berücksichtigt, eventuell wurde mit der Teilefertigung bereits begonnen. Im letzten Projekt vom 30. August 1960 wurde die 155 als Nachfolger der Il-14 beschrieben. Zu einer Bestätigung des technischen Projektes kam es allerdings nicht mehr.

Im Jahr 1960 wurde klar, dass die Sowjetunion die Vorbereitungen für die Serienproduktion der Tupolew Tu-124, die ein ähnliches Aufgabenspektrum abdeckte, weitgehend abgeschlossen hatte. Damit waren die Absatzchanchen in den sozialistischen Ländern drastisch gesunken. Auch im westlichen Ausland standen inzwischen leistungsfähigere Typen vor der Einführung. Die 155, neben der 152 das letzte Projekt, das noch ernsthaft verfolgt wurde, konnte damit das Ende der Flugzeugbauindustrie in der DDR nicht verhindern. Mit deren Ende wurde das Projekt eingestellt.

Konstruktion

Die 155 war als freitragender ungepfeilter Tiefdecker mit einziehbarem Dreibeinfahrwerk mit Bugrad geplant. Das Flugzeug sollte eine Druckkabine erhalten. Die Hauptfahrwerke sollten in die Verkleidung der Triebwerke einziehen. Das Höhenleitwerk war über dem Rumpf angebracht, damit es nicht im Abgasstrom der Triebwerke lag.

Technische Daten

Kenngröße155 (1955)155 (1959)
Besatzung6
Passagiere56–7044–48
Länge34,20 m24,21 m
Spannweite36,80 m21,20 m
Höhe7,93 m
Flügelfläche170 m²60,0 m²
Flügelstreckung8,07,5
Höchstgeschwindigkeit725 km/h742 km/h
Reisegeschwindigkeit700 km/h650–700 km/h
Dienstgipfelhöhe6000 m
max. Reichweite3900 km1635 km
Leermasse29.500 kg11.800 kg
Startmasse52.570 kg21.000 kg
Triebwerkezwei PTLzwei TL Pirna 014
Leistung2 × 6250 kW2 × 3677 kW
Startrollstrecke700 m900 m
Landerollstrecke630 m510 m

[3]

Literatur

  • Holger Lorenz: Der Passagierjet 152, S. 24, ISBN 3-931770-45-1.
  • Reinhard Müller: Brunolf Baade und die Luftfahrtindustrie der DDR: Die wahre Geschichte des Strahlverkehrsflugzeuges 152. 1. Auflage. Sutton, Erfurt 2013, ISBN 3-95400-192-6.
  • Jochen Werner: Entwicklung der 153, in: Die Deutsche Luftfahrt, Bd. 22: Luftfahrt Ost 1945–1990, Bernard & Graefe Verlag 1994, S. 148–150, ISBN 3-7637-6109-8.

Weblinks

Commons: VEB Flugzeugwerke 155 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Müller, Brunolf Baade und die Luftfahrtindustrie der DDR, Seiten 265–276
  2. Holger Lorenz: Der Passagierjet 152, S. 80.
  3. Jochen Werner: Technische Daten der Flugzeugtypen 153, 154, 155, 156, 157, 160, in: Die Deutsche Luftfahrt, Bd. 22: Luftfahrt Ost 1945–1990, Bernard & Graefe Verlag 1994, S. 346–347.

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Die kleinere 155, das Modell zeigt den letzten Entwurf SP-22 (siehe VFW 614, Erstflug 14. Juli 1971, 19 Auflagen, darunter drei Prototypen), sollte als schneller Zubringer die Il-14 ersetzen, und auch von unbefestigten Pisten aus agieren, geplanter Erstflug 1964. Siehe Ausstellung zum Thema 152 im FIZ Gellmersdorf, eingerichtet von Wilfried Bergholz.