Ärztlicher Psychotherapeut

Ärztlicher Psychotherapeut ist eine Sammelbezeichnung für approbierte Mediziner, die eine psychotherapeutische Qualifikation nachweisen können. Ärztliche Psychotherapie ist ein geplanter interaktioneller Prozess nach ausführlicher Diagnostik unter definierter Zielsetzung und gezielter Auswahl von Methoden und Techniken oder eines Verfahrens. Die Therapieplanung und ‐durchführung ist eingebettet in einen ärztlichen Erfahrungskontext von leichten, aber auch schweren Erkrankungen und das Wissen um bio‐psychosoziale und psychosomatische Zusammenhänge.[1]

Fachärzte

Im Rahmen ihrer mindestens 5-jährigen Facharztweiterbildung erwerben approbierte Ärzte ihre psychotherapeutische Qualifikation bei folgenden psychotherapeutisch tätigen Facharztgruppen:

Andere Facharztgruppen können erst nach Abschluss einer psychotherapeutischen Zusatzweiterbildung die Zusatzbezeichnung "fachgebundene Psychotherapie" erwerben. Dabei ist eine nachzuweisende Weiterbildungsleistung von 500 bis 600 Stunden zu erbringen.[2] Die Zusatzweiterbildung "Psychoanalyse" steht allen Fachärzten nach Abschluss der hierfür erforderlichen Weiterbildung offen.[3]

Die Zusatzbezeichnungen „Psychotherapie“, „Psychoanalyse“ und "fachgebundene Psychotherapie" dürfen neben der jeweiligen Facharztbezeichnung geführt werden. Ärzte dürfen Titel fortführen, die nach älterem Recht erworben wurden.

Unterschiede zu Psychologen und Psychotherapeuten

Unter Laien werden die Berufsbezeichnungen Psychiater, Psychologe und Psychotherapeut häufig fälschlich synonym verwendet. In der Tat unterscheiden sich Psychotherapeuten und Psychologen erheblich von den oben genannten Fachärzten:

  • Psychologen beschäftigen sich wissenschaftlich mit der Psychologie. Sie dürfen sich Diplom-Psychologe nennen, wenn sie ein Studium der Psychologie mit einem Diplom und Psychologe M.sc., wenn sie ein Studium mit einem Master abgeschlossen haben. Anschließend können sie eine Weiterbildung zum psychologischen Psychotherapeuten absolvieren, aber auch auf zahlreichen anderen Berufsfeldern tätig werden, z. B. in der Wirtschaft, im Personalbereich, in der Forschung, als Verkehrspsychologe, in Beratungsstellen etc.[4]

Verteilung der Berufsgruppen

2013 arbeiten als Psychotherapeuten in Deutschland:

Verteilung der Berufsgruppen[6] (Stand 2011)
FachbezeichnungAnzahl
Psychologische Psychotherapeuten13.368
Psychologische Kinder‐ und Jugendlichenpsychotherapeuten3.110
Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie2.557
Fachärzte für Nervenheilkunde2.461
Ärztliche Psychotherapeuten2.371
Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie1.964
Fachärzte für Neurologie1.365
Fachärzte für Kinder‐ und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie856

Versorgungsforschung

Gegenstand einer Untersuchung des Jahres 2011 zur Versorgungsforschung und der spezifischen Rolle der Ärztlichen Psychotherapie ist die Darstellung der Ist‐Situation ärztlich‐psychotherapeutischer Versorgung in Hinblick auf die beteiligten ärztlichen Disziplinen sowie das Herausarbeiten eines spezifischen Profils der Psychotherapie durch Ärzte.[1] Sie kam zu dem Ergebnis, dass folgende Schlussfolgerungen in Hinblick auf notwendige Maßnahmen zu ziehen seien:

  • Die künftige Profilierung der Psychotherapie durch Ärzte bzw. die Ärztliche Psychotherapie muss schärfer herausgearbeitet werden.
  • Es werden genauere Untersuchungen zu quantitativen und vor allem qualitativen Merkmalen der psychotherapeutischen Tätigkeit benötigt, die vor allem ein genaueres Bild der fachärztlichen Gesprächsleistungen entwerfen können.
  • Die einzelnen an der psychotherapeutischen Versorgung beteiligten Berufsgruppen sind gefordert, ihr Selbstverständnis als ärztliche Psychotherapeuten und ihren Beitrag zur psychotherapeutischen Versorgung präziser herauszuarbeiten.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Spezifische Rolle der Ärztlichen Psychotherapie (PDF; 357 kB)
  2. Ärztekammer Baden-Württemberg, Fachgebundene Zusatzweiterbildung (PDF; 10 kB)
  3. Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.baek.de Musterweiterbildungsordnung (PDF 741 KB)
  4. Berufs-Chancen-Check Psychologe, Psychologin. Bildung und Wissen, Nürnberg 1999, ISBN 3-8214-8244-3.
  5. Psychotherapeutengesetz der Bundesrepublik Deutschland online Abgerufen am 31. März 2014
  6. Studie zur Versorgungsforschung (PDF; 357 kB)