(2) Pallas

Asteroid
(2) Pallas ⚴
Aufnahmen in verschiedenen Perspektiven mithilfe des Very Large Telescope und SPHERE
Aufnahmen in verschiedenen Perspektiven mithilfe des Very Large Telescope und SPHERE
Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 13. September 2023 (JD 2.460.200,5)
OrbittypMittlerer Hauptgürtel
AsteroidenfamiliePallas-Familie
Große Halbachse2,770 AE
Exzentrizität

0,230

Perihel – Aphel2,132 AE – 3,408 AE
Neigung der Bahnebene34,9°
Länge des aufsteigenden Knotens172,9°
Argument der Periapsis310,9°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs7. März 2023
Siderische Umlaufperiode4 a 219 d
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit17,70 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser582 km × 556 km × 500 km
Masse2,14 · 1020Vorlage:Infobox Asteroid/Wartung/Masse kg
Albedo0,16
Mittlere Dichte2,76 g/cm³
Rotationsperiode7 h 48 min 48 s
Absolute Helligkeit4,13 mag
Spektralklasse
(nach Tholen)
B
Spektralklasse
(nach SMASSII)
B
Geschichte
EntdeckerH. Olbers
Datum der Entdeckung28. März 1802
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

(2) Pallas ist mit einem mittleren Durchmesser von 546 km der größte Asteroid und nach Ceres der zweitgrößte Körper im Asteroidengürtel, wird jedoch an Masse noch von Vesta übertroffen. Sie hat annähernd Kugelgestalt, ist durch Kollisionen jedoch etwas deformiert.

Entdeckung

Pallas wurde am 28. März 1802 von Heinrich Wilhelm Olbers entdeckt und nach der griechischen Göttin Pallas Athene benannt. Die Entdeckung erfolgte zufällig, als Olbers die ein Jahr zuvor entdeckte und heute als Zwergplanet klassifizierte Ceres aufsuchen wollte. Nach der Entdeckung von Ceres hatte Olbers, wie die anderen Astronomen seiner Zeit, nicht damit gerechnet, noch einen weiteren Planeten zwischen Mars und Jupiter zu finden, da man glaubte, den von der Titius-Bode-Reihe vorhergesagten Planeten in diesem Bereich des Sonnensystems gefunden zu haben. Olbers vertrat daher die Hypothese, dass es sich bei Ceres und Pallas um Bruchstücke eines größeren, zerbrochenen Planeten handele. Diese „Trümmerhypothese“ der Asteroidenentstehung war, konkurrierend mit mehreren anderen, mehrmals vorherrschende Meinung bis etwa 1960.

Die Entdeckung beflügelte die Tätigkeit der sogenannten Himmelspolizey der europäischen Sternwarten; diese wurde 1800 gegründet, um systematisch nach vermuteten Kleinplaneten zu suchen. Mit Olbers und Harding gelang zwei Mitgliedern dieser Organisation 1804 und 1807 auch die Entdeckung der Asteroiden (3) Juno und (4) Vesta.

Ebenso wie Ceres wurde Pallas unmittelbar nach ihrer Entdeckung als vollwertiger Planet angesehen, somit galten im Jahr 1802 neun Himmelskörper als Planeten. Nach der Entdeckung von Juno und Vesta erhöhte sich die Zahl der „Planeten“ bis 1807 auf elf. Dabei blieb es bis 1845. Dann wurde mit (5) Astraea der fünfte Asteroid entdeckt, und auch dieser zunächst als Planet geführt. Nach der Entdeckung des „echten“ Planeten Neptun im Jahr 1846 galten sogar 13 Himmelskörper als Planeten. Da sich aber ab 1847 die Neuentdeckungen von Asteroiden häuften, wurden diese fortan von den „großen Planeten“ unterschieden, deren Zahl dadurch wieder auf acht sank.

Wilhelm Herschel, der 1781 Uranus entdeckt hatte, versuchte den Durchmesser von Ceres und Pallas zu bestimmen, was ihm einige Schwierigkeiten bereitete: Die beiden Objekte erschienen in seinem Teleskop praktisch sternförmig (also ohne messbare Ausdehnung wie die klassischen Planeten). Herschel schlug daher bereits 1802 vor, Ceres und Pallas als „Asteroiden“ (griechisch für „sternartig“), zu bezeichnen und damit von den großen Planeten abzugrenzen. Seine Ansicht wurde zu dieser Zeit aber nur von wenigen Astronomen geteilt. Erst als um 1850 die Zahl der zwischen Mars und Jupiter gefundenen Himmelskörper rasch anstieg, wurden sie unter den Bezeichnungen „Asteroiden“, „Planetoiden“, „Kleine Planeten“ oder „Kleinplaneten“ zusammengefasst.

Umlaufbahn

Pallas zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter

Pallas bewegt sich in einem mittleren Abstand von 2,77 AE in 4,62 Jahren um die Sonne und befindet sich in einer 18:7-Resonanz mit Jupiter. Die Bahnexzentrizität ist mit 0,23 relativ groß: Der Abstand von der Sonne variiert daher zwischen 2,14 AE im Perihel und 3,41 AE im Aphel. Die Umlaufbahn ist mit 34,9° stark gegen die Ekliptik geneigt, wodurch es häufig vorkommt, dass sich Pallas fernab der Ekliptik am Himmel aufhält.

Vermutlich ist sie der Ursprungskörper der restlichen Pallas-Familie, die 1928 von Kiyotsugu Hirayama (s. Hirayama-Familie) beschrieben wurde. Alle Mitglieder haben ähnlich hohe Inklinationen, Exzentrizitäten und Bahnhalbachsen sowie den selteneren Spektraltyp B. Dies lässt den Schluss zu, dass die kleineren Asteroiden bei Kollisionen von Pallas abgesprengt wurden.

