Österreichische Botschaft in Riga

Osterreich  Österreichische Botschaft Riga
Ehemalige österreichische Behörde
Staatliche EbeneBund
Stellung der BehördeAuslandsvertretung: Botschaft
AufsichtBundesministerium für Äußeres
Gründung1997
Aufgelöst2016
HauptsitzLettland Riga, Elisabethstraße (Elizabetes iela) 15-4°

Die Österreichische Botschaft in Riga (lettisch Austrijas vēstniecība Rīgā) war der Hauptsitz des österreichischen Botschafters in Lettland (Austrijas Vestnieks Latvija), dem diplomatischen Vertreters der Republik Österreich in der Republik Lettland (Latvijas Republika), in Riga. Sie wurde 2016 im Zuge einer Umstrukturierung aufgelöst.[1][2]

Geschichte

Mächte im Baltikum um 1600:
Polen-Litauen
Schweden
Dänemark
Russland

Das heutige Lettland, einst Kurland und Livland, gehörte zum Deutschordensstaat, dann teils ab 1629 zum Königreich Schweden, ab 1721 teils zum Zarenreich Russland, teilweise 1561 bis 1795 zum Königreich Polen-Litauen, dann (Teilung Polens) bis zum Ersten Weltkrieg vollständig zu Russland. Die Diplomatie Österreichs (und Österreich-Ungarns) lief dementsprechend über die Gesandtschaften in Warschau, in Stockholm und in Sankt Petersburg.

Osterreich  Österreichisches Konsulat Riga
Ehemalige österreichische Behörde
Staatliche EbeneBund
Stellung der BehördeAuslandsvertretung: Konsulat (1931 Generalkonsulat)
RechtsformHonorarkonsulat
AufsichtK.k. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten / Bundeskanzleramt, Sektion Auswärtige Angelegenheiten / Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten
Gründung1794 / 1921 / 1994
Aufgelöst1914 / 1938 / 1997
HauptsitzRussisches Kaiserreich 1721 / Lettland Sozialistische Sowjetrepublik 1919 / Lettland Riga

Schon 1794[3] wurde ein k.k. Honorarkonsulat zu Riga in Livonia / Finnland errichtet. Dieses wurde wegen der Handelsbeziehungen und der Bedeutung des Hafens zur wichtigsten der bis 1918 5 Konsulate im St.-Petersburger Amtsbereich.[4] Es gab sie bis 1914. Ab 1909 gab es auch ein Honorarkonsulat in Libau (heute Liepāja), das dann über die Kriegswirren hinaus bis 1919 bestand.[5]

Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde 18. November 1918 eine erste Republik Lettland[6] ausgerufen, die am 17. Februar 1921 de jure[7] von Österreichs nur wenige Tage älteren erster Republik anerkannt wurde. Zuständig für das Baltikum war die Botschaft Warschau. November 1921 wurde wieder ein Honorarkonsul besetzt, 21. April 1931 zum Honorar-Generalkonsul (ad personam) erhoben.[6][8] 1938, vor Beginn des 2. Weltkriegs und im Zuge des Anschlusses an Hitlerdeutschland, wurde die Vertretung aufgelöst.[9] Lettland ging dann nach Kriegsende in der Sowjetunion auf, die Vertretung Österreichs befand sich in Moskau.

1991 wurde Lettland nach dem Zerfall der Sowjetunion wiederhergestellt,[10][11] Die Anerkennung durch Österreich erfolgte per 28. August 1991,[12] die diplomatische Beziehungen wurden mit 19. Jänner 1992 wiederaufgenommen.[10] Die ersten Jahre war der Botschafter in Stockholm mitbeglaubigt.[13] Die Lettische Botschaft in Wien wurde November 1993 eröffnet.[14] 1994 gab es wieder einen Honorarkonsul in Riga.[15]

31. Oktober 1997 wurde dann die Österreichische Botschaft eröffnet.[10] Seit 1998 gibt es das Zweigbüro der Wirtschaftskammer Österreich (heute AußenwirtschaftsCenter genannt).[10] Die Österreich-Bibliothek wurde 13. September 2001 eröffnet.[16]

