Škoda Wendezug-Garnitur
Škoda-Wendezug-Garnitur Škoda-Push-Pull-Garnitur | |
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Steuerwagen der zweiten Generation auf der InnoTrans 2018 | |
Anzahl: | 6 Einheiten (NIM) |
Hersteller: | Škoda Transportation |
Baujahr(e): | 2011–2013 (erste Generation)[1] seit 2014 (zweite Generation)[1] |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge: | 26 400 mm (Zwischenwagen) 26 950 mm (Steuerwagen) 26 140 mm (Endwagen) |
Höhe: | 4630 mm |
Breite: | 2200 mm |
Höchstgeschwindigkeit: | 190 km/h |
Zugbeeinflussung: | PZB, LZB (NIM) |
Zugheizung: | Elektrisch |
Sitzplätze: | 676 (NIM-Version, gesamte Einheit, sechs Wagen) |
Klassen: | 1/2 |
Besonderheiten: | Druckdicht |
Die Škoda-Wendezug-Garnituren sind Doppelstockwagen für lokomotivbespannte Züge des Eisenbahnherstellers Škoda Transportation. Die ZSSK setzt als Reihe 951 geführte Fahrzeuge der ersten Generation (Nahverkehrsvariante) im Vorortverkehr von Bratislava ein.[2][3]
Wagen der zweiten Generation (Fernverkehrsvariante) werden in Deutschland durch das Eisenbahnverkehrsunternehmen DB Regio beim München-Nürnberg-Express eingesetzt. Die České dráhy bestellte fünf Garnituren, die in der ersten Hälfte des Jahres 2021 in den Probebetrieb gehen sollen.[4][5][6]
Diese Züge werden in Ermangelung einer entsprechenden tschechischen bzw. slowakischen Bezeichnung dort unter dem englischen Synonym "Push-Pull" (abgeleitet vom englischen Wort push für drücken oder schieben und dem englischen Wort pull für ziehen) geführt.[7]
Sie entstanden unter Nutzung der Konstruktion der Triebzüge der tschechischen Reihe 471 ohne Triebwagen. Die Wagenenden am Führerstandsende der Steuerwagen und am Betriebskuppelende des lokomotivseitigen Wagens sind abweichend von den Triebzugversionen mit Regelschraubenkupplungen, Seitenpuffern und den genormten Leitungskupplungen ausgerüstet, Untereinander sind die Wagen durch in der Werkstatt trennbare Steifkupplungen des schwedischen Herstellers Dellner verbunden, vergleichbar mit den Wagen der Triebzüge ICE T.
Einsatz
Deutschland
In Deutschland werden die Garnituren auf dem München-Nürnberg-Express eingesetzt. Dieser befährt zwischen Ingolstadt und Nürnberg die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt, die von anderen Fahrzeugen mit bis zu 300 km/h befahren werden kann. Daher ist der Einsatz von druckertüchtigten Reisezugwagen oder Triebzügen vorgeschrieben. Die Škoda-Garnituren ersetzen auf dieser Strecke sukzessive die bis dahin eingesetzten ehemaligen IC-Wagen und bieten rund 20 Prozent mehr Platz. Die im August 2013 bestellten 36 Wagen haben gemeinsam mit den sechs Lokomotiven einen Auftragswert von 110 Millionen Euro.[8]
Als Zuglokomotive wird die Baureihe 102 (Škoda 109E) eingesetzt. Ein Zug besteht aus einem Steuerwagen, vier Mittelwagen und einem Endwagen und ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h konzipiert. Eine solche Einheit hat mit dieser Lokomotive eine Länge von rund 177 m. Durch die Ausstattung mit druckertüchtigten Wagenkästen ist auch in Tunneln ein Begegnungsverkehr mit Fahrzeugen, die die Streckengeschwindigkeit von 300 km/h ausfahren, zulässig. Bei einer Bahnsteighöhe von 760 Millimetern bieten die Wagen barrierefreie Einstiege,[9] der durch eine klappbare Überfahrtrampe realisiert wird.[8]
Insgesamt sind in beiden Wagenklassen zusammen 676 Sitzplätze vorhanden. Ebenfalls verfügen die Fahrzeuge über einen Kinderbereich. Die Züge haben zudem 37 Fahrradstellplätze und bieten Plätze für Personen mit eingeschränkter Mobilität und ihren Begleitpersonen.[9] Der gesamte Innenraum ist klimatisiert, in den Wagen wird ein Zugang zum Internet bereitgestellt.[8]
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 kam die erste Garnitur mit vier Jahren Verspätung zum Einsatz. Im Laufe des Fahrplanjahrs 2021 sollen die Züge schrittweise alle Leistungen übernehmen.[10]
Die Wagenübergänge der deutschen Zugeinheiten sind durch druckgeschützte und trennbare Wellenbälge geschützt, die die Steifkupplungen zwischen den Wagen und die Druckluftverbindungen mit abdecken. Die elektrischen Verbindungen liegen außerhalb auf beiden Seiten. An den Einbauplätzen der Seitenpuffer innerhalb der Wagenzüge sind kurze Kletterschutzpuffer vorhanden, die bei Unfällen das Aufsteigen der Wagenkästen verhindern sollen.
