Pro und Contra VPN: Lohnt es sich oder nicht?

Virtuelle private Netzwerke (VPNs) werden derzeit verstärkt diskutiert. Befürworter sehen darin einen leicht erreichbaren Zugewinn an Sicherheit, Privatsphäre und Komfort. Zweifler verweisen auf langsame Verbindungsgeschwindigkeiten und verbleibende Restrisiken. Lohnt sich ein VPN – oder eher nicht?

Pro VPN I: Mehr Privatsphäre durch Verschlüsselung

Ein VPN bietet mehr Privatsphäre und Datenschutz. Der Datenverkehr innerhalb der geschützten Netzwerkverbindung wird durch das VPN komplett verschlüsselt. Dritte können so die Spuren, die Benutzer im Internet hinterlassen, nicht nachvollziehen. Durch die Echtzeit Verschlüsselung wird so verhindert, dass Hacker und anderen Cyberkriminelle auf sensible Daten zugreifen und diese für ihre Zwecke nutzen können. Die Verschlüsselung ist auch für Arbeitnehmer wichtig, die von zu Hause aus arbeiten. Diese können über ein VPN sicher auf das Intranet ihres Arbeitgebers zugreifen.


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Contra VPN I: Verringerte Verbindungsgeschwindigkeit möglich

Es ist nicht auszuschließen, dass sich durch die Verschlüsselungstechnologien die Verbindungsgeschwindigkeit verringert. Ob und inwieweit dies der Fall ist, hängt auch vom verwendeten VPN ab.

Pro VPN II: Geoblocking umgehen und mehr Inhalte sehen

Ein sehr interessanter Aspekt von VPNs ist die Möglichkeit, Geoblocking zu umgehen. Beim Geoblocking legen bestimmte Anbieter wie zum Beispiel Streamingdienste fest, ob Nutzer aus einem bestimmten Land auf Inhalte zugreifen können oder nicht. Aus welchem Land ein Nutzer stammt, ermitteln die Dienste anhand der IP-Adresse.

Wer mit einer deutschen IP zum Beispiel auf den Streamingdienst Netflix zugreift, sieht automatisch die deutsche Variante – und nicht die Variante für den US-Markt. Anders verhält es sich für VPN Nutzer. Diese begeben sich über einen Remote Server ins Internet. Diese Remote Server können in verschiedenen Ländern stehen – Anwender können auswählen, über welchen Server sie sich im Netz bewegen. Wer einen US Server auswählt, kann bei Netflix und anderen Anbietern auch US Inhalte sehen. Über diesen Weg sind auch eingeschränkte und zensierte Inhalte zu sehen.

Wer seinen eigenen Standort verschleiert, genießt im Internet immer mehr Vorteile. Dies betrifft etwa Preisdiskriminierung. Manche Dienstleister und Verkäufer legen Preise auch in Abhängigkeit davon fest, von wo ein Benutzer zugreift. Für bestimmte Gegenden gelten offenbar Preisaufschläge unter ein- und derselben Browser URL, die sich mit einem VPN leicht umgehen lassen.

Contra VPN II: Mehr Inhalte sind nicht in jeder Hinsicht gut

Natürlich sind mehr Inhalte nicht in jeder Hinsicht gut. Vor allem bei eingeschränkten und zensierten Inhalten sollten Eltern jüngerer Kinder darauf achten, dass diese sich nicht unbeobachtet im Netz bewegen.

Pro VPN III: IP-Adresse unsichtbar machen

Ein VPN macht die eigene IP-Adresse unsichtbar – sogar gegenüber dem eigenen Internet-Service-Provider (ISP). Dies sorgt für wesentlich mehr Privatsphäre. Weder Regierungen noch Unternehmen oder Cyberkriminelle können nachvollziehen, wo sich ein Nutzer im Netz bewegt, welche Daten er auf Websites eingibt, wonach er in Suchmaschinen sucht etc.

Nicht alle VPNs bieten maximalen Schutz

Dies gilt allerdings nicht zwingend für alle VPNs. Einige Anbieter – insbesondere kostenlose VPNs – speichern die Bewegungsdaten ihrer Kunden. Diese Daten können prinzipiell an Dritte weitergegeben werden, zum Beispiel an Unternehmen, die dafür Geld bezahlen oder an Regierungen und Behörden. Wer mit einem VPN maximalen Schutz der Privatsphäre genießen möchte, setzt deshalb auf einen Anbieter mit No-Log Politik. Diese Anbieter garantieren, dass gar keine Daten gespeichert werden. Somit gibt es auch nichts an Dritte herauszugeben.

Pro VPN IV: Mehr Sicherheit beim Gaming

Wie wichtig ein guter Schutz ist, zeigt das Beispiel Gaming. Immer mehr Spieler nutzen Multiplayer Formate. Hier kommt es mitunter zu Angriffen durch verärgerte Mitspieler, die sich in Heimnetzwerk ihrer Konkurrenten hacken. Im schlimmsten Fall gelangen diese Hacker an sensible Daten wie die Zugangsdaten zu Bankkonten oder Konten bei sozialen Netzwerken. Mit einem VPN wird dies zuverlässig vermieden, weil die bösartigen Mitspieler die IP nicht sehen können. Ein VPN bietet damit sicheren Schutz gegen gravierende persönliche Angriffe wie zum Beispiel Swatting.

Contra VPN IV: Gegenmaßnahmen sind häufig

Die Diskretion und Anonymität eines VPNs stößt nicht überall auf Gegenliebe. So verbieten manche Regierungen die Nutzung virtueller privater Netzwerke. Auch Privatunternehmen wie zum Beispiel Streaminganbieter gehen gegen VPNs vor. So gibt es häufig eine Proxysperre. Wer mit einem VPN auf ein Streamingkonto zugreifen möchte, wird dann geblockt. Gute VPNs entwickeln ihre Technik allerdings laufend weiter und umgehen so VPN Sperren und andere Gegenmaßnahmen.

Fazit

Ein gutes VPN gibt es schon für weniger als zehn Euro pro Monat. Von kostenlosen Anbietern sollten Verbraucher besser die Finger lassen, da hier häufig sensible Daten verkauft werden. Für diesen relativ geringen Betrag gibt es viel Schutz. Dieser umfasst die gesamte Verschlüsselung des Datenverkehrs, das Verbergen der IP-Adresse und die Möglichkeit, Geoblocking zu umgehen. Auch wenn die Verbindungsgeschwindigkeit minimal leiden kann und manche Anbieter wie Streamingdienste Gegenmaßnahmen ergreifen: Auf ein VPN sollte kein sicherheitsbewusster Internetnutzer mehr verzichten.