Šumice
Šumice | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Region: | Jihomoravský kraj | |||
Bezirk: | Brno-venkov | |||
Fläche: | 863 ha | |||
Geographische Lage: | 49° 0′ N, 16° 26′ O | |||
Höhe: | 207 m n.m. | |||
Einwohner: | 270 (1. Jan. 2019)[1] | |||
Postleitzahl: | 671 75 | |||
Kfz-Kennzeichen: | B | |||
Verkehr | ||||
Straße: | Olbramovice – Malešovice | |||
Struktur | ||||
Status: | Gemeinde | |||
Ortsteile: | 1 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Stanislav Řezáč (Stand: 2008) | |||
Adresse: | Šumice 11 671 75 Šumice | |||
Gemeindenummer: | 594903 | |||
Website: | www.obecni-urad.net/source/index.php?ID=7537 |
Šumice (deutsch Schömitz) ist eine Gemeinde in Südmähren in Tschechien. Sie befindet sich 14 Kilometer südöstlich von Moravský Krumlov (Mährisch Kromau) und gehört zum Okres Brno-venkov (Bezirk Brünn-Land).
Geographie
Das Breitstraßendorf Šumice befindet sich in der Talmulde des Šumický potok, eines Zuflusses der Jihlava (Igel) in Südmähren. Östlich des Ortes erhebt sich der Šumický vrch (Schömitzer Höhe, 234 m). Im Südosten liegt das Naturreservat um den Teich Šumický rybník.
Die Nachbarorte sind Loděnice (Lodenitz) und Odrovice (Odrowitz) im Nordosten, Cvrčovice (Urspitz) und Pohořelice (Pohrlitz) im Osten, Velký Dvůr im Südosten, Vinohrádky und Branišovice (Frainspitz) im Süden sowie Olbramovice (Wolframitz) und Kubšice im Westen.
Geschichte
Im 11. bis 13. Jahrhundert kam es zu einer großen Siedlungsbewegung von West nach Ost. Mähren wurde von 1031 bis 1305 von der Dynastie der Přemysliden regiert. Um größere Gebiete landwirtschaftlich zu nutzen und damit höhere Erträge zu erzielen, bewarben sie die Kolonisten zum Beispiel mit zehn Jahre Steuerfreiheit (deutsches Siedlerrecht). Bis zum Jahre 1150 wurde das Gebiet um Mikulov (Nikolsburg) und Znojmo (Znaim) von deutschen Einwanderern aus Niederösterreich besiedelt. Die Anlage des Dorfes sowie die ui-Mundart bekunden, dass sie ursprünglich aus den bairischen Gebieten der Bistümer Regensburg und Passau stammten. Sie brachten neue landwirtschaftliche Geräte mit und führten die ertragreiche Dreifelderwirtschaft ein.[2][3][4][5]
Die erste urkundliche Erwähnung des Hofes Šumice erfolgte im Jahre 1365. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Schreibweise des Ortes mehrmals. So schrieb man „Schempnicz“ (1442), „Semnytz“ (1676) und „Schemnitz“ (18. Jahrhundert). Der größte Teil des Dorfes gehörte dem Kloster Rosa Coeli, ein kleinerer Anteil war zwischen verschiedenen Herrschaften aufgestückelt. 1443 ging der klösterliche Anteil an das Kloster Louka über.
Ab 1531 wurde Zikmund Válecký von Mírov auf Wolframitz Besitzer von Šumice und schloss das Dorf an die Herrschaft Wolframitz an. Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg wurde die Herrschaft vom Kaiser konfisziert und zusammen mit Kromau 1622 an Gundaker von Liechtenstein verkauft. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Schömitz unter schweren Verwüstungen und Plünderungen zu leiden. Die Matriken des Ortes werden seit dem Jahre 1655 geführt.
1783 lebten in dem Bauerndorf 284 Menschen. 1790 eröffnete die Gemeinde im Ort selbst eine Schule. Davor waren alle Kinder von Schömitz in Lodenitz eingeschult gewesen. Die Liechtensteiner blieben bis 1848 Besitzer des Ortes. Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften im Jahre 1848 wurde Šumice/Schömitz 1850 zu einer Gemeinde im Bezirk Kromau. 1890 hatte der Ort mit 553 Einwohnern, die zu vier Fünfteln Deutsche waren, seine höchste Bevölkerungszahl erreicht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte eine Umgliederung zum Bezirk Nikolsburg. Der größte Teil der Einwohner lebten von der Landwirtschaft. Aufgrund des günstigen Klimas wurden neben verschiedenen Getreidearten, Kartoffeln, Mais, Gemüse, Wein und Zuckerrüben angebaut. Auf ungefähr 25 % der gesamten Ackerfläche wurden Zuckerrüben angepflanzt, welche an die nahen Zuckerfabriken verkauft wurden.
Nach dem Ersten Weltkrieg, der 25 Ortsbewohner das Leben kostete, zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Vertrag von Saint-Germain[6] 1919 erklärte den Ort, dessen Bewohner im Jahre 1910 zu 93 % dem bairisch-österreichischen Kulturkreis angehörten, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Zwischen den Volkszählungen 1910 und 1930 war der Anteil der tschechischen Bevölkerung von 6 % auf 39 % angestiegen.[7] So wie in Schömitz führten dies zu Spannungen innerhalb der Volksgruppen im Lande. Als auch die von den Deutschmährern geforderte Autonomie nicht verhandelt wurde und bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete an Deutschland. Dies wurde im Münchner Abkommen geregelt. Somit wurde Schömitz mit 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau. – Die Elektrifizierung des Ortes erfolgte im Jahre 1922 und eine Wasserleitung wurde 1927 errichtet. In den 1930er Jahren entstanden entlang des Šumický potok beiderseits leichte Bunkerlinien des Tschechoslowakischen Walls.
