(469219) Kamoʻoalewa
Asteroid (469219) Kamoʻoalewa | |
---|---|
Simulierter Orbit von (469219) 2016 HO3. | |
Eigenschaften des Orbits Animation | |
Orbittyp | Erdnaher Asteroid, Apollo-Typ |
Große Halbachse | 1,001 AE |
Exzentrizität | 0,104 |
Perihel – Aphel | 0,897 AE – 1,105 AE |
Neigung der Bahnebene | 7,8° |
Länge des aufsteigenden Knotens | 66,2° |
Argument der Periapsis | 306,5° |
Zeitpunkt des Periheldurchgangs | 4. Oktober 2019 |
Siderische Umlaufzeit | 365 d 21 h |
Mittlere Orbitalgeschwindigkeit | 29,691 km/s |
Physikalische Eigenschaften | |
Mittlerer Durchmesser | 40–100 m |
Rotationsperiode | 0,467 h |
Absolute Helligkeit | 24,3 mag |
Spektralklasse | S |
Geschichte | |
Entdecker | Pan-STARRS 1 |
Datum der Entdeckung | 27. April 2016 |
Andere Bezeichnung | 2016 HO3 |
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten. |
(469219) Kamoʻoalewa (auch 2016 HO3 genannt) ist ein Asteroid, der am 27. April 2016 durch das bodengebundene Großteleskop Pan-STARRS 1 (Panoramic Survey Telescope And Rapid Response System) im Nationalpark Haleakalā in Hawaii entdeckt wurde.[1] Er ist der wahrscheinlich stabilste Quasisatellit der Erde. Er ist ein Erdbahnkreuzer vom Apollo-Typ[2] und umkreist die Sonne auf einer der Erdbahn sehr ähnlichen Umlaufbahn.
Namensgebung
Der Name ist hawaiianischen Ursprungs und wurde folgendermaßen erklärt:
„Kamoʻoalewa alludes to a celestial object that is oscillating, like its path in the sky as viewed from the Earth. It is a name found in the Hawaiian chant Kumulipo.
He ʻāpana hōkūnaʻi i lele mai kona kino nui, he holo pū me ka honua a puni ka lā.“
Die Bekanntgabe der Namensgebung erfolgte am 6. April 2019.
Umlaufbahn
Kamoʻoalewa benötigt 366 Tage für einen Umlauf um die Sonne, im Mittel ist er 1,0012 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt, was praktisch exakt dem Abstand Erde–Sonne entspricht. Mit einer Exzentrizität von e = 0,103 ist die Bahn des Planetoiden deutlich elliptischer als der Erdorbit und 7,78 Grad gegenüber der Ekliptik der Erdbahnebene geneigt.[4] Nach seiner Entdeckung ließ sich Kamoʻoalewa auf Aufnahmen vom 17. März 2004 identifizieren und so seine Umlaufbahn genauer berechnen. Im Oktober 2019 lagen 307 Beobachtungen über 9 Oppositionen in einem Zeitraum von 14 Jahren vor.[2][5]
Kamoʻoalewas maximale Entfernung von der Erde (Apogäum) beträgt das 100-fache der Entfernung Erde–Mond. Er kommt ihr nicht näher als 13,8 lunare Distanzen. In den kommenden 200 Jahren wird der Abstand beim Perigäum stets nicht weniger als 16 Millionen Kilometer betragen.[6]
Bahnentwicklung
Präzise Berechnungen deuten darauf hin, dass Kamoʻoalewa seit knapp einem Jahrhundert ein stabiler Quasisatellit der Erde ist und es auch für die nächsten Jahrhunderte bleiben wird. Kamoʻoalewa ist zwar nicht im Schwerefeld der Erde gefangen, seine Bahn wird von diesem aber stark beeinflusst.
