Wie gut ist die Qualität von Trinkwasser in Deutschland?

Trinkwasser ist im Haushalt für Essen, Trinken, Körperhygiene oder Wäschewaschen unverzichtbar. Allerdings bestehen weiterhin Vorurteile gegen das Wasser aus der Leitung in Deutschland und zum Trinken wird vielfach Mineralwasser aus dem Supermarkt bevorzugt. Wie es um die Qualität des deutschen Trinkwassers steht und welche Schadstoffe eine Gefahr darstellen können, erklärt dieser Artikel.

Vielfältige Nutzung von Trinkwasser

Verwendung von Leitungswasser für Toilette, Waschmaschine oder Geschirrspüler Der Begriff Trinkwasser als Bezeichnung für Leitungswasser ist leicht irreführend, denn vom täglichen Wasserverbrauch von 128 Litern pro Person in Deutschland wird nur ein Bruchteil zum Trinken genutzt. Der größte Anteil mit fast 50 Prozent entfällt auf die Toilettenspülung, die Waschmaschine oder den Geschirrspüler. Gerade bei Familien wird ein Großteil des täglichen Wasserbedarfs durch die Haushaltsgeräte verbraucht. Durch den Kontakt mit Tellern oder Kleidung ist die Unbedenklichkeit des Leitungswassers auch für diese Bereiche entscheidend.

Ein Drittel des Trinkwassers wird für die Körperhygiene genutzt

Der zweitgrößte Anteil von Trinkwasser im Haushalt wird für die Körperhygiene genutzt. Mehr als 30 Liter verbraucht jeder Deutsche täglich im Bad für Dusche, Bad oder Händewaschen. Durch den Kontakt mit der Haut ist die Qualität des Trinkwassers in diesem Fall ebenfalls sehr wichtig. Eine mögliche Gefahr in Dusche oder Badewanne stellen zum Beispiel Legionellen dar, die in Ausnahmefällen zu schweren Krankheiten führen können.

Anteil von Leitungswasser für Essen und Trinken nur bei 4 Prozent

Der kleinste Anteil des Trinkwassers im Haushalt wird zum Trinken, Kochen oder Backen verwendet. Lediglich ein geschätzter Anteil von 4 Prozent wird dafür täglich vom Menschen genutzt. Für Erwachsene empfiehlt das Bundeszentrum für Ernährung, jeden Tag mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich zu nehmen und bei heißen Temperaturen sind 2 bis 3 Liter nötig, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

In Mode gekommen ist das Leitungswasser zum Trinken wieder durch Sprudler wie Sodastream, Brita oder Aarke, die das Kistenschleppen überflüssig machen. Angesichts der jüngsten Preiserhöhungen in den Supermärkten für Mineralwasser lässt sich zudem viel Geld mit dem Wasser aus der Leitung sparen. Mithilfe verschiedener Sirups-Sorten können sogar Cola oder Säfte ersetzt werden. Trinkwasser wird außerdem zum Kochen und Backen in der Küche für Nudeln, Reis oder Teig genutzt.

Kann man das Trinkwasser selbst testen?

Neben den Angaben des örtlichen Wasserwerks gibt es auch die Möglichkeit, das Trinkwasser selbst zu testen. Dazu ist eine Wasseranalyse im Labor zu empfehlen, bei der zu Hause eine Probe aus der Leitung genommen und anschließend auf Schwermetalle, Schadstoffe, Legionellen oder Bakterien untersucht wird. So wird sichergestellt, dass das Trinkwasser zum Essen, Trinken oder Duschen unbedenklich ist. Durch den Test im Labor ergibt sich eine genaue Analyse und eine Auflistung aller Inhaltsstoffe im Wasser.