Beim Einmarsch der russischen Truppen in den Ort im Mai 1945 wurden zwei Männer erschossen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 24 Opfer unter den Einwohnern von Schömitz forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Durch militante Tschechen und nationale Milizen kam es sowohl bei Nachkriegsexzessen an der deutschen Ortsbevölkerung als auch bei deren 'wilden' Vertreibung über die Grenze nach Österreich zu fünf Ziviltoten.[8] Eine juristische Aufarbeitung der Geschehen hat nicht stattgefunden. Das Beneš-Dekret 115/1946 (Straflosstellungsgesetz) erklärt Handlungen bis 28. Oktober 1945 im Kampfe zur Wiedergewinnung der Freiheit..., oder die eine gerechte Vergeltung für Taten der Okkupanten oder ihrer Helfershelfer zum Ziel hatte, … für nicht widerrechtlich. Die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges nahmen am 2. August 1945 im Potsdamer Protokoll, Artikel XIII, zu den wilden und kollektiv verlaufenden Vertreibungen der deutschen Bevölkerung konkret nicht Stellung. Explizit forderten sie jedoch einen „geordneten und humanen Transfer“ der „deutschen Bevölkerungsteile“, die „in der Tschechoslowakei zurückgeblieben sind“.[9] Zwischen dem 29. März und dem 17. September 1946 erfolgte die Zwangsaussiedlung von 148 Schömitzern nach Westdeutschland.[10] Laut Bericht von Francis E. Walter an das US-Repräsentantenhaus erfolgten diese Transporte zu keiner Zeit in „ordnungsgemäßer und humaner“ Weise.[11] Alles private und öffentliche Vermögen der deutschen Ortsbewohner wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert. Die katholische Kirche in der kommunistischen Ära enteignet. Eine Wiedergutmachung ist seitens der Tschechischen Republik nicht erfolgt.[12]
Nach dem Kriegsende gehörte Šumice bis zu dessen Auflösung im Jahre 1960 zum Okres Moravský Krumlov (Bezirk Mährisch-Kromau), von 1961 bis 2006 zum Okres Znojmo (Bezirk Znaim) und seit dem 1. Jänner 2007 zum Okres Brno-venkov. (Bezirk Brünn-Land)
Wappen und Siegel
Das älteste bekannte Siegel stammt aus dem 17. Jahrhundert. Es ist oval und zeigt zwischen einem äußeren Blattkranz und einer inneren Kreislinie die Umschrift „SIGIL.DAS.DARF.SEMNYTZ.1676“. In der Siegelmitte ist ein mit der Spitze nach oben weisendes Pflugmesser abgebildet.[13]
Bevölkerungsentwicklung
Volkszählung | Einwohner gesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||
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Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | |
1880 | 491 | 433 | 54 | 4 |
1890 | 553 | 427 | 117 | 9 |
1900 | 530 | 467 | 52 | 11 |
1910 | 531 | 492 | 31 | 8 |
1921 | 520 | 373 | 144 | 3 |
1930 | 537 | 317 | 210 | 4 |
Gemeindegliederung
Für die Gemeinde Šumice sind keine Ortsteile ausgewiesen.
Sehenswürdigkeiten
- Kapelle des Hl. Antonius, am Šumický rybník
- Glockenturm am Dorfplatz
- Bunker des Tschechoslowakischen Walls
- Statue des Hl. Johannes von Nepomuk
Literatur
- Oskar Halusa: Schömitz.
- Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Verlag: Lehrerverein Pohrlitz, Schömitz s. 117
- Rudolf Mauer: Erinnerungen eines Lehrers an seinen unvergeßlichen Wirkungsort Schömitz. 1950
- Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
- Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Schömitz: S. 35; C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
- Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Schömitz, S. 216, Josef Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
- Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z. Schömitz, S. 184f, Südmährischen Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006
- Felix Ermacora: Die sudetendeutschen Fragen. Rechtsgutachten. Langen Müller Verlag, 1992. ISBN 3-7844-2412-0
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2019 (PDF; 7,4 MiB)
- ↑ http://www.planet-wissen.de/kultur/mitteleuropa/geschichte_tschechiens/pwiedeutscheintschechien100.html
- ↑ Joachim Rogall: Deutsche und Tschechen: Geschichte, Kultur, Politik Verlag C.H.Beck, 2003. ISBN 3-406-45954-4. Geleitwort von Václav Havel. Kapitel: Die Přemysliden und die deutsche Kolonisierung S33 f.
- ↑ Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
- ↑ Hans Zuckriegl: Wörterbuch der südmährischen Mundarten. Ihre Verwendung in Sprache, Lied und Schrift. 25,000 Dialektwörter, 620 S. Eigenverlag. 1999.
- ↑ Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
- ↑ Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
- ↑ Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2006, Totenbuch S. 216
- ↑ Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
- ↑ Archiv Mikulov, Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. května, 1946.
- ↑ Walter, Francis E. (1950): Expellees and Refugees of German ethnic Origin. Report of a Special Subcommittee of the Committee on the Judiciary, House of Representatives, HR 2nd Session, Report No. 1841, Washington, March 24, 1950.
- ↑ Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0.
- ↑ Pohrlitzer Bezirk Tafel III, Brünn, 1910, S. 5
- ↑ Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
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