Überschwemmungen in Thailand 2011

Überschwemmungen in Lop Buri
Überschwemmte Brücke

Die Überschwemmungen in Thailand 2011 wurden durch heftigen und ungewöhnlich lange anhaltenden Monsun ab Anfang Juli verursacht und betrafen vor allem das Gebiet entlang des Mae Nam Chao Phraya (Chao-Phraya-Fluss). Ende Oktober, als die Flut ihren Höchststand erreichte, kam erschwerend hinzu, dass eine Springflut das Abfließen des Wassers verlangsamte. Mit fast 400 Opfern, einer überschwemmten Fläche von rund sechs Millionen Hektar Land (fast 12 Prozent Thailands) und einem Sachschaden von rund 11,8 Mrd. Euro[1] war sie die größte Hochwasserkatastrophe in Thailand seit 50 Jahren.[2] Auch die Nachbarstaaten Laos und Kambodscha waren von den Überschwemmungen betroffen.[3]

In 58 thailändischen Provinzen, darunter die Hauptstadt Bangkok und die ehemalige Königsstadt Ayutthaya,[2][4] wurde Katastrophenalarm ausgerufen. Vor der bis zu drei Meter hohen Flut wurde in Bangkok ein fast 77 km langer Schutzwall[4] aus 1,7 Millionen Sandsäcken errichtet,[2] der weitgehend standhielt, jedoch auch von Bewohnern aus den Landesteilen nördlich von Bangkok teilweise absichtlich beschädigt wurde, damit das Wasser schneller aus ihrem Gebiet abfließt.[1]

Insgesamt waren mehr als 2,3 Millionen Menschen von der Flut betroffen. Die Bahnstrecken in den Norden Thailands waren gesperrt und 72 Fern- und über 180 Landstraßen waren unpassierbar.[5][6]

Bereits Ende März 2011 gab es schwere Überschwemmungen mit dem Schwerpunkt in Südthailand. Normalerweise ist dort zu dieser Zeit Trockenzeit. Diese Überschwemmungen kosteten 53 Menschen das Leben[7] und um die 40.000 Menschen mussten evakuiert werden.[8] Insgesamt waren zwei Millionen Menschen in zehn Provinzen betroffen.[8]

Verlauf

Die Falschfarben-Satellitenbilder zeigen die Situation am 13. November 2008…
… und die überschwemmten Gebiete am 25. Oktober 2011 (dunkelblaue Farbe)

Der Monsunregen setzte 2011 im Mai ein. Im Juni traf der Tropische Sturm Nock-ten auf den Norden Vietnams. Die damit verbundenen Starkregenfälle führten im Norden und Nordosten Thailands vom 31. Juli an zu Sturzfluten und Überschwemmungen.[9] Innerhalb einer Woche wurden 13 Opfer durch die Überschwemmungen gemeldet. Betroffen waren in dieser Phase die Provinzen Chiang Mai, Lampang, Lamphun, Mae Hong Son, Nan, Phrae und Uttaradit im Norden und die Provinzen Bung Kan, Nakhon Phanom, Nong Khai, Sakon Nakhon und Udon Thani im nördlichen Nordosten Thailands. Außerdem waren die nördlichen Zentralprovinzen Phichit, Phitsanulok und Sukhothai vom Hochwasser der Flüsse Mae Nam Yom und Mae Nam Nan betroffen.[10]

Das Hochwasser hielt an, weil die Monsunregenfälle infolge des Effektes durch La Niña stärker ausfielen als üblich. Im Zentrum von Nan stand das Wasser Ende August 50 cm hoch. In der Provinz Phitsanulok wurden die höchsten Wasserstände seit 1995 beobachtet. In weiten Teilen der weiter abwärts im Flusssystem gelegenen Provinzen Nakhon Sawan, Ang Thong, Ayutthaya und Nakhon Nayok wurde nach und nach das Hochwasser stärker, und bis zum 22. August war die Zahl der durch die Auswirkungen der Überschwemmungen gestorbenen Personen auf 37 angestiegen. An der Bhumibol-Talsperre und am Sirikit-Staudamm musste immer mehr Wasser abgelassen werden, um einen Ausgleich zum hereinströmenden Wasser zu schaffen.[11][12]

Am 19. September waren mit den Provinzen Uthai Thani, Chai Nat, Sing Buri, Ang Thong, Suphan Buri, Ayutthaya, Pathum Thani und Nonthaburi fast alle der zentral gelegenen Provinzen des Flachlandes von den Überschwemmungen betroffen; Pathum Thani und Nonthaburi liegen direkt nördlich der Hauptstadt Bangkok.[13] Das Versagen von Hochwasser-Schleusentoren führte dazu, dass das Wasser des Chao Phraya über Bewässerungskanäle große Flächen von Reisfeldern in Singburi, Ang Thong und Ayutthaya überflutete, doch wirkte sich dies auch positiv aus, weil so der Druck des Hochwassers auf Bangkok verringert wurde und diese Flächen als Retentionsgebiete wirkten.[14]

Innerhalb weniger Tage beförderten Ende September und Anfang Oktober die Taifune Nesat und Nalgae und der Tropische Sturm Haitang weiter extrem feuchte Luft in den Norden und Nordosten Thailands.

