Was macht ein Schmerzkatheter?

Bei chronischen Schmerzen im Rücken, zum Beispiel nach einem hartnäckigen Bandscheibenvorfall, die trotz einschlägiger Behandlung nicht verschwinden, kann die sogenannte Racz Kathetertechnik helfen, um die Schmerzen loszuwerden.


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Was ist ein Schmerzkatheter?

Ein innovativer Racz Katheter wird zur Behandlung gegen starke, therapieresistente Rückenschmerzen eingesetzt. Dabei werden Medikamente injiziert, die das betroffene Gewebe schrumpfen lassen, welches gereizte Nerven bedrängt. Die Racz Kathetertechnik wurde nochmal weiterentwickelt und schonender gemacht. Somit ist nur ein einmaliger Eingriff erforderlich, ohne Implantat im Körper.

Ein Schmerzkatheter ist ein dünner Schlauch, über den Medikamente injiziert werden. Dadurch können auch hartnäckige Beschwerden gelindert werden. Es gibt unterschiedliche Arten von Schmerzkathetern, die sich hinsichtlich ihrer Position unterscheiden.

Rückenmarksnahe Racz Katheter

Ein rückenmarksnaher Schmerzkatheter wird im Rückenmark angebracht. Dabei werden die Medikamente in die Rückenmarkshäute injiziert oder bei einem spinalen Katheter direkt in die Rückenmarksflüssigkeit. Rückenmarksnahe Racz Katheter werden meist am Hals, an der Leiste oder an der Brustwirbelsäule platziert.

Rückenmarksferne Katheter

Solche Schmerzkatheter werden oft nach Unfällen gesetzt. In der Regel am Knie, an den Armen oder an den Schultern, um starke Schmerzen örtlich einzudämmen. Patienten erhalten dabei Medikamente über eine tragbare Schmerzpumpe in einer genau abgestimmten Dosis. Die Schmerzmittelgabe lässt sich per Knopfdruck steuern.

Einsatz einer Schmerzpumpe

Wenn nach einer Operation immer noch starke Schmerzen auftreten, ist der Einsatz einer Schmerzpumpe möglich, die es mit und ohne Schmerzkatheter gibt. Nach der OP erhält der Patient eine Infusionspumpe, an welche die Schmerzpumpe angeschlossen werden kann.

Eine dauerhafte Gabe von Schmerzmitteln kann bei chronischen Schmerzen, beispielsweise an der Wirbelsäule, erforderlich sein. Hierbei kann die Schmerzpumpe auch unter der Haut platziert werden. Die Schmerzpumpe erhält zuhause einen dauerhaften Zugang zum Gefäßsystem, durch einen sogenannten Port.

Racz Katheter als Alternative zur Schmerzpumpe

Die von Prof. Racz entwickelte Wirbelsäulenkatheter-Technik hat den Vorteil, dass sie eine minimal-invasive Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen bietet. Die Wirksamkeit dieser Technik wurde seit ihrer Entwicklung durch Prof. Racz vor über 40 Jahren in vielen Studien bestätigt.

Bei der Racz-Kathetermethode handelt es sich um rückenmarksnahe Katheter, die meist im Lendenwirbelbereich des Patienten angebracht werden. Die Patienten müssen dabei keine dauerhafte Schmerzpumpe tragen. Stattdessen erhalten sie kurzfristig Medikamente über den Racz-Katheter. Die Medikamente sorgen dafür, dass sich das Gewebe auflösen kann, welches auf die Nerven drückt und dadurch Schmerzen verursacht.

Die betroffene Nervenwurzel, lässt sich mithilfe eines elastischen Racz-Katheters punktgenau erreichen und die Medikamente genau an der benötigten Stelle platzieren.

Eine aktuelle nationale Langzeitstudie aus dem Pain Physician Journal (Gerdesmeyer et al. 2021) konnte zeigen, dass der minimal-invasive Eingriff eines Racz-Katheters bei chronischen Schmerzen an der Nervenwurzel, zum Beispiel Ischias-Schmerzen, die größten Erfolgsaussichten aller Behandlungsmethoden hat.

Indikationen der Therapie nach Racz

Durch die spezielle Racz-Kathetertechnik kann bei einem Großteil der Patienten mit Bandscheibenvorfall und Bandscheibenvorwölbung eine offene Operation vermieden werden. So dürfen Patienten mit chronischen Rückenschmerzen und postoperativen Vernarbungen nach einer Bandscheibenoperation auf eine Linderung der Beschwerden oder sogar völlige Schmerzfreiheit hoffen. Die Erfolgsquote wird in der internationalen Literatur mit über 85 Prozent angegeben.

Gerdesmeyer et al. 2021 bestätigt durch eine nationale Langzeitstudie, dass der Racz-Katheter die erfolgsversprechendste Therapie-Methode bei Bandscheibenvorfällen oder chronischen Schmerzen mit Beteiligung der Neven ist.