Berechnungen haben gezeigt, dass Kamoʻoalewa seine instabile Umlaufbahn um die Erde ca. im Jahr 2341 verlassen und anschließend für die nächsten mindestens 1300 Jahre eine Hufeisenumlaufbahn annehmen wird. Eine Periode auf dieser Hufeisenumlaufbahn wird etwa 300 Jahre dauern.[7]
Entstehung
Kamoʻoalewa ist im Prinzip ein Asteroid vom Spektraltyp S,[8] das heißt, er besteht aus Silikatgestein.[9] Wissenschaftler um Benjamin N. L. Sharkey von der University of Arizona fanden jedoch eine für Asteroiden des inneren Sonnensystems ungewöhnliche Rötung im Spektrum des von Kamoʻoalewa reflektierten Lichts.[10] Daher wird nun vermutet, dass Kamoʻoalewa aus Material besteht, das einst bei einem Einschlag aus dem Erdmond herausgeschleudert wurde.[11]
Erforschung
Die Nationale Raumfahrtbehörde Chinas bereitet eine Sample return mission zu Kamoʻoalewa vor. Stand April 2022 soll die Sonde Tianwen-2 im Jahr 2025 mit einer Changzheng-3B-Rakete starten.[12] Während einer feierlichen Zeremonie in Peking am 18. April 2019 wurden chinesische Universitäten und Privatunternehmen sowie ausländische Forschungsinstitute dazu eingeladen, sich mit Nutzlasten an der Mission zu beteiligen. Es stehen 66,3 kg für acht wissenschaftliche Experimente mit definierten Anforderungen zur Verfügung, dazu noch 200 kg für frei wählbare Projekte.[13][14]
Man geht davon aus, dass Kamoʻoalewa die Form eines Ellipsoids besitzt, mit einem Verhältnis von Länge zu Breite von weniger als 0,48. Auf einem derartigen Asteroiden können Regolith-Partikel in der Größenordnung von einigen Millimetern bis zu einigen Zentimetern existieren.[15] Dies wird durch Aufnahmen von Hayabusa, Hayabusa 2 und OSIRIS-REx bestätigt, die zeigen, dass Asteroiden mit einem Durchmesser von weniger als 1 km überwiegend mit Felsbrocken und Geröll bedeckt sind (während die Oberfläche größerer Asteroiden meist aus feinkörnigem Regolith besteht). Zur Vorbereitung für die Mission stellten Zhang Xiaojing (张晓静) und ihre Kollegen vom Qian-Xuesen-Labor für Weltraumtechnologie ein Regolith-Imitat mit einer Korngröße vom Mikrometer-Bereich bis zu einigen dutzend Zentimetern her, mit dem die optische Navigation der Sonde bei der Landung sowie der Probenentnahme-Mechanismus getestet werden können.[16]
Galerie
Asteroid (469219) Kamoʻoalewa / 2016 HO3, Orbit um Sonne und Erde (Animation).
Siehe auch
Weblinks
- Tilmann Althaus: Asteroid 2016 HO3 – ein langjähriger Begleiter der Erde, auf: Spektrum.de vom 16. Juni 2016
- Stefan Deiters: Fast wie ein kleiner Mond der Erde, auf: astronews.com vom 17. Juni 2016
- scinexx: Astronomen entdecken neuen Erdbegleiter — Asteroid entpuppt sich als Quasi-Satellit unseres Planeten, 17. Juni 2016; Quelle: NASA, NPO
Einzelnachweise
- ↑ D. C. Agle, Dwayne Brown, Laurie Cantillo: Small Asteroid Is Earth’s Constant Companion. Jet Propulsion Laboratory, 15. Juni 2016, abgerufen am 19. Juni 2016.
- ↑ a b (469219) Kamoʻoalewa in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch).
- ↑ Minor Planet Circ. 112435. (PDF;16 kB) In: MinorPlanetCenter.net. MPC, abgerufen am 11. April 2019 (englisch).
- ↑ (469219) Kamoʻoalewa in der Datenbank der „Asteroids – Dynamic Site“ (AstDyS-2, englisch).
