Österreichische Botschaft in Vilnius

Osterreich  Österreichische Botschaft Wilna
Ehemalige österreichische Behörde
Staatliche EbeneBund
Stellung der BehördeAuslandsvertretung: Botschaft
AufsichtBundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten
GründungJun. 1997
AufgelöstDez. 2016
Hauptsitzc/o BMEIA, Minoritenplatz 8, 1010 Wien
Behörden­leitungao. und bev. Botschafterin:
Yvonne Toncic-Sorinj
Websitehttps://www.bmeia.gv.at/oeb-litauen/

Die Österreichische Botschaft in Vilnius (Wilna, litauisch Austrijos ambasada Vilniuje) war der Sitz des österreichischen Botschafters in Litauen, des diplomatischen Vertreters der Republik Österreich in der Republik Litauen (Lietuvos Respublika).[1][2]

Die Botschaft wurde im August 2016 als Teil der Einsparungs-Strategie des damaligen österreichischen Außenministers Sebastian Kurz geschlossen.[3][4]

Geschichte

Bis 1795 war Litauen Teil der Adelsrepublik Polen-Litauen (Rzeczpospolita), dann (Teilungen Polens) bis zum Ersten Weltkrieg Teil des Kaiserreichs Russland. Die diplomatischen Beziehungen Österreichs (und Österreich-Ungarns) unterhielt zunächst die Gesandtschaft in Warschau, später jene in Sankt Petersburg. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde unter deutscher Besatzung das unabhängige Litauen ausgerufen, das 1923 in den Völkerbund aufgenommen und am 7. Februar 1924 von Österreich de jure anerkannt wurde.

Osterreich  Österreichisches Konsulat Kaunas
Ehemalige österreichische Behörde
Staatliche EbeneBund
Stellung der BehördeAuslandsvertretung: Konsulat (1935 Generalkonsulat)
RechtsformHonorarkonsulat
AufsichtBundeskanzleramt, Sektion Auswärtige Angelegenheiten
Gründung1927
Aufgelöst1938
HauptsitzLitauen 1918 Kaunas

1927 eröffnete ein Honorarkonsulat in Kaunas, der damaligen provisorischen Hauptstadt Litauens (Ministerratsbeschluss vom 29. April 1927).[5] 1935 erfolgte die Rangerhöhung in ein Honorargeneralkonsulat (Beschluss 24. Mai 1927).[5] 1938,[5] nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, wurde das Konsulat aufgelöst. Am 11. März 1990 erklärte Litauen, das 1940/41 und erneut seit 1944 von der Sowjetunion besetzt gewesen war, die Wiederherstellung seiner Unabhängigkeit. Am 28. August 1991 erkannte Österreich die unabhängige Republik Litauen an und diplomatische Beziehungen wurden aufgenommen.[5] Ab 1992 war der in Kopenhagen (Dänemark) residierende Österreichische Botschafter in Vilnius mitakkreditiert.[5] 1994 öffnete die litauische Botschaft in Wien,[6] und im Oktober 1944 die Österreich-Bibliothek in Vilnius.[7]

Am 19. Juni 1997 wurde die Österreichische Botschaft Wilna eröffnet.[8] Sie befand sich anfangs behelfsmäßig in der Didžioji gatvė in der Altstadt Vilnius. Parallel gab es von 1997 bis 2000 in Vilnius auch ein Honorarkonsulat[5] (Domaševičiaus 9).[9] Im Herbst des Jahres 2000 bezog die Botschaft ein nach Plänen eines österreichischen Architekten saniertes und umgebautes Gebäude in der Altstadt von Vilnius, das bis 1941 (deutsche Besetzung Litauens) über einen Zeitraum von achtzig Jahren als jüdisches Gebetshaus gedient hatte. Auch die Residenz des Botschafters wurde darin untergebracht.[5]

2015 gab die Leitung des Außenministeriums in Wien die grundsätzliche Entscheidung bekannt, die Botschaft in Vilnius (wie auch jene in Riga und Tallinn) aufzulassen.[1][2] Der diplomatische Kontakt zu Litauen soll dennoch "bilateral intensiv" bleiben.[10]

