Rodungsname

Riednamen von Schwarzenbach (ca. 1842)

Rodungsname nennt man in der Namenkunde der Orte (Toponomastik) ein Toponym, das sich auf eine Rodung bezieht. Sie sind in Europa in den mehreren Phasen der mittelalterlichen Landnahme (Rodungszeit) entstanden.

Grundlagen

Zahlreiche Orts- und Flurnamen weisen auf Landnahme durch Rodungen hin und lassen sich in Toponomastik und Namenforschung zeitlich zuordnen:[1]

Liste von Rodungsnamen

(Abkürzungen: ahd. = althochdeutsch, mhd. = mittelhochdeutsch, hd. = hochdeutsch, mnd. = mittelniederdeutsch, nd. = niederdeutsch, od. = oberdeutsch):

Nachantike Besiedelung:

  • svetla, slawisch „Lichtung“ oder „Rodung“: Zwettl

Früheste deutsche Sprachschicht:

Namen dieser Schicht sind der fränkischen Landnahme (5.–7. Jh.) im Westen zuzuordnen, und den anschließenden Erweiterungen des Frankenreiches auf Bayern, und später Österreich/Südtirol (Baiuwarische Landnahme) und Sachsen (jew. bis etwa zum 9. Jahrhundert)

Im Hochmittelalter findet eine zweite Rodungswelle zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert statt:

  • schlag, mhd. „Fällung“: -schlag; (aber auch zu Schlagbaum „Gebietsgrenze“, „Zoll“)
    Grimm gibt 1314 als frühesten Nachweis dieses Namens.[3]
  • hauw mhd. „Hauung, Niederwald“: -hau, häu, hai; gehaue
  • hieb, mhd. „Schlag“
  • swenden, prät. swante, mnd. swandeSchwendbau“ (Entfernen des Bewuchses durch regelmäßigen Schnitt oder Ringelung):
    Schwand/Schwant/Schwandt, -schwand/t/dt, Schwanden/Schwanten/Schwandten; Gschwand/Gschwant/Gschwandt, Gschwandl; Schwend, -schwend/t/dt Schwende; Gschwend/Gschwent/Gschwendt
    in Mittelberg im Kleinwalsertal, Vorarlberg, gibt es beispielsweise die Orte Schwand, Schwende, Schwendle
  • meizen, mhd. „abhauen, abschneiden“, bairisch Meiß „Abholzung“: Amasegg, Maisenberg, Masenberg, Madstein (Meizzenstein, 11. Jh.)[4]
In diese Zeit datieren lassen sich auch Brandrodungen – kann sich aber auch auf spätere Brandereignisse beziehen:
  • brant, brende mhd. „Brand“:
    Brand, -brand, -brände; Brandstatt
  • senge, mhd. „Brandrodung“: -senge(n), -singe(n), -sang; auch: absang „Anzündung“: Feuersang

Seit dem 13. Jahrhundert bezeugt ist:

Namen für bei Rodungen stehengebliebenem Wald:

Auch Familiennamen als Wohnstättennamen leiten sich dann reich namensbildend von diesen Worten ab: z. B. Reuter, Reiter; Schwendener, Schwentner und zahlreiche ähnliche Formen und Zusammensetzungen.

Literatur

Im Kompendien:

  • Adolf Bach: Deutsche Namenkunde. Band II, 1 und 2: Die deutschen Ortsnamen. Heidelberg 1953/54.
  • Gerhard Bauer: Namenkunde des Deutschen. In: Germanistische Lehrbuchsammlung. Band 21, Bern 1985, ISBN 3-261-03205-7.
siehe auch Literatur in Ortsname, Flurname

Regionales:

  • Peter Wiesinger: Ortsnamen und Siedlungsgeschichte im Salzkammergut. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 149a, S. 543–560 (zobodat.at [PDF]).
  • Franz V. Zillner: Brand, Schwant, Maiß und Reut. Salzburgische Orts- und Güternamen, aus Urbarien gesammelt. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) 18, 1878, S. 248–258 (ganzer Artikel, eReader, ANNO online).

Weblinks

Wiktionary: Rodungsname – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde. S. 93 Herkunftsnamen nach Rodungsorten
  2. siehe insb. Grimm: Stock 1) truncus δ) stock und stein
  3. Eintrag Schlag V. 1. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854–1960 (dwb.uni-trier.de)
  4. Fritz Frhr. Lochner von Hüttenbach: Zum Namengut des Frühmittelalters in der Steiermark (= Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark. Band 99). Böhlau Verlag, Wien 2008, S. 53 (historischerverein-stmk.at [PDF; 16,9 MB]).

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Hauptteil der früheren Gemeinde Schwarzenbach (heute Černá u Kraslic), Landkreis Graslitz (heute Stadt Kraslice), Böhmen