Ÿ

Ÿÿ

Das Ÿ (Y mit Trema) bzw. ÿ ist ein seltener Buchstabe des lateinischen Schriftsystems im Deutschen, Französischen, Lüdischen, Ngiemboon und Tlingit.

Darstellung auf Computersystemen

Wegen der Seltenheit des „Ÿ“ (und weil es nicht am Wortanfang vorkommen kann) wurde im Zeichensatz Latin-1 und bei Codepage 850 nur der Kleinbuchstabe „ÿ“ kodiert. Der Zeichensatz Latin-9 enthält sowohl das große „Ÿ“ als auch das kleine „ÿ“.

Tastenangaben bezogen auf eine deutsche QWERTZ-Tastatur
System1Majuskel (Ÿ)Minuskel (ÿ)
WindowsCP850 (TUI)Alt+1522
CP1252 (GUI)Alt+01592Alt+02552
Linux (mit neueren Versionen von X11)Alt Gr+Ü, Shift + YAlt Gr+Ü, Y
TeX/LaTeXTextmodusŸ (oder \ddot Y)ÿ (oder \ddot y)
Mathem. Modus
HTML-EntitätŸÿ
XML/XHTMLdezimalŸÿ
hexadezimalŸÿ
ISO 8859-1 (Latin-1) und UnicodeU+0178U+00FF
macOSShift + Y gedrückt halten bis Auswahl für Ÿ erscheintY gedrückt halten bis Auswahl für ÿ erscheint
1 
Viele Systeme bieten darüber hinaus auch spezifische Möglichkeiten ein Unicode-Zeichen direkt einzugeben.
2 
Zahleneingabe über den Ziffernblock. Alt-Taste währenddessen permanent gedrückt halten.

Herkunft

Das ÿ ist auf zwei verschiedene Arten entstanden:

  • y mit Trema: Diese Kombination kann in Rechtschreibungen geläufig sein, die sowohl das y kennen als auch das Trema, beispielsweise im Griechischen.
  • Buchstabenfolge ij: Die Buchstabenfolge IJ, die beispielsweise im Niederländischen oder im Frühneuhochdeutschen vorkommt, wird bisweilen durch ein ÿ ersetzt, da dieses besonders in Handschriften oft genau gleich aussieht.

Die zu ÿ zusammengezogene Buchstabenfolge ij (statt ii) begegnet regelmäßig in Matriken, Urkunden und älteren Büchern als Schreibweise des Genitivs in lateinischen Wörtern mit der Nominativendung -ius; z. B. in Monatsnamen wie Februarij/Februarÿ oder bei Personennamen wie Georgÿ (etwa in der Bedeutung [Kind] oder [Kirche] des Georg).

Dieses ÿ ist seinerseits an verschiedenen Orten durch ein einfaches y ersetzt worden, beispielsweise im Afrikaans oder im Alemannischen.

Vorkommen

Deutsch

Unterschrift Tycho Brahes mit Pünktchen über dem y
Altes Straßenschild der Pilotystraße, Nürnberg

Im Frühneuhochdeutschen und im Mittelniederländischen wurde der lange []-Laut bisweilen als ij wiedergegeben. Dies entspricht einem ii, doch die Verdoppelung des Buchstabens i wurde vermieden, indem das j verwendet wurde, das damals noch eine freie Variante des i war. Dieses ij sah aus wie eine Ligatur „ÿ“ (vgl. nebenstehendes Bild in Frakturschrift) und konnte deshalb durch dieses ersetzt werden (beispielsweise frÿ ‚frei‘). Das ÿ wurde wiederum wegen seiner Ähnlichkeit mit dem griechischen Ypsilon gleichgesetzt. Auf diese Verwendung geht das in alemannischen Namen übliche y zurück, das ein[iː] bezeichnet (beispielsweise Schwyz, Mythen).

Früher wurden im Deutschen häufig zwei Punkte oder Striche über den Buchstaben y geschrieben, wenn dieser in deutschen Wörtern seinen Ursprung im ij hatte, um diesen vom griechischen y zu unterscheiden.[1] Es handelte sich hierbei aber um eine vorwiegend handschriftliche Konvention ähnlich dem Strich über dem Kleinbuchstaben u, und stellt kein „y mit Trema“ dar. In gedruckter Schrift hingegen wurden diese Punkte über dem y in der Regel nicht geschrieben. Eine Ausnahme zeigt nebenstehendes Straßenschild.

Ferner kommt das „ÿ“ in den Familiennamen von Meÿenn, Zeÿn, Boÿens, von Croÿ, Ferrarÿ, Deboÿ, de Bÿl, Lohmeÿer, Meÿer und Weÿer vor.

Ein Beispiel für eine Wortneuschöpfung im Marketing ist der 2017 neu eingeführte Markenname Pÿur.

Französisch

Im Französischen kommt das „ÿ“ in den Ortsnamen Moÿ-de-l’Aisne, Faÿ-lès-Nemours und L’Haÿ-les-Roses in Frankreich sowie Freÿr (Schloss in Belgien) vor. Die Orte Mareuil-sur-Aÿ und Aÿ in der Champagne werden offiziell ohne das Trema auf dem „y“ geschrieben.

Außerdem kommt das „ÿ“ im Vornamen Aloÿs (Alois) und in den Namen des Schriftstellers Pierre Louÿs, des belgischen Komponisten Eugène Ysaÿe und des belgischen Künstlers Francis Alÿs vor.

Klassisches Griechisch

Im klassischen Griechisch kann das ÿ zur Umschreibung des nicht-diphthongierten αυ (Alpha Ypsilon) verwendet werden. Auch dort ist es sehr selten, es kommt zum Beispiel im persischen Namen Artaÿktes vor.

Sonstiges

Die Band Queensrÿche schreibt sich mit „ÿ“ (Heavy-Metal-Umlaut), ebenso die Band Dÿse und die britische Band Watts Noÿs. Das Siegener Medien- und Kulturhaus „Lÿz“ (so benannt nach seiner früheren Nutzung als Lyzeum) schreibt sich mit „ÿ“, um damit darauf hinzuweisen, dass der Name nicht wie „liz“ ausgesprochen werden soll.

Weblinks

Wiktionary: Ÿ – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: ÿ – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. y. In: Johann Christoph Adelung (Hrsg.): Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 4, Sp. 1640 (woerterbuchnetz.de).

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Altes Straßenschild in der Pilotystraße, Nürnberg
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authentique signature of Tycho Brahe (*1546 †1601)