- ↑ (469219) Kamoʻoalewa beim IAU Minor Planet Center (englisch)
- ↑ JPL Near approach data
- ↑ PhysX3D (GRAVITY SIMULATION) Der zweite Mond der Erde – 2016 HO3. 16. August 2016, abgerufen am 17. August 2016 (deutsch, englisch).
- ↑ LCDB Data. In: minorplanet.info. Abgerufen am 15. November 2021 (englisch).
- ↑ Vishnu Reddy et al.: Ground-based Characterization of Earth Quasi Satellite (469219) 2016 HO3. In: ui.adsabs.harvard.edu. Abgerufen am 15. November 2021 (englisch).
- ↑ Benjamin N. L. Sharkey et al.: Lunar-like silicate material forms the Earth quasi-satellite (469219) 2016 HO3 Kamoʻoalewa. In: nature.com. 11. November 2021, abgerufen am 15. November 2021 (englisch).
- ↑ Nadja Podbregar: Ein Mondfragment als Quasi-Satellit? — Erdumkreisender Asteroid Kamo'oalewa könnte aus lunarem Material bestehen. Auf: scinexx vom 12. November 2021
Martin Vieweg: Erdnaher Asteroid: Fragment des Mondes? Auf: wissenschaft.de vom 11. November 2021 - ↑ 王金志: 五十多年发展未来可期!中国航天梦下一站在哪儿? In: xinhuanet.com. 25. April 2022, abgerufen am 26. April 2022 (chinesisch).
- ↑ 国家航天局交接嫦娥四号国际载荷科学数据 发布月球与深空探测合作机会. In: .clep.org.cn. 18. April 2019, abgerufen am 12. Mai 2019 (chinesisch).
- ↑ 甘永、杨瑞洪: 小行星探测任务有效载荷和搭载项目机遇公告. In: cnsa.gov.cn. 19. April 2019, abgerufen am 12. Mai 2019 (chinesisch).
- ↑ Li Xiangyu und Daniel J. Scheeres: The shape and surface environment of 2016 HO3. In: sciencedirect.com. 15. März 2021, abgerufen am 15. November 2021 (englisch).
- ↑ Zhang Xiaojing et al.: Developing Prototype Simulants for Surface Materials and Morphology of Near Earth Asteroid 2016 HO3. (PDF; 1,2 MB) In: spj.sciencemag.org. 8. November 2021, abgerufen am 15. November 2021 (englisch).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Tiouraren, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Screenshot of Earth's "quasi-satellite" 2016 HO3 orbit in the Solar System simulated.
Data Source: JPL/NASA
News: June 15, 2016
Small Asteroid Is Earth's Constant Companion
http://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?feature=6537
Asteroid 2016 HO3 has an orbit around the sun that keeps it as a constant companion of Earth
Asteroid 2016 HO3 has an orbit around the sun that keeps it as a constant companion of Earth. Credit: NASA/JPL-Caltech › Larger view
A small asteroid has been discovered in an orbit around the sun that keeps it as a constant companion of Earth, and it will remain so for centuries to come.
As it orbits the sun, this new asteroid, designated 2016 HO3, appears to circle around Earth as well. It is too distant to be considered a true satellite of our planet, but it is the best and most stable example to date of a near-Earth companion, or "quasi-satellite."
"Since 2016 HO3 loops around our planet, but never ventures very far away as we both go around the sun, we refer to it as a quasi-satellite of Earth," said Paul Chodas, manager of NASA's Center for Near-Earth Object (NEO) Studies at the Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, California. "One other asteroid -- 2003 YN107 -- followed a similar orbital pattern for a while over 10 years ago, but it has since departed our vicinity. This new asteroid is much more locked onto us. Our calculations indicate 2016 HO3 has been a stable quasi-satellite of Earth for almost a century, and it will continue to follow this pattern as Earth's companion for centuries to come."
Asteroid 2016 HO3 - Earth's Constant Companion
In its yearly trek around the sun, asteroid 2016 HO3 spends about half of the time closer to the sun than Earth and passes ahead of our planet, and about half of the time farther away, causing it to fall behind. Its orbit is also tilted a little, causing it to bob up and then down once each year through Earth's orbital plane. In effect, this small asteroid is caught in a game of leap frog with Earth that will last for hundreds of years.
