Wie Android den Markt übernahm


IgorVetushko

Schauen wir uns den Markt für Smartphones an, verteilt er sich nahezu vollständig auf zwei Betriebssysteme: Android mit etwas über 72% Marktanteil und Apples iOS, das nahezu die verbleibenden 28% ausmacht. Eine sehr eindeutige Entwicklung, wenn man bedenkt, was für ein weltweiter Massenmarkt hier vorliegt. Und würde es nicht Apple mit seiner Produktphilosophie geben, die schon seit jeher Integration durch rein proprietäre Hardware und Software anstrebt, wäre es durchaus denkbar, dass Android heutzutage gar das Maß aller Dinge wäre. Denn Fakt ist: Auf fast jedem Smartphone, das kein iPhone ist, läuft Android – nahezu unabhängig vom Hersteller. Wie konnte sich solche Marktdominanz einstellen? Und gibt es überhaupt andere Betriebssysteme für Smartphones als Android oder iOS?

Rascher Aufstieg von Android

Gemessen an der Marktdominanz und Allgegenwärtigkeit von Android scheint es bisweilen, als hätten wir das mobile Betriebssystem von Google schon immer auf unseren Android-Handys am Start. Es ist jedoch gerade einmal etwas mehr als ein Jahrzehnt her, seit das erste offizielle Android-Handy in die Regale kam. Als Schlüssel-Moment gilt Googles Entscheidung, Android zu einem Open-Source-Betriebssystem zu machen. Dadurch wurde es bei Telefonherstellern rund um den Globus sehr beliebt, auch weil funktionale Konformität für die spätere Einbettung wichtig war. Nur wenige Jahre nach der Einführung von Android 1.0 waren Smartphones mit dem neuen Betriebssystem plötzlich überall.

Wie konnte Android zum Marktführer werden?

Android wurde übrigens nicht, so wie teilweise behauptet wird, von Google gegründet. Android entstand 2003 als eigenständiges Unternehmen und war ursprünglich ein Betriebssystem für Digitalkameras. Doch da dieser Markt durch immer bessere Handys in die Bredouille kam, sattelte man alsbald auf besagte Mobiltelefone um. 2005 trat dann Google auf den Plan und kaufte Android auf. Dies sollte sich als zentrale Weichenstellung für den Erfolg der Android-Handys erweisen. Dieser fußt im Wesentlichen auf drei Faktoren:

Open Source: Google kaufte und positionierte Android mit der Absicht, es auf eine maximale Anzahl von Geräten zu bringen. Es größtenteils zu einer Open Source Software (wie Linux) zu machen, mag aus rein geschäftlicher Sicht kontraintuitiv erscheinen. Dieser Schritt ermöglichte es jedoch verschiedenen Smartphone-Unternehmen, das Innenleben von Android zu verstehen und nach Herzenswünschen daran zu arbeiten. Da es sich um eine Open Source Software handelt, war und ist es einfach, Fehler zu finden und zu beheben, wann immer sie auftreten. Google ging dann weiter und integrierte seine Service-Peripherie für Android-Nutzer – aber Android selbst blieb immer Open Source und hochgradig anpassbar (auch von kundigen Nutzern selbst!). Google monetarisiert Android also primär indirekt – durch besagte Service-Peripherie.

Erschwinglicher Preis: Die nicht-proprietäre Natur von Android ermöglicht es, gut mit günstigen Smartphones zu funktionieren. Gerätespezifische Anforderungen dieses Betriebssystems sind in der Regel sehr niedrig und erfordern keine hohen Geldinvestitionen. In Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen sind Android-basierte Smartphones dadurch noch weiter verbreitet, als bei uns. Potenzielle Konkurrenten von Android sind meist viel teurer und können die günstig bereitgestellte Funktionalität nicht schlagen.

Kompatibilität: Da Android eine solche Akzeptanz und Entwicklung genossen hat, ist es so flexibel, dass es mit verschiedenen Arten von Smartphones und anderen Geräten arbeiten kann. Es beschränkt die Unternehmen und Nutzer nicht auf einen bestimmten Smartphone-Typ. Stattdessen kann es problemlos mit Geräten verschiedener Marken synchronisiert werden. Man kann es mit einem Smartphone, einer Smartwatch, einem Heimlautsprecher usw. synchronisieren, die potentiell alle von verschiedenen Marken sind. iOS und andere Betriebssystemen sind einfach nicht derart flexibel.

Welche anderen Smartphone Betriebssysteme gibt es?

Sie sind zwar der Allgemeinheit weitgehend unbekannt, jedoch gibt es durchaus auch alternative Smartphone Betriebssysteme. Einige davon wollen wir knapp vorstellen:

  • PureOS basiert auf Linux (Debian). Sicherheit und Privatsphäre werden betont. Pure OS ist kostenlos und standardmäßig auf dem Librem 5 installiert.
  • PostmarketOS ist eine Alpine-basierte Linux-Distribution für mobile Geräte. Das Projekt zielt darauf ab, eine Reihe von mobilen Geräten langfristig zu unterstützen, darunter das Librem 5 und das PinePhone. Es werden aber auch diverse Android-Geräte unterstützt.
  • Murena bzw. das /e/OS-Betriebssystem bietet Open-Source-Images für gängige Smartphones, Cloud-basierte Open-Source-Speicher-, Kalender- und Backup-Lösungen. Das Betriebssystem basiert auf LineageOS, was wiederum auf Android basiert. Das Murena-Team entfernt proprietäre Anwendungen, Tracker und Google-spezifische Elemente von Android und ersetzt diese durch Open-Source-Alternativen.