Litauisch-österreichische Beziehungen

Die politischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind gut, waren im Einzelfall jedoch manchmal politischen Belastungen ausgesetzt. Die wirtschaftlichen Beziehungen sind ausbaufähig (2014 Außenhandelsvolumen Österreich zu Litauen: 171 Mio. Euro Export zu 86 Mio. Euro Import).[11] Eng ist der Kulturaustausch[12]: Im Jahr 1970 wurde auf Initiative der „Litauischen Gesellschaft für Freundschaft und kulturelle Vereinigung mit dem Ausland“ und der „Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft Salzburg“ eine Partnerschaft zwischen der damaligen sozialistischen Sowjetrepublik Litauen und dem Land Salzburg geschlossen.[13] Seit 1989 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Vilnius und Salzburg, 2009 waren Vilnius und Linz gemeinsam Europäische Kulturhauptstädte. Neben der Österreich-Bibliothek, Künstleraustauschprogrammen und Kulturveranstaltungen sind auch die seit 1996 jährlich vom österreichischen Gedenkdienst an das Holocaust-Museum Vilnius entsandten Gedenkdiener ein bedeutender Beitrag zur Verbundenheit der beiden Staaten. Seit 1999 wird in Vilnius unter der Schirmherrschaft des jeweiligen österreichischen Botschafters ein Wien-Ball veranstaltet[14].

Gewisses Aufsehen erregte 2013 die Entsendung des gleichgeschlechtlich verpartnerten Botschafters Johann Spitzer nach Litauen, da dieses Land gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gegenüber wenig aufgeschlossen ist[15].

Organisation

Sitz der Österreichischen Botschaft Wilna war die litauische Hauptstadt Vilnius, in der Gaono gatvė Nr. 6 unweit der historischen Gebäude der Universität Vilnius in der Altstadt (Senamiestis).

Weitere österreichische Dienststellen:

  • Außenwirtschaftsbüro Vilnius (Gedimino prospektas, Senamiestis;[16] ist dem AussenwirtschaftsCenter Helsinki unterstellt, wo der für Litauen zuständige österreichische Wirtschaftsrat residiert)[17].
  • Österreich-Bibliothek Vilnius (Austrų literatūros skaitykla; untergebracht in der Adomas-Mickevičius-Bibliothek)[7][18]
  • Der österreichische Verteidigungsattaché für Litauen residiert in Berlin

Das Botschaftsgebäude

Das Botschaftsgebäude (ehem. jüd. Bethaus)

Das Botschaftsgebäude liegt im ehemaligen mittelalterlichen jüdischen Viertel, in dem unter deutscher Besatzung 1941 eingerichteten Kleinen Ghetto von Vilnius (litauisch Mažasis getas), das Stiklių gatvė, Gaono gatvė und Žydų gatvė umfasste.[19] Die Altstadt von Vilnius ist seit 1994 UNESCO-Welterbe und wird sukzessive revitalisiert.

Das Gebäude wurde vermutlich zwischen 1600 und 1650 erbaut. Im Jahre 1669 wird in schriftlichen Quellen erwähnt, dass das Haus einer Goldschmiedeinnung gehörte. Vom 19. Jahrhundert an gehörte das Haus der jüdischen Gemeinschaft und fungierte später als jüdisches Bethaus[20]. Es hatte im und nach dem Zweiten Weltkrieg schwer gelitten, war aber in der Anlage erhalten geblieben.[19]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus verstaatlicht und es wurden darin Wohnungen und Produktionsräume eingerichtet. In den 1990er Jahren wurde das Gebäude nicht benutzt und verfiel.[20]

Die Republik Österreich hat das Gebäude im Jahr 1998 für den Zweck der Einrichtung ihrer Botschaft in der Republik Litauen erworben. In den Jahren 1998 bis 2000 wurde es nach Plänen des Salzburger Architekten Erich Wagner[5] in Anlehnung an das originale Erscheinungsbild der Wende Renaissance/Barock rekonstruiert. Die Projektleitung lag beim litauischen Architekten Sigitas Sparnaitis. Das Projekt wurde von der litauischen Architekturzeitschrift "Archiforma" als "bestes architektonische Lösung in Litauen 2000" ausgezeichnet.[20]

Der Bau ist zweigeschoßig, traufständig an der Straße, mit Einfahrtstor und im Obergeschoß prächtigen Fenstereinfassungen.

