Tourniquets können Leben retten – der richtige Umgang mit Abbinde-Systemen


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Bei einer lebensbedrohlichen Blutung ist es wichtig, diese effektiv zu stoppen. Ist das mit einem Druckverband nicht möglich, ist der richtige Weg das Anlegen eines sogenannten Tourniquets. Dieses unterbindet den arteriellen Blutfluss an der abgebundenen Stelle.

Die korrekte Anwendung eines Tourniquets kann die Überlebenschancen bei traumatischen Blutungen deutlich erhöhen. Fehlanwendungen können allerdings auch zu schweren Komplikationen führen. Daher ist die korrekte Vorgehensweise von hoher Bedeutung. Dieser Artikel zeigt, wie Tourniquets richtig angewendet werden und wie sie sich in der modernen Notfallmedizin entwickelt haben.

Von der Antike zum modernen Einsatzfeld

Seinen Ursprung hat das Abbinden von Gliedmaßen bereits in der Antike, wo primitive Bandagen zur Blutstillung eingesetzt wurden. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die einfache Abbinde-Schlinge dann zum modernen Tourniquet entwickelt, das speziell zum Abbinden nach Verletzungen oder bei chirurgischen Eingriffen konzipiert wurde und Effektivität sowie eine einfache Handhabung sicherstellen soll.

Während der Kriege im 17. und 18. Jahrhundert wurden Tourniquets ein Standardinstrument auf den Schlachtfeldern, und auch heute sind sie beim Militär insbesondere in akuten Gefechtssituationen nicht wegzudenken. Mittlerweile kommen die Abbinde-Systeme in der zivilen Notfallmedizin standardmäßig zum Einsatz und sind auch in der Laienrettung ein lebensrettendes Hilfsmittel.

Wann ist der Einsatz eines Tourniquets angebracht?

Das Anlegen eines Tourniquets ist dann indiziert, wenn eine starke Blutung durch direkten Druck auf die Wunde nicht effektiv gestoppt werden kann. Das ist insbesondere bei Amputationsverletzungen oberhalb des Hand- oder Fußgelenks, sehr tiefen Verletzungen wie beispielsweise Schusswunden oder Quetschtraumata der Fall. In solchen Notfällen kann das schnelle Anlegen eines Tourniquets den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.

Nicht bei allen Verletzungen ist das Abbinden erforderlich

Tourniquets können Leben retten, können aber auch Probleme verursachen. Daher sollte diese Maßnahme nur ergriffen werden, wenn es wirklich nötig ist. In den folgenden Situationen ist in der Regel KEIN Tourniquet erforderlich:

  • Oberflächliche Verletzungen: Selbst, wenn es sich um großflächige Verletzungen handelt, die schlimm aussehen, ist bei einer oberflächlichen Verletzung in der Regel ein klassischer Verband die bessere Wahl.
  • Anderweitig kontrollierbare Blutungen: Ist eine Blutung durch direkten Druck kontrollierbar, ist dies die Maßnahme der Wahl.
  • Verletzungen am Rumpf: Es ist schwierig bis unmöglich, am Rumpf so abzubinden, dass Organe und Kreislaufsystem nicht geschädigt werden. Hier ist es besonders wichtig, dass der Patient so schnell wie möglich professionelle Versorgung erhält.
  • Schwellungen ohne äußerlich sichtbare Blutung: Hier könnte ein Tourniquet die Situation unnötig verschlimmern und bringt in der Regel keinen nennenswerten Nutzen.
Merke: Amputationen von Fingern oder Zehen sind normalerweise keine Indikation für ein Tourniquet

In den letzten Jahren waren Notfallmediziner häufiger mit Extremitäten konfrontiert, die aufgrund eines amputierten Fingers oder Zehs abgebunden wurden. Bei solchen Verletzungen reicht ein Druckverband aus. Ein Tourniquet ist hier nicht angebracht.

Tourniquet richtig anlegen – so geht’s

Die korrekte Platzierung eines Tourniquets ist etwa 5 bis 10 Zentimeter oberhalb der Verletzungsstelle, jedoch niemals direkt an einem Gelenk. Wenn möglich, sollte die betroffene Extremität von Bekleidung befreit werden, um eine Sichtung der Wunde zu ermöglichen und Komplikationen zu vermeiden.

Das Abbinden muss so fest erfolgen, dass die Blutung stoppt und unterhalb der abgebundenen Stelle kein Puls mehr zu tasten ist. Der Zeitpunkt des Abbindens ist direkt am Tourniquet zu vermerken, da dies für das medizinische Fachpersonal für die Weiterbehandlung von Bedeutung ist.