Ägyptisches Museum Bonn

Das Ägyptische Museum der Universität Bonn präsentiert eine der bedeutendsten Sammlung von Originalobjekten des pharaonischen Ägypten in Nordrhein-Westfalen.

Das Museum heute

Das Museum ist Teil der Universität Bonn und befindet sich im östlichen Flügel des Kurfürstlichen Schlosses, der Eingang liegt neben dem Koblenzer Tor. Zentraler Teil des Museums ist die Dauerausstellung, die sich der ägyptischen Kulturgeschichte widmet. Sie stellt Gegenstände sowohl des Kult- als auch des Alltagslebens einer der ältesten menschlichen Hochkulturen aus. Regelmäßige Sonderveranstaltungen ergänzen die Dauerausstellung. Als größtes Objekt der Gesamtausstellung zeigt ein 6 × 3 m großer Wandabguss aus dem Tempel von Karnak eine Schlachtenszene; auch ein Modell des Totentempels Ramses' III. in Medinet Habu ist Blickfänger. Im Eingangsbereich des Gebäudes im Erdgeschoss befindet sich eine Vitrine mit einem Modell der Pyramide des Djoser.

Panorama

Im Abschnitt „Panorama“ werden in Themenvitrinen Aspekte der pharaonischen Kultur vorgestellt: Keramik, Werkzeuge, Leben und Luxus, Schrift, Pharao, Götter, Mythen, Tod und Trauer, Kunst. Die gezeigten Objekte reichen von der vordynastischen Zeit bis in die griechisch-römische Zeit. Aus pharaonischer Zeit sind mehrere Wandreliefs aus einem ägyptischen Grab, aber auch Originale persönlicher Bestattungsbeigaben und -ausstattungen wie Mumienmasken, Uschebtis und Holzfiguren gezeigt. Auch Götterfiguren, Stelen und Tiermumien sind Bestandteile dieses Ausstellungsabschnitts.

Studiensammlung

In der Studiensammlung können die Besucher selbst auf Entdeckungsreise gehen und verschiedene Objektklassen (Keramik, Steingefäße, Skulpturen, Uschebtis, Amulette usw.) in historischer und thematischer Gruppierung bestaunen. Von besonderer Bedeutung sind die hier gezeigten Grabungsfunde von der Qubbet el-Hawa bei Assuan. Darunter befinden sich in Europa einzigartige Objekte wie die mit althieratischer Schrift beschriebenen Tontöpfen, zwei der nur an der Qubbet el-Hawa gebräuchlichen bemalten Schalen und Relikte aus einer antiken Bronzegusswerkstatt.

Museum der Sammlungen

Im Museum der Sammlungen werden exemplarische Beispiele für die unterschiedlichen Motivationen des privaten Sammelns von Aegyptiaca gegeben. Hier sind Konvolute ausgestellt, die als Stiftungen oder Leihgaben dem Museum zur Verfügung gestellt wurden. Neben kleineren Objekten wie Uschebtis und Amuletten finden sich immer wieder herausragende Einzelstücke, die von dem ästhetischen Vergnügen künden, das die Beschäftigung mit Altägypten bereitet. Aber auch ganz einfache Fundstücke und Erinnerungen lassen für den Sammler eine imaginäre Landschaft entstehen, die er in seine Lebenswelt integriert. Selbst Nachahmungen und Fälschungen haben so ihren Sinn und ihren Wert. Damit wird ein wichtiges Element der europäischen Auseinandersetzung mit dem Orient thematisiert: dass die Beschäftigung mit diesen Dingen einer fernen und vergangenen Kultur auch heute große Bedeutung nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für Sammler, Besucher, Reisende und Einheimische hat.

Geschichte

Erste Objekte für eine Sammlung ägyptischer Altertümer wurde 1820/1821 von dem Orientalisten und Bonner Theologie-Professor Johann Martin Augustin Scholz erworben, der den preußischen Offizier Heinrich Menu von Minutoli bei dessen Ägyptenexpedition begleitete. Die Stücke gingen zuerst in den Besitz des Universitätsmuseums rheinischer Altertümer über und wurden schließlich an die Antikensammlung der klassischen Archäologie, heute Akademisches Kunstmuseum übergeben.

Nach seiner Gründung 1897 übernahm das Ägyptologische Seminar der Universität die Verantwortung für die Erweiterung dieser Sammlung: der erste Professor, Alfred Wiedemann sorgte mit seinen Beziehungen in der Fachwelt für zahlreiche Schenkungen durch Ausgräber und Institute (die Funde des Naqada-Grabes stammen von Flinders Petrie). Die faktische Unterstellung der Sammlungsstücke unter die Ägyptologie erfolgte jedoch erst später, vermutlich 1928, als die Ägyptologen unter Hans Bonnet eigene Räumlichkeiten erhielten. Große Teile wurden im Zweiten Weltkrieg vernichtet, so z. B. Relieffragmente aus dem Pyramidentempel Sahures und aus dem Sonnenheiligtum von Niuserre, der Sarg der Nechet sowie zahlreiche Stelen und ein großer spätzeitlicher Holzsarg. Grabungen auf der Qubbet el-Hawa bei Assuan durch Elmar Edel, dem Leiter des Seminars von 1955 bis 1982, füllten den Bestand wieder auf; Schenkungen und Leihgaben ergänzten die Sammlung. Ab 1991 bemühte sich die Lehrstuhlinhaberin Ursula Rößler-Köhler um eigene Räumlichkeiten. Ab 1997 wurde der ehemalige Fechtsaal, vormals in der Universitätsgeschichte der Saal des St. Michaelsordens, als Räumlichkeit mit 290 m² zur Verfügung gestellt. Nach Renovierung und Umbauten wurde am 16. März 2001 das Ägyptische Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

2013 übergab das Ehepaar Ursula und Karl-Heinz Preuß seine Ägyptiaca-Sammlung dem Museum. Darunter waren auch fast dreihundert steinerne Pfeilspitzen, für die Lehr- und Studiensammlung des Museums.[1]

Die Öffnung der Sammlung für die Öffentlichkeit wurde durch den Förderverein des Museums ermöglicht, der am 10. November 2007 sein zehnjähriges Bestehen feierte.

Literatur

  • Silke Grallert, Isabell Stünkel (Hrsg.): Bonner Sammlung von Aegyptiaca. Bonn 2004.
  • Gabriele Pieke (Hrsg.): Tod und Macht, Jenseitsvorstellungen in Altägypten. Bonn 2006.
  • Christina Regner; Skarabäen und Skaraboide (= Bonner Sammlung von Aegyptiaca. Band 1). Wiesbaden 1995.
  • Christina Regner: Schminkpaletten (= Bonner Sammlung von Aegyptiaca. Band 2). Wiesbaden 1996.
  • Christina Regner: Keramik (= Bonner Sammlung von Aegyptiaca. Band 3). Wiesbaden 1998.
  • Michael Höveler-Müller: Funde aus dem Grab 88 der Qubbet el-Hawa bei Assuan: (Die Bonner Bestände) (= Bonner Sammlung von Aegyptiaca. Band 5). Wiesbaden 2006.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pharaonenkatze in FAZ vom 23. Oktober 2013, Seite 29

Koordinaten: 50° 44′ 4,4″ N, 7° 6′ 20,4″ O