(130) Elektra

Asteroid
(130) Elektra
VLT-SPHERE-Aufnahme von Elektra am 5. August 2019
Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 13. September 2023 (JD 2.460.200,5)
OrbittypÄußerer Hauptgürtel
Große Halbachse3,126 AE
Exzentrizität

0,210

Perihel – Aphel2,470 AE – 3,782 AE
Neigung der Bahnebene22,8°
Länge des aufsteigenden Knotens145,0°
Argument der Periapsis237,8°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs6. September 2025
Siderische Umlaufperiode5 a 194 d
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit16,65 km/s
Physikalische Eigenschaften
Abmessungen215 × 155 ± 12
Masse6,6 ± 0,4 · 1018Vorlage:Infobox Asteroid/Wartung/Masse kg
Albedo0,071 ± 0,011
Mittlere Dichte1,55 ± 0,07 g/cm³
Rotationsperiode5 h 13 min 28,8 s
Absolute Helligkeit7,32 mag
Spektralklasse
(nach Tholen)
G
Spektralklasse
(nach SMASSII)
Ch
Geschichte
EntdeckerChristian H. F. Peters
Datum der Entdeckung17. Februar 1873
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

(130) Elektra ist ein Asteroid des äußeren Asteroiden-Hauptgürtels. Mit einem mittleren Durchmesser von 181 km gehört Elektra zu den größten Asteroiden des Hauptgürtels. Elektra hat drei Monde: S/2003 (130) 1, S/2014 (130) 1 und S/2014 (130) 2 mit Durchmessern von etwa 6, 2 bzw. 1,6 km[1]. Elektra ist der erste Asteroid, bei dem drei Monde nachgewiesen wurden.

Entdeckung und Benennung

Elektra wurde am 17. Februar 1873 vom deutsch-amerikanischen Astronomen Christian Heinrich Friedrich Peters am Litchfield Observatorium in Clinton, New York (USA) entdeckt.

Benannt wurde der Himmelskörper nach Elektra, der Tochter des Königs von Mykene und der Klytaimnestra aus der griechischen Mythologie.

Insgesamt wurde der Asteroid durch mehrere erdbasierte Teleskope beobachtet, insgesamt bisher 3908 Mal innerhalb von 130 Jahren.[2] (Stand Feb. 2023)

Bahneigenschaften

Umlaufbahn

Elektra umkreist die Sonne auf einer prograden, elliptischen Umlaufbahn zwischen 369.687.000 km (2,47 AE) und 565.736.000 km (3,78 AE) Abstand zu deren Zentrum. Die Bahnexzentrizität beträgt 0,209, die Bahn ist mit 22,8° stark gegenüber der Ekliptik geneigt. Ihre Bahn liegt demnach im äußeren Asteroidengürtel.

Die Umlaufzeit von Elektra beträgt 5,53 Jahre.

Rotation

Elektra rotiert in 5 Stunden, 13 Minuten 29 Sekunden einmal um ihre Achse. Daraus ergibt sich, dass der Asteroid in einem Elektra-Jahr 9274,8 Eigendrehungen („Tage“) vollführt. Die Rotationsachse steht etwa senkrecht gegenüber der Ekliptik.

Physikalische Eigenschaften

Elektra im 3D–Modell

Größe

Die bisherigen Beobachtungen weisen auf einen unregelmäßig geformten, länglichen Körper hin; die genaueste Durchmesserbestimmung (Geometrisches Mittel) liegt bei 180,652 km. Hinsichtlich der genauen Dimensionen liegt der präziseste Wert bei 215 × 155 km.

In den späten 1990er-Jahren wurden von einem weltweiten Netzwerk von Astronomen Lichtkurvendaten gesammelt, um die Rotation und die Form von 10 Asteroiden zu bestimmen, darunter Elektra. Die Lichtkurve von Elektra beschreibt ein doppeltes Sinusoid, während das Modell der Form auf eine eher längliche Form hinweist.[3]

Ausgehend von einem mittleren Durchmesser von 180,7 km ergibt sich eine Oberfläche von etwa 103.000 km2, was in etwa der Fläche Islands entspricht.

Bestimmungen des Durchmessers für Elektra
JahrAbmessungen kmQuelle
2002182,25 ± 11,8Tedesco (IRAS) et al.[4]
2004215 × 155 ± 12Tedesco (IRAS) et al.[5]
2006191Marchis et al.[6]
2012198,93 ± 4,11Masiero et al.[7]
2014180,652 ± 2,698Masiero et al.[8]
2021199 ± 2Vernazza et al.[9]

(Die präziseste/aktuellste Bestimmung ist fett markiert.)