Liste der Wagenparks
Wagenpark (Nummer) | Wagenreihung | zugeteilte Lok[11] | Indienststellung Namensgebung Bemerkungen |
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1 | 70 80 86-94 001-0 (Steuerwagen) 70 80 26-94 001-3 70 80 26-94 009-6 70 80 26-94 020-3 70 80 26-94 024-5 70 80 36-94 006-0 (Endwagen) | 91 80 6102 005-6 | Lok 30. Mai 2019 Wagenpark 30. Juni 2020 |
2 | 70 80 86-94 002-8 (Steuerwagen) 70 80 26-94 003-9 70 80 26-94 006-2 70 80 26-94 007-0 70 80 26-94 022-9 70 80 36-94 003-7 (Endwagen) | 91 80 6102 002-3 | Lok 2019 Wagenpark 8. April 2021 |
3 | 70 80 86-94 003-6 (Steuerwagen) 70 80 26-94 005-4 70 80 26-94 010-4 70 80 26-94 019-5 70 80 26-94 023-7 70 80 36-94 002-9 (Endwagen) | 91 80 6102 006-4 | Lok 21. Dezember 2019 Wagenpark 25. März 2021 |
4 | 70 80 86-94 004-4 (Steuerwagen) 70 80 26-94 012-0 70 80 26-94 013-8 70 80 26-94 015-3 70 80 26-94 017-9 70 80 36-94 001-1 (Endwagen) | 91 80 6102 001-5 | Lok 2019 Wagenpark 27. April 2021 |
5 | 70 80 86-94 005-1 (Steuerwagen) 70 80 26-94 004-7 70 80 26-94 014-6 70 80 26-94 016-1 70 80 26-94 018-7 70 80 36-94 004-5 (Endwagen) | 91 80 6102 004-9 | Lok 2019 Wagenpark 2021 |
6 | 70 80 86-94 006-9 (Steuerwagen) 70 80 26-94 002-1 70 80 26-94 008-8 70 80 26-94 011-2 70 80 26-94 021-1 70 80 36-94 005-2 (Endwagen) | 91 80 6102 003-1 | Lok 2019 Wagenpark 24. Juni 2020 |
Tschechien
2019 unterzeichnete die České dráhy einen Vertrag mit Škoda Transportation zur Lieferung von fünf Push-Pull-Doppelstockeinheiten.[4] Sie sollen auf der Verbindung Ostrava–Frýdek-Místek–Frýdlant nad Ostravicí–Frenštát pod Radhoštěm zum Ausbau des Angebots im Rahmen der Modernisierung der Strecke eingesetzt werden.[12] Die Inbetriebnahme war für 2020 geplant, jedoch verzögerte sich die Auslieferung aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sowie einem Brand bei einem Zulieferer, weshalb die Fahrzeuge erst 2021 in den Testbetrieb gehen sollen.[5]
Slowakei
Seit 2011 setzt die ZSSK zehn Push-Pull-Garnituren der ersten Generation mit Lokomotiven der Baureihen 240, 263 und 381[13] unter der Bezeichnung Baureihe 951/051 im S-Bahn-ähnlichen Vorortverkehr Bratislavas auf den Relationen Kúty–Bratislava–Nové Zámky und Bratislava–Leopoldov ein.
Die Verbindungen zwischen den Wagen entsprechen mit Gummiwulstübergängen den Triebzügen der Reihen 671 und 471.
Weblinks
- Fotogalerie mit Innen- und Außenaufnahmen der Garnituren zur Innotrans 2018 auf vagonweb.cz
- Informationen über die Doppelstockeinheiten auf der Škoda-Website
Einzelnachweise
- ↑ a b https://www.120letskodavagonka.cz/
- ↑ Push-Pull Zuverband Slowakei. In: skoda.cz. Škoda, 8. Februar 2021, abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ Elektrické jednotky radu/Electric Multiple units class 951. In: rail.sk. Abgerufen am 8. Februar 2021.
- ↑ a b Zakázky za 7 miliard. Kellnerova Škoda dodá Českým drahám RegioPantery i patrové vozy. In: Zdopravy.cz. Abgerufen am 8. Februar 2021.
- ↑ a b Push-pully pro Moravskoslezský kraj jsou před dokončením, první vyjede na jaře. In: Zdopravy.cz. Abgerufen am 8. Februar 2021.
- ↑ Obrazem: Patrové soupravy push-pull pro Ostravu už mají sedačky. In: Zdopravy.cz. Abgerufen am 8. Februar 2021.
- ↑ Push-Pull Garnituren Deutschland. Technische Daten. Abgerufen am 23. Mai 2020.
- ↑ a b c Skoda: Doppelstock-Wendezüge für DB Regio in Velim, abgerufen am 14. April 2019.
- ↑ a b Push-Pull Garnituren Deutschland, abgerufen am 14. April 2019.
- ↑ Fahrplanwechsel im Bahnland Bayern: Das ändert sich im Fahrplanjahr 2021. In: beg.bahnland-bayern.de. Bayerische Eisenbahngesellschaft, 11. Dezember 2020, abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ Die Nummern der Loks sind nicht mit den Wagenparknummern synchron.
- ↑ Pod dráty z Ostravy až do Frenštátu. SŽDC začala hledat projektanta na beskydskou trať. In: Zdopravy.cz. Abgerufen am 8. Februar 2021.
- ↑ Elektrická jednotka 951 (ZSSK). In: Youtube/Vovlaku.sk. Abgerufen am 8. Februar 2021.
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Bratislava Hlavná Stanica. 08.06.2018
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bei Feucht Richtung Nürnberg
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Škoda-Steuerwagen für den München-Nürnberg-Express über die Schnellfahrstrecke über Ingolstadt, die Wagenzüge sind für 190 km/h zugelassen und sollen mit extra dafür ebenfalls von Škoda beschafften Lokomotiven der Reihe 102 bespannt werden. Vergleichbar mit den IC2-Fernbahndoppelstockzügen sind auch hier Lokomotiven und Wagen mit zusätzlichen gelben Kuppeldosen für Datenleitungen ausgerüstet.