Während der Opposition erreicht sie eine scheinbare Helligkeit von bis zu 6,5 mag. Sie ist damit nach (4) Vesta der zweithellste Asteroid am Nachthimmel, jedoch mit dem bloßen Auge nicht mehr zu sehen.

Physikalische Eigenschaften

Die Rotationsperiode von Pallas beträgt 7,8 Stunden. Ihre Oberfläche hat eine mittlere Albedo von 0,16. Mit dem Hubble-Weltraumteleskop konnte die Größe von Pallas bestimmt werden: Die Form von Pallas entspricht demnach einem triaxialen Ellipsoid mit Achsenlängen von 582 ± 10 km, 556 ± 3 km und 500 ± 9 km. Die Masse wurde zu 3,4 · 10−5 Erdmassen (entspricht 2,34 × 1020 kg) bestimmt. Aus Beobachtungen des Infrared Astronomical Satellite und aus Sternbedeckungen war zuvor ein mittlerer Durchmesser von etwa 523 km abgeleitet worden.

Es wird vermutet, dass Pallas, wie auch Vesta,[1] ein übriggebliebener Protoplanet mit differenziertem inneren Aufbau ist.[2] Das hydrostatische Gleichgewicht ist aber nach dem Abkühlen nicht mehr vorhanden, sodass Pallas durch Kollisionen mittlerweile eine unregelmäßige Form angenommen hat.

Trivia

In der deutschen Science-Fiction-Fernsehserie Raumpatrouille aus den 60er Jahren landet das Raumschiff Orion auf dem Asteroiden Pallas (Folge 3: Hüter des Gesetzes). Allerdings laufen die Astronauten auf der Asteroidenoberfläche ohne Druckanzug, auch die minimale Schwerkraft wird nicht dargestellt.

Wegen ihrer hohen Bahnneigung kann Pallas in Himmelsarealen zu finden sein, in denen man niemals Planeten finden kann. So passierte Pallas am 9. Oktober 2022 Sirius in 8,5' südlichen Abstand (Quelle: Astrolutz 2022, ISBN 978-3-7534-7124-2). Planeten halten für irdische Beobachter stets einen Abstand von über 30 Grad zu Sirius ein.

Siehe auch

Literatur

  • G. Gerstbach: Die Asteroiden – Dramatik und Schutt im Planetensystem. Sternenbote Dezember 2002, Wien.

Weblinks

Commons: (2) Pallas – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. McCord, T. B.; McFadden, L. A.; Russell, C. T.; Sotin, C.; Thomas, P. C.: Ceres, Vesta, and Pallas: Protoplanets, Not Asteroids. In: Transactions of the American Geophysical Union. 87. Jahrgang, Nr. 10, 2006, S. 105, doi:10.1029/2006EO100002, bibcode:2006EOSTr..87..105M.
  2. B.E. Schmidt, P.C. Thomas, J.M. Bauer, J.-Y. Li, L.A. McFadden, J.M. Parker, A.S. Rivkin, C.T. Russell, S.A. Stern: Hubble takes a look at Pallas: Shape, size, and surface. In: 39th Lunar and Planetary Science Conference (Lunar and Planetary Science XXXIX). Held 10–14 March 2008, in League City, Texas. 1391. Jahrgang, 2008, S. 2502, bibcode:2008LPI....39.2502S (usra.edu [PDF; abgerufen am 30. August 2016]).

Auf dieser Seite verwendete Medien

2 Pallas - ESO - Potw2008a.tif
Autor/Urheber: ESO, Lizenz: CC BY 4.0
Golf Ball World

A new study led by Pierre Vernazza (Laboratoire d’Astrophysique de Marseille, France) conducted using ESO facilities has observed the asteroid Pallas for the first time at extremely high angular resolution. The asteroid could be successfully observed in such great detail thanks to the Adaptive-Optics (AO)-fed SPHERE imager on the Very Large Telescope (VLT).

German astronomer Heinrich Wilhelm Matthäus Olbers first discovered Pallas on 28 March 1802. Named for the Greek goddess Pallas Athene, the asteroid — along with many other asteroids discovered in the 19th century — was initially classified as a planet. As time passed and technology improved, Pallas was later reclassified as an asteroid. Today it is famous for being the third-largest asteroid in the Solar System, with an average diameter of 512 km.

Although Pallas is the largest known asteroid in the Solar System after Ceres and Vesta, it is the only one of these large asteroids that has not been visited by a spacecraft. This is due to its orbit, which has an unusually high inclination to the plane of the Earth’s orbit — which means it is particularly challenging to land a spacecraft on.

These new images show that the surface of Pallas displays very interesting topographic features suggesting a violent collisional history. Numerous large craters are found in both hemispheres of Pallas, forming a surface resembling a golf ball. The two distinct large impact basins on its surface could also be related to a family-forming impact — a collision which caused an original object to fracture into several separate bodies. The bright spot which appears in the southern hemisphere of Pallas (right image) is also very reminiscent of the salt deposits on Ceres.

Credit:

ESO/M. Marsset et al./MISTRAL algorithm (ONERA/CNRS)
AnimatedOrbitOf2Pallas.gif
Autor/Urheber: WilyD, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Orbit of 2 Pallas
Pallas symbol (bold).svg
Autor/Urheber: Kwamikagami, Lizenz: CC BY-SA 4.0
U+26B4 ⚴: heavier line weight (1.333 px)