Innerer Aufbau

Elektra gehört zu den G-Typ-Asteroiden (nach anderer Einordnung: Ch) und besitzt daher eine dunkle, kohlenstoffreiche Oberfläche mit einer Albedo von 0,071; spektrale Untersuchungen bestätigten das Vorhandensein organischer Materie.[10] Die Oberfläche von Elektra weist Helligkeitsunterschiede von 5–15 % auf.

Die Dichte beträgt 1,3 g/cm3; doch gibt es hier noch einige Unsicherheit, sie wird auch mit wesentlich höheren 3,5–4,1 g/cm3 angegeben.[11] Die Masse ließ sich durch die Entdeckung der beiden Monde bislang auf 6,6 ∙ 1018 berechnen, ausgehend von einer Dichte von 1,3 g/cm³.

Die mittlere Oberflächentemperatur beträgt rund 157 K (−116 °C) und kann mittags bis auf maximal 251 K (−22 °C) ansteigen; nachts kann sie bis auf 63 K (−210 °C) absinken.

Das Elektra-Vierfachsystem

Elektra mit zwei der drei Monde

Am 15. August 2003 entdeckte man unter Verwendung adaptiver Optik mit dem Keck-Teleskop II einen ersten Begleiter bei Elektra.[12] Der zunächst als S/2003 (130) 1 bezeichnete Mond hat einen Durchmesser von 6 km und umkreist Elektra in einem Abstand von 1.298 km in 5,29 Tagen.[13]

Durch weitere Beobachtungen mit dem Very Large Telescope im Dezember 2014 konnte noch ein weiterer Begleiter gefunden werden, der die Bezeichnung S/2014 (130) 1 erhielt.[14] Dieser umläuft Elektra innerhalb der Bahn des äußeren Mondes und ist 2 km groß; er bewegt sich im Abstand von 501 km in 1,19 Tagen um den Asteroiden.

Ende 2021 gab man die Entdeckung eines dritten Mondes bekannt, der ebenfalls bereits 2014 aufgespürt wurde. Er erhielt die Bezeichnung S/2014 (130) 2 und umläuft Elektra in einer stark exzentischen Umlaufbahn innerhalb der bereits entdeckten Monde in einem Abstand von 344 km in 0,68 Tagen um den Asteroiden.

Elektra ist nach (87) Sylvia, (45) Eugenia, (3749) Balam, (216) Kleopatra und (93) Minerva das sechste entdeckte Asteroiden-Mehrfachsystem im Hauptgürtel. Von den Zwergplaneten Pluto und Haumea – die ebenfalls eine Asteroiden-Nummer besitzen – abgesehen, ist es insgesamt nach Sylvia, Eugenia, (47171) Lempo, (153591) 2001 SN263, Balam, Kleopatra, (136617) 1994 CC, Minerva und (2577) Litva das zehnte bekannte Asteroiden-Mehrfachsystem im Sonnensystem. Durch die Entdeckung wuchs das System zum ersten Asteroiden-Vierfachsystem im Sonnensystem an – wenn man vom Plutosystem absieht, welches sogar ein Sechsfachsystem ist. Pluto ist allerdings als Asteroid und ebenso als Zwergplanet eingestuft, wodurch das Elektra-System das einzige „reine“ Asteroidensystem ist, das mehr als zwei Monde aufweist.

Das Elektra-System in der Übersicht
KomponentenPhysikalische ParameterBahnparameterEntdeckung
NameDurch-
messer
(km)
Relativ-
größe
 %
Masse
(kg)
Große
Halbachse
(km)
Umlaufzeit
(d)
ExzentrizitätInklination
zu Elektras
Äquator (°)
Absteig-
ender
Knoten (°)
Argument
Perihel
(°)
Mittlere
Anomalie
(°)
Datum Entdeckung
Datum Veröffentlichung
(130) Elektra182,7100,006,6 · 101817. Februar 1873
1873
S/2014 (130) 2
(Elektra III)
1,60,8?3440,6790,330128,0127,023,09. Dezember 2014
6. November 2021
S/2014 (130) 1
(Elektra II)
2,02,9?5011,1920,030156,0187,0235,06. Dezember 2014
16. Dezember 2014
S/2003 (130) 1
(Elektra I)
6,03,34,0 · 10141297,585,2870,083160,2176,1184,4117,315. August 2003
17. August 2003