Anfang Oktober waren die meisten Stauseen gefüllt oder überfüllt, sodass durchweg die Abflussmenge erhöht werden musste, was die Wirkungen des Hochwassers weiter abwärts verstärkte.[15] Ende Oktober erreichte das Hochwasser die Außenbezirke von Bangkok und drang gen Südwesten und Südwesten vor, so dass auch Teile der Provinzen Chachoengsao und Nakhon Pathom überschwemmt wurden. Die Regierung erklärte daraufhin den 27., 28. und 31. Oktober zu Feiertagen, so dass Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes sich um die Hochwasserlage kümmern konnten.[16] Mehrere Bezirke in Bangkok mussten komplett geräumt werden, weil das Wasser über einen Meter hoch stand und die Stromversorgung eingestellt werden musste. Provisorische Unterkünfte wurden eingerichtet, mussten aber teilweise wieder geräumt werden, als das Hochwasser auch deren Gebiete erreichte. Einwohner von Bangkok versuchten, ihre Autos und Mopeds vor den Fluten in Sicherheit zu bringen. Hierfür wurden die Seitenstreifen auf den zahlreichen Brücken der Stadt sowie der Parkplatz des weiterhin geöffneten Flugplatzes Suvarnabhumi als öffentlicher Parkplatz freigegeben.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Überschwemmte Industrieanlagen in der Provinz Ayutthaya

Aufgrund von Überschwemmungen der wichtigsten Lieferanten von Trinkwasser kam es in weiten Teilen des Landes zu Engpässen bei der entsprechenden Versorgung. In allen größeren Supermärkten gab es kein Trinkwasser mehr zu kaufen, was aber auch auf mangelhafte Logistik zurückzuführen ist. Der Binnenflughafen Don Mueang musste am 25. Oktober wegen Überflutung geschlossen und die dort eingerichteten Notunterkünfte evakuiert werden.[16] Da durch die Überflutung vieler Reisanbauflächen ein großer Teil der Ernte vernichtet wurde, rechnet man mit steigenden Preisen für Grundnahrungsmittel.

Neben dem direkten Schaden für die thailändische Wirtschaft gab es auch spürbare Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Lieferausfälle führten u. a. zur Knappheit von einigen elektronischen Bauelementen, die z. B. die Computer- und Autoindustrie beeinflussten. So schnellten z. B. die Preise für Computer-Festplatten in Deutschland auf dem Endverbrauchermarkt auf ein Mehrfaches in die Höhe.[17]

Nach der Flut

Autowracks nach der Flut; die braune Färbung der Mauer zeigt den höchsten Wasserstand
Überflutung in der Provinz Ayutthaya

Im Lauf des Dezembers normalisierte sich die Lage. Unzählige Autowracks kamen zum Vorschein, außerdem hatte das Wasser Unmengen von Müll überall in den betroffenen Gebieten verteilt. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, sich an Reinigungsaktionen zu beteiligen.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Wasser-in-Bangkok-fruehestens-in-zehn-Tagen-abgeflossen. Hamburger Abendblatt, abgerufen am 1. November 2011.
  2. a b c Wassermassen bedrohen Bangkok. Bild, abgerufen am 15. Oktober 2011.
  3. Flut in Thailand forderte schon jetzt fast 300 Menschenleben
  4. a b Flut in Thailand fordert 281 Tote. n-tv, abgerufen am 12. Oktober 2011.
  5. (Im Fokus) – Vorsichtiger Optimismus angesichts zurückgehender Fluten in Bangkok
  6. Flood Situation Report vom 16. Oktober 2011 (englisch)
  7. Überschwemmungen in Thailand – Zahl der Opfer steigt auf 53 RP-Online, 5. April 2011
  8. a b Thailand – Zahl der Toten nach Unwetter steigt auf 45 Focus, 4. April 2011
  9. North, Northeast inundated by effects of Nock-ten In: Bangkok Post, 1. August 2011. Abgerufen am 2. November 2011. (englisch) 
  10. @1@2Vorlage:Toter Link/www.mcot.netThailand’s flood death toll rises to 13 (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven), 5. August 2011. Abgerufen am 2. November 2011. (englisch)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 
  11. Death toll in ravaged provinces climbs to 37 In: Bangkok Post, 22. August 2011. Abgerufen am 2. November 2011. (englisch) 
  12. La Nina to raise risk of flooding, 23. August 2011. Abgerufen am 13. Oktober 2011. (englisch) 
  13. Thailand’s flood death toll rises to 112 (Memento desOriginals vom 25. Oktober 2011 im Internet Archive) In: MCOT, 19. September 2011. Abgerufen am 2. November 2011. (englisch)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mcot.net 
  14. Bangkok 'safe' from river flooding In: Bangkok Post, 21. Oktober 2011. Abgerufen am 13. Februar 2011. (englisch) 
  15. Major dams over capacity (Memento desOriginals vom 4. Oktober 2011 im Internet Archive), The Nation, 2. Oktober 2011. Abgerufen am 5. Oktober 2011. (englisch)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nationmultimedia.com 
  16. a b Situationsbericht der Chulalongkorn-Universität, Bangkok vom 26. Oktober 2011 (PDF, 911 kB; zuletzt abgerufen am 17. November 2011)
  17. Festplatten werden knapp. c’t, 24. Oktober 2011, abgerufen am 13. November 2011.

