Äusserer Stand

Ostermontagsumzug des Äusseren Standes auf dem Waisenhausplatz, ganz rechts im Bild der Hurispiegel (1785)
Das Rathaus zum Äusseren Stand (um 1880)
Verfassung des hochloblichen Aussern Stands der Stadt Bern [...], aus dem Besitz von Rudolf Gabriel Manuel (1764)

Der Äussere Stand war eine zeremonielle Gesellschaft junger Burger der Stadt Bern. Die Ursprünge des 1799 aufgelösten Äusseren Standes sind unklar.

Geschichte

Möglicherweise geht der Äussere Stand auf spätmittelalterliche Freischarenbewegungen zurück. Der Äussere Stand imitierte die bernische Regierung (Innerer Stand) in seiner Verwaltungsstruktur mit sämtlichen Ämtern wie Schultheiss, Seckelmeister, Venner, Räten und fiktiven Landvogteien. Die mindestens 18 Jahre alten Mitglieder konnten sich im Äusseren Stand auf die Verwaltungstätigkeit im eigentlichen Regiment vorbereiten. Im Gegensatz zu dem ab der Mitte des 17. Jahrhunderts sich immer stärker abschliessenden Patriziates stand der Äussere Stand bis zuletzt sämtlichen Burgern offen. 1794 setzte sich der Äussere Stand aus 94 Angehörigen nichtregierender und 59 (von 76) regierender Familien zusammen.[1] Der Äussere Stand veranstaltete in unregelmässigen Abständen militärische Umzüge und Scheingefechte (Schüsselikrieg) auf dem Kirchenfeld, am Nachmittag des Ostermontags fand der jährliche Umzug des Äusseren Standes statt. 1757 führte der Äussere Stand den Rednertag ein. Anlässlich des Rednertags sprachen Mitglieder des Äusseren Stands wie Vincenz Bernhard Tscharner, Johann Rudolf Tschiffeli, Emanuel von Graffenried, Niklaus Anton Kirchberger, Friedrich Rosselet und Karl Ludwig von Haller über historisch-politische Themen.[2]

Die Gesellschaft wurde 1799 aus finanziellen Engpässen heraus aufgelöst. Die silbernen Ehrengeschirre sowie mehrere Prunkmöbel gingen 1799 käuflich an die Bogenschützengesellschaft der Stadt Bern sowie an die Burgergemeinde Bern über.[3] Das Prunktäfer aus dem Ratssaal sowie weitere Möbel gelangten in die Sammlung des Bernischen Historischen Museums. In dem 1728 bis 1730 möglicherweise durch Albrecht Stürler erbauten ehemaligen Rathaus des Äusseren Standes befindet sich seit 1980 ein Restaurant.[4]

Quellen

Historisches Archiv

Verstreute Quellen

Gedruckte Quellen

  • Daniel Tscharner: Eine Beschreibung des «Aeusseren Standes» aus dem Jahre 1737. doi:10.5169/seals-243611
  • Verfassung des hochloblichen Aussern Stands der Stadt Bern. Auf Ostern 1764, Bern, Victor Emanuel Hortin, 1764.
  • Patriotische Reden, gehalten vor dem hochlöblichen aussern Stande der Stadt Bern, Bern 1773. Digitalisat
  • Bussen-Ordnung des hochloblichen Aussern Standes. vom 22ten Merz 1793, Bern, Daniel Brunner, 1793.

Literatur

  • Carl Jakob Durheim: Historische Mittheilungen zur Geschichte der „wohladelichen Flitzbogen-Schützengesellschaft von Bern“, von ihrem Ursprung bis auf gegenwärtige Zeit 1856. In: Berner Taschenbuch auf das Jahr 1857, S. 79–121 Digitalisat
  • Hermann von Fischer e.a.: Der Äussere Stand von Bern und sein Rathaus, Bern 1982.
  • Hermann von Fischer: Fonck a Berne. Möbel und Ausstattungen der Kunsthandwerkerfamilie Funk im 18. Jahrhundert in Bern. 2. Auflage. Stämpfli, Bern 2002.
  • Basilius Hidber: Der ehemalige sog. aeussere Stand der Stadt und Republik Bern, Bern 1858. Digitalisat
  • André Holenstein: Äusserer Stand. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Wolfgang Friedrich von Mülinen: Vom Äußeren Stand und dem Urispiegel. In: Blätter für Bern. Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bd. 12 (1916), S. 1–32, doi:10.5169/seals-182175
  • Dieter Plankl und Daniel Schmutz: Nachträge und Ergänzungen zu den Sechzehnerpfennigen und Medaillen des Inneren und Äusseren Standes von Bern. In: Schweizer Münzblätter, Bern, Nr. 199 (2000), S. 43–50.
  • Daniel Schmutz: Gold in der Welt der Diplomatie. Geschenke des englischen Gesandten Thomas Coxe auf seiner Mission in der Schweiz (1689–1692). In: Kunst + Architektur in der Schweiz. – Jg. 51 (2000), H. 1, S. 23–32.
  • Rudolf Steck: Ein Konflikt zwischen dem Bernischen äußeren Stand und dem Reichsgrafen Friedrich Leopold zu Stolberg 1795. In: Berner Taschenbuch 1906, S. 287–317.
  • Robert L. Wyss: Die Ratsstube des äusseren Standes von Bern, in: Unsere Kunstdenkmäler Nr. 25 (1974), S. 183–195. doi:10.5169/seals-393160
  • Robert L. Wyss: Handwerkskunst in Gold und Silber. Das Silbergeschirr der bernischen Zünfte, Gesellschaften und burgerlichen Vereinigungen, Bern 1996, S. 245–264.

Anmerkungen

  1. Mülinen 1916, S. 10.
  2. Mülinen 1916, S. 11.
  3. Durheim, S. 105.
  4. Der Äussere Stand in Bern (Memento desOriginals vom 8. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aeussererstand.ch (PDF), Informationen des Restaurants Äusserer Stand, abgerufen am 8. Mai 2014
Commons: Äusserer Stand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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CH-NB - Bern, Umzug des "Aeusseren Standes" am Ostermontag, im 18. Jahrhundert, letztmals 1797 - Collection Gugelmann - GS-GUGE-LUTZ-A-2.tif
Bern, Umzug des "Aeusseren Standes" am Ostermontag, im 18. Jahrhundert, letztmals 1797; Bern; Umrissradierung, koloriert; Aquarell
Verfassung des hochlöblichen Aussern Stands der Stadt Bern, 1764.jpg
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Verfassung des hochlöblichen Aussern Stands der Stadt Bern, 1764, aus dem Besitz von Rudolf Gabriel Manuel.
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Das Rathaus zum Äusseren Stand in Bern um 1880