The asteroid's orbit also undergoes a slow, back-and-forth twist over multiple decades. "The asteroid's loops around Earth drift a little ahead or behind from year to year, but when they drift too far forward or backward, Earth's gravity is just strong enough to reverse the drift and hold onto the asteroid so that it never wanders farther away than about 100 times the distance of the moon," said Chodas. "The same effect also prevents the asteroid from approaching much closer than about 38 times the distance of the moon. In effect, this small asteroid is caught in a little dance with Earth."
Asteroid 2016 HO3 was first spotted on April 27, 2016, by the Pan-STARRS 1 asteroid survey telescope on Haleakala, Hawaii, operated by the University of Hawaii's Institute for Astronomy and funded by NASA's Planetary Defense Coordination Office. The size of this object has not yet been firmly established, but it is likely larger than 120 feet (40 meters) and smaller than 300 feet (100 meters).
The Center for NEO Studies website has a complete list of recent and upcoming close approaches, as well as all other data on the orbits of known NEOs, so scientists and members of the media and public can track information on known objects.News: June 15, 2016
Small Asteroid Is Earth's Constant Companion
http://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?feature=6537
Asteroid 2016 HO3 has an orbit around the sun that keeps it as a constant companion of Earth
Asteroid 2016 HO3 has an orbit around the sun that keeps it as a constant companion of Earth. Credit: NASA/JPL-Caltech › Larger view
A small asteroid has been discovered in an orbit around the sun that keeps it as a constant companion of Earth, and it will remain so for centuries to come.
As it orbits the sun, this new asteroid, designated 2016 HO3, appears to circle around Earth as well. It is too distant to be considered a true satellite of our planet, but it is the best and most stable example to date of a near-Earth companion, or "quasi-satellite."
"Since 2016 HO3 loops around our planet, but never ventures very far away as we both go around the sun, we refer to it as a quasi-satellite of Earth," said Paul Chodas, manager of NASA's Center for Near-Earth Object (NEO) Studies at the Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, California. "One other asteroid -- 2003 YN107 -- followed a similar orbital pattern for a while over 10 years ago, but it has since departed our vicinity. This new asteroid is much more locked onto us. Our calculations indicate 2016 HO3 has been a stable quasi-satellite of Earth for almost a century, and it will continue to follow this pattern as Earth's companion for centuries to come."
Asteroid 2016 HO3 - Earth's Constant Companion
In its yearly trek around the sun, asteroid 2016 HO3 spends about half of the time closer to the sun than Earth and passes ahead of our planet, and about half of the time farther away, causing it to fall behind. Its orbit is also tilted a little, causing it to bob up and then down once each year through Earth's orbital plane. In effect, this small asteroid is caught in a game of leap frog with Earth that will last for hundreds of years.
The asteroid's orbit also undergoes a slow, back-and-forth twist over multiple decades. "The asteroid's loops around Earth drift a little ahead or behind from year to year, but when they drift too far forward or backward, Earth's gravity is just strong enough to reverse the drift and hold onto the asteroid so that it never wanders farther away than about 100 times the distance of the moon," said Chodas. "The same effect also prevents the asteroid from approaching much closer than about 38 times the distance of the moon. In effect, this small asteroid is caught in a little dance with Earth."
Asteroid 2016 HO3 was first spotted on April 27, 2016, by the Pan-STARRS 1 asteroid survey telescope on Haleakala, Hawaii, operated by the University of Hawaii's Institute for Astronomy and funded by NASA's Planetary Defense Coordination Office. The size of this object has not yet been firmly established, but it is likely larger than 120 feet (40 meters) and smaller than 300 feet (100 meters).
The Center for NEO Studies website has a complete list of recent and upcoming close approaches, as well as all other data on the orbits of known NEOs, so scientists and members of the media and public can track information on known objects.