Auf dieser Seite verwendete Medien

VOA - Thailand Grapples With Worst Flooding in 50 Years - 06.jpg
Flooded bridge on west side of Prapa canal, just outside Bangkok border, October 31, 2011. (VOA)
Flooding of Rojana Industrial Park, Ayutthaya, Thailand, October 2011.jpg
Floodwaters inundated Rojana Industrial Park in Ayutthaya Province, Thailand, in the en:2011 Thailand floods, causing extensive damage to the manufacturing industry.

Original caption:

Flood waters affect multiple areas of Thailand during the Humanitarian Assessment Survey Team's aerial flood assessment north of Bangkok, Oct. 16. HAST, consisting of 10 Marines from III Marine Expeditionary Force, to assess damage caused by flooding in Thailand and possible support of III MEF to the Royal Thai Armed Forces. III MEF regularly trains to respond to natural disasters during exercises held on Okinawa and throughout the Asia-Pacific region. The role of the Marine Corps during any humanitarian assistance and disaster response is to rapidly respond with critically needed capabilities to deliver assistance and relief to areas requiring immediate aid. (U.S. Marine Corps photo by Cpl. Robert J. Maurer/Released)
Flooding in Lopburi, Thailand, October 2011.jpg
Autor/Urheber: Withit Chanthamarit, Lizenz: CC BY 2.0
Flooding in Lopburi, Thailand, October 2011
Autos Flut Bangkok.jpg
Autor/Urheber: Plenz, Lizenz: CC BY 3.0
Autowracks nach der Flut in Bangkok 2011
Thailand Flut Falschfarben 2008.jpg
Autor/Urheber: MODIS Rapid Response Team / Wikipedia / Wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Beispiel für die normale Situation in Thailand von 2008, Falschfarbenbild
Thailand Flut Falschfarben 2011.jpg
Autor/Urheber: MODIS Rapid Response Team / Wikipedia / Wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Thailand überflutet, Falschfarbenbild 2011
2011 flooding in Ayutthaya Province-EO-1 merged.jpg
True-colour satellite image showing flooding in Ayutthaya and Pathum Thani Provinces in Central Thailand (right), compared to before the flooding (left).

Original caption: The Chao Phraya River forms at the confluence of smaller rivers in central Thailand, and flows southward to the Gulf of Thailand. En route to the sea, the river passes through Ayutthaya. First established in the fourteenth century, Ayutthaya lies north of Thailand’s capital city of Bangkok, and the floods plaguing Thailand in October 2011 did not spare this historic city. The Advanced Land Imager (ALI) on NASA’s Earth Observing-1 (EO-1) satellite acquired these natural-color images of Ayutthaya on October 23, 2011 ([right]), and July 11, 2011 (bottom). In both images, the Chao Phraya River curves through the southwestern part of the city (image lower left). In October, however, the river has overflowed onto nearby floodplains, especially southwest of the river and west of Route 356. Fields, roads, and buildings have all been submerged by sediment-clogged flood water. Thailand’s monsoon generally lasts from mid-May to September. Because these images show the region at different times of year, some of the differences in water and vegetation could result from normal seasonal variations. However, the large expanse of flood water in October 2011 is unusual even in a monsoon season.

Flooding forced the closure of manufacturing plants in Ayutthaya, according to news reports. The city is a United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO) World Heritage site. On October 12, UNESCO Bangkok announced a planned assessment of flood damage to Ayutthaya, requested by the government of Thailand.