Liste der Österreichischen Botschafter (Auszug)

Osterreich Österreich →  Litauen Litauen
NameAmtszeitAnmerkungen
Franz Wunderbaldinger1992–1994Botschafter in Dänemark, mitakkreditiert in Litauen und in Island (residierte in Kopenhagen);
davor Botschafter in Rumänien, in der Türkei, in der DDR
Florian Haug1997–2001erster in Vilnius residierender Botschafter
Michael Schwarzinger2001–2006danach Botschafter in Rumänien
Andrea Wicke2006–2009danach Botschafterin in Malaysia
Helmut Koller2009–2013danach Generalkonsul in München
Johann Spitzer2013–2016davor stv. Leiter der Ständigen Vertretung Österreichs bei der UNO in Genf
Yvonne Toncic-Sorinjseit 2018Sitz in Wien

Siehe auch

Literatur

  • Judith Lewonig: Österreich und Litauen – 2500 Jahre Beziehungsgeschichte. Eine chronologische Übersicht / Lietuva ir Austrija. 2500 metų santykių istorija. Chronologinė apžvalga. Savas Takas ir Ko, 2013, ISBN 978-609805809-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Botschaften: Vom Baltikum nach Georgien. In: Die Presse. online, 26. Juni 2015;
    Österreich schließt Botschaften im Baltikum. In: Der Standard. online, 26. Juni 2015;
    Kurz mauert bei Einsparungen. In: Wiener Zeitung. online, 10. September 2015.
  2. a b Verwaltungsreform – Übersicht gemäß § 42 Abs. 4 BHG 2013. BMF, Dezember 2015, Strukturreform (Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres). S. 17 ff (pdf, bmf.gv.at);
    Anfrage des Abgeordneten Dr. Johannes Hübner und weiterer Abgeordneter an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres; betrifft: Strukturreform österreichischer Vertretungsbehörden innerhalb und außerhalb der EU. 7264/J XXV. GP, Eingelangt 26. November 2015, Frage 3., 589-590/JBA (Parlamentarische Materialien, (online), parlament.gv.at)
  3. Länderblätter Litauen. In: wko.at. Wirtschaftskammer Österreich, abgerufen am 1. Februar 2021.
  4. Alexander Dworzak: Einsparungen - Kurz’ Millionen-Hokuspokus. Abgerufen am 1. Februar 2021.
  5. a b c d e f g h Österreichisch-Litauische Beziehungen. (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive) bmeia.gv.at → Außenpolitik: Botschaft Wilna; abgerufen am 22. Februar 2016.
  6. Bilaterale Beziehungen mit Österreich. Botschaft der Republik Litauen in der Republik Österreich (at.mfa.lt, abgerufen am 24. Februar 2016).
  7. a b Litauen: Österreich-Bibliothek Vilnius. (Memento vom 25. Februar 2016 im Internet Archive) oesterreich-bibliotheken.at, abgerufen am 26. Februar 2016.
  8. Aussenpolitischer Bericht. Bericht des Bundesministers für Auswärtige Angelegenheiten, 1997, S. 300.
  9. https://www.facebook.com/OeBWilna/posts/931343670290300?comment_tracking=%7B%22tn%22%3A%22O%22%7D (Link nicht abrufbar)
  10. Sebastian Kurz: Beantwortung zu Frage 2. (PDF) 26. Januar 2016, abgerufen am 6. Juni 2016.
  11. bmeia.gv.at: Bilaterale Beziehungen: Wirtschaft. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. August 2016; abgerufen am 6. Juni 2016.
  12. bmeia.gv.at: Bilaterale Beziehungen: Kultur. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Juni 2016; abgerufen am 6. Juni 2016.
  13. Roland Floimair (Hrsg.): Stationen einer Partnerschaft – 40 Jahre Salzburg-Litauen und 20 Jahre baltischer Weg. Schriftenreihe des Landespressebüros, Nr. 14.
  14. Kultur. BMEIA, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 3. Mai 2016.
  15. Irene Brickner: Österreichs erster schwuler Botschafter. Der Standard, abgerufen am 3. Mai 2016.
  16. Austria in Lithuania. advantageaustria.org, abgerufen am 3. Mai 2016.
  17. Österreichische Institutionen in Bezug zu den Nordischen und Baltischen Ländern. nordische-laender.at, abgerufen am 3. Mai 2016.
  18. Österreich-Bibliothek Vilnius. Abgerufen am 3. Mai 2016.
  19. a b Mažasis getas – Stiklių g., Gaono g., Žydų g. Abgerufen am 3. Mai 2016.
  20. a b c R. Kucinskas: Broschüre Architekturbüro Atelier 14.

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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
House of prayer in Vilnius.jpg
Building constructed in the 16th century, in the 1861-1941 jewish house of prayer, now embassy of Austria in Vilnius (Gaono g.)