2015 wurde beschlossen, die Botschaft aufzulassen,[1][2] sie wird relativ wenig genutzt, und der diplomatische Kontakt zu Lettland ist über EU-Institutionen gut möglich und soll „bilateral intensiv“ bleiben.[17]

Lettisch-österreichische Beziehungen

Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind „ausgezeichnet“.[10] Wirtschaftlich ist sie trotz des Wirtschaftsbooms am Baltikum[18] nicht ausnehmend bedeutend[19] (2014 Außenhandelsvolumen Österreich zu Litauen 150 Mio. zu 28 Mio. Euro).[20] Eng ist der Kulturaustausch,[21] mit Österreich-Bibliothek, Künstleraustauschprogrammen und Kulturveranstaltungen.

Organisation

Sitz der Botschaft am Kronvalda parks

Sitz der Österreichischen Botschaft Riga war die lettische Hauptstadt Riga, in der Elizabetes iela Nr. 15-4°,[22] direkt am Kronvalda parks, im Stadtteil Pētersala-Andrejsala am Rand der Altstadt (Centrs).

Zur Botschaft gehörten auch:

  • Büro des Verteidigungsattachés (akkreditiert in Dänemark, Estland, Lettland, Finnland, Norwegen und Schweden; residierte in Stockholm).

Folgende Stellen existierten auch nach Schließung der Botschaft:

Botschafter

Liste lückenhaft

17. Februar 1921: Aufnahme diplomatischer Beziehungen

NameAmtszeitAnmerkungen
Osterreich Österreich →  Litauen Litauen
Otto Pleinert28. August 1991–1992mitbeglaubigter Botschafter in Schweden[14] (Sitz in Stockholm);
davor Botschafter in Libyen, in Israel; in Schweden seit 1990
Franz Parak1993–30. Oktober 1997mitbeglaubigter Botschafter in Schweden[14] (Sitz in Stockholm);
davor Botschafter in Syrien; in der Schweiz; danach Leiter der ECMM Jugoslawien
Wolfgang Jilly2001–2005davor in der Botschaft beim Heiligen Stuhl, Botschafter in Chile, auf den Philippinen
Stefan Pehringer2011–2015davor an div. Botschaften und im Außenministerium; danach politischer Berater des Bundeskanzlers (Werner Faymann)
Arad BenköJanuar 2015–2016davor an Botschaften, im Außenministerium, div. EU- und UN-Angelegenheiten

