ÖBB 1063
ÖBB 1063 | |
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1063 027 der ÖBB auf der Drehscheibe in Selzthal | |
Nummerierung: | 1063 001–050 |
Anzahl: | 50 |
Hersteller: | Simmering-Graz-Pauker (ARGE BES, BBC, ELIN, Siemens) |
Baujahr(e): | 1982–1991 |
Achsformel: | Bo’Bo’ |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 15 560 mm |
Dienstmasse: | 78 bzw. 82 t (ab 1063 006) |
Höchstgeschwindigkeit: | 80 bzw. 100 km/h (ab 1063.006) |
Dauerleistung: | 1600/ 1520 kW (ab 1063 006) |
Anfahrzugkraft: | 260 kN |
Stromsystem: | 15 kV, 16,7 Hz 25 kV, 50 Hz |
Anzahl der Fahrmotoren: | 4 |
Antrieb: | Tatzlager-Asynchronmotoren |
Bremse: | elektrodynamische Bremse selbsttätige Druckluftbremse Federspeicherbremse |
Die Reihe 1063 der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bezeichnet vierachsige Elektrolokomotiven, die vorrangig für den Verschubdienst gebaut wurden.
Als Folge der Ölkrise der 1970er Jahre sollten vermehrt elektrische anstatt Diesellokomotiven im Verschubdienst eingesetzt werden. Zudem wurden in diesem Jahrzehnt die letzten Dampflokomotiven in dieser Funktion abgestellt. Nach einer fast dreißigjährigen Beschaffungspause (zuletzt Lokomotiven der Reihe 1062, abgesehen von der Splittergattung 1067 in den 1960er Jahren) wurde die Reihe 1063 bei SGP in Auftrag gegeben, ihr Vorbild war eine Zechenlok der Ruhrkohle AG.
Geschichte
1975 beschlossen die ÖBB, Leistungssteigerungen im ertragreichen Güterverkehr zu erzielen. Eine Höchstgeschwindigkeit von 80 bzw. 100 km/h wurde als ausreichend angesehen, denn es war viel wichtiger, die zeitintensive Zugbildung und -auflösung zu beschleunigen. Geeignete Lokomotiven dazu fehlten allerdings noch. Eine Lösung sah man in den neuen Drehstromlokomotiven E 1200 der Ruhrkohle AG, deshalb wurde die Lokomotive 006 von den ÖBB 1979 intensiv getestet. Diese gilt somit als „Mutter“ der Baureihe 1063, von der die ÖBB zunächst fünf Exemplare bei Simmering-Graz-Pauker Graz bestellten. Nachdem sich diese bewährten, folgten später zwei weitere Lieferserien (006–037 und 038–050), jeweils mit technischen Unterschieden. Der elektrische Teil wurde von BBC, ELIN und Siemens geliefert. Die Lokomotiven 1063 005 und 006 wurden unfallbedingt ausgemustert. 2021 sind bereits etwa 10 Lokomotiven abgestellt.
Refurbishment
Die ÖBB planten, die Lokomotiven ab 2018 zu modernisieren und mit einer Möglichkeit auszustatten, auf fahrdrahtlosen Abschnitten zu fahren. Zwecks Vergleichbarkeit wurde im Auftrag der ÖBB die Lokomotive 1063 039 im Jahr 2016 mit Batterien und Supercap-Speicher ausgestattet und ein Jahr danach die 1063 038 mit einer kombinierten Elektrolyse-/Brennstoffzelleneinheit.[1][2] Beide Systeme wurden mit Erfolg im Alltagsbetrieb erprobt, wurden jedoch wieder in den Ursprungszustand versetzt.[3]
Für einen Serienumbau von 25 Maschinen sollten Batterien eingebaut werden. Diese Lokomotiven sollten als Baureihe 1263 bezeichnet werden. Neben den 25 Last-Mile-Lokomotiven sollten ebenso die restlichen Maschinen mit ETCS ausgestattet werden.[4] Mangels Bedarf an Rangierlokomotiven unterblieb dieser Umbau jedoch.[5]
Einsatz
Zum Einsatz gelangten die Maschinen von Anfang an in ganz Österreich. Das heutige Haupteinsatzgebiet bezieht sich vor allem auf die Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich und Wien. Im Westen Österreichs ist vorrangig die Schwesterbaureihe ÖBB 1163 heimisch.
Einige in Graz stationierte Lokomotiven dieser Reihe werden aufgrund ihrer Zweisystemfähigkeit von der Rail Cargo Group in Kroatien eingesetzt.[6]
Konstruktion
Mechanische Konstruktion
Die Lokomotiven der Reihe 1063 besitzt einen Mittelführerstand mit beidseitig etwa gleich langen Vorbauten, in denen die traktionstechnischen Baugruppen untergebracht sind. Führerstand und Vorbauten ruhen auf dem Hauptrahmen. Der Rahmen der Lokomotive stützt sich auf den beiden zweiachsigen Drehgestelle in Holmbauweise in vier Punkten mit je drei Schraubenfedern ab. Die Zugkraftübertragung von den Drehgestellen auf den Brückenrahmen erfolgt über tiefliegende Drehzapfen.
Im vorderen Vorbau befinden sich zwei Wechselrichterlüfter, der Hilfsbetriebetransformator, fünf Wechselrichter, ein Kondensatorschrank, die Bremswiderstände, das Schützengerüst, das Hilfsbetriebegerüst und das Aggregat für die Luftheizung.
