ʿAbd Manāf ibn Qusaiy

ʿAbd Manāf ibn Qusaiy (arabisch عبد مناف بن قصي, DMG ʿAbd Manāf ibn Quṣaiy) war ein Vorfahre des Propheten Mohammed, der zu einer nicht genau bestimmbaren Zeit die Führung des Stammes der Quraisch innehatte. Er war Sohn des Qusaiy ibn Kilāb, der die Vorherrschaft der Quraisch über Mekka begründet hatte.

ʿAbd Manāf hatte vier Söhne: al-Muttalib, Hāschim, ʿAbd Schams und Naufal. Sie sollen die politischen Voraussetzungen für den die ganze Arabische Halbinsel umspannenden mekkanischen Handel geschaffen haben. ʿAbd Schams soll mit dem Negus von Aksum Beziehungen angeknüpft haben, Hāschim mit Syrien, al-Muttalib mit dem Jemen und Naufal mit dem Irak.[1]

Unter der Führung von ʿAbd Schams trat der Clan ʿAbd Manāf in ein Rivalitätsverhältnis zur ebenfalls quraischitischen Familie ʿAbd ad-Dār. Die ʿAbd Manāf wurden dabei von den anderen mekkanischen Clanen Asad, Zuhra, Taim und al-Hārith ibn Fihr unterstützt, während die ʿAbd ad-Dār die Hilfe der Clane Machzūm, Sahm, Dschumah und ʿAdī erhielten. Die beiden Lager waren als Mutaiyabūn („Parfümierte“) und die Ahlāf („Alliierte“) bekannt.[2]

Durch seine Söhne Hāschim und ʿAbd Schams war ʿAbd Manāf Stammvater sowohl der Banū Hāschim als auch der Umayyaden. Die große Bedeutung, die den Nachkommen ʿAbd Manāfs innerhalb des Stammes der Quraisch zugesprochen wurde, wird in einem arabischen Gedicht, das der andalusische Geschichtsschreiber ʿAbd al-Malik ibn Habīb (st. 853) zitiert, mit folgendem Bild verdeutlicht:

Kānat Quraišu baiḍatan fa-tafallaqat
fa-l-muḥḥu ḫāliṣu-hū li-ʿAbdi Manāf

Quraisch war ein Ei, das zerplatzte,
der reine Eidotter kam ʿAbd Manāf zu.[3]

Als nach dem Tod des Propheten Abū Bakr, der zum Clan Taim gehörte, zum Nachfolger erhoben wurde, protestierten die Umayyaden und pochten auf die politischen Vorrechte der Nachkommen ʿAbd Manāfs.[4] Abū Sufyān soll die Herrschaft Abū Bakrs mit den Worten in Frage gestellt haben: „Ihr Nachkommen von ʿAbd Manāf, könnt ihr damit zufrieden sein, dass ein Mann von dem Clan Taim Eure Angelegenheiten übernimmt?“[5]

Literatur

  • William Montgomery Watt: Muhammad at Mecca. University Press, Oxford 1993, ISBN 0-19-577278-4. (Nachdruck der Ausgabe Oxford 1953).
  • Tilman Nagel: Mohammed. Leben und Legende. Verlag Oldenbourg, München 2008, S. 40–42, ISBN 978-3-486-58534-6.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Watt 13.
  2. Vgl. Watt 5.
  3. ʿAbd al-Malik ibn Ḥabīb: K. at-Ta'rīḫ. Ed. J. Aguadé, Madrid 1991, S. 76.
  4. Vgl. Wilferd Madelung: The Succession to Muḥammad. A Study of the Early Caliphate. Cambridge 1997. S. 40f.
  5. Vgl. al-Ǧāḥiẓ: al-ʿUṯmānīya. Ed. A.M. Hārūn, Kairo 1955, S. 60: Raḍītum maʿšara Banī ʿAbd Manāf an yaliya umūra-kum raǧulun min Banī Taim?