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Agstner: „im Interesse des österreichischen Handels gelegen erscheint, das k.k. Honorarconsulat in Riga nicht länger unbesetzt zu lassen“ – Österreich (-Ungarn) in Lettland seit 1794. In: ders.: Von Kaisern, Konsuln und Kaufleuten: Die k.(u.)k. Konsulate in Arabien, Lateinamerika, Lettland, London und Serbien. Band 2 (= Band 7 von Forschungen zur Geschichte des österreichischen Auswärtigen Dienstes), LIT Verlag Münster, 2012, ISBN 978-3-643-50459-3, S. 45–92 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Botschaften: Vom Baltikum nach Georgien. In: Die Presse. online, 26. Juni 2015;
    Österreich schließt Botschaften im Baltikum. In: Der Standard. online, 26. Juni 2015;
    Kurz mauert bei Einsparungen. In: Wiener Zeitung. online, 10. September 2015.
  2. a b Verwaltungsreform – Übersicht gemäß § 42 Abs. 4 BHG 2013. BMF, Dezember 2015, Strukturreform (Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres). S. 17 ff (pdf, bmf.gv.at);
    Anfrage des Abgeordneten Dr. Johannes Hübner und weiterer Abgeordneter an den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres; betrifft: Strukturreform österreichischer Vertretungsbehörden innerhalb und außerhalb der EU. 7264/J XXV. GP, Eingelangt 26. November 2015, Frage 3., 589–590/JBA (Parlamentarische Materialien), (online), parlament.gv.at.
  3. Nachdem Kaiser Joseph II. 1780 auf der Rückreise von St. Peterburg Riga besucht hatte (anonym als Graf Falckenstein); genehmigt von Franz II. per 7. März 1794; Lit. Agstner: … Österreich-Ungarn in Lettland …, Kap. 2. Das k.(u.)k. Honorarkonsulat Riga 1794–1914. S. 48 ff (Google), Liste der Honurarkonsuln S. 82 f.
  4. Agstner, S. 64.
  5. Agstner, S. 74, 75.
  6. a b Lit. Agstner: … Österreich-Ungarn in Lettland …, Kap 4. Das Honorarkonsulat der Republik Österreich 1921–1938. S. 83–90 (Google).
  7. Schreiben des Außenministers Mayr an den diplomatischen Vertreter Lettlands in Wien, Baron E. Rosenburg; Agstner, S. 83.
  8. Franz Skeiner, Handelsvertreter
  9. Aufgekündigt 30. April 1938 , alle Angelegenheiten und Akten der deutschen Gesandtschaft übergeben; Agstner, S. 90.
  10. a b c d e Bilaterale Beziehungen (Memento vom 31. Oktober 2014 im Internet Archive) (abgerufen am 25. Februar 2016).
  11. Lit. Agstner: … Österreich-Ungarn in Lettland …, Kap 5. Vom Honorarkonsulat zur Botschaft – Österreich in Riga seit 1994. S. 91 f (Google).
  12. Ministerrat: Beschlußprotokoll Nr. 30 vom 3. September 1991 im Zirkularweg; Agstner S. 91 und Fn. 122.
  13. 28. Aug. 1991 – 30. Okt. 1997; Agstner S. 91.
  14. a b c Agstner S. 91.
  15. Aris Ziverts, 1992-93 stv. Außenenminister Lettlands; per Beschluss vom 24. Mai; Agstner S. 91.
  16. a b Lettland: Österreich-Bibliothek Riga. (Memento desOriginals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oesterreich-bibliotheken.at oesterreich-bibliotheken.at, abgerufen am 29. Februar 2016.
  17. „Auch mit jenen Staaten, die von der Schließung österreichischer Botschaften betroffen sind, werden daher auch in Zukunft möglichst intensive bilaterale Beziehungen unterhalten.“ Sebastian Kurz: Beantwortung zu Frage 2. 7038/AB zu 7264/J (XXV.GP), 26. Jänner 2016 (pdf, parlament.gv.at).
  18. Kraftiges Exportwachstum nach Estland, Lettland und Litauen. Pressemitteilung WKÖ, APA, OTS0131, 15. Oktober 1998.
  19. Wirtschaft (Memento vom 31. Oktober 2014 im Internet Archive) (abgerufen am 29. Februar 2016).
  20. Information Lettland (Memento vom 10. August 2014 im Internet Archive), wko.at (abgerufen am 3. März 2016).
  21. a b Kultur (Memento vom 30. Oktober 2013 im Internet Archive) bmeia.gv.at → Außenpolitik: Botschaft Riga (abgerufen am 29. Februar 2016).
  22. Ein historistisches Mietshaus (1896) von Rudolf Heinrich Zirkwitz (1857–1926, Rūdolfs Heinrihs Cirkvics)
  23. Ein denkmalgeschütztes Mietshaus des Jugendstil, siehe Alberta iela. (Memento vom 8. Juli 2016 im Internet Archive) In: la-belle-epoque.de Riga – Metropole des Jugendstil; Alberta iela 13 – 1904., Mihails Eizenšteins . jugendstils.riga.lv; ebd. auch Belgische und Irische Botschaft.
  24. Austrijas un Šveices literatūras nodaļa / Österreich-Bibliothek Riga (auf acadlib.lu.lv)
    (Anschrift: Riga, Rupniecibas 10).

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Latvijas Sociālistiskās Padomju Republikas karogs, 1919-1920
Austria Bundesadler.svg
Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
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