Im hinteren Vorbau befinden sich zwei Trafoölkühler, beide Fahrmotorlüfter, die Ölpumpe, die beiden Zwischenkreisdrosseln, die Eingangsgleichrichter, der Gleichrichterspannungsschutz, der Systemwählschalter, die Lufttrocknungsanlage, der Hilfskompressor, das Luftgerüst und der Kompressor.
Der geräumige Führerstand ist mit vier Führerstandspulten mit Rundumblick ausgestattet.
Die 1063 001 bis 037 wurden blutorange lackiert, die restlichen 13 Stück verkehrsrot mit weißen Warnflächen an den Fronten und einem weißen Streifen am Rahmen. Seit 2005 werden die Lokomotiven bei Hauptuntersuchungen verkehrsrot mit dem neuen ÖBB-Logo lackiert, jedoch ohne Warnflächen und Streifen.
Elektrische Konstruktion
Das kurze Dach trägt einen Einholm-Stromabnehmer (Bauart VII), den Hauptschalter und die Dachleitungen. Der Einphasenwechselstrom wird nach den Sekundärwicklungen des fremdbelüfteten und ölgekühlten Trafo gleichgerichtet und in Drehstrom umgewandelt. Dieser treibt die vier sechspoligen – als Käfigläufer ausgebildeten – Drehstromasynchronmotoren mit je 390 kW an. Die Steuerung erfolgt durch Vorgabe der Zug- beziehungsweise Bremskraft. Als Antrieb dient ein einseitiger Tatzlagerantrieb mit schrägverzahntem Getriebe mit 19:102 Zähnen. Alle Lokomotiven besitzen eine elektrodynamische Bremse mit 1200 kW Bremsleistung, eine selbsttätige Druckluftbremse und eine Federspeicherbremse. Die 1063 001 bis 037 sind außerdem zweifrequenzfähig und können auch unter 25 kV Wechselspannung mit 50 Hz eingesetzt werden.
- Vorbild: Lok 006 der Ruhrkohle AG
- 1063 010 mit Güterzug in Gmunden
- 1063 001 mit abgenommenem Vorbau
- 1063 033 der ÖBB auf dem Weg ins Waldviertel, in Großwiesendorf
- 1063 039 auf der InnoTrans 2016
- 1063 039 (Rückgebaut) der ÖBB bei der Durchfahrt in Graz Don Bosco.
- 1063 018 im Bahnhof Rijeka, Mai 2018
Siehe auch
Literatur
- Klaus-J. Vetter: Das große Handbuch der Elektrolokomotiven. Sconto, München 2003, ISBN 3-7654-4066-3.
- Markus Inderst: Bildatlas der ÖBB-Lokomotiven. Alle Triebfahrzeuge der Österreichischen Bundesbahnen. GeraMond, München 2010, ISBN 978-3-7654-7084-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Baureihe 1063 Innoshunt ÖBB Produktion, abgerufen am 21. Juli 2017.
- ↑ Neumarkter Firma rüstet ÖBB-Lok auf Wasserstoffantrieb um. In: sn.at. Salzburger Nachrichten, 10. Oktober 2017, abgerufen am 25. Juli 2019.
- ↑ JHÖ: Testfahrten mit Brenstoffzellen-Versuchsträger. In: eisenbahn-magazin. Nr. 12, 2017, ISSN 0342-1902, S. 36.
- ↑ Erwin Reidinger: ÖBB to rebuild electric locomotives with last-mile batteries. In: Railjournal. 25. Juli 2019, abgerufen am 25. Juli 2019 (englisch).
- ↑ Reihe 1063 auf dem Rückzug. In: eisenbahn-magazin. Nr. 1, 2021, S. 28.
- ↑ Triebfahrzeugstatistik November 2020. In: Eisenbahn Österreich. Nr. 1, 2021, ISSN 1421-2900, S. 4.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Armin Ademovic, Lizenz: CC BY-SA 4.0
ÖBB 1063 039 in Don Bosco
Henschel E 1200 als Zechenbahn- und Hafenbetriebe Ruhr-Mitte, heute RBH "006" im Herner Westhafen am 4. September 1988
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InnoTrans 2016 – InnoShunt Battery + Capacitor fitted Loco
Autor/Urheber: Herbert Ortner, Vienna, Austria, Lizenz: CC BY 3.0
Eine 1063 der ÖBB präsentiert sich während eines Publikumstages mit offenem Vorbau in der Werkstätte in Selzthal.
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Lok der Reihe 1063 zieht einen Güterzug Richtung Norden
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ÖBB 1063 025-1 am Bahnhof Krems an der Donau
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ÖBB 1063 027-5 auf der Drehscheibe in Selzthal, der Berg im Hintergrund ist der Bosruck
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elektrische Rangierlokomotive der ÖBB, zugelassen in Österreich und Kroatien. Dass eine staatsbahn Lokomotiven in einem anderen Land stationiert, ist nicht mehr ungewöhnlich, doch bei Rangiermaschinen kommt es noch immer selten vor. Dazu kommt, das die Überstellung in diesem Fall nur geschleppt funktioniert, weil zwischen Österreich und Kroatien das slowenische 3-kV-Netz liegt und die Lokomotive in Ungarn nicht zugelassen ist. Die Palettenbreite weicht ebenfalls ab, in Österreich werden »Reichspaletten« mit einer Breite von 1950 Millimetern verwendet, in Kroatien Balkanpaletten mit 1600 Millimetern.