Folgende Indikationen stehen im Zusammenhang mit der Kathetertechnik:

  • Bandscheibenvorfall und -vorwölbung
  • Schmerzen nach einer Operation an den Bandscheiben oder nach einer Versteifungsoperation
  • Chronische Rückenschmerzen durch Nervenwurzelreizung
  • Wurzelirritation aufgrund mechanischer Irritationen
  • Narbenbeschwerden nach einer Operation
  • "Vergrößertes gelbes Band" oder hypertrophe Wirbelgelenke

Legen eines Schmerzkatheters

Zunächst wird eine ausführliche Diagnostik ausgeführt. Diese besteht in der Regel aus einem Arzt-Patienten-Gespräch, einer klinischen Untersuchung und Unterstützung durch Technologien wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT).

Auf Basis der Diagnostik kann ein individueller Behandlungsplan erstellt werden. Die geplante Behandlung wird Schritt für Schritt genau erklärt.

Bei der Wirbelsäulen-Kathetertechnik nach Racz wird ein Schmerzkatheter über eine Spezialkanüle in den Epiduralraum der Wirbelsäule eingeführt, was über eine natürliche Öffnung im Steißbeinbereich erfolgt. Bei diesem Verfahren wird eine spezielle Sonde zielgenau in Rückenmarksnähe der Wirbelsäule platziert. Die minimal-invasive Behandlung erfolgt meist unter stationären Bedingungen, da der Racz-Schmerzkatheter nach der Platzierung liegen bleibt. So kann die Behandlung mit einer schonenden Dämmerschlafnarkose und einer lokalen Betäubung im Bereich der Hautdurchtrittsstelle durchgeführt werden.

Ein innovativer Racz Katheter kann zu einer Linderung oder Beseitigung der Schmerzen beitragen, da eine Anschwellung und Entwässerung des störenden Gewebes stattfindet und dadurch betroffene Nervenwurzeln entlastet werden.

Eine erfolgreiche Behandlung ist zudem durch folgende Effekte gekennzeichnet:

Durch eine zielgenaue Gabe verschiedener Medikamente (schmerz- und entzündungshemmende Mittel) und einer konzentrierten Kochsalzlösung wird eine Schrumpfung des Gewebes, das den Nerv bedrängt, durch eine osmotische Wirkung erreicht.
Es bilden sich Entzündungen zurück, indem entzündungshemmende Substanzen injiziert werden.
Eine speziell eingespritzte Enzymlösung löst rückenmarksnahe Vernarbungen und Verklebungen.
Der gesamte Wirbelsäulen-Eingriff dauert etwa 40 bis 60 Minuten.

Die Schmerzkathetertechnik kann in bestimmten Fällen modifiziert werden, wenn es sich um Einengungen an der Halswirbelsäule oder Brustwirbelsäule handelt. Hier geht der erfahrene Arzt mit einer Einführungsnadel zwischen den Dornfortsätzen der Wirbelsäule in den Epiduralraum oder er nutzt einen schrägen Zugang (transforminal).

Vorteile der Schmerzkathetertechnik nach Racz

Aufgrund der vielen Vorteile hat sich die Kathetertechnik an der Wirbelsäule nach Racz nach ihrem großen Erfolg vor über 20 Jahren in den USA auch kontinuierlich in Europa durchgesetzt. Sofern eine stationäre Behandlung medizinisch erforderlich ist, übernehmen gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland die Behandlungskosten. Die Vorteile der Behandlung sind unter anderem:

  • Der minimal-invasive Eingriff kann unter Lokalanästhesie und Dämmerschlafnarkose vorgenommen werden. Somit muss keine Vollnarkose durchgeführt werden.
  • An dem Katheter ist am Ende eine Spezielle Edelstahlspiralfeder angebracht. Dadurch lässt sich ein schonendes und verletzungsfreies Platzieren vornehmen.
  • Im Vergleich zu einer herkömmlichen Operation schrumpft bei diesem Verfahren lediglich das hervorgetretene Bandscheibengewebe. Hierbei kommt es zu keiner Veränderung an der Bandscheibe.
  • Die gesamte Behandlung kann innerhalb von drei bis vier Tagen durchgeführt werden. Nach der Entlassung aus der Klinik können bereits wieder leichte körperliche Belastungen, zum Beispiel Arbeiten am Schreibtisch, ausgeführt werden.

Nach der Behandlung

In der Regel kann der Patient bereits eine Stunde nach dem Eingriff aufstehen und sich bewegen. Somit dauert der stationäre Aufenthalt meist nicht länger als drei bis vier Tage. Während dieser Zeit erhält der Patient weitere Infusionen mit Schmerzmitteln, Enzymen und einer konzentrierten Kochsalzlösung.

Danach wird eine mehrwöchige Schonung bei Vermeidung körperlicher Anstrengungen und längerer Sitz- und Stehphasen empfohlen. Etwa zwei Wochen nach dem Eingriff sollte eine Physiotherapie beginnen. Dabei wird der Fokus besonders auf einen gezielten Muskelaufbau sowie Haltungs- und Bewegungstraining gesetzt. Danach kann eine Trainingstherapie an Geräten zur Kräftigung der Muskulatur an Rumpf und Rücken beginnen.