Ágnes Keleti

Ágnes Keleti
Medaillenspiegel
Autogramm Ágnes Keleti Ágnes Keleti (2021)
Autogramm Ágnes Keleti
Autogramm Ágnes Keleti
Ágnes Keleti (2021)

Kunstturnerin

Ungarn 1949 Ungarn
Olympische Spiele
Gold1952 HelsinkiBodenturnen
Silber1952 HelsinkiMannschaftswertung
Bronze1952 HelsinkiStufenbarren
Bronze1952 HelsinkiGruppengymnastik
Gold1956 MelbourneBodenturnen
Gold1956 MelbourneStufenbarren
Gold1956 MelbourneSchwebebalken
Gold1956 MelbourneGruppengymnastik
Silber1956 MelbourneMehrkampf
Silber1956 MelbourneMannschaftswertung
Weltmeisterschaften
Gold1954 RomStufenbarren
Silber1954 RomMannschaftswertung
Bronze1954 RomSchwebebalken

Ágnes Edit Keleti-Sárkány (geboren am 9. Januar 1921 in Budapest; gestorben am 2. Januar 2025 ebenda[1]) war eine ungarisch-israelische Kunstturnerin, Lehrerin und Trainerin. Mit fünf Goldmedaillen, die sie für ihr Geburtsland bei den Sommerspielen 1952 und 1956 gewann, gehört sie zu den erfolgreichsten Athletinnen der olympischen Geschichte.

Leben

Die Tochter jüdischer Eltern begann im Alter von vier Jahren mit dem Kunstturnen. Mit sechzehn Jahren gewann sie den ersten ihrer insgesamt zehn ungarischen Meistertitel. 1940 hätte sie an den Olympischen Spielen in Helsinki teilnehmen sollen, die aber kriegsbedingt ausfielen, stattdessen wurde sie als Jüdin aus ihrem Turnverein ausgeschlossen. Den Zweiten Weltkrieg überlebte sie als Dienstmagd getarnt in einem ungarischen Dorf. Als die Rote Armee heranrückte, ging sie zurück nach Budapest und arbeitete dort in einer Munitionsfabrik. Ihr Vater wurde in Auschwitz ermordet, ihre Mutter und ihre Schwester überlebten in einem schwedischen Haus mit Papieren der Organisation von Raoul Wallenberg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Keleti wieder mit dem Turnen, verpasste aber die Olympischen Spiele 1948 wegen einer Verletzung. Vier Jahre später nahm sie mit 31 Jahren an den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki teil. Im Mannschaftsmehrkampf belegten die Ungarinnen den zweiten Platz hinter der Mannschaft aus der Sowjetunion. Ágnes Keleti belegte im Einzelmehrkampf den sechsten Platz und war damit hinter der Drittplatzierten Margit Korondi zweitbeste Turnerin ihrer Mannschaft. An den Einzelgeräten belegte sie Platz vier am Schwebebalken, Platz drei am Stufenbarren und gewann Gold im Bodenturnen. Im Pferdsprung wurde sie 41. und verpasste dadurch eine bessere Platzierung in der Mehrkampfwertung. In der Gruppengymnastik gewann Keleti mit der ungarischen Mannschaft hinter den Schwedinnen und der sowjetischen Mannschaft Bronze.

Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne gewann die ungarische Mannschaft unter ihrer Beteiligung mit 1,3 Punkten Rückstand Silber im Mannschaftsmehrkampf. In den Gerätefinals gewann Keleti jeweils Gold am Stufenbarren und am Schwebebalken. Am Boden teilte sie sich den Sieg mit der punktgleichen sowjetischen Athletin Larissa Latynina. Im Pferdsprung, ihrer schwächsten Disziplin, kam sie als 23. in die Wertung mit 0,7 Punkten Rückstand auf Latynina, die damit auch die Mehrkampfwertung gewann. Latynina hatte dabei 0,3 Punkten Vorsprung auf Keleti. Zum Abschluss der Wettbewerbe gewann die ungarische Mannschaft noch die Gruppengymnastik vor den Schwedinnen. Mit dem Ende der Olympischen Spiele beendete sie ihre Turnkarriere.[2]

Nach den Olympischen Spielen kehrte Keleti aufgrund des ungarischen Volksaufstandes und dessen Niederschlagung nicht in ihr Geburtsland zurück, sondern beantragte politisches Asyl in Australien. Nachdem auch ihrer Mutter und ihrer Schwester die Ausreise aus Ungarn gelungen war, zogen alle 1957 weiter nach Israel. Ágnes Keleti lehrte dort 29 Jahre am Wingate Institut, der israelischen Sporthochschule in Netanja und wurde Trainerin der israelischen Turnmannschaft. Nach ihrer Heirat mit dem aus Ungarn geflohenen Journalisten Robert Biro wurde sie Mutter von Daniel und Rafael.

2016 kehrte sie nach Budapest zurück, um bei ihrem Sohn Raphael (bzw. Rafael) sein zu können.[3]

Agnes Keleti starb eine Woche vor ihrem 104. Geburtstag in einem Budapester Krankenhaus nach einer Lungenentzündung.[1]

Sie wurde am 9. Januar 2025, zum Gedenken zu ihrem 104. Geburtstag, in Budapest beerdigt.

Auszeichnungen

Literatur

  • Erich Kamper, Bill Mallon: Who’s Who der Olympischen Spiele 1896–1992. Who’s Who at the Olympics. Agon Sportverlag, Kassel 1992, ISBN 3-928562-47-9.
  • Volker Kluge: Olympische Sommerspiele. Die Chronik II. London 1948 – Tokio 1964. Sportverlag, Berlin 1998, ISBN 3-328-00740-7.
  • Bernhard Torsch: Die jüdische Turnlegende, in Dschungel. Beilage zu jungle world, 31, 2. August 2018, S. 16f. (mit Bild von 1960, auch online lesbar).
Commons: Ágnes Keleti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Elhunyt Keleti Ágnes ötszörös olimpiai bajnok tornász, a Nemzet Sportolója. In: hirado.hu. 2. Januar 2025, abgerufen am 2. Januar 2025 (ungarisch).
  2. a b Valerie Wolf: Ungarisch-israelische Turnerin feiert 100. Geburtstag. In: israelnetz.com. Israelnetz, Christliche Medieninitiative pro e. V., 8. Januar 2021, abgerufen am 9. Januar 2025.
  3. Ágnes Keleti. In: Sächsische Zeitung. 9. Januar 2021, ZDB-ID 2448502-0.
  4. Holocaust survivor, 10-time Olympic medalist Agnes Keleti awarded Israel Prize. i24news, 15. Februar 2017, abgerufen am 8. Juli 2017 (englisch).

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Flag of Hungary from 20 August 1949 to 12 November 1956.
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Flag of Hungary from 20 August 1949 to 12 November 1956.
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Flag of Romania (1965–1989).svg

Flag of Romania, (21 August 1965 - 22 December 1989/officialy 27 December 1989).

Construction sheet of the Flag of Romania as depicted in Decree nr. 972 from 5 November 1968.

  • l = 2/3 × L
  • C = 1/3 × L
  • S = 2/5 × l
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Keleti Ágnes 100 évesen
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Autogramm Ágnes Keleti ungarisch-israelische Kunstturnerin (hier Keleti Ágnes gezeichnet)