Wichtig ist der Test des Leitungswassers zu Hause, weil sich durch alte Rohre Blei im Wasser festsetzen kann. Dies lässt sich im Wasserwerk nicht feststellen, da sich das Schwermetall erst durch die Leitungen im Haus anreichert. Bei einem älteren Haus lohnt sich deshalb ein Test des Trinkwassers, selbst wenn durch den örtlichen Wasserversorger eine Unbedenklichkeit der Ressource bestätigt wurde. Eine Anreicherung von Kupfer oder Nickel in größeren Mengen sollte ebenfalls überprüft werden. Noch wichtiger ist die Qualität des Trinkwassers in der Schwangerschaft oder für Neugeborene, die bereits von geringen Konzentrationen mit Schadstoffen oder Schwermetallen stärker betroffen sind.

Welche Gefahren gibt es für das Trinkwasser in Deutschland?

Die aktuell größte Gefahr für Trinkwasser in Deutschland betrifft nicht die Qualität, sondern die Quantität der Ressource. Durch die steigenden Temperaturen des Klimawandels verringern sich die Trinkwasserreserven und auch Deutschland ist von einem Sinken des Grundwasserpegels betroffen. Ein Problem ist dies besonders für Bundesländer, die einen Großteil der Wasserversorgung aus dem Grundwasser speisen. Dazu gehören zum Beispiel Bremen oder Hamburg, die den gesamten Wasserbedarf aus dem Grundwasserspiegel decken.

Eine Gefahr für das Trinkwasser besteht auch durch die Verwendungen von Pestiziden in der Landwirtschaft. Trotz der Vorgaben für Landwirte ergeben sich an einzelnen Orten zu hohe Konzentrationen von Nitrat oder Pflanzenschutzmitteln und Überschreitungen der Grenzwerte. Hinzu kommt, dass sich manche Stoffe für Jahrzehnte im Grundwasser anreichern. So wurde das Pflanzenschutzmittel Atrazin bereits 1991 verboten und in Trinkwasserproben aus 2009 immer noch nachgewiesen. Die Gefahr von Dünger oder Pestiziden wird durch den Klimawandel weiter erhöht, denn geringere Wassermengen in Flüssen oder Bächen führen zu einer höheren Konzentration der Stoffe.

Regelmäßige Kontrollen mit strengen Vorgaben

Für die Messung der Qualität des Trinkwassers werden von der Bundesregierung klare Parameter vorgegeben, an denen eine Verbesserung oder Verschlechterung feststellbar ist. Dazu wird unter anderem der Salzgehalt, der pH-Wert oder die Anreicherung von Blei geprüft. Ebenfalls wird die Konzentration von Pestiziden, Legionellen oder Darmbakterien untersucht. Kalk hingegen spielt bei den Kontrollen kaum eine Rolle, denn schädlich ist kalkhaltiges Trinkwasser nicht. Zwar ergibt sich ein unangenehmer Geschmack, doch eine Gefahr für die Gesundheit besteht nicht.

Zuständig für die Tests sind vor allem die örtlichen Wasserversorger, bei denen regelmäßige Proben genommen werden. Kommt es zu einer Überschreitung der Grenzwerte, wird die Bevölkerung bei einer Gesundheitsgefährdung umgehend benachrichtigt. Stellt das Wasserwerk zum Beispiel eine zu hohe Konzentration von Darmbakterien fest, wird ein Abkochen des Wassers empfohlen, bis sich das Wasser wieder unbedenklich zeigt. Durch die regelmäßigen Kontrollen gibt es in Deutschland keine Bedenken bezüglich der Qualität des Trinkwassers.

Sehr gute Qualität des Trinkwassers in Deutschland

Zur Unbedenklichkeit des deutschen Trinkwassers stellte das Umweltbundesamt im jüngsten Bericht über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch fest, dass die Anforderungen an die Belastung mit Schadstoffen oder Bakterien zu mehr als 99 % eingehalten wurden. Durch strenge Standards für die Landwirtschaft und die Industrie ist die Qualität des Leitungswassers in Deutschland auf sehr hohem Niveau. Allerdings bezieht sich die Statistik nur auf einen Test des Trinkwassers direkt im Wasserwerk und mögliche Verunreinigungen im Haushalt werden ohne Meldung nicht berücksichtigt.