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://futurezone.at/science/erster-asteroid-3-monden-very-large-telescope/401910703 Artikel in Futurezone.at, abgerufen am 19. Februar 2022
  2. JPL: 130 Elektra (A873 DA). CalTech, abgerufen am 17. Februar 2023 (englisch).
  3. Josef Ďurech et al.: Physical models of ten asteroids from an observers’ collaboration network. In: A&A Volume 465, Number 1, April I 2007. Astronomy & Astrophysics, 22. Januar 2007, doi:10.1051/0004-6361:20066347, bibcode:2007A&A...465..331D (englisch, aanda.org [abgerufen am 17. Februar 2023]).
  4. E. F. Tedesco et al.: The Supplemental IRAS Minor Planet Survey (PDF). In: The Astronomical Journal, Issue 2, pp. 1056-1085. Februar 2002, doi:10.1086/338320, bibcode:2002AJ....123.1056T (englisch, iop.org [PDF; abgerufen am 18. Februar 2023]).
  5. E. F. Tedesco et al.: IRAS Minor Planet Survey V6.0. In: A&A Volume 465, Number 1, April I 2007. NASA Planetary Data System, id. IRAS-A-FPA-3-RDR-IMPS-V6.0, Oktober 2004, bibcode:2004PDSS...12.....T (englisch, harvard.edu [abgerufen am 17. Februar 2023]).
  6. Franck Marchis et al.: Shape, size and multiplicity of main-belt asteroids I. Keck Adaptive Optics survey. In: Icarus Volume 185, Issue 1, Pages 39–63. November 2006, doi:10.1016/j.icarus.2006.06.001 (englisch, sciencedirect.com [abgerufen am 17. Februar 2023]).
  7. Joseph R. Masiero et al.: Main belt asteroids with WISE/NEOWISE. I. Preliminary albedos and diameters (PDF). In: Letters 759:L8 (5pp). The Astrophysical Journal Letters 759:L8 (5pp), 1. November 2012, doi:10.48550/arXiv.1109.4096, arxiv:1109.4096 (englisch, caltech.edu [PDF; abgerufen am 17. Februar 2023]).
  8. Joseph R. Masiero et al.: Main-belt Asteroids with WISE/NEOWISE: Near-infrared Albedos. In: The Astrophysical Journal, Volume 791, Number 2. The American Astronomical Society., 6. August 2014, doi:10.1088/0004-637X/791/2/121, arxiv:1406.6645, bibcode:2014ApJ...791..121M (englisch, iop.org [abgerufen am 17. Februar 2023]).
  9. P. Fernazza et al.: VLT/SPHERE imaging survey of the largest main-belt asteroids: Final results and synthesis (PDF). In: A&A Volume 654. Astronomy & Astrophysics., 12. Oktober 2021, doi:10.1051/0004-6361/202141781, bibcode:2021A&A...654A..56V (englisch, aanda.org [PDF; abgerufen am 17. Februar 2023]).
  10. D. P. Cruikshank: Organic Matter on Asteroid 130 Elektra. Oktober 1987, bibcode:1987Sci...238..183C.
  11. Franck Marchis: Orbital Elements of S/2003 (130) 1 (2005). (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 24. Juli 2007; abgerufen am 10. September 2017.
  12. Wm. R. Johnston: (130) Elektra, S/2003 (130) 1, S/2014 (130) 1, and third companion. Johnston’s Archiv, 7. November 2021, abgerufen am 17. Februar 2023 (englisch).
  13. Daniel W. E. Green: IAUC Nr. 8183: S/2003 (130) 1 Entdeckungsveröffentlichung. August 2003, abgerufen am 9. September 2017.
  14. Bin Yang et al.: Elektra: Ein neuer Dreifachasteroid (2016). Abgerufen am 10. September 2017.

Auf dieser Seite verwendete Medien

130 Elektra VLT (2021), deconvolved.pdf
Autor/Urheber: VSO Very Large Telescope SPHERE/ZIMPOL team, Lizenz: CC BY-SA 4.0
VLT/SPHERE image of the asteroid, deconvolved with the MISTRAL algorithm
S-2014 (130) 1 by SPHERE-VLT 2014.jpg
Autor/Urheber: Yang/ESO, Lizenz: CC BY 4.0
Astronomers have discovered a new satellite orbiting the main belt asteroid (130) Elektra — the smallest object visible in this image. The team, led by Bin Yang (ESO, Santiago, Chile), imaged it using the extreme adaptive optics instrument, SPHERE, installed on the Unit Telescope 3 of ESO’s Very Large Telescope at Cerro Paranal, Chile. This new, second moonlet of (130) Elektra is about 2 kilometres across and has been provisionally named S/2014 (130) 1, making (130) Elektra a triple system.
130Elektra (Lightcurve Inversion).png
Autor/Urheber: Astronomical Institute of the Charles University: Josef Ďurech, Vojtěch Sidorin, Lizenz: CC BY 4.0
A three-dimensional model of 130 Elektra that was